Hund, Pferd, Katze, Kaninchen - Artgerechte Tierhaltung
Damit unsere Tiere gesund bleiben und mit sich und der Umwelt im Einklang sind, ist es wichtig, sie artgerecht zu halten. Hierzu muss man wissen, von wem unsere Tiere abstammen und wie die Wildform unserer Tiere lebt. Es gibt zwar rechtliche Vorschriften, die die artgerechte Tierhaltung regeln, allerdings handelt es sich hier um Mindestangaben, die dem Tier nicht unbedingt gerecht werden. Betrachten wir dies im Einzelnen:
HUND
Hunde sind Rudeltiere, dadurch sind sie nicht an ein Leben als Einzeltier angepasst. Wie Dr. Erik Ziemen einmal sagte: „Ein Hund alleine ist Tierquälerei.“ Der Hund braucht Sozialkontakte zu Artgenossen sowie eine innerartliche Kommunikation. Der Besitzer kann zwar für seinen Vierbeiner da sein und auch mit ihm kommunizieren, aber den arteigenen Partner kann er nicht ersetzen. Dem wird auch in der aktuellen Hundeschutzverordnung vom 1. Januar 2022 Sorge getragen. In § 2 steht, dass dem Hund regelmäßig Kontakt zu Artgenossen ermöglicht werden muss, es sei denn, dem stehen gesundheitliche Gründe oder Unverträglichkeit gegenüber. Gerade kleine Hunde werden oft vermenschlicht. Besitzer vergessen, dass sie einen Hund an der Leine haben, der die gleichen Rechte hat wie seine großen Artgenossen. Hierzu zählen z. B. ausreichender Auslauf im Freien, aber auch genügend Beschäftigung durch den Besitzer. Aufgrund unzureichender Haltung kommt es heute zu vielen Verhaltensstörungen (z. B. Lecken der Pfoten, ständiges Kratzen), die Hunde entwickeln, um mit ihrer Situation fertigzuwerden. Solche Verhaltensveränderungen ähneln Suchtcharakteren, da der Körper Endorphine ausschüttet, die dem Tier helfen sollen, mit seiner Umwelt wieder in Einklang zu kommen.
PFERD
Pferde sind in Gruppen lebende Tiere, für die soziale Kontakte zu Artgenossen unerlässlich sind. Fehlen diese Kontakte, können im Umgang mit den Pferden Probleme entstehen und bei ihnen Verhaltensstörungen auftreten. Das Halten eines einzelnen Pferdes ohne Artgenossen widerspricht ihrem natürlichen Sozialverhalten. Die Kontaktmöglichkeiten zwischen Pferden dürfen durch die Haltungsform und ihre konkrete Ausgestaltung nur so wenig wie möglich behindert werden. In jedem Fall ist mindestens Sicht-, Hör-
und Geruchskontakt zwischen den Tieren herzustellen. Da Pferde ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten haben, sollten sie auch am anderweitigen Geschehen im Haltungsumfeld teilhaben können.
Unter natürlichen Bedingungen bewegen sich Pferde im Sozialverband bis zu 16 Stunden täglich. Dabei handelt es sich normalerweise um langsame Bewegungen (Schritt), verbunden mit Futteraufnahme. Pferde haben somit einen Bedarf an täglich mehrstündiger Bewegung. Mangelnde Bewegung kann die Ursache von Verhaltensstörungen sein und bedingt Schäden, insbesondere am Bewegungsapparat. Darüber hinaus beeinträchtigt Bewegungsmangel auch die Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege und den Stoffwechsel. In allen Pferdehaltungen ist daher täglich für ausreichende, den physiologischen Anforderungen entsprechende Bewegung der Pferde zu sorgen.
Arttypisch für das Fluchttier Pferd sind mehrere Ruhephasen über den 24-Stunden-Tag verteilt: im Stehen, in Bauchund Seitenlage. Den Pferden muss arttypisches Ruhen möglich sein. Es ist deshalb sicherzustellen, dass eine ausreichend groß bemessene, trockene und verformbare Fläche zur Verfügung steht, damit alle Pferde gleichzeitig in Seitenlage liegen können. In Gruppenhaltungen ist sicherzustellen, dass auch rangniedere Tiere ausreichend ruhen und liegen können. Das angeborene Verhalten und der Verdauungsapparat des Pferdes sind auf eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme eingestellt. Bei der Haltung durch den Menschen dient die Futteraufnahme nicht der Ernährung allein, sondern auch der Beschäftigung. Den Pferden muss genügend Zeit und Ruhe zum Fressen zur Verfügung stehen. Bei Missachtung dieser Gegebenheiten können gesundheitliche Probleme (z. B. Magengeschwüre, Koliken) sowie teils schwere Verhaltensstörungen auftreten.
KATZE
Katzen sind in der freien Wildbahn Einzelgänger, die sich nur in der Paarungszeit mit Artgenossen treffen. In unserer hektischen Zeit, in der Tierbesitzer oft zu wenig Zeit für ihre Tiere haben, wird empfohlen, zwei Tiere zu halten, sofern kein Freilauf gewährt werden kann. In der Wohnung haben Katzen Anrecht auf einen erhöhten Sitzplatz, von dem sie
ihre Umwelt beobachten können. Auch sollten genügend Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sein.
Eine Katze benötigt zwei Katzentoiletten, für jede weitere Katze muss ein weiteres Kistchen bereitgestellt sein.
Abwechslung ist für die Katze wichtig. Das bedeutet: Je reizarmer die Umwelt, desto mehr muss sich der Besitzer um die Katze kümmern.
Katzen sind im Gegensatz zu Hunden reine Carnivoren. Wir haben also darauf zu achten, dass der Katze immer genügend tierische Nahrung zur Verfügung steht. Da sich die Katze in der freien Wildbahn überwiegend von Mäusen ernährt, nimmt sie mehrmals täglich kleinere Portionen zu sich. Diesem Umstand ist auch bei der Haltung von Katzen Sorge zu tragen.
KANINCHEN
Kaninchen leben in großen Gruppen zusammen und sind meist dämmerungsaktiv. Daher sollten sie in Gruppen von 4–5Tieren gehalten werden. Die Größe des Geheges sollte mindestens 6 – 8 m2 betragen und aus unterschiedlichen Bodengründen bestehen, die den Tieren erlauben zu buddeln. Es sollten Höhlen zur Verfügung stehen, in denen die Kaninchen ruhen und sich zurückziehen können. Da Kaninchen einen Stopfmagen haben, ist es wichtig, dass ihnen ad libitum Futter zur Verfügung steht. Kaninchen, die nicht fressen, müssen sofort behandelt werden, da sonst der Magen-Darm-Trakt keine Arbeit hat und Koliken, Verstopfungen etc. entstehen. Wichtig für den Transport zum Tierarzt ist, dass das Kaninchen mit einem Teil der Stalleinstreu transportiert wird, denn dies vermittelt dem Beutetier Sicherheit und Vertrauen. Ebenso sollte sein bester Freund aus der Gruppe mit dabei sein. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass das Tier nicht alleine ist, falls es über längere Zeit von der Gruppe getrennt werden muss. So kann Stress vermieden werden.
STRESS
Ein Haustier artgerecht zu halten, heißt nicht nur, es regelmäßig zu füttern und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Es bedeutet auch, nach Anzeichen Ausschau zu halten, die es unglücklich oder unwohl fühlen lassen. Denn wie wir Menschen können Tiere Stress und Angst empfinden. Hunde, Pferde, vor allem Katzen sind davon besonders betroffen. Reize, die Stress auslösen, können unterschiedliche Ursachen haben, aber oft ist es eine nicht artgerechte Haltung, die zu Stress führt.
Unbehandelte Stresssituationen können bei unseren Tieren zu Verhaltensstörungen führen, ebenso zu Störungen des Verdauungssystems, zu Hauterkrankungen durch exzessives Putzverhalten etc.
Um diese Missstände zu beheben, muss die Haltung angepasst werden, sodass das Tier wieder mit sich und seiner Umwelt in Einklang leben kann.
MONIKA HUSSMANN
TIERHEILPRAKTIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Ernährungsberatung, Homöopathie, Akupunktur, TCMV, Bach-Blütentherapie, Phytotherapie, Zootierpflegerin
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