Fälle aus der THP-Praxis für die Praxis
VON MONIKA HEIKE SCHMALSTIEG
VERHALTENSÄNDERUNG DURCH CANNABIS
Jo, ein 2-jähriger männlicher Hamster, wird mir von verzweifelten Besitzern vorgestellt. Er sei in den letzten Wochen sehr aggressiv geworden und mittlerweile so bissig, dass man ihn nicht mehr anfassen kann. Er beißt wild um sich und hackt einem dabei die Finger blutig. Das kann natürlich auch zu Sehnenverletzungen an den feingliedrigen Händen, insbesondere bei Kindern, führen, die in der Folge Fehlstellungen der Finger durch verkürzte Sehen bewirken.
Daher untersuche ich Jo mit gepolsterten Lederhandschuhen. Körperlich sowie vom Verhalten her ist er völlig in Ordnung, sodass ich mich entschließe, die Besitzer-Familie zu Hause zu besuchen. Beim Betreten der Wohnung ist sofort klar, dass es sich um einen Raucherhaushalt mit Cannabis handelt. Diesen unverkennbaren Cannabisgeruch in der gesamtenWohnung nimmt natürlich auch Jowahr und hat seit der Cannabis-Legalisierung fleißig mitverkonsumiert. Leider hat Cannabis nicht auf jeden die gleiche Wirkung. Auf manche wirkt es entspannend, andere hingegen macht es aggressiv. Insbesondere bei so kleinen Organismen wie Hamstern, die mit einem sehr hohen Stoffwechselumsatz ausgestattet sind, steigt das Aggressionspotenzial schnell an. Die Lösung für Jo ist also in einer rauchfreien Zone zu sehen. Nach diesem Rat vereinbare ich mit den Besitzern, dass ich die Entwicklung von Jo weiter beobachten werde und mir sicher bin, dass er sich rasch regeneriert.
CANNABIS UND HAUSTIERE
THC (Tetrahydrocannabinol), die psychoaktive Substanz in Cannabis, ist für Tiere toxisch. Selbst geringe Mengen können bei Haustieren zu einer Vergiftung führen, da ihre Körper THC nicht so effizient abbauenwie der menschliche Körper.
SYMPTOME EINER THC-VERGIFTUNG
Lethargie, extreme Müdigkeit Unkoordiniertes Verhalten, Taumeln Erbrechen Übermäßiges Speicheln Erhöhte Herzfrequenz, Zittern Veränderte Pupillen (meist erweitert) In schweren Fällen: Krampfanfälle, Koma, Atemprobleme
ATEMWEGSERKRANKUNGEN
Passiver Cannabisrauch enthält, wie Tabakrauch, toxische Substanzen, welche die Atemwege von Haustieren reizen können. Langfristige Exposition gegenüber Rauch kann das Risiko für Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, Asthma oder Lungenentzündungen erhöhen.
VERHALTENSÄNDERUNGEN
Tiere, die Cannabis ausgesetzt sind, können Desorientierung oder Verwirrung zeigen. In einigen Fällen führt dies zu Angst und Panikattacken, da sie die veränderte Wahrnehmung nicht verstehen.
LANGFRISTIGE GESUNDHEITSPROBLEME
Wiederholter Kontakt mit Cannabis, insbesondere über Rauch, kann das Risiko für chronische Krankheiten erhöhen, ähnlich wie es bei Menschen durch Tabak- oder Cannabiskonsum möglich ist.
GEFAHR DURCH ESSBARE CANNABISPRODUKTE
Edibles (Cannabis-haltige Lebensmittel) stellen eine weitere Gefahr dar, da Haustiere diese unbeabsichtigt aufnehmen könnten. Besonders Schokolade-basierte Edibles sind riskant, da sowohl THC als auch Schokolade für Hunde und Katzen toxisch sind.
HÖHERES RISIKO BEI KLEINEN TIEREN
Katzen, kleine Hunderassen und Nagetiere sind besonders anfällig für Cannabis, da ihre Körpermasse deutlich geringer ist und sie schneller auf Toxine reagieren.
WAS TUN IM NOTFALL?
Bei Verdacht auf Cannabisvergiftung sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Keine Selbstbehandlung oder Versuche, die Symptome zu Hause zu lindern, da dies die Situation verschlimmern kann.
FAZIT
Zusammengefasst kann ein passiver Cannabiskonsum für Haustiere ernste gesundheitliche Risiken darstellen. Es ist daher wichtig, den Konsum von Cannabis in der Nähe von Tieren zu vermeiden und sicherzustellen, dass diese keinen Zugang zu Cannabisprodukten haben.
Weitere Informationen dazu finden Sie bei den News von Aktion Tier – Menschen für Tiere e.V. unter „Haustiere vor unbewusstem Drogenkonsum schützen“.
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