Dein Hund ist Dein Spiegel: Dreamteam Mensch & Hund
Schaue deinem Hund tief in die Augen und lausche deinem Herzen – was hörst du? Dass dein Hund dich liebt? Ja, das stimmt sicher. Was hörst du noch? Ist er glücklich in seinem Leben mit und bei dir, oder gibt es irgendetwas, das du verbessern möchtest oder sogar solltest?
Unsere Hunde sind voll und ganz von uns abhängig. Wir bestimmen, wann wir aufstehen, wann und wo wir gemeinsam ausgehen, was und wann gegessen wird. Wir geben stets die Richtung vor, kurzum: Wir sind der Herr und unsere Hunde folgen uns, ohne zu zögern, brav überall hin. Sie sind ohne Arg und vertrauen uns, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber sind wir ihres Vertrauens auch immer würdig? Was können wir an unserem Zusammenleben mit unserem Hundefreund noch verbessern?
MEIN HUND UND ICH
Unbestritten hat jeder Mensch zu seinem Hund, der ihn einige oder sogar viele Jahre seines Lebens begleitet, ein gutes und sehr enges Verhältnis, denn so läuft es zwischen Mensch und Hund. Ich lehne mich noch ein bisschen weiter aus dem Fenster und behaupte, dass die Beziehungen, die wir Menschen zu unseren Hunden aufbauen, meist enger sind als jene Beziehungen, die wir mit unserem eigenen Partner führen. Diese These ist nicht böse gemeint und soll auch keinerlei Kritik darstellen. Menschen möchten immer alles ausdiskutieren und Recht haben, Hunde können einfach annehmen, egal was es ist. Sie lieben uns bedingungslos, so wie wir sind.
Warum sich das so und nicht anders verhält, ist schnell und simpel erklärt. Zum einen gibt ein Hund keine Widerworte und möchte auch nichts erklärt, bewiesen, geprüft oder belegt haben. Er macht, ist da, bringt sich ein, ist ganz bei uns, egal ob wir gerade traurig, beleidigt, sauer auf etwas oder jemanden sind. Unserem Hund ist es gleichgültig, ob wir etwas falsch oder richtig machen oder uns gerade das Haus unterm Hintern abgebrannt ist: Unser Hund ist für uns da – ohne Wenn und Aber. Er kann zwar nicht logisch folgern und versteht keine komplexen Zusammenhänge, kann aber naturgegebene, energetische Inhalte, Missstände und Verbindungen aufnehmen, und das schneller, als wir denken. Wir Menschen sind deutlich schwerfälliger und langsamer in unseren Entscheidungen und längst nicht bedingungslos in unserer Liebe. Warum? Weil unser Kopfzentrum erst alles checken muss, was an Entscheidungen und Planungen ansteht. Wir prüfen zuerst, ob es draußen in Strömen regnet, bevor wir ausgehen. Beim Hund läuft das anders: Er geht raus und stellt fest, dass es nass ist. Er weiß auch intuitiv, wann es zwölf Uhr mittags und somit Zeit für seine Runde ist.
UNSERE INNERE HALTUNG UND DIE REAKTION UNSERES HUNDES DARAUF
Wir Menschen besitzen die Eigenart, viel zu wollen und meistens nur höchstens die Hälfte davon zu erreichen.
Schauen wir uns doch unseren Alltag ehrlich an: Es gibt kaum einen Tag, an dem nicht etwas so Wichtiges ansteht, das unaufschiebbar ist und sofort erledigt werden muss. Das Tagespensum eines erwachsenen, berufstätigen Menschen mit Familie und Hund ist komplett ausgebucht. Fast jede Minute des Tages ist exakt durchgeplant. Kommt etwas Unerwartetes dazwischen, reagieren wir Menschen mit Stress und versuchen alles, um auch das noch zu bewältigen. Nur selten hören wir uns sagen: „Nein, das ist mir heute alles zu viel, daher erledige ich es lieber morgen in Ruhe“. Stress und Hektik sind typische Reaktionen, die unsere Hunde gerne und häufig „spiegeln“, was sich dann folgendermaßen bemerkbar macht: Der Hund ist beim Ausgehen unruhig, zieht nach links und rechts, schnüffelt überall herum, läuft kreuz und quer, kümmert sich überhaupt nicht um uns. Er hört auch nicht auf die ihm beigebrachten Kommandos, sondern macht einfach sein Ding. Und das nervt uns.
Der Hund tut genau das, was wir zuhause vor dem Ausgehen getan haben: Er spiegelt unser Verhalten. Er hält uns einen Spiegel vor, weil er intuitiv der Meinung ist, dass das so alles richtig ist. Hunde handeln nach Instinkt. Sie überlegen nicht. Für sie ist wichtig, dass sie uns gefallen.
Unsere innere Haltung spielt für unsere Hunde also eine entscheidende Rolle. Wir lassen uns meist von unserem Kopfzentrum antreiben und geraten so in Hektik und Stress, anstelle Gelassenheit zu bewahren und uns zu freuen, wenn unsere Hunde diese dann widerspiegeln.
Auch wird uns ein Spiegel vorgehalten, wenn wir etwas in uns unterdrücken oder z.B. einer Krankheit keine Beachtung schenken. Solche Situationen sind für unsere Hunde schwierig, denn sie übernehmen quasi für uns die verdrängte Krankheit.
Unser verstorbener Seniorhund Rudi bekam z.B. eines schönen Tages plötzlich eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, die sich über Wochen schleichend, zunächst von uns unbemerkt, entwickelt hatte. Diese wurde dann erfolgreich behandelt, doch es dauerte nicht lange, da hatte Rudi Probleme mit der Leber. Innerhalb eines dreiviertel Jahres erkrankten in Rudis kleinem Körper sämtliche Organe – eines nach dem anderen. Doch Rudi verbarg es so gut er konnte. Rudi war der Liebling unserer Tochter, sodass er sein Leid vor ihr versteckte und wir nicht bemerkten, wie schlecht es ihm ging. Kaum war meine Tochter aus dem Haus, zeigte er sein Leid, erbrach sich und lag teilnahmslos da. Rudi spiegelte also meine Tochter, denn sie wollte nicht wahrhaben, wie schlecht es ihm ging. Also verbarg er es vor ihr und spiegelte ihr positiv die heile Welt vor, die sie suggerierte und sich so sehr wünschte.
Hunde ahmen uns einerseits nach, halten uns andererseits einen Spiegel vor, der nicht immer positiv ist und Dinge auch verschleiern kann. Nicht nur unsere Hunde, auch Katzen und Pferde zeigen derartige Spiegelungen unseres Verhaltens. Ich habe im Laufe der Jahre, in denen ich mit Hunden lebe, herausgefunden, dass unsere Tiere uns auch etwas beibringen wollen. Sie wissen ganz genau, wo wir in unserer Entwicklung stehen und kennen die Impulse, die notwendig sind, damit wir vorankommen. Da Hunde sich an uns orientieren, um ihren Platz im Leben zu finden, sind unsere Emotionen, Gedankenbilder und unsere Ausstrahlung ausgesprochen wichtig für sie. Wir mögen zwar das vom Intellekt her„ klügere“ Herrchen bzw. Frauchen sein, aber unsere Hunde sind viel mehr als wir meinen, und wir können viel von ihnen lernen.
Sie stehen für bedingungslose Treue und Liebe! Wir erfahren durch sie und den Spiegel, den sie uns oft vorhalten, uns selbst treu zu sein und zu lieben. Und das nicht nur an guten Tagen. Unsere Hunde lieben uns ohne Wenn und Aber. Was wir von Hunden weiterhin übernehmen können, ist ihre Art, mehr im Hier und Jetzt zu leben. Hunde machen sich keine Sorgen um die Zukunft und lassen viel leichter die Vergangenheit los. Manchmal verstehen wir Menschen nicht oder ignorieren es, wenn unser Hund uns auffordert, rauszugehen, zu spielen oder zu kuscheln. Sie machen das oftmals deswegen, weil sie merken, dass wir mehr das Hier und Jetzt genießen sollen, denn wir haben nur dieses eine Leben. Wir lernen durch sie und ihr Spiegelverhalten loszulassen, Spaß und Freude im Moment zu haben. Daher sind unsere Hunde eine große Bereicherung, ein Geschenk für unser Leben, denn sie erinnern uns daran, wie schön es ist, frei von Zeit, Stress und Druck zu sein!
ANDREA LIPPERT
HEILPRAKTIKERIN
PRAXIS IN BAD SEGEBERG
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Zhineng Qigong, Facial Harmony, Dorn/Breuß-Therapie, Traditionelle Chinesische Medizin, Yoga, Dozentin an den Paracelsus Schulen
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