Phytotherapie - Pflanzenheilkunde zum Tierarzneilichen Gebrauch
Die Pflanzenheilkunde fasziniert mich seit vielen Jahren, und es ist schön, seine tierischen Freunde zu beobachten, wie sie sich bei artgerechter Haltung ihre Pflanzen wählen. Pferde z. B. genehmigen sich Hagebutten, Walnussblätter, Brennnessel, Spitzwegerich, die Rinde eines Baumes und gerne die Blüten und Triebe der Mariendistel.
Wir können im privaten Gebrauch unseren eigenen Tieren Pflanzen verfüttern, aber als Therapeuten ohne tiermedizinisches Studium darf man nach dem deutschen Arzneimittelrecht keine Arzneimittel herstellen oder veräußern. Wenn wir nun verschiedene Kräuter mischen oder verarbeiten und diese an unsere Patientenbesitzer mit der Angabe, bei welcher Krankheit sie verwendet werden sollen, abgeben, dann sind dies Arzneimittel ohne Zulassung. Es gibt aber sehr viele Futter- und Nahrungsergänzungsmittel, auch zugelassene pflanzliche Tierarzneimittel, die freiverkäuflich sind. Diese können genutzt und unseren Patientenbesitzern empfohlen werden. Ansonsten ist die Zusammenarbeit mit einem Tierarzt, der Arzneimittel auf Empfehlung an die Tierbesitzer abgeben und/oder verordnen kann, hilfreich und sinnvoll.
GRUNDLAGEN DER PFLANZENHEILKUNDE (PHYTOTHERAPIE) FÜR TIERE
Die Pflanzenheilkunde für Tiere ist so alt wie jene für menschen. Die Domestizierung unserer Tiere und die Liebe, die sich zwischen Mensch und Tier entwickelt hat, führte auch zur medizinischen Hilfe für Tiere. Es gibt Rezeptaufzeichnungen für Pferde aus der griechisch-römischen Zeit, die in der byzantinischen Hippiatrica-Sammlung erhalten geblieben sind. Dort werden ca.250 verschiedene Pflanzen und deren Teile erwähnt. Der erste überlieferte Tierheilkundige ist auf das Jahr 2200 v. Chr. datiert. Festzustellen ist auch, wie (überlebens)wichtig Tiere für uns Menschen sind und waren.
So haben sie z. B. viele Arbeiten in früherer Zeit für uns übernommen und waren deshalb für ihre Besitzer so wertvoll, dass man sie rundum gesund erhalten wollte. Auch unserer heutigen Medizin liegt die Pflanzenheilkunde zugrunde. Zunächst wurde die Silberweide mit natürlicher Salicylsäure erforscht, sodass später dessen chemische Herstellung möglich war. Einen enormen Vorteil bietet die Pflanzenheilkunde durch die Vielstoffgemische der Pflanzen. Ein einzelner Wirkstoff hat zwar eine heilsame Wirkung, wird aber durch weitere Inhaltstoffe in der Pflanze beeinflusst. Hierdurch sind Pflanzen oft bes
serverträglich und haben weniger Nebenwirkungen als isolierteWirkstoffe.
Ein wichtiges Kriterium für den Erfolg der Phytotherapie ist die Qualität der Pflanzen. Verwenden wir Pflanzen und ihre verarbeiteten Produkte aus der Apotheke, hat das den Vorteil desWissens um denWirkstoffgehalt. Wenn wir Pflanzen selbst sammeln und z.B. trocknen, wissen wir nicht, wie viel Wirkstoff in der Pflanze enthalten ist. Auch wissen wir nicht, ob die Pflanze in ihrem Wachstum mit Giften in Berührung kam oder ob sich beim Trocknen Sporen gebildet haben. Es gibt also erhebliche Qualitätsunterschiede, auch wenn wir die Zutaten für die pflanzliche Arznei selbst sammeln und nicht in der Apotheke kaufen. Ein entscheidendes Kriterium hierbei ist die Bioqualität. Auch der Wirkstoffgehalt kann je nach Sammelzeitpunkt, Standort, Witterung während des Wachstums und der Ernte sehr unterschiedlich sein. Ebenso spielt das Alter der getrockneten Kräuter eine wichtige Rolle, sodass all diese Punkte beim Kauf von Heilkräutern zu beachten sind.
Ein Beuteltee aus dem Supermarkt z.B. hat meist keine große Menge an Wirkstoffen in sich, denn er wurde als Genusstee hergestellt, nicht als Arzneimitteltee. Das sollte den nicht-heiltherapeutisch ausgebildeten Tierbesitzern so mitgeteilt werden, da viele der Phytotherapie nicht trauen, da bei ihnen selbst ein Kamillentee keineWirkung zeigt.
Um die Wirkstoffe in der Pflanze zu erhalten, sollten die Pflanzen beim Trocknen möglichst nicht zerkleinert werden, denn jede Bruchstelle führt zum Verlust von Wirkstoffen. Deshalb haben unsere Vorfahren ihre Kräuter auf dem Dachboden als ganze Sträuße getrocknet. Auf dem Dachboden war es dunkel und es wurde meist gut durchlüftet, was dem Trocknungsprozess sehr zugute kam. Bei Bedarf wurden die getrockneten Sträuße dann zu einem gesunden Tee verarbeitet.
SPEZIFISCHE PFLANZENINHALTSSTOFFE UND IHRE WIRKUNG
ALKALOIDE
Werden im Darm gut resorbiert, aber meist nicht metabolisiert. Viele können die Blut-Hirn-Schranke und auch die Plazentaschranke passieren. Sie zählen zu den starkwirksamen
Stoffen. Daher ist eswichtig, eine genaue Indikation und eine sehr genaue Dosierung zu wählen. In der Regel sind Alkaloide enthaltende Pflanzen nicht in freiverkäuflichen Arzneimitteln enthalten. Ein Beispiel ist der morphinhaltige Mohn. Morphin ist stark schmerzstillend, macht aber auch schnell abhängig. So ist es bedeutsam, die Therapie sowie die Zufütterung von Pflanzen immer in therapeutische Hände zu legen.
ÄTHERISCHE ÖLE
Werden hauptsächlich durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Chemisch enthalten sie Terpene und Phenylpropanderivate. Ätherische Öle können mit entsprechender Ausbildung innerlich, äußerlich und als Aromatherapie über den Geruchssinn bei Tieren eingesetzt werden. Bei ihrer Anwendung ist es wichtig, sie stark zu verdünnen. Ein Beispiel ist die Kombination von ca. 100 ml fettem Kokosöl versetzt mit 2 – 3 Tropfen ätherischem Öl zur Bekämpfung von Stechmücken und anderen Lästlingen.
BITTERSTOFFE
Wirken auf die Drüsensekretion und können den Verdauungstrakt anregen, sind aber auch respiratorisch. Eine Pflanze mit vielen Bitterstoffen ist z.B. die Enzianwurzel. Diese ist oft in Ergänzungsfuttermitteln zur Unterstützung der Leberfunktion und der Verdauung vorhanden.
GERBSTOFFE
Sind z.B. in Walnussblättern enthalten und beliebte Stoffe für die äußerliche Anwendung. Sie wirken adstringierend, sekretionshemmend, schmerzlindernd und antimikrobiell.
PFLANZLICHE ÖLE
Werden gerne als Trägersubstanz verwendet, haben aber auch selbst oft eine heilsame Wirkung. Leinöl z.B. wird volksheilkundlich bei Krampfhusten eingesetzt.
ZUBEREITUNGEN
Je nach Einsatzgebiet können Pflanzen getrocknet, gekocht, destilliert oder gepresst werden. Man kann auch Kaltauszüge herstellen. Diese nennen sich Mazerate und sind bei
temperaturempfindlichen Inhaltstoffen, die wasserlöslich sind, anzuraten. Die am meisten genutzte Verarbeitung ist die Zubereitung von Tee, entweder aus frischen oder aus getrockneten Pflanzenteilen.
Versuchen Sie einmal, Ihrem Hund bei Magenbeschwerden oder nachdem er sich übergeben musste, einen lauwarmen Kamillentee anzubieten. Viele Hunde nehmen diesen freudig an und trinken ihn lieber als Wasser. Ein Pferd, das hustet, wird nach vorsichtiger Eingewöhnung gern mit entsprechenden Pflanzentees inhalieren. Insgesamt betrachtet können Hunde, Pferde,Wiederkäuer und Nager sehr gut mit pflanzlichen Mitteln behandelt werden. Bei Katzen ist eine Phytotherapie nur eingeschränkt möglich.
ENERGETISCHE UND HOMÖOPATHISCHE PHYTOTHERAPIE
Bei der Bach-Blütentherapie werden aus 37 verschiedenen Blüten über die Sonnenmethode oder die Kochmethode die Wirkstoffe der Pflanzen auf dasWasser übertragen.
In der Homöopathie werden die Pflanzen potenziert und entfalten so ihre Wirkung. Als Beispiel sei hier Arnika genannt. Die Pflanze wird
z.B. als Salbe verwendet und hilft bei Prellungen, Stauchungen und Blutergüssen.
Phytotherapeutika in der Tierheilkunde können als Futterergänzung in Form von frischen oder getrockneten Pflanzen, als Tees, Mazeraten, Pillen, Tinkturen, Salben, Wickel, Zäpfchen und Auflagen eingesetzt werden. Ganz nach dem Leitspruch, der auf Hildegard von Bingen zurückgeführt wird: „Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen.“
KATJA KOVACS
TIERHEILPRAKTIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Phytotherapie, Bach-Blütentherapie, Aromatherapie KONTAKT