Serie: Tierisch Weise - Der große Meister Bär
FABELN ÜBER LIEBE, LICHT UND HERZENSKRAFT
Es lebte einmal ein Bär im Wald der besonderen Kräfte. Dort hausten die Kraft der Luft, die Kraft der Erde, die Kraft des Wassers, die Kraft des Feuers und die Kraft des Himmels. Der Bär, ganz tief mit den Kräften der Erde verbunden, war bekannt für seine große innere Ruhe, seinen klaren Kopf und seine Ehrlichkeit. Er besaß eine starke innere Führung, die ihn sehr selbstständig sein ließ.
Der Bär führte ein glückliches Leben, er war mit seiner großen Liebe zusammen, einem Einhorn. Beide lebten mit ihren Kindern in einem wunderschönen Waldhaus. Doch wie jeder weiß, gibt es in Beziehungen (zwei Lebewesen sind davon überzeugt, den Lebensweg auf Erden gemeinsam gehen zu wollen) nicht nur Sonnenschein. Die starke innere Führung des Bären und die große Selbstständigkeit seines Handelns führten auch zu Auseinandersetzungen zwischen Bär und Einhorn. So hatte das Einhorn oft Lust auf harmonisches Beisammensein mit der ganzen Familie (Spieleabende, Ausflüge zum Waldsee, Sonnenuntergänge, Waldspaziergänge etc.), aber dem Bär stand der Sinn nach anderen Dingen. Er hatte viel mehr Spaß, an seinem Waldhaus weiterzubauen und nach getaner Arbeit sich in seinem kuscheligen Blätterbett auszuruhen.
Das Einhorn, immer das seelische Wohlbefinden aller Familienmitglieder im Sinn, stieß auf ein eher auf sich selbst ausgerichtetes Denken und Handeln des Bärs. Eigentlich waren es ja drei zusammengehörende Begriffe, nämlich Fühlen, Denken und Handeln, aber wo war in manchen Momenten das Fühlen? Wie oft hatte das Einhorn den Eindruck, dass der Bär nicht wirklich mit seinem Herzen anwesend sei. Das machte dem Einhorn sehr zu schaffen. Oft ging es traurig ins Bett, fühlte sich vom Bären und dem Leben im Stich gelassen und weinte sich in den Schlaf. Es versuchte immer wieder, dem Bären seine Gefühle mitzuteilen, doch stieß dabei auf Unverständnis, denn im Leben des Bären fühlte sich doch alles gut an. Au- ßerdem hielt dieser sich doch nur an alte Bärenweisheiten:
- „Erinnere dich an deine besonderen Stärken in dir.“
- „Verlasse dich auf deinen inneren Bären, der für dich da ist und dir immer Rat gibt.“
- „Horche in dich hinein, und du wirst deine Ziele erkennen und erreichen.“
- „Gönne deinem inneren Bären immer wieder Ruhepausen, um dich nicht zu verausgaben.“
Außerdem hatte ihm die heilige, weise Eule des Waldes einmal aus seiner Pfote gelesen und ihm mitgeteilt, dass er die Kräfte der Zahl 1 in sich tragen würde. Und die würden für Selbstbewusstsein und Individualität stehen.
Die 1 weiß, was sie will, sucht nach Erfahrungen, um ihre Identität zu entdecken und eigene Freiheiten auszuloten. Sie ist ursprünglich, ungeschliffen, schöpferisch, zuweilen roh und ungehobelt. Sie will die Dinge alleine tun und aus sich selbst heraus entscheiden. Dies könnte auf andere oft egoistisch wirken. Am besten lässt man die 1 einfach machen und vertraut ihr.
Also, was wollte das Einhorn nur ständig von ihm? Er folgte doch nur seinem Inneren. Deshalb gab der Bär dem Einhorn oft zu verstehen, dass er für das gefühlte Unglück des Einhorns nicht zuständig sei.
Das Einhorn, immer suchend nach dem tieferen Sinn der Dinge, nahm sich diese Aussagen zu Herzen und wandte sich eines Abends hilfesuchend an den Himmel. Da erhielt es eines Nachts im Traum folgende Botschaft:
„Liebes Einhorn, alle Lebewesen sind im Ursprung Brüder und Schwestern und auf Seelenebene miteinander verbunden. Jedes Leben dient der Weiterentwicklung der Seele. Diese möchte sich ausdehnen, Erfahrungen sammeln, beide Seiten einer Medaille kennenlernen, wie Macht und Ohnmacht, Vertrauen und Misstrauen, Stärke und Schwä- che. Dazu gehört auch, verlorene Seelenanteile wiederzufinden, in die Liebe zurückzukehren, vor allem zu den Seelen, die nicht nur nett zu uns sind, ebenso zu Mutter Erde und zu dir selbst. Doch um Erfahrungen zu machen, brauchen die Lernwilligen auch Seelen, die dies mit ihnen leben. Und so sind Lebewesen an unserer Seite, die Verletzliches mit uns durchspielen, aus tiefen Verabredungen heraus, und weil sie uns und unserer Weiterentwicklung dienen. Eine Lernerfahrung im Leben ist z. B., dass man für sein eigenes Glück selbst verantwortlich ist. Nicht der geliebte Partner, von dem man sich dieses aber oft wünscht. Also sind die uns begleitenden Seelen die wahren Meister in unserem Leben. Und es sind die Seelen, die uns am meisten lieben.“
Als das Einhorn aufwachte, fühlte es tiefen Frieden in sich und zu dem Bären. Und es fühlte sich in einer Sache bestätigt, dass nämlich alles, was auf Erden passiert, einem höheren Plan unterliegt. Wem man begegnet, wann und was man mit ihm erlebt.
Fortan versuchte das Einhorn, alle Situationen in einem anderen Licht zu betrachten und sich immer, wenn es sich mit dem Bären verletzlich anfühlte, zu fragen: Was ist meine Lernlektion? Welchen alten Schmerz trifft der Bär in mir? Um welche Erfahrung dreht es sich hier? Welche Erwartung habe ich an den anderen und sein Verhalten, das eigentlich mein Thema ist?
So erkannte das Einhorn den großen Meister an seiner Seite, der durch die Beständigkeit in seinem Handeln ihm die Möglichkeit gab, die eigene Seele weiterzuentwickeln. Und das dies das größte Geschenk in einer Beziehung ist, sich gegenseitig auf dem Weg der Weiterentwicklung zu unterstützen.
Fortan führte der Bär ein sehr kraftvolles, aber auch entspanntes Bärenleben an der Seite eines glücklichen, erwartungsfreien Einhorns.
Und die Weisheit der Geschicht: Erkenne in jeder anderen Seele ihr Licht!
TIERISCH WEISE 1 & 2,
ANITA BALCKE-KÜSTER
EINKLANG VERLAG
ISBN 978-3981709216 &
ISBN 978-3946315001
ANITA BALCKE-KÜSTER
HEILPRAKTIKERIN
FÜR PHYSIOTHERAPIE
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Krankengymnastin mit Osteopathiestudium, Masseurin und med. Bademeisterin, Studienleiterin der Paracelsus Schule Bremen
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Zeichnung © J. Päper