Fälle aus der THP-Praxis für die Praxis
VON MONIKA HEIKE SCHMALSTIEG
ABSCHIED VON OHRLE
Ohrle, eine Hauskatze, die nie Freigang hatte, wurde 26 Jahre alt. Zuletzt hatte sich bei ihr eine schwere Niereninsuffizienz eingestellt, sie war apathisch, wollte nicht mehr fressen und trinken. Da sie nun offensichtlich sehr litt, entschieden sich die Besitzer für die Euthanasie. Doch wie verkraftet man den Verlust des geliebten Haustieres? Wo soll man es tun? Und wohin dann mit dem toten Tier: begraben oder ins Krematorium bringen?
Viele Fragen, mit denen sich Tierhalter beschäftigen müssen, wenn sie vor dieser schweren Entscheidung stehen. Oftmals sind sie überfordert, weil der Schmerz über den Verlust des geliebten Tieres und die Trauer sehr stark belasten. Hilfe können Tierheilpraktiker geben, die in der Trauerbegleitung geschult sind und dem Tierbesitzer tröstend und beratend zur Seite stehen.
Die Entscheidung, ein geliebtes Haustier von seinem Leid zu erlösen, gehört zu den schwersten, die Tierhalter treffen müssen. Ist die Wahl auf die Euthanasie gefallen, sollte zum Wohle des Tieres auf jeden Fall versucht werden, es in seiner vertrauten Umgebung friedlich einschlafen zu lassen. Im gewohnten Zuhause kann der Tierarzt den Prozess so stressfrei wie möglich gestalten. Nach der Euthanasie stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Wird eine persönliche Verabschiedung bevorzugt, kann diese Zuhause erfolgen. Danach kann eine Bestattung vorgenommen werden, sofern dies in der entsprechenden Region erlaubt ist, oder eine Einäscherung. Hier kann zwischen einer Einzel- und einer Sammeleinäscherung, bei der mehrere Tiere gemeinsam eingeäschert werden, entschieden werden.
Die Tierkrematorien stehen Tierbesitzern bei dieser Entscheidung unterstützend zur Seite. Es kann auch hilfreich sein, sich emotional auf den Abschied vorzubereiten und nach Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z.B. von einem Tiertrauerberater oder einer unterstützenden Gemeinschaft für Tierfreunde. Der Schmerz wird mit der Zeit verblassen, aber es ist wichtig, sich die nötige Zeit für die Trauer zu nehmen, um den Verlust verarbeiten zu können.
WIE FÜHLT SICH DAS TIER?
Es ist schwierig, zu beurteilen, wie sich ein Tier während des Euthanasieprozesses fühlt, da Tiere ihre Empfindungen nicht in derselben Weise ausdrücken wie wir Menschen. Zweck der Euthanasie ist es, Schmerzen und Leiden zu lindern. Tierärzte verwenden daher zunächst ein Beruhigungsmittel und ein Anästhetikum, um sicherzustellen, dass das Tier sich entspannt, in Ruhe einschläft und sicher keinen Schmerz mehr empfindet, wenn die Euthanasie vollzogen wird.
Die Entscheidung zur Euthanasie basiert auf der Lebensqualität des Tieres, insbesondere wenn es an einer schweren Krankheit wie einer Niereninsuffizienz wie im Fall von Ohrle leidet. Durch die humane Natur des Prozesses wird das Leiden erleichtert.
Wichtig ist, sich vor dieser schweren Entscheidung von einem Tierarzt beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass eine Euthanasie im besten Interesse des Tieres ist. Das emotionale Wohlbefinden des Tieres wird durch die Liebe und Sorgfalt beeinflusst, die ihm während seines Lebens entgegengebracht wurden.
Durch meine Arbeit in der Trauerbegleitung weiß ich, dass es den Tieren ein Gefühl der Geborgenheit gibt, wenn die Besitzer ihnen die Hand auflegen, währen der Tierarzt die Narkose und danach das Euthanasiemittel verabreicht. In jenen Momenten, in denen das Herz aufhört zu schlagen, durchfährt meinen Körper jedes Mal ein Schauer, der sich beim Loslassen des Tieres löst. Doch dazu sind manche Tierbesitzer nicht in der Lage, weil für sie der Schmerz der getroffenen Entscheidung zu groß ist. In diesen Fällen biete ich meine Hand als Hilfe an.
Foto © P. Siamionov – Adobe