Diätetische Therapie von Gelenk- und Rückenerkrankungen
ERFOLGREICHE PHYTOTHERAPIE IST NICHT IMMER PHARMAZEUTISCH
Kräuter können pharmakologisch und diätetisch wirken
Die Phytotherapie stellt hervorragende Möglichkeiten zur Therapie von akuten sowie chronischen Erkrankungen zur Verfügung. Der Therapeut entscheidet, ob er einen pharmakologischen Effekt erzielen möchte oder ob die diätetische Therapie im Vordergrund stehen soll.
Teufelskralle
Zur Erzielung eines pharmakologischen Effektes bietet sich insbesondere die Teufelskralle an, der im „Lehrbuch der Phytotherapie“ von R. F. Weiss ein ähnlich starker Effekt wie dem Phenylbutazon zugeschrieben wird. Gleichzeitig wird auf die Schwierigkeit der Beschaffung der tatsächlich wirksamen Wurzelbestandteile und der damit verbundenen erschwerten Standardisierung der Therapie hingewiesen. Aus eigener Beobachtung kann ich sagen, dass zumindest beim Pferd Nebenwirkungen auftreten können, was zusammen mit den Problemen bei der Standardisierung eine wirkungsvolle, gezielte Therapie mit Teufelskralle beim Tier erheblich erschwert. Ingwer Der im Augenblick sehr angesagte
Ingwer
ist im Wesentlichen eine Bitterdroge mit vielen scharf schmeckenden Gewürzstoffen. Die Aussagen zu seiner Wirkung auf die entzündlichen Prozesse am Bewegungsapparat sind eher schwammig. Eine gezielte Therapie zur Erzielung eines beabsichtigten pharmakologischen Effektes scheint mir daher schwierig.
Einsatz von Kräutern
Einen gesicherten und sehr wirksamen Ansatz bietet hingegen der diätetische Einsatz von Kräutern zur Therapie der akuten, vor allem aber der chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Hier zielt der Therapeut weniger auf pharmakologische Effekte als vielmehr auf eine diätetische Unterstützung des Bewegungsapparates durch gezielte Zufuhr von pflanzlichen Sekundärstoffen ab.
Im Gegensatz zum pharmakologischen Ansatz muss beim diätetischen Einsatz von Kräutern keine Aufmerksamkeit auf Überdosierungen und Therapiedauer gerichtet werden. Im Gegenteil: Die zur diätetischen Unterstützung eingesetzten Kräuter sollten zur Dauerbeifütterung nicht nur geeignet, sondern prädestiniert sein.
Aufgabe und Wirkungsweise der Phytodiätetik
Der Einsatz von Kräutern in der Diätetik zur Therapie, gerade bei chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, darf nicht unterschätzt werden. Die Auswahl der Zutaten zur Nahrungsergänzung sollte nicht zuerst darauf gerichtet sein, eine Substituierung z.B. von Knorpelsubstanzen zu erreichen. Die Zufuhr von Glukosaminen (Grünlippmuschel) oder Hyaluronsäure über die Nahrung scheint in ihrer substituierenden Wirkung eher zweifelhaft, da die knorpel- bzw. synoviaähnlichen Substanzen die Verdauung nicht überleben und so keinen Weg ins Gelenk finden können. Vielmehr sollte der Fokus auf die indirekten diätetischen Wirkungen der Zutaten gerichtet sein. Hier lohnt sich der Blick in die Bücher der Phytotherapie mit besonderem Augenmerk auf die Verwendung der Kräuter in der langfristig angelegten Diätetik. Die positiven Effekte auf den Bewegungsapparat ergeben sich zumeist aus der tonisierenden Wirkung auf den Stoffwechsel – nicht nur der Gelenke. Diese tonisierende Wirkung, z.B. der Brennnessel, erstreckt sich auf den gesamten Körper, auch auf Leber- und Nierenfunktion, und stärkt so den Bewegungsapparat indirekt.
Wie wir wissen, hängt nicht nur ein gut funktionierender Mineralstoffwechsel (z.B. der Knochen), sondern auch die Qualität der Körperflüssigkeiten, also auch der Synovia (Gelenkschmiere), von gut funktionierenden Nieren ab. Tonisierte Nieren stärken auch den Knochen- und Gelenkstoffwechsel und ermöglichen dadurch einen gesunden Bewegungsapparat.
So hat z.B. der Löwenzahn bekanntermaßen als Lebensmittel über seine Bitterstoffe die Eigenschaft einer Anregung aller Stoffwechselfunktionen, insbesondere auch des Stoffwechsels der Gelenkkapseln. Dies begründet seinen in der Volksmedizin seit Jahrhunderten bekannten Ruf als hervorragendes Lebensmittel bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Nahrung und insbesondere Diätetik bei akuten und chronischen Erkrankungen haben die Aufgabe, dem Körper die notwendigen Stoffe auch zur Anregung und guten Funktion der inneren Organe zur Verfügung zu stellen, um seine Gesundheit zu erhalten.
Erstaunliche Erfolge mit der Phytodiätetik
Zur Behandlung chronischer Erkrankungen am Bewegungsapparat ist eine passende Diätetik mit einem ganzheitlichen Ansatz unumgänglich.
Die Verfütterung hochwertiger Zutaten zur Entlastung von Leber und Nieren und einer gleichzeitig sichergestellten Versorgung mit hochwertigen Aminosäuren schafft, neben der Phytodiätetik, erst die Voraussetzung zur Heilung bzw. erheblichen Linderung von Rücken- und Gelenkerkrankungen. Die Auswahl der passenden, seit Jahrhunderten bewährten Kräuter für den Bewegungsapparat, die – ohne pharmakologischen Eingriff in den Körper – auf diätetischer Grundlage wirken, führt zu erstaunlichen Erfolgen.
Wesentlich bei der Behandlung chronischer Erkrankungen am Bewegungsapparat ist die aus einer Eindämmung der Krankheit oder sogar einer Verbesserung des Gelenkzustandes resultierende höhere Bewegungsfreudigkeit und Bewegungsmöglichkeit des Patienten. Die Phytodiätetik kann hierzu den entscheidenden Beitrag leisten.
Bei vielen juvenilen Hunden kann durch gezielte Diätetik unter Einbeziehung der Phytotherapie die Neigung zu Gelenkentzündungen beseitigt werden. Auch die juvenilen Kreuzgallen beim Pferd bilden sich häufig unter einer gezielten Beifütterung der passenden Kräuter zurück.
Fazit
Die Möglichkeiten des diätetischen Einsatzes von Kräutern wird häufig unterschätzt. Dabei zeigt die Praxis, dass der Einsatz der Phytodiätetik bei dauernder Anwendung, z.B. bei chronischen Problemen arthrotischer oder arthritischer Natur, den Einsatz von Schmerzmitteln und Kortikoiden häufig ersetzen und zusätzlich eine Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten des Patienten bewirken kann.
Auch die Normalisierung des Gelenkstoffwechsels der jungen Hunde und Pferde gelingt häufig allein durch gezielte Bewegungsprogramme und den Einsatz einer ganzheitlichen Diätetik unter Berücksichtigung der Phytodiätetik. Gerade ganzheitlich denkende Therapeuten sollten daher die Möglichkeiten der Phytodiätetik in jede Behandlung des Bewegungsapparates einbeziehen.
CHRISTOPH RABANUS
TIERHEILPRAKTIKER
FUTTERMITTELHERSTELLER
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Deductionstherapie
- Diätetik
- Phytodiätetik
- Lahmheiten bei Hund und Pferd
- Akute Zustände bei Hund, Pferd und Kalb
KONTAKT
Foto: © Floydine - stock.adobe.com