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Hunde aus dem Ausland

Erkrankungen, die Sie kennen sollten

Viele von uns haben schon einmal mit der Idee geliebäugelt, eine kleine Hundeseele aus dem Urlaub mit nach Hause zu nehmen, oder einen Straßenhund aus Rumänien zu adoptieren, um ihm ein schöneres Leben zu ermöglichen. So werden viele Hunde aus Rumänien, Ungarn, Griechenland oder Spanien gerettet. Doch die Adoption eines „Auslandshundes“ stellt Tierhalter oft vor einige Herausforderungen, da es – neben einem gewissen Impfstatus, der bestehen muss – Krankheiten gibt, die eingeschleppt werden können und keinesfalls harmlos sind.

NOTWENDIGE IMPFUNGEN BEI AUSLANDSHUNDEN


Wer einen Hund aus dem Ausland adoptiert, sollte wissen, dass nur Hunde mit einem gültigen Impfstatus gegen Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis, Zwingerhusten und Tollwut nach Deutschland eingeführt werden dürfen.

DIE HÄUFIGSTEN REISEKRANKHEITEN SIND

Babesiose, Anaplasmose, Ehrlichiose, Rickettsiose, Leishmaniose, Haut- und Herzwürmer, Hepatozoonose

Gedacht werden sollte an Endoparasiten und Einzeller wie Giardien, auch wenn es sich meist um Erkrankungen, die vor allem in südlichen Ländern verbreitet sind, handelt. Diese werden oft durch Parasiten übertragen und als „durch Vektoren übertragene Krankheiten (VBD)“ bezeichnet. Das bedeutet, dass die Krankheitserreger (Bakterien, Viren und Parasiten wie Würmer oder Protozoen) durch Vektoren (Zecken, Mücken, Flöhe, Läuse) übertragen werden. Zecken, Mücken, Flöhe und Läuse dienen also als Vektoren, die durch ihre Stiche bzw. Bisse während der Blutmahlzeit die Hunde mit den jeweiligen Krankheitserregern infizieren. Entsprechend sollte nicht vergessen werden, dass in bestimmten Ländern ein erhöhtes Infektionsrisiko für derartige Erkrankungen besteht. Hunde, die mit in den Urlaub gehen, sollten frühzeitig gegen Parasiten geschützt werden.

BABESIOSE (HUNDE-MALARIA)


Eine Babesiose wird durch Babesien (Einzeller) ausgelöst, die die roten Blutkörperchen zerstören und dadurch eine Anämie auslösen, die sich im Blutbild nachweisen lässt. Übertragen werden Babesien durch Zecken, wobei sich die meisten Hunde in Süditalien, Frankreich, Griechenland, Südspanien, Portugal, Ungarn, Südpolen, Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, auf den Balearen und den Kanaren anstecken.
Die Babesiose ist aber nicht nur auf das Ausland beschränkt, sondern auch in zahlreichen Regionen Deutschlands anzutreffen, z. B. im Rheingraben, den Regionen um Freiburg und Regensburg, der Eifel und im Berliner Raum.
Symptomatisch können neben blassen Schleimhäuten eine dunkle (kaffeebraune) Färbung des Urins, die durch die Ausscheidung des abgebauten Blutfarbstoffes entsteht, und Fieber auftreten.

LABORDIAGNOSTIK Babesien-Antikörpertest
Probenmaterial: Serum oder Vollblut

ANAPLASMOSE


Die Anaplasmose wird durch das Bakterium Anaplasma phagozytophilum ausgelöst. Die Übertragung der Bakterien erfolgt durch Zecken, die zwischen dem 40. und 65. Breitengrad heimisch sind. Hierzu zählen Deutschland, Schweden, Norwegen, England, Holland, Polen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Tschechien, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Frankreich, Nordspanien, Norditalien und Nordrumänien.
Das Bakterium Anaplasma platys kommt zudem in Nordafrika, Süd- und Zentralportugal, Südspanien, Italien, Griechen-

land, Gibraltar, Bulgarien, Kroatien sowie in Südrumänien vor. Symptomatisch ist die Anaplasmose mit Lahmheit und hohem Fieber assoziiert, verläuft jedoch oft unspezifisch und kann in schweren Fällen zum Multiorganversagen führen. Wird im Blutbild eine Thrombozytopenie diagnostiziert, eventuell gepaart mit niedrigen Erythrozyten-, Hämoglobin- und Hämatokritwerten, so ist ein Nachweis von Anaplasmen mittels Antikörpertest zu empfehlen.
Therapiebedürftig ist die Anaplasmose bei akuten Symptomen, wobei das auftretende Fieber mit einem Antibiotikum (Doxycyclin) behandelt wird.

LABORDIAGNOSTIK A. phago-Antikörpertest
Probenmaterial: Serum oder Vollblut
Eine akute Infektion lässt sich über das Labor durch PCR-Nachweis aus EDTA-Blut bestimmen.

EHRLICHIOSE


Ehrlichia canis, ein bakterienähnlicher Erreger, der in verschiedenen Blutzellen lebt, ist verantwortlich für das Auftreten einer Ehrlichiose. Vektoren hierfür sind Zecken, die in Süditalien, Frankreich, Griechenland, Südspanien, Portugal, Ungarn, Südpolen, Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, auf den Balearen und den Kanaren heimisch sind.
Symptomatisch ist die Ehrlichiose mit Fieber, Erbrechen, Augenausfluss, Muskelzuckungen, schwankendem Gang, geschwollenen Lymphknoten, Gewichtsverlust, Nasenbluten, Zahnfleischblutungen und dem Auftreten von Petechien vergesellschaftet.
Im Blutbild zeigt sich eine Thrombozytopenie, und dass die Erreger die weißen Blutkörperchen (vor allem Monozyten und Lymphozyten) befallen.
In der akuten Phase der Erkrankung ähneln die Symptome oft denen der Anaplasmose. Generell verläuft die Ehrlichiose schwerwiegender als die Anaplasmose.

LABORDIAGNOSTIK Ehrlichien-Antikörpertest
Probenmaterial: Serum oder Vollblut

RICKETTSIOSE


Die Rickettsiose wird ausgelöst durch Bakterien der Gattung Rickettsia und übertragen durch Zecken, Flöhe, Milben und Läuse. Generell unterscheidet man zwischen

Rickettsia conorii: löst das Mittelmeerfleckfieber aus (Überträger: Braune Hundezecke)

Rickettsia massiliae: löst das Zeckenstichfleckfieber aus (Überträger: Braune Hundezecke, Holzbock, Auwaldzecke)

Anstecken können sich Hunde vor allem in Süditalien, Frankreich, Griechenland, Südspanien, Portugal, Ungarn, Südpolen, auf den Balearen und den Kanaren, in Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, und Deutschland. Auch Katzen können betroffen sein, wobei hier die Übertragung des Erregers Rickettsia felis allein durch Flöhe erfolgt.
Typische Anzeichen einer Rickettsiose sind flüssigkeitsgefüllte Pusteln am Bauch, umgeben von wunden, geröteten Stellen, Fieberschübe, geschwollene Lymphknoten, zentralnervöse Störungen wie Muskelzucken oder Überempfindlichkeiten, Nasenbluten, schleimig-eitriger Nasenausfluss, Erbrechen, Erschöpfung und Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Atemnot. Störungen im Blutbild sorgen für blasse Schleimhäute mit punktförmigen Einblutungen in der Haut (Petechien).
Die Rickettsiose wird häufig von Co-Infektionen begleitet. Bei der Diagnostik muss unbedingt ein komplettes Reiseprofil erstellt werden. Tritt die Rickettsiose solitär auf, wird oft ein milder Verlauf beobachtet. Tritt sie parallel zu anderen Infektionen auf, verläuft sie schwerer.

LABORDIAGNOSTIK Rickettsien-Antikörpertest
Probenmaterial: Serum oder Vollblut

LEISHMANIOSE


Die Leishmaniose wird ausgelöst durch Leishmanien. Das sind Parasiten, die sich von der Stichstelle zunächst unter der Haut und dann übers Blut in weitere Organe verbreiten. Übertragen werden sie von Sandfliegen, die in Griechenland, Süditalien, Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Portugal, Südspanien, auf den Balearen und den Kanaren heimisch sind.
Symptomatisch führt die Leishmaniose zu Hautveränderungen an den Ohrrändern, dem Nasenrücken oder an anderen Körperstellen, die häufig nur schwer oder gar nicht heilen. Erkrankte Hunde zeigen eine reduzierte Belastbarkeit, Gewichtsverlust und geschwollene Lymphknoten. Augenveränderungen und Nierenschäden können resultieren, unstillbare Durchfälle sind beschrieben. Häufig sind Tiere aus dem Mittelmeergebiet serologisch positiv, ohne an einer Leishmaniose zu erkranken. Der frühzeitige Nachweis von Antikörpern dient zur Sensibilisierung eines möglichen Ausbruchs der Krankheit, der mit großer Zeitverzögerung auf-

treten kann (bis zu Jahre später). Erste Krankheitsanzeichen erscheinen oft erst Wochen oder Monate bis Jahre nach der Ansteckung im Urlaub. Heilbar ist Leishmaniose nicht.

LABORDIAGNOSTIK
Leishmanien-Antikörpertest
Probenmaterial: Serum oder Vollblut
Ein Nachweis von Antikörpern gegen Leishmanien gelingt oft erst 6 Wochen nach der Infektion. Hunde, bei denen Antikörper nachgewiesen werden, haben eine bestehende Infektion und damit ein Risiko, an Leishmaniose zu erkranken. Daher wird empfohlen, nach einem gewissen Abstand (6 Monate) eine weitere Untersuchung auf Leishmanien durchführen zu lassen.

DIROFILARIOSE

Diese Erkrankung wird durch Filarien, also Fadenwürmer, die verschiedene Organsysteme, das Bindegewebe und die Haut befallen, ausgelöst. Die Larvenstadien werden Mikrofilarien, die adulten Filarien Makrofilarien genannt.

DIE WICHTIGSTEN ERREGER SIND

Dirofilaria immitis (Herzwurm): 12 – 30 cm lang, befällt die Pulmonalarterien und das rechte Herz, verursacht die kardiovaskuläre Dirofilariose
Dirofilaria repens (Hautwurm): 5 – 17 cm lang, befällt die Subkutis, verursacht die kutane Dirofilariose (Zoonosegefahr)

Übertragen werden Filarien durch Stechmücken, die in Griechenland, Süditalien, Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Frankreich, Nordspanien, Norditalien, Slowenien, Polen, Tschechien, Ungarn, Ukraine, Nordrumänien, Portugal, Südspanien, auf den Balearen und den Kanaren heimisch sind. Erste Krankheitsanzeichen treten erst 5 – 7 Monate nach der Ansteckung auf. Es kommt zur Einschränkung der Herzfunktion, die sich in verminderter Belastungsfähigkeit äußert. Atemnot und chronischer Husten sind typische Krankheitsanzeichen, die im späteren Verlauf oft beobachtet werden.
Die Infektion mit Herzwürmern kann erst ein halbes Jahr nach der Infektion nachgewiesen werden, da die Entwicklungsstadien bis zum adulten Wurm durchlaufen sein müssen, um einen positiven Testnachweis zu erzielen.

LABORDIAGNOSTIK Filarien-PCR-Test
Probenmaterial: EDTA-Blut

HEPATOZOONOSE


Die Hepatozoonose wird ausgelöst durch parasitäre Einzeller namens Hepatozoon, die von Zecken übertragen werden. Sie werden aber nicht durch den Stich der Zecke, sondern durch das Fressen, Zerbeißen oder Verschlucken der Zecke weitergegeben. Neben dem Hund können sich Füchse und Katzen infizieren.
Infektionsrisiko besteht insbesondere in Griechenland, Süditalien, Kroatien, Türkei, Albanien, Südrumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Portugal, Südspanien, auf den Balearen und den Kanaren.

Beim Versuch, die Ursache für einen Juckreiz zu entfernen, wird mitunter eine Zecke zerbissen oder gefressen. Das kann gefährliche Folgen haben
© Kriang – Adobe

Durch das Vermehren der Parasiten in zwei Generationen in den Organen und den dadurch massiv zunehmenden Befall werden schwere Entzündungen vor allem bei einem geschwächtem Immunsystem hervorgerufen.

DIESE KÖNNEN SEIN

Leberentzündung (Hepatitis) Lymphknotenschwellung (Lymphadenopathie) Lungenentzündung (Pneumonie) Entzündung beider Nieren (Glomerulonephritis) Entzündung der Skelettmuskulatur (Myositis)

Die zweite Generation der Hepatozoonen befällt nach und nach das Blut, wobei sie zwei Teile der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bevorzugen: die eosinophilen Granulozyten und die Monozyten.
Symptomatisch kommt es zu Fieberschüben, Lymphknotenschwellung, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Diarrhö, Muskelschmerzen und Lahmheit. Co-infizierte Vierbeiner, die mehr als nur einen Erreger oder eine große Zahl an He-

patozoonen in sich tragen, erkranken schwerer als andere. Bei ihnen ist das Sterberisiko erhöht.
Schwere Verläufe können bei Nichterkennen tödlich enden. Generell kann die Infektion nicht vollständig eliminiert werden. Leider wurden schon häufig Rückfälle unter als geheilt geltenden Hunden beschrieben. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass es auch eine chronische Form der Erkrankung gibt. Hepatozoonosen treten auch gepaart mit einer Babesiose, Borreliose oder Anaplasmose auf. Vorsicht: Die Einzeller können von der trächtigen Hündin auf ihre ungeborenen Welpen übergehen.

LABORDIAGNOSTIK Hepatozoon-PCR-Test Probenmaterial: EDTA-Blut

FAZIT

Eine Erkrankung mit den beschriebenen Erregern ist oft nur schwer erkennbar. Spätestens dann, wenn der Hund müde, schlapp oder antriebslos ist, sollte eine eingehende Untersuchung im Labor erfolgen. Je eher Reisekrankheiten erkannt werden, desto besser ist die Chance auf Heilung. Auch wenn der adoptierte Hund die notwendigen Papiere und eine Untersuchung erhalten hat, ist eine Erkrankung nicht auszuschließen, da z. B. eine Leishmaniose erst nach einem langen Zeitraum Krankheitsanzeichen auslösen kann. Daher sind regelmäßige Screens wichtig, um frühzeitig reagieren zu können. Dass eine Behandlung dieser Erkrankungen mit erheblichen Kosten verbunden sein kann, sollte dem Tierhalter, der einen Auslandshund adoptieren will, bewusst sein. Auslandsadoptivhunde sind keine Wanderpokale, die man bei auftretenden Krankheiten wieder abgibt. Sie wollen, wie andere Hunde auch, ein schönes, artgerechtes Leben mit ihrem Lieblingsmenschen führen.

Einen Überblick der am häufigsten von Parasiten übertragenen Krankheiten bei Auslandshunden bietet die ESCCAP mit der „Checkliste für Hunde aus dem Ausland“.

https://www.esccap.de/checkliste-fuer-hunde-aus-dem-ausland/

Unser Labor hat spezielle Reisekrankheits-Screens – je nach Bestimmungsland – für Sie zusammengestellt. Bei Fragen zum Thema, rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine E-Mail. Wir beraten Sie gerne!

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