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Das Lachesis-Pferd: Grundlagen

THP 2 18 final Page36 Image1Beim homöopathischen Konstitutionsmittel Lachesis muta handelt es sich um ein tierisches Mittel, nämlich das Gift der in Südamerika beheimateten Buschmeisterschlange. Diese gehört zur Gattung der Grubenottern und ihr Gift ist eines der stärksten und damit gefährlichsten Schlangengifte.
Der Name Lachesis entstammt der griechischen Mythologie und bedeutet „Zuteilerin“, denn Lachesis ist eine der drei Moiren, die griechischen Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden der Menschen spinnen. Lachesis’ Aufgabe ist es, die Länge des Lebensfadens zu bemessen und zuzuteilen.
Als Raubtier setzt die Schlange ihr Gift dazu ein, um Beutetiere zu töten und damit ihren Nahrungsbedarf zu sichern, oder aber, um sich vor möglichen Gefahren zu verteidigen. Möchte man das Wesen des Konstitutionsmittels Lachesis muta verstehen, muss man sich zum einen mit der Wirkung des Giftes und zum anderen mit dem Verhalten und Grundcharakter der Buschmeisterschlange beschäftigen.

Schlangen – Gifte und Urängste aller Menschen und Tiere

Seit frühester Urzeit gilt die Schlange als gefährliches Tier, deren Anblick oder auch nur Gedanke daran bei der Mehrzahl der Menschen Unruhe, Angst oder sogar Phobien auslöst. Auch werden Schlangen häufig als falsch bzw. hinterhältig bezeichnet, deren Verhalten man nicht vorhersehen und sich demnach nur schlecht vor ihnen schützen kann.
Angst ist ein evolutionsstabiles Verhalten, das weder wegtrainiert noch weggezüchtet werden kann. Nur die Individuen, die Angst vor gefährlichen Dingen hatten, haben sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht und somit überlebt.
Durch dieses Anpassungsverhalten an ihre Umwelt haben sie lange genug überlebt, um erfolgreich Nachwuchs zu bekommen und aufzuziehen. Die „Angstgene“ wurden also von Generation zu Generation weitervererbt. Für die Entstehung von Angst sind zum einen Lernprozesse, zum anderen wichtige genetisch determinierte Auslöser von Bedeutung. Diese haben sich während der Evolutionsgeschichte entwickelt und stehen jedem Individuum von Geburt an zur Verfügung. Solche angeborenen Auslöser sind vor allem dann wichtig, wenn das Lernen, dass bestimmte Dinge gefährlich sind, nicht möglich ist, weil es nach einem ersten Kontakt damit keinen zweiten mehr geben wird. Da es auch unter modernen medizinischen Möglichkeiten sehr unwahrscheinlich ist, den Biss einer Buschmeisterschlange zu überleben, wurde diese Angst evolutionsstabil weitervererbt. Eine logische Konsequenz hiervon ist, dass diese Schlangen gemieden und gefürchtet werden. Bei unseren Pferden wird diese Urangst häufig dadurch deutlich, dass sie vor jedem Zischen, das an eine Schlange erinnert, scheuen oder zumindest vorsichtig reagieren.

Von einem Extrem ins andere

BEWEGUNGSLOSIGKEIT VS. BLITZSCHNELLE BEWEGUNGEN
Schlangen an sich sind eher scheue Tiere, die in Ruhe gelassen werden möchten und von sich aus weder Kontakt noch Streit suchen. Am ehesten sind sie an ruhigen, trockenen Plätzen anzutreffen und bewegen sich nur dann, wenn sie auf Beutefang gehen oder sich bedroht bzw. gestört fühlen.
Anders als andere Raubtiere jagen sie weder im Rudel noch verfolgen sie ihre Beute über längere Strecken. Die Strategie der Schlange liegt darin, sich auf die Lauer zu legen, aus dem Hinterhalt anzugreifen und die Beute mit ihren Giftzähnen zu beißen. Hier geht die Schlange sehr schnell und gezielt vor und muss anschließend nur noch darauf warten, dass das Gift seine Wirkung zeigt und das Opfer stirbt. Erst dann wird die Schlange wieder aktiv und verschlingt die Beute, um sich im Anschluss wieder zurückzuziehen und lange Zeit von dieser Beute zu zehren. Hier zeigt sich ein weiteres Extrem, nämlich die enorme Energie, die aus einzelnen Handlungen gewonnen werden kann. Die Schlange kann monatelang ohne Nahrung auskommen und in dieser Zeit zufrieden und bewegungslos an ihrem Platz bleiben. Genauso verhält sich die Schlange, wenn sie sich in ihrem Wohlbefinden oder ihrer Sicherheit gestört fühlt. Auch hier „diskutiert“ oder kämpft sie nicht lange mit ihrem Feind, sondern wartet einen geeigneten Moment ab und versetzt dem Störenfried einen gezielten und mit ziemlicher Sicherheit tödlichen Biss.

THP 2 18 final Page38 Image1LAUNISCHES, SEHR ZERSTÖRERISCHES VERHALTEN UND HOHE REAKTIVITÄT VS. HARMLOSES UND FRIEDLICHES VERHALTEN
Entsprechend ihres Verhaltens lässt man Schlangen also entweder gar nicht erst herein oder nicht aus den Augen. Hält man den nötigen Sicherheitsabstand und tut nichts, was Lachesis nicht gefällt, kann sie durchaus ein sehr angenehmer Zeitgenosse sein. Das Zusammenleben mit Lachesis gestaltet sich allerdings als sehr schwierig, da sie zwar ruhig wirkt, dennoch aber hellwach ist und sehr sensibel auf jede noch so kleine Veränderung in ihrem Umfeld reagiert. Nur sie selbst weiß, wodurch sie sich im Augenblick gestört fühlt, und somit ist es sehr schwierig, im Umgang mit ihr keine Fehler zu machen. Störenfriede werden gezielt und sehr vehement verfolgt und angegriffen, wobei stets die völlige Zerstörung das Ziel ist.
Genauso verhält es sich mit Erkrankungen, die durch Lachesis muta beeinflusst werden können. Sie mögen nach außen unscheinbar und harmlos wirken, schreiten aber mit sehr zerstörerischer Tendenz unaufhörlich fort.
Ein weiterer Aspekt der Launenhaftigkeit von Lachesis ist der, dass sie sehr liebenswürdig und attraktiv sein kann. Auf viele Menschen und Tiere wirkt sie sogar außerordentlich faszinierend, da sie mir ihrem fast schon hypnotisch wirkenden Blick eine Art magische Ausstrahlung besitzt. Sie lässt in einigen Fällen sogar Annäherung oder gar Berührung zu, um sich im nächsten Moment aggressiv dagegen zu wehren und zu beißen. Die hohe Reaktivität zeigt sich auch darin, dass Lachesis mitteilungsfreudig ist und sehr viel mehr Verhaltensweisen innerhalb kürzester Zeit zeigen kann als andere Mittel. Beim Menschen ist es ein eindeutiges Merkmal von Lachesis, dass sie sehr viel und schnell reden und ihre Mitmenschen mit ihrem Redeschwall regelrecht erschlagen. Hierbei wird keinerlei Rücksicht auf die Reaktion des Gegenübers genommen und die Themen schweifen mehrfach ab, indem Lachesis vom Hundertsten ins Tausendste kommt und zusammenhanglos von einem Thema zum anderen springt. Bei Tieren zeigt sich diese Mitteilungsfreude eher darin, dass sie innerhalb kürzester Zeit ihr gesamtes Repertoire an Verhaltensweisen abspielen und hierbei schnell zwischen freundlichen und aggressiven Verhaltensweisen wechseln.

ABSOLUTE ABNEIGUNG GEGEN EINSCHRÄNKUNG UND EINENGUNG VS. ÜBERMÄSSIG BESITZERGREIFENDES VERHALTEN UND EIFERSUCHT
Lachesis kann es absolut nicht leiden, wenn sie bedrängt, eingeschränkt oder eingeengt wird. Jede noch so kleine Einschränkung wird als lebensbedrohlich empfunden und heftig bekämpft. Als besonders bedrohlich werden Einengungen am Hals und Brust-Rumpfbereich empfunden. Auch fehlende Ausweichmöglichkeiten nach hinten oder Einschränkungen, die von oben kommen, werden nicht toleriert. Im Gegenzug dazu kann Lachesis es überhaupt nicht leiden, einen als angenehm empfundenen Partner teilen zu müssen. Lässt sie den Kontakt einmal zu, so handelt es sich hierbei immer um einzelne Individuen und diese werden als absolutes „Eigentum“ verteidigt und umschlungen. Auch Futter und andere Ressourcen werden regelrecht um- bzw. verschlungen.

Der Grundgedanke hinter dem Verhalten der Schlange kann also so definiert werden, dass etwas Schlimmes passieren wird, wenn sie untätig bleibt. Der häufig genannte Aspekt der Eifersucht bei Schlangen ist hier eher ein sehr unangenehmes Gefühl, dass während der eigenen Abwesenheit etwas Schlimmes geschieht, was wiederum fatale Folgen für einen selbst haben wird. Aus diesem Grund ist Lachesis allem und jedem gegenüber misstrauisch und bekämpft jeden, der ihr auch nur im geringsten bedrohlich erscheinen könnte, bereits im Vorfeld vehement. Hierbei geht sie im passenden Moment gezielt vor und kann sich der zerstörerischen, tödlichen Nachwirkung ihrer Tat gewiss sein, sodass dieser Störenfried auch in ihrer späteren Abwesenheit keinerlei Schaden mehr anrichten kann. Wird Lachesis von einem starken „Gegner“ beherrscht, sucht sich die unterdrückte Energie immer ein anderes Ventil. Das äußert sich dann entweder in einem völlig übersteigerten Sexualverhalten oder in übertrieben lebhaftem, fast schon hyperaktivem Verhalten, Spiel oder ungerichteter Bewegung. Wird auch das unterdrückt, reagiert Lachesis mit selbstzerstö- rerischem Verhalten. Hier wird ein weiterer Aspekt von Lachesis deutlich, nämlich, dass sie ihre Interessen, falls nötig, bis zur völligen Selbstzerstörung durchsetzt.

Die Wirkung des Giftes von Lachesis muta

Das Schlangengift wird in den Giftdrüsen der Speicheldrüsen des Oberkiefers produziert und über spezielle Giftzähne auf das Opfer übertragen. Hierbei unterscheidet die Schlange, ob sie ein Beutetier oder einen (potenziellen) Feind beißt. Der Biss gegen einen Feind enthält in den meisten Fällen weitaus weniger Gift als der gegen ein Beutetier. Das Ausmaß der toxischen Wirkung und die Geschwindigkeit, mit der sich das Gift im Körper des Opfers ausbreitet, hängt auch davon ab, wo sich der Biss befindet. Bisse in der Kopf- und Halsgegend sind viel gefährlicher, da sie schneller zum Tod führen, als Bisse an anderen Körperstellen, wie z.B. den Beinen des Opfers.
Das Gift der Buchmeisterschlange hat nur eine geringe Wirkung auf das Nervensystem (nur wenig neurotoxisch). Die tödliche Gefahr geht von dessen negativem Einfluss auf die Blutgerinnung aus. Die Thrombosegefahr erhöht sich stark und schließlich kommt es zur kompletten Zersetzung der Blutgefäße mit fortschreitendem Absterben von Köperzellen (starke zytotoxische Wirkung). Die Bisswunde verfärbt sich schnell rötlich/bläulich und es kommt zu einer ernsthaften Entzündungsreaktion, die nicht selten in einer Blutvergiftung (Sepsis) endet. Hierdurch wird deutlich, dass sich die zerstörerische Wirkung von Lachesis rasch weiter ausbreitet.

ERSTE ANZEICHEN FÜR EINE VERGIFTUNG SIND 

  • Übelkeit 
  • starke Krämpfe 
  • Erbrechen 
  • wässriger Durchfall 
  • sehr starkes Schwitzen 
  • Gerinnungsstörungen des Blutes 
  • nekrotisches Gewebe, vorwiegend um die Bissstelle herum

Constantin Hering fand bei seinen Arzneimittelprüfungen heraus, dass es ausreichend ist, das Gift auch nur einzuatmen, um Symptome wie Erschöpfung, Müdigkeit, große Redseligkeit und ein unangenehmes Druckempfinden im Halsbereich hervorzurufen.
In der nächsten Ausgabe erfahren Sie, wie sich die Wirkung von Lachesis muta auf den Charakter und die Verhaltensweisen des Pferdes auswirkt und wie mit einem LachesisPferd am besten umzugehen ist.

ALEXANDRA HOFFMANNALEXANDRA HOFFMANN
TIERPSYCHOLOGIN
HEILPRAKTIKERIN FÜR PSYCHOTHERAPIE
EIGENE PRAXIS IN GERMERING

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Bach-Blütentherapie für Hunde
  • Veterinärhomöopathie
  • Humanpsychologie und Notfallmedizin
  • Angewandte Prävention und Gesundheitsförderung in der Tiermedizin
  • Dozentin der Paracelsus Schulen

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