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Miasmen in der Homöopathie: Teil 6 – Tuberkulinie

Die Tuberkulinie, das tuberkulare Miasma

Die Tuberkulinie ist keines der ursprünglichen Miasmen. Es wurde nicht von Hahnemann in die Homöopathiewelt eingeführt. Hahnemann hatte sich, wie wir in den vergangenen Ausgaben besprochen haben, auf die drei Klassiker Psora, Sykose und Syphilis beschränkt, das tuberkulare Miasma wurde von nachfolgenden Homöopathen hinzugefügt. Sie fassten damit eine Gruppe von Erkrankungen zusammen, die ähnlich destruktiv wie die Syphilis sind, aber geistig nicht dumpf und unbeweglich, sondern intelligent und sehr schlau. Nach J.H. Allen ist das tuberkulare Miasma eine Kombination aus zwei der uns bereits bekannten Miasmen: der Psora und der Syphilis. Man bezeichnet es daher auch als „Pseudo-Psora“. Auch die Sykose kann mitspielen – dann entsteht das tuberkulare Miasma aus der Verbindung Psora und Sykose. In jedem Fall kann man die beiden Miasmen nicht mehr voneinander trennen, sie sind verschmolzen, ihre Symptome und Krankheitsverläufe sind häufig weit komplexer und schwerer zu behandeln als die der drei Grundmiasmen.

Tuberkulose vs. tuberkulares Miasma

Analog zum Krebsmiasma oder ähnlich wie bei der Syphilis unterscheiden wir zwischen der Krankheit Tuberkulose und dem tuberkularen Miasma. Auch hier entsteht das Miasma als Folge von Unterdrückung der Krankheitszeichen der Tuberkulose in früheren Generationen (Würfen). Ursprünglich gab es einmal eine tatsächliche Erkrankung, die eine energetische Schicht geschaffen hat, nachfolgende Generationen neigen dann zu „tuberkulinischen Beschwerden“, Tiere zeigen tuberkulinische Reaktionsmuster, sie können, müssen aber keine Lungenschwäche haben.

Die Tuberkulose …

ist eine chronische, wiederkehrende Infektionserkrankung. Das Wort „Tuberkulose“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Knötchenkrankheit“, weil sich in den befallenen Geweben Erregerherde abkapseln – die sog. Tuberkel. Hervorgerufen wird die Erkrankung durch das Mycobacterium tuberculosis. Es zählt zu den sog. Stäbchenbakterien und wurde 1882 von Robert Koch entdeckt.
Das Bakterium kann verschiedene Gewebe befallen, am häufigsten betrifft die Erkrankung die Lungen. Eines der ersten Symptome dort ist der Husten – am Beginn der Erkrankung ohne Sekret, im fortgeschrittenen Stadium auch mit reichlich Auswurf, erst hell, später gelb und grün, im Endstadium hustet der Patient Blut. Weitere Symptome der Lungentuberkulose sind Atemnot, Heiserkeit und Dysphagie.
Der Organismus des Patienten wird nach und nach mit den Stoffwechselprodukten des Krankheitserregers befallen – eigentlich sind das Leichengifte – mit weitreichenden negativen Auswirkungen: verminderte Leistungsfähigkeit, Muskelschwäche, Kreislaufschwäche, Nervenreizungen, Abmagerung, psychische Veränderungen, Schweißausbrüche, Unruhe in der Nacht etc.

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Das tuberkulare Miasma

Durch die Erkrankung an Tuberkulose kommt es zu einer Prägung, nachfolgende Generationen sind mit dem Miasma der Tuberkulinie behaftet. Je nachdem, wie die ursprüngliche Erkrankung ausgesehen hat, spricht man bei den Nachkommen von einer Sykotischen Tuberkulinie oder Syphilitischen Tuberkulinie.
Die Erkrankung hat eine eigenständige Charakteristik, die sehr schwierig zu heilen ist. Es gibt keine vorhersehbaren oder abgrenzbaren Stadien der Erkrankung und sie ist nicht mehr ansteckend. Sie kommt nicht notwendigerweise in allen weiteren Jungtieren vor – manchmal werden mehrere Generationen übersprungen, bevor wieder tuberkulinische Symptome am Tier sichtbar sind. Wir werden es daher in den seltensten Fällen schaffen, den Krankheitsverlauf bis zum Ursprung zu verfolgen.

Grundsätzliche Charakteristika der Tuberkulinie

THP 2 18 final Page15 Image1Tuberkulinische Tiere sind überempfindlich – für „alles“. Sie empfinden Schmerzen früher als andere, haben ein sensibleres Gehör, erschrecken leichter. Kurzum: Sie zeigen Verhaltensänderungen an Körper und Gemüt, lange bevor ein psorischer Hund mit dem Ohr zuckt. Ein weiteres Spezifikum ist das Verlangen zu verreisen. Dieses Gemütssymptom gilt gleichermaßen für tuberkulinische Menschen wie auch für Tiere, die Tuberkulinum benötigen. Tuberkulinum will sich bewegen, sie können nicht stillhalten. Sie lieben Autofahren, neue Eindrücke, wechselnde Umgebung. Wir brauchen nur an den Wochenendausflug zu denken und der Hund sitzt schon im Koffer.
Während psorisch veranlagte Tiere lieber mal in Ruhe zu Hause eine Runde vor sich hindösen, verlangt Tuberkulinum nach Aufregung und Abwechslung. Spiele werden ihnen nach sehr kurzer Zeit bereits langweilig, im Training verlangen sie ständig nach neuen Herausforderungen, eine Übung häufig zu wiederholen ist ihnen ein Gräuel. Sie zählen definitiv nicht zu den Tieren, die täglich die gleichen Gassirunden laufen wollen – sie möchten täglich Abwechslung.
Tuberkulinische Tiere sind lebhaft. Sie laufen, springen und stehen so gut wie nie still. Sie lieben Aufregung. Freiwillig würden sie sich nie zum Nachmittagsschläfchen in die Hundebox legen. Allerdings – wenn sie dann doch drinnen liegen, fällt die Spannung von ihnen ab und nach ein paar Minuten hört man wahrscheinlich schon tiefes Durchatmen und dann lautes Schnarchen. Sie haben sich durch ihre Hektik und Aktivität so erschöpft, dass sie richtig müde sind und umkippen, so bald der Adrenalinkick nachlässt. Das ist sehr charakteristisch für sykotische Tiere: von 0 auf 100 und wieder zurück. Sie brennen regelrecht aus.
Tuberkulinum ist sehr ungeduldig. Das liegt daran, dass sie nicht so viele Energiereserven haben – sie sind hektisch und aktiv, können das Energieniveau aber nur kurze Zeit halten.
Aus demselben Grund zählen tuberkulinische Tiere auch zu jenen, die regelrechte Wutanfälle bekommen können, sie haben eine niedrige Toleranzschwelle und reagieren häufig aggressiv.
Es sind schöne Tiere, in der Regel haben sie sehr gut proportionierte Körper, bewegen sich elegant, das Fell glänzt auch ohne viel Pflege seidig und weich. Der Körper ist allerdings auch sehr zart. Vor allem im Bereich der Brust kann man das gut erkennen, denn sie ist außergewöhnlich schmal. Dicke Muskelpakete sind selten und können auch mit viel Mühe nicht antrainiert werden.
In einer Herde will Tuberkulinum meist eine Führungsposition einnehmen. Es sind die eher dominanten Tiere der Gruppe. Stehen mehrere Pferde gemeinsam auf der Koppel, dann schlägt und beißt Tuberkulinum auch manchmal um sich, um ihren/seinen Rang zu sichern.

THP 2 18 final Page16 Image1Tuberkulinische Arzneimittel

Tuberkulinum ist die Nosode dieses Miasmas, aber natürlich gibt es in unserer Materia Medica viele Arzneimittel, die ähnliche Symptome aufweisen und die wir daher zur Therapie verwenden können. Nachfolgend einige Beispiele.

PHOSPHORUS: hat viele tuberkulinische Züge, z.B. den zarten Körperbau, die Neigung zu Blutungen, Bluthusten und die Erregbarkeit

CALCIUM PHOSPHORICUM: ein unzufriedenes, reizbares Mittel mit dem Verlangen zu reisen

SILICEA: sehr zarte Konstitution

Es gibt noch viele mehr. Dennoch kann man das Miasma am besten kennenlernen, wenn man sich die Symptome seiner dazugehörigen Nosode ansieht.

Tuberkulinum – die Nosode des tuberkulinischen Miasmas

Tuberkulinum ist eine Nosode, die recht oft zum Einsatz kommt, wesentlich häufiger als z.B. Syphilinum oder Carcinosinum. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe verschiedener Zubereitungen von Tuberkulinum, je nach dem verwendeten Ausgangsmaterial. Zum Beispiel wurde Tuberkulinum bovinum aus dem Lungengewebe und den Lymphdrüsen einer an Tuberkulose erkrankten Kuh hergestellt. Tuberkulinum Koch hingegen stammt aus menschlichem Lungengewebe. Diese beiden sind die häufigsten Varianten der tuberkulinischen Nosode.

WICHTIGE LEITSYMPTOME VON TUBERKULINUM
(ausgewählte Symptome nach Kopf-zu-Fuß-Schema, nicht vollständig)

GEMÜT

  • intelligente, schlaue Tiere
  • manchmal hinterlistig und manipulativ
  • zerstörerisch, vor allem, wenn Veränderung/Abwechslung nicht möglich ist
  • unruhig, aber ermüdet schnell
  • Verlangen nach Abwechslung
  • Verlangen zu reisen
  • unzufrieden
  • Stimmungsschwankungen
  • leicht gereizt
  • Gewitterangst
  • sehr sensibel, z.B. Elektrosmog, Strahlen

AUGEN/OHREN/NASE/HALS

  • Rötungen am Auge, Atrophie des Sehnervs, Lichtempfindlichkeit
  • Erkrankungen der Netzhaut
  • Tendenz zu Ohrenentzündungen, Probleme am Trommelfell, Ausfluss aus dem Ohr
  • Geruchsempfindlichkeit, Nasenbluten
  • leicht und häufig erkältet
  • Heiserkeit
  • Halsentzündungen/Kehlkopfentzündungen/Räuspern („Haar im Hals“)

ATMUNG

  • schmale Brust
  • Anfälligkeit für Erkrankungen der Atemwege
  • Zwingerhusten
  • Bronchitis
  • Asthma

HERZ/KREISLAUF

  • Kreislaufprobleme (schlechte Durchblutung der Extremitäten)
  • Blutmangel

MAGEN/VERDAUUNG

  • Abmagerung trotz guten Appetits
  • hartnäckiger Durchfall bei Jungtieren
  • Verlangen nach Fett
  • Verlangen nach Dingen, die nicht verdaut werden können
  • häufiger Wurmbefall
  • Kolitis
  • blutende Fisteln

HAUT

  • langsame Wundheilung
  • Narben öffnen sich wieder
  • Unterdrückung von Hautsymptomen führt zu neurologischen Erkrankungen

SCHLAF

  • Unruhe nachts
  • sehr leichter Schlaf – fährt erschrocken aus dem Schlaf hoch
  • frisst lieber nachts (Hunger nachts; gutes Symptom für Hunde)
  • Schlaf schlechter/unruhiger bei Gewitter, Vollmond oder Neumond
  • starker Nachtschweiß

Denjenigen unter Ihnen, die sich schon mit Homöopathie und der Materia Medica der Arzneimittel befasst haben, werden bei der Aufzählung sicher gleich einige passende homöopathische Mittel eingefallen sein. In der homöopathischen Therapie stehen wir aber manchmal vor dem Problem, dass wir sicher sind, das richtige Mittel gewählt zu haben, dennoch kommen wir in der Behandlung unseres Patienten nicht voran. Grund dafür könnte sein, dass wir einen komplexen Fall mit mehreren Miasmen vorliegen haben, und dass das tuberkulinische Miasma eines davon ist. In solchen Fällen könnte Tuberkulinum helfen.
Mit den Ausführungen zur Tuberkulinie endet unsere 6-teillige Miasmenserie.

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