Verdauungsstörungen beim Pferd: Welche Untersuchungen sind sinnvoll?
INFORMATIONEN VOM LABOR
Verdauungsstörungen kommen bei Hund, Katze und Pferd gleichermaßen häufig vor und geben oft Anlass zur Sorge. Beim Pferd ist besondere Vorsicht geboten, denn im schlimmsten Fall können Verdauungsstörungen in Form einer Kolik tödlich enden.
Darm und Immunsystem stehen in enger Verbindung miteinander. Ist der Darm geschwächt, verliert das gesamte Immunsystem an Stärke. Umgekehrt kann es bei einer Abwehrschwäche zu Störungen im Magen-Darm-Trakt kommen. In beiden Fällen gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht.
Deshalb empfehlen wir, bei Durchfall oder vermehrtem Kotabsatz einen Durchfall-Screen aus einer Sammelkotprobe im Labor durchführen zu lassen. Selbst wenn keines dieser Symptome vorliegt, ist ein Durchfall-Screen sinnvoll, da er Aufschluss über die Darmflora, einen möglichen Parasitenbefall, Sandgehalt im Darm oder – durch die Partikelgröße – über den Kopf-Darmbereich (u. a. Zähne) gibt.
Wie immer ist der Schlüssel für den Therapieerfolg zunächst einmal eine gründliche Anamnese:
WANN WURDE DAS LETZTE MAL NACH ENDOPARASITEN (WÜRMERN ODER EINZELLERN) GESCHAUT?
Wurmstadien finden wir regelmäßig bei der parasitologischen Untersuchung. Diese ist der pauschalen vorsorglichen Entwurmung immer vorzuziehen. Weil sich gegen Strongyliden vermehrt Resistenzen bilden, wird empfohlen, die Wurmkur zu variieren oder bei geringem Befall alternativ zu entwurmen.
Es gilt als erwiesen, dass das Risiko einer unbemerkten Erkrankung nur vermindert werden kann, wenn mindestens viermal jährlich untersucht oder prophylaktisch behandelt wird. Mittlerweile ist glücklicherweise die selektive Entwurmung beim Pferd weit verbreitet. Seltenere Untersuchungen sind aufgrund der kurzen Entwicklungszeiten der Parasiten kein ausreichender Schutz.
Es gibt neben der parasitologischen Untersuchung auch das McMaster-Verfahren: Hier werden die Parasiteneier pro Gramm Kot ermittelt. Studien belegen, dass man beim „gesunden“ Pferd ab 200 Parasiteneiern pro Gramm Kot entwurmen sollte.
HAT EIN UMZUG ODER EIN FUTTERWECHSEL STATTGEFUNDEN?
Stress in der Herde oder Futterumstellung können häufig die Ursache einer Verdauungsstörung sein. Bei der Umstellung des Futters gibt es eine wichtige Regel: Immer mit der Ruhe! Das Futter kann nicht von einem Tag auf den anderen umgestellt werden, denn das bekommt dem Pferdemagen nicht. Stattdessen sollte ein langsamer, stetiger Weg gewählt werden.
LIEGT EIN BLÄHBAUCH (FLATULENZEN) VOR?
In solchen Fällen können Gasbildner oder eine Pilzbesiedelung vorliegen. Der beste Weg zur Ursachenfindung ist hier ein Darmflora-Screen. Dieser ist zum Ausschluss von Pilzen, pathogenen Keimen, Ermittlung des pH-Wertes, Gasbildnern sowie Fehlbesiedlungen (Dysbakterien) sinnvoll.
Wir haben festgestellt, dass Acinetobacter-Keime beim Pferd häufig zu Koliken und Kotwasser führen. Auch Dünndarmüberbesiedlungen bei Kleintieren oder Fehlgärungen im Dickdarm bei Pferden kommen als Ursache in Frage.
Gasbildner können Koliken hervorrufen und sollten unbedingt behandelt werden! In milderen Fällen lässt sich erfahrungsgemäß Kümmel-Fenchel-Anis-Tee sehr gut einsetzen.
HEFEN
Darmmykosen treten häufig bei Tieren auf, die im Vorfeld antibiotisch behandelt wurden. Der Nachweis der Hefen ist, wie der von Bakterien, an eine Keimanzucht gekoppelt und braucht 2 – 3 Tage Zeit.
ALLES OKAY IM KOPF-DARMBEREICH?
Beim Pferd sollten immer die Zähne kritisch überprüft werden. Sandgehalt und Partikelgröße im Kot sind hilfreiche Untersuchungen zur Eingrenzung von Ursachen.
SANDGEHALT
Die Untersuchung von Sandgehalt erlaubt es, gezielt Rückschlüsse auf den Gehalt im Darm des Pferdes zu schließen, der in größeren Mengen eine Sandkolik hervorrufen kann. Der Sand kann sich im Blinddarm oder Dickdarm des Pferdes ansammeln und die Verdauungstätigkeit stark behindern. Die Darmperistaltik wird aufgrund des Sandgewichts deutlich eingeschränkt oder sie erliegt im schlimmsten Fall vollständig. Es kommt zur Eindickung und Verhärtung des Darminhalts und infolgedessen zu einer Verstopfung, die schmerzhafte Verkrampfungen mit sich führt. Durch die scharfkantigen Sandkörner wird zudem die empfindliche Darmschleimhaut gereizt, wodurch die Schmerzen des Pferdes verstärkt werden. Deshalb zeigen Pferde mit gro- ßen Sandablagerungen im Darm häufig wiederkehrende Koliken.
PARTIKELGRÖSSE
Die Partikelgröße der Nahrungsbestandteile im Kot ist in hohem Maße abhängig von der Zerkleinerung der Nahrung über die Kautätigkeit des Pferdes. Damit lassen sich Verdauungsstörungen, die durch mangelhafte Zerkleinerung verursacht werden, direkt angehen (z.B. Durchführung einer Zahnkontrolle, Überprüfung des Futters auf die Menge schwer verdaulicher Bestandteile, z.B. Stroh).
Herzlichst
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