Homöopathie bei Tieren - eine allgemeine Betrachtung
Die Homöopathie ist eine alternative Heilmethode, die im 18. Jahrhundert von Samuel Hahnemann entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Prinzip „Ähnliches durch Ähnliches zu heilen“ (Similia similibus curentur), und darauf, dass stark verdünnte Substanzen heilsame Wirkungen erzeugen können. Diese Therapieform hat sich mittlerweile auch in der Veterinärmedizin etabliert, aus der Überzeugung heraus, dass sie bei richtiger Anwendung sicher und effektiv ist, insbesondere bei Haustieren.
SIE BASIERT AUF 3 GRUNDSÄTZEN
1. ÄHNLICHKEITSPRINZIP
Esbesagt, dass ein Stoff, der bei einem gesunden Tier Symptome hervorruft, bei einem kranken
Individuum, das ähnliche Symptome zeigt, eine heilende Wirkung haben kann. Die durch die Homöopathie ausgelöste „medikamentelle Krankheit“ beseitigt die Erkrankung.
2. TOTALITÄTSPRINZIP Es gibt vor, dass das kranke Tier als Ganzes betrachtet werden muss.
Dazu ist es notwendig, die Gesamtheit der Symptome sowie das Zusammenwirken aller lebenswichtigen Organe und aller Behandlungsversuche zu berücksichtigen. Für jedes Tier gibt es also eine individuelle Behandlung.
3. POTENZIERUNG
HomöopathischeMittel werden durch einen Prozess hergestellt, der Potenzierung genannt wird. Dabei wird die Ausgangssubstanz in sehr hohen Verdünnungen mit Wasser oder Alkohol im Verhältnis 1:10 (D-Potenzen) oder 1:100 (C-Potenzen) gemischt und intensiv geschüttelt. Dieser Vorgang soll nach Hahnemann die Heilkräfte der Substanz freisetzen und verstärken, obwohl die Menge der Substanz selbst abnimmt. Die Potenz bezeichnet demnach den Verdünnungsgrad eines homöopathischen Mittels und beeinflusst dessenWirkstärke und Anwendungsbereich.
WAHL DER RICHTIGEN POTENZ
Die richtige Potenz ist in der Homöopathie entscheidend für den Behandlungserfolg. Niedrigpotenzen (D-Potenzen) z.B. kommen oft bei akuten, nicht-gravierenden Beschwerden und zur Unterstützung bei chronischen Erkrankungen zum Einsatz. Sie sind sanft und für häufige Anwendungen geeignet. Mittlere Potenzen (C-Potenzen) sind bei akuten Erkrankungen, stärkeren Symptomen oder chronischen Beschwerden angezeigt. Sie wirken tiefer und intensiver als Niedrigpotenzen. Hohe Potenzen (z.B. C1000) sind so stark verdünnt, dass in vielen Fällen kein einziges Molekül der Ursprungssubstanz mehr nachweisbar ist. Sie werden für chronische Beschwerden, tiefere seelische oder psychische Probleme und zur Stimulation der Selbstheilungskräfte verwendet. Welche Potenzen man wählt, hängt von verschiedenen Faktoren, z.B. der Art der Symptome und der Erkrankung (akut oder chronisch), ab, aber auch von der Reaktivität des Tieres und derWirkungsdauer.
Bei sensiblen Tieren oder bei solchen, die auf Medikamente stark reagieren, sollte man mit einer Niedrigpotenz beginnen. Wenn bei einem Tier aber eine schnelle Reaktion erforderlich ist, kann eine höhere Potenz, bei längeren Behandlungszeiträumen eine niedrige Potenz für eine schrittweise Verbesserung gewählt werden.
DIE HOMÖOPATHISCHE BEHANDLUNG VON TIEREN BIETET VIELE VORTEILE
Homöopathische Mittel gelten als sicher und verursachen in der Regel keine Nebenwirkungen, was sie zu einer geeigneten Wahl für Tiere macht. Darüber hinaus werden alle individuellen Symptome und Verhaltensweisen berücksichtigt. Homöopathie betrachtet jedoch nicht nur bestehende Symptome, sondern hat immer den gesamten Organismus im Auge. Positive Auswirkungen auf die Gesundheit an sich sind somit möglich.
ANWENDUNGSGEBIETE DER HOMÖOPATHIE BEI TIEREN
1. AKUTE ERKRANKUNGEN
Akute Beschwerden wie Verletzungen, Fieber, Verdauungsstörungen und Atemprobleme können meist gut mit homöopathischen Mitteln behandelt werden. Arnica montana z.B. ist für seine entzün
dungshemmendeund heilungsfördernde Wirkung bekannt und wird häufig bei Prellungen sowie bei Verletzungen eingesetzt, um Schwellungen und Schmerzen zu lindern. Nux vomica wiederum kann hilfreich bei Verdauungsstörungen, Übelkeit oder Erbrechen sein.
2. CHRONISCHE ERKRANKUNGEN
Chronische Beschwerden wie Allergien, Hautkrankheiten oder Gelenkerkrankungen lassen sich therapeutisch ebenfalls mittels Homöopathie unterstützen. Sulphur z.B. hilft gut bei Hauterkrankungen und Juckreiz, Rhus toxicodendron wird oft zur Behandlung von Gelenkschmerzen bei vorliegender Arthritis verwendet.
3. VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN
Auch bei Verhaltensproblemen wie Angst, Aggression oder übermäßigem Bellen kann die Homöopathie unterstützend wirken. Aconitum napellus z.B. lindert Angstzustände, Aconitum hilft bei Nervosität und Gereiztheit.
4. ALTERSBEDINGTE BESCHWERDEN
Bei chronischen Gelenkerkrankungen und Altersschwäche werden häufig Mittel wie Rhus toxicodendron und Causticum verwendet.
DOSIERUNG UND EINNAHME
Die Dosierung hängt von der Potenz und der Schwere des Symptoms ab. Allgemein gilt: Niedrigpotenzen können häufiger gegeben werden (mehrmals täglich), während Hochpotenzen seltener eingenommen werden sollten. Homöopathische Mittel sollten idealerweise in neutralen Momenten genommenwerden, nicht direkt nach dem Essen oder nach der Einnahme von stark schmeckenden Substanzen.
CAVE: In lebensbedrohlichen Situationen kann die Homöopathie nicht als Ersatz für eine konventionelle Behandlung angesehen werden! Hier sollte schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden.
PRAKTISCHE ANWENDUNG
Bei der Anwendung homöopathischer Mittel sollte der Tierhalter einige Richtlinien beachten:
1. KONSULTATION EINES EXPERTEN
Es ist ratsam, einen erfahrenen Tierarzt oder Tierheilpraktiker zu konsultieren, um die richtigen Mittel zu wählen und die geeigneten Potenzen zu bestimmen. Denn nur dann ist die Homöopathie hilfreich.
2. BEOBACHTUNG DES TIERES
Die Veränderungen im Verhalten und Gesundheitszustand des Tieres sollten genau beobachtet werden, um die Behandlung eventuell anpassen zu können.
3. LANGFRISTIGE PERSPEKTIVE
Homöopathie kann Zeit benötigen, um wirksam zu sein. Es ist also etwas Geduld erforderlich, insbesondere bei chronischen Erkrankungen.
KOMBINATION VON HOMÖOPATHIE UND SCHULMEDIZIN
Eine ganzheitliche Tiermedizin, welche Homöopathie und Schulmedizin kombiniert, kann in vielen Fällen von Vorteil sein. Während akute und lebensbedrohliche Erkrankungen wie Infektionen, Verletzungen oder Krebs eine schulmedizinische Behandlung erfordern, können homöopathische Mittel begleitend eingesetzt werden, um den Heilungsprozess zu unterstützen oder das Immunsystem zu stärken.
FAZIT
Die Homöopathie bietet eine alternative Behandlungsoption für viele gesundheitliche Probleme bei Tieren und hat sich als nützlich erwiesen, insbesondere in der ergänzenden Pflege. Es ist jedoch wichtig, bei lebensbedrohenden Gesundheitsproblemen die konventionelle Tiermedizin nicht zu ignorieren. DasWohlbefinden des Tieres muss immer an erster Stelle stehen.
DR. ISA FOLTIN
TIERÄRZTIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Medizinjournalistin, Radiologie
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