Physio-Osteopathie-Behandlung - Paracelsus Schule Augsburg
Eine Kombinationstherapie zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Beweglichkeit
Grundsätzlich ist eine physio-osteopathische Behandlung für alle Hunde mit Bewegungseinschränkungen zu empfehlen, egal ob diese auf angeborene Fehlstellungen, degenerative Veränderungen (Verschleißerscheinungen), auf die Größe oder das Alter des Hundes oder auf chirurgische Eingriffe am Bewegungsapparat zurückzuführen sind. Jegliche Ursache schränkt die Flexibilität und Belastbarkeit des Bewegungsapparates ein. Bänder und Muskulatur werden schlaffer und die Gelenke arthrotisch. Die Hunde haben Schmerzen und bewegen sich weniger, sodass die Beweglichkeit fortschreitend reduziert und die Muskulatur abgebaut wird. Es entwickelt sich ein Teufelskreis, der unterbrochen werden muss.
Die meisten Hunde können Schmerzen gut verbergen, sodass ihre Besitzer oft erst im fortgeschrittenen Stadium bemerken, dass etwas nicht stimmt. Die Hunde zeigen dann eine Schonhaltung, eine verminderte Bewegungs- und Spiellust und wollen keine langen Spaziergänge mehr machen. Ohne Behandlung stellen sich Probleme beim Aufstehen, Hinlegen und Treppensteigen ein.
Liegt den Beschwerden eine Ursache zugrunde, die nicht operativ behoben werden kann, empfehlen Tierärzte meist NSAIDs (non-steroidal antiinflammatory drugs), also schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente. Die Wiederherstellung der Beweglichkeit durch Physiotherapie und die Stabilisierung des Bewegungsapparates mittels Osteopathie sollten parallel erfolgen.
Je nachdem, welches Körpergewebe betroffen ist, kommt es zu unterschiedlich langen Heilungszeiten.
Bei muskulären Veränderungen liegen diese bei etwa 3 Wochen, bei Sehnenverletzungen bei 6 Wochen, bei Gelenkverletzungen bei mindestens 3 Monaten. Über diese Heilungszeiten informiert zu sein, ist wichtig, denn eine zu frühe Belastung kann die Fortschritte verzögern und weitere Schäden verursachen.
In den ersten Tagen bzw. Wochen nach Operationen oder Verletzungen können lymphfördernde und schmerzlindernde Maßnahmen erfolgen. Eine gezielte Bewegungstherapie kann weitere Einschränkungen und Folgeschäden verhindern und die Beweglichkeit lange erhalten. Das Augenmerk sollte nicht nur auf die betroffene Körperregion gerichtet sein, sondern auf den gesamten Bewegungsapparat. Denn auch die Körperareale, die durch eine Gewichtsverlagerung überbeansprucht werden, benötigen eine besondere Behandlung. Dafür sind gute anatomische Kenntnisse Voraussetzung.
Zunächst sollte eine Gangbildanalyse durchgeführt werden, um die erkrankte überbelastete Körperregion zu lokalisieren und beurteilen zu können. Der Untersuchungsgang erfolgt von oben nach unten von Gelenk zu Gelenk, jeweils im Seitenvergleich mit verschiedenen Bewegungstests (Extension, Flexion, Rotation, Ab- und Adduktion) und deren Bewegungsgraden. Die einzelnen Abschnitte und Bewegungsmessungen werden protokolliert (hierfür stehen Protokollvorlagen zur Verfügung).
WICHTIGE UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
- Welches Gelenk ist betroffen?
- In welcher Richtung ist das Gelenk eingeschränkt?
- In welchem Ausmaß ist die Bewegung eingeschränkt?
ZIELE DER PHYSIO-OSTEOPATIEBEHANDLUNG
- Lösen von Blockaden
- Schmerzlinderung
- Muskelaufbau
- Verhinderung von Spätfolgen (z.B. Arthrose, Kontrakturen)
- Wiederherstellung der Gelenkbeweglichkeit
BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
- Natürliche Alterungsprozesse
- Immobilität bei Über- oder Unterbelastung
- Gelenkfehlstellungen (angeboren/erworben)
BEHANDLUNGSARTEN
- Kühlung nach Operationen/ Verletzungen (wirkt abschwellend und schmerzlindernd)
- Nach 10 – 14 Tagen Wärmebehandlung zur Lockerung muskulärer Verspannungen
- Osteopathische Behandlungstechniken (parietal, viszeral, craniosakral, Retriktion, Manipulation, Mobilisation, Traktion, Thrust, MET)
- Ultraschall- und Vibrationsbehandlungen zur Erwärmung und Lockerung der tiefen Muskulatur, bei spastischer Muskulatur oder Myogelosen
- Passive Bewegung (Streckung, Beugung) – CAVE: Nie über das Endgefühl bewegen!
- Aktive Bewegungsübungen (z.B. langsame Mobilisierung – Laufen an der kurzen Leine, auf unterschiedlichen Untergründen, Cavaletti-Übungen, Laufen und Stehen auf Schaukelbrettern)
- Massagen (Streichungen, Schüttellungen, Klopfungen)
- Magnetfeldtherapie
Nach jeder Therapie sollte eine erneute Gangbildanalyse erfolgen, um zu überprüfen, dass keine Verschlechterung oder Verlagerung der Problematik stattgefunden hat. Ebenfalls zu beachten ist, und dies sollte dem Halter mitgeteilt werden, dass Erholungsphasen nach der Behandlung eingehalten werden müssen, insbesondere bei älteren Tieren und leistungsorientierten Haltern (das Tier wird ansonsten kontraproduktivem psychischem Stress ausgesetzt). Diese Erholungsphasen benötigt das Tier, damit Reparaturprozesse im Körper stattfinden können. Begonnen werden kann mit langsamen Spaziergängen, die mit der Zeit in Dauer und Intensität gesteigert werden können. Im Alltag sollten moderate Bewegungen ohne abrupte Bewegungsabläufe erfolgen, also keine „Stop and Go“-Aktivitäten wie z.B. Ballfangspiele. Die Untergründe sollten nicht glatt und rutschig sein, sonst müssen dem Hund Antirutsch-Socken angezogen werden.
KONTRAINDIKATIONEN FÜR OSTEOPATHISCHE TECHNIKEN
- Frische Verletzungen, z.B. Blutungen oder Frakturen
- Tumorerkrankungen
- Akute Infektionen, Fieber
- Trächtigkeit, insbesondere im letzten Trimenon
- Akute Bandscheibenerkrankungen
MICHAELA WENDLER
ERGOTHERAPEUTIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Pferde- und Hundeosteopathie, Gang- und Bewegungsanalyse, Dozentin an den Paracelsus Schulen
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