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Miasmen in der Homöopathie: Teil 5 – Krebs

THP 1 18 Titel Page14 Image1Was wir schon über Miasmen wissen

Psora, Syphilis und Sykose sind die drei Grundmiasmen, die bereits zu Lebzeiten Hahnemanns in der homöopathischen Welt bekannt waren. Diese drei Miasmen hat Hahnemann selbst definiert und in einem seiner wichtigsten Werke, den „Chronischen Krankheiten“, beschrieben. Wir haben uns in den vergangenen Ausgaben dieses Magazins ausführlich damit befasst. Mit diesen Modellen konnten Homöopathen eine Vielzahl chronischer Erkrankungen in ihrer Entstehung besser verstehen und gezielter und nachhaltiger behandeln. Ein großer Fortschritt für die Homöopathie! Wie in jeder wissenschaftlichen Disziplin geht die Forschung weiter, der Erfahrungsschatz wird größer – und die Anwender stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen. So erging es auch den Homöopathen nach Hahnemann, die Erklärungsmodelle der Psora, Syphilis und Sykose reichten nicht mehr aus. Ein viertes Miasma wurde eingeführt: die Tuberkulinie (s. nächste Ausgabe), und gleich danach konzipierte der schottische Arzt Donald McDonald Foubistier (1902 – 1988) das Krebsmiasma.

Miasmatische Homöopathie

THP 1 18 300 Page17 Image1Diese zwei definierten Miasmen waren der Anfang einer wahren Flut von „neuen“ Miasmen. Miasmatische Homöopathie wurde zu einem eigenen Fachgebiet innerhalb der homöopathischen Lehre – von manchen geliebt, von anderen für unnötig befunden. Einer der bekanntesten miasmatisch arbeitenden Homöopathen, der indische Arzt Dr. Rajan Sankaran, beschreibt immerhin zehn unterschiedliche Miasmentypen. Misamenlehren sind auch heute noch immer eines der beliebtesten Streitthemen bei jedem Homöopathiestammtisch.
Wir können nicht auf alle diese Modelle eingehen, sondern werden uns in dieser und in der nächsten Ausgabe mit den zwei Miasmen befassen, die in der Fachwelt bereits etabliert sind und zu denen es auch einen großen Erfahrungsschatz an Fällen gibt: der Kanzerinie (Krebsmiasma, in diesem Heft) und der Tuberkulinie (in 2/18).

DIE KANZERINIE, DAS KREBSMIASMA

Die „Entdeckung“ des Krebsmiasmas

THP 1 18 Titel Page15 Image1Dr. Foubister entdeckte das Krebsmiasma im Zuge eines Experimentes. Er behandelte im Londoner Homoeopathic Hospital gleichzeitig zwei Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft an Brustkrebs erkrankt waren. Beide Kinder zeigten auffallend ähnliche äußerliche Symptome, wie z.B. blaue Skleren und Cafe-au-lait-Flecken. Beide Kinder hatten viele Muttermale und litten an Schlaflosigkeit. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits das homöopathische Mittel Carcinosin, das u.a. bei Schlafstörungen eingesetzt wurde, besonders dann, wenn in der Familie des Patienten bereits Krebserkrankungen vorgekommen waren. Dr. Foubister fand diesen Zusammenhang zu deutlich, um zufällig zu sein, und begann zu forschen. Bei allen Kindern, die ein ähnliches Erscheinungsbild aufwiesen, wurde in der Anamnese Augenmerk auf Krebserkrankungen in der Familie gelegt. Bei positivem Ergebnis wurde den Kindern Carcinosin verabreicht. Aber nicht bei allen Kindern, die nach Carcinosin aussahen, gab es Krebs in der Familie; Foubistier fand eine ganze Reihe anderer Beschwerden, häufig waren es auch entzündliche Erkrankungen wie Pneumonie. Die Carcinosin-Erscheinung, Entzündungen und Schlaflosigkeit waren wichtige Parameter des Arzneimittelbildes. In seiner weiteren homöopathischen Arbeit wurden diese Annahmen bestätigt: Lagen bestimmte körperliche und geistige Symptome vor und wurde daraufhin Carcinosin verabreicht, ging es den Patienten danach deutlich besser. Die Idee eines neuen chronischen Krankheitsmusters, des Krebsmiasmas, war entstanden.

Entstehung von Krebs – Ansatz der konventionellen Medizin

Therorien zur Krebsentstehung gibt es unendlich viele. Keine davon ist nach wissenschaftlichen Methoden gefestigt, dass man sagen könnte, „wir wissen, wie Krebs entsteht“. Bekannt ist aber, was rein technisch im Körper passiert, wenn sich Krebs bildet: Krebs ist eine maligne (bösartige) Neubildung von Gewebe – eine Neoplasie. Unabhängig davon, um welche Form von Krebs es sich handelt, in jedem Fall kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung entarteter Körperzellen. Diese zerstören gesundes Gewebe und Organe. In einem gesunden Organismus finden ständig Reparaturvorgänge statt, beschädigte Zellen werden vernichtet, neue gebildet. Gesteuert werden diese Vorgänge von einem genetischen Code, der Überlebensmechanismus ist also im Erbgut verankert. Dieser Code kann durch verschiedene Einflüsse gestört bzw. beschädigt werden, z.B. durch chemische Gifte, Radioaktivität, bestimmte Formen von Viren (Hepatitis B, HPV etc.), immunsuppressive Maßnahmen etc. – die Liste ist lang. Auch erbliche Belastungen werden in der Schulmedizin diskutiert. Zusammenfassend kann man sagen, dass es Einwirkungen auf den Organismus gab, die das genetische Gleichgewicht zwischen Zellwachstum, Zellteilung und dem natürlichen Zelltod so gestört haben, dass Krebs entstehen konnte.

THP 1 18 Titel Page15 Image2Entstehung von Krebs – Homöopathischer Ansatz Hahnemanns

Hahnemann hat in einer Krebserkrankung keinesfalls nur das Lokalübel, den Tumor, gesehen. Für ihn war es wichtig, in Anamnese und Mittelfindung zwischen Lokalübeln (bei Krebs dem sichtbaren Tumor) und dem dahinter liegenden Geschehen zu differenzieren. Im § 188 Organon 6 schreibt er, dass die damalige Schulmedizin äußerlich sichtbare Erkrankungen fälschlicherweise als isolierte Symptome behandelte. Die Ärzte dieser Zeit sahen keinen Zusammenhang zwischen äußerlichem Symptom und innerer Erkrankung: „Man hielt diese Übel für bloss örtliche und nannte sie deshalb Local-Übel, gleichsam an diesen Theilen ausschließlich stattfindende Erkrankungen, woran der Organism wenig oder keinen Theil nehme.“
Im § 205 Organon schreibt er weiter: „Ich kann daher z. B. nicht zur örtlichen Ausrottung des sogenannten Lippen- oder Gesichts-Krebses durch Arsenik raten … Weil ja dieses Mittel die Körperstelle von dem bösen Geschwüre örtlich befreiet, das Grund Übel doch hiedurch nicht zum kleinsten Theile vermindert wird, die Lebenskraft also genöthigt ist, den Herd für das innere grosse Übel an eine noch edlere Stelle zu versetzen … ohne Heilung des innewohnenden Miasmas … es folgt Schlimmeres darauf … der Tod wird beschleunigt.“
Hahnemann erteilt einer ausschließlichen Chemo-Bestrahlungstherapie und Operation eine klare Absage, sagt, dass dadurch das Metastasenwachstum gefördert wird und der Patient früher als nötig stirbt, wenn versäumt wird, auch das innere Übel, die Grunderkrankung, zu therapieren.
Krebs ist also eine systemische Erkrankung, für die es schon viele Jahre vor dem tatsächlichen Ausbruch Anzeichen gab. Dazu gehören verschiedene Vorerkrankungen, familiäre Belastungen, verschiedenste Symptome und körperliche Zeichen. Der Tumor ist nur der Endzustand, das letzte Glied in der Kette. In der Zeit, bevor der Krebs sichtbar und schulmedizinisch diagnostizierbar ist, besteht eine miasmatische Belastung des Organismus. Nicht in allen Fällen führt diese Belastung zum Ausbruch des Krebses.

Krebsmiasma, Kanzerinie

THP 1 18 300 Page16 Image1Für Hahnemann entstand das Krebsmiasma aus einer Verknüpfung von Psora mit der Syphilis. Dazu gibt es auch weiterführende Meinungen, z.B. spielt das tuberkulinische Miasma eine wichtige Rolle.
Jene schulmedizinische Erkenntnis, dass es sich um Veränderung im genetischen Code handelt, entspricht der homöopathischen Idee davon, dass erbliche Vorbelastungen die Krebsentstehung begünstigen. Beim Menschen fragen wir daher in der Anamnese immer nach Krebserkrankungen innerhalb der Familie. Gibt es Krebs in der Verwandtschaft, ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung des Patienten größer. Bei unseren Haustieren wäre diese Information ähnlich wichtig, aber nicht immer leicht erhältlich. Aber immerhin wissen wir, dass es bestimmte rassetypische Dispositionen gibt, die eine Krebserkrankung begünstigen. Oder auch die Lebensumstände von Populationen über einen längeren Zeitraum. Katzen in Griechenland leiden z.B. häufig an einer Form des Knochenkrebses, der den Nasenknochen zerfrisst. Sicher hat auch die vermehrte Sonneneinstrahlung mit der Pathologie zu tun, aber nachdem dies innerhalb der Population immer weitervererbt wird, ist eine genetische Vorbelastung wahrscheinlich.
Neben erblichen Belastungen gibt es noch weitere Faktoren, die das Miasma fördern und den Krebs manifest machen können. Psychische Belastungen sind ein wichtiger Faktor. Schlechte Geburts- und Lebensbedingungen, täglicher Überlebenskampf, Misshandlungen etc., eigentlich die gesamte Liste der psychischen Attacken, denen Tiere ausgesetzt sind, die wir dann aus Straßengräben, illegalen Tiertransporten oder Tötungsstationen befreien und in liebevollere Hände übergeben. Viele davon entwickeln irgendwann Krebs. Auch wenn sie nun ein gutes Leben führen, das Terrain für den Krebs wurde Jahre vorher geschaffen. Auch eine ganze Reihe von Unterdrückungen kann das Krebsmiasma fördern und die Erkrankung zum Ausbruch bringen. Immer dann, wenn man den Organismus daran hindert, in seiner Sprache zu kommunizieren, indem man Symptome unterdrückt, wandert die Krankheit tiefer nach innen. Die letzte Basis ist der genetische Code: Wenn der Körper mit seinem bestehenden Bauplan nicht mehr überleben kann, muss dieser verändert werden – Krebs kann wachsen.
Zu den bekanntesten Unterdrückungen, die wir auch in der Tierheilkunde kennen, gehören Hautausschläge, Ausscheidungs-, Entzündungsprozesse, Entfernen von Organen, längerfristige Anwendungen von Hormonpräparaten, immunsuppressive Präparate usw.
Das chronische Miasma, die Kanzerinie, ist die Folge von Krebserkrankungen früherer Generationen.
Wenn ein Patient mit akutem Krebsgeschehen in die Praxis kommt, ist relativ klar, was zu tun ist: Je nach Behandlungskonzept und Erkrankungsstand wählen wir eine palliative Technik, begleitend zur Chemo- oder Strahlentherapie, oder wir behandeln „den Krebs“. Dafür stehen uns grundsätzlich alle geprüften Arzneimittel zur Verfügung, die Regeln sind dieselben wie bei allen anderen Pathologien.
Kann man auch den Ausbruch von Krebs verhindern? An welchen Zeichen könnte man erkennen, dass eine miasmatische Belastung vorliegt? Gibt es eine präventive Behandlungsmöglichkeit, welche die Entstehung der Tumore verhindert?
Wie in vielen Fällen, hilft uns hier die Materia Medica. Krebsarzneien, also Arzneien, die nachweislich Einfluss auf das Krebsgeschehen haben können, gibt es viele, aber eine der besten Symptomsammlungen sind die Arzneimittelbilder von Carcinosin (der Krebsnosode, Brustkrebs als Ausgangsmaterial) und Scirrhinum (Nosode, Leberkrebs als Ausgangsmaterial).

Carcinosinum und Krebsanzeichen – ein kurzer Überblick

Körperliche Zeichen
Krebserkrankungen in früheren Würfen, bei Wurfgeschwistern, schwere Erkrankungen in früheren Würfen, chronische Entzündungen der Milchdrüsen, Cafe-au-lait-Flecke auf der Haut, viele dunkle Leberflecke auf wenig behaarten Stellen (Bauchbereich), schlecht heilende Wunden, chronische Magen-Darm-Geschwüre (Colitis ulcerosa), chronische Bindehaut- und Ohrenentzündungen, Zahnfleischgeschwüre, starke allergische Reaktionen z.B. auf Insektenstiche, rezidivierende Infektanfälligkeit, chronische Blutungen, gestielte Warzen, im Nacken-/Halsbereich, häufiger Floh- und/oder Wurmbefall etc.

Gemütssymptome
Panik und Angstzustände, große Unruhezustände (nachts), andauernder Kummer, Misshandlungen, emotionale Unterdrückungen, Bestrafungen, Erwartungsangst, übergroße Sensibilität, starke Empfindlichkeit auf Kritik und Ermahnungen, Mitgefühl, mangelndes Selbstvertrauen, Unentschlossenheit, will gefallen (pflichtbewusst).
Alle Symptome können wir hier nicht anführen, es lohnt sich, in der Materia Medica weiter zu schmökern. Immer dann, wenn sich im Anamnesegespräch oder bei der körperlichen Untersuchung Symptome häufen, die wir von den großen Krebsarzneien kennen, sollten wir aufmerksam sein. Als klassische Homöopathen behandeln wir nach den Regeln Hahnemanns. Der Patient in seiner Symptomengesamtheit bestimmt das Mittel, aber bei der Mittelwahl und im weiteren Fallverlauf sollten wir die Kanzerinie im Hinterkopf behalten.
Das nächste Heft bildet den Abschluss unserer Miasmen-Serie. Wir befassen uns dann mit der Tuberkulinie.

MMAG. ISOLDE HEIMMMAG. ISOLDE HEIM

TIERHEILPRAKTIKERIN
HUMANENERGETIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Tierhomöopathie
  • Traditionelle Chinesische Tiermedizin
  • Phytotherapie
  • Tierpsychologie
  • Dozentin der Paracelsus Schulen

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