Wenn der Mensch zum Problem wird: Kommunikationsstörung zwischen Mensch & Tier
Schon oft habe ich in meinem Leben Sätze gehört wie „Der veräppelt dich nur!“ oder „Die setzt jetzt eh‘ nur ihren Kopf durch!“. Egal ob im Bezug auf den Hund oder das Pferd, der Mensch ist leider oft der Meinung, dass ihm an der Spitze der Nahrungskette alles und jeder zu unterliegen hat. Auf diese Personen wollen wir in diesem Artikel jedoch gar nicht eingehen, sondern auf diejenigen, die sich hilfesuchend an Trainer oder Tierheilpraktiker wenden, weil sie mit ihrem Liebling einfach nicht mehr zurechtkommen.
Den Fehler nicht immer beim Tier suchen
Es gibt mit Sicherheit eine Menge Haustiere, die aufgrund vergangener Traumen anormales Verhalten an den Tag legen, aber oft stimmt auch die Kommunikation zwischen Halter und Schützling nicht. Mir geht es v.a. um den Gefühlszustand des Besitzers, seinen Ausdruck, und wie er damit auf sein Tier wirkt. Es geht mir um nonverbale Signale, innere Anspannung und eigene Ängste, die einem in der Arbeit mit seinem vierbeinigen Freund im Weg stehen. Als erstes Beispiel möchte ich mich selbst anführen. Ich verstehe mich im Grunde bestens mit meiner Württemberger Stute Donna. Ich setze mich ohne Sattel und Zaum auf ihren Rücken und galoppiere mit ihr über den Platz oder durch die Halle. Alles kein Problem. Aber wenn wir in englischer Manier die Halle betreten, scheint alles verändert zu sein. Schon bevor ich aufs Pferd steige, bin ich weniger locker, als wenn ich einfach nur „Freizeitspaß“ mit ihr verbringe. Der Witz daran ist, dass ich inzwischen seit Jahren ohnehin nur noch freizeitmäßig reite. Schritt und Trab funktioniert meistens gut, Donna hat eine sehr schöne, schwungvolle Bewegung und läuft je nach Laune zufrieden unter mir dahin. Wehe aber, ich denke nur an „Galopp“. Zack ist die Anlehnung weg, der Rücken wird hart, die Tritte kurz und nähmaschinenartig. Ich habe mich lange Zeit gefragt, woran das liegen könnte, habe Unterricht bei den verschiedensten Ausbildern genommen und bin dennoch nicht auf den Grund des Problems gestoßen. Eine der häufigsten Aussagen war: „Die hat einfach keinen Bock auf Arbeit“. Diese Meinung hatte ich noch nie vertreten und war hingegen bis vor Kurzem noch der Auffassung, eine prägende und schlechte Erfahrung in Donnas Ausbildung würde unsere Probleme verursachen. Nach einer Reitpause habe ich dann beim ersten Reiten genau in mich hineingehört und festgestellt, wenn ich den Galopp vorher schon durchdenke, sehe ich mich kopfschlagend quer durch die Reitbahn schießen. Ab dem Zeitpunkt geht die Harmonie zwischen meinem Pferd und mir flöten. Jetzt stehe ich also nicht vor der Aufgabe, an meinem Pferd zu arbeiten oder arbeiten zu lassen, sondern an mir selbst, um die alte Gelassenheit, die einst beim Reiten vorhanden war, zurückzugewinnen.
Weitere Beispiele aus der Praxis
Gerade bei Tierheim-Hunden wird schnell klar, dass der „Gassigeher“, ob ehrenamtlich oder der zuständige Tierpfleger, mit seiner Stimmung das Verhalten des Hundes beeinflusst. Selbst wenn es gar nichts mit dem Tier zu tun hat. Nicht nur Hund und Pferd reagieren auf unser Verhalten und Befinden, auch unsere Stubentiger wissen, wie es uns geht. Zumeist ist eine Katze die edle Trösterin in schweren Stunden sowie Begleiterin an sonnigeren Tagen. Sicherlich kennen viele von uns diese Situationen und haben sich auch selbst schon dabei ertappt.
Wie Abhilfe schaffen?
Dazu habe ich einen Eigenversuch unternommen. Zunächst einmal denke ich, dass es wichtig ist, sich es selbst einzugestehen, wenn man einmal nicht in guter emotionaler Verfassung – z.B. wegen eines Streits mit dem Partner – oder physisch nicht topfit ist. An solchen Tagen hat es sich für mich bewährt, einfach Abstand von einem bestimmten Trainingsplan zu nehmen oder auch mal mit dem Pferd nur eine Runde zu Fuß spazieren zu gehen. Gleichermaßen habe ich es mit den Hunden gehandhabt. Fühlte ich mich nicht zu 100 Prozent sicher, verbrachte ich die Pflegezeit lieber gemeinsam im Auslauf als bei einem turbulenten Spaziergang. So wird zumindest das Vertrauensverhältnis zwischen Pfleger bzw. Halter und Tier nicht beeinträchtigt, wie es sonst z.B. durch falsche und überemotionale Reaktionen vorkommen könnte.
Einfach mal durchatmen
Man muss sich bei Stress ja auch nicht gleich den ganzen Tag freinehmen, und das ist auch nicht immer möglich. Ein paar Minuten durchatmen, vielleicht eine Tasse Tee trinken und sich erst einmal selbst wieder erden, kann manchmal kleine Wunder bewirken.
Ausgleichssport
Manchmal hilft es auch schon, eine halbe Stunde alleine spazieren zu gehen. Ich habe das bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht für möglich gehalten, doch auch eine kurze Zeit Bewegung an der frischen Luft ohne tierische Begleitung hilft, neue Perspektiven aufzudecken. Eine Joggingrunde ohne Hund befreit den Kopf, denn dann muss nicht ständig auf seinen Liebling geachtet werden. Gerade für Reiter kann Ausdauersport interessant sein, denn gerade Pferdeleute haben eine Menge Kondition nötig. Es ist wichtig für das eigene Sicherheitsgefühl auf dem Pferd, dass man nicht gleich außer Puste gerät, wenn mal ein Galoppsprung zu raumgreifend wird.
Fazit
Etwas mehr auf sich selbst achtzugeben kann oftmals die Beziehung zum Tier durch eigenes, ausgeglicheneres Verhalten verbessern!
JANA BARTH
TIERHEILPRAKTIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Laserakupunktur
- Magnetfeldtherapie
- Haltungs-, Umgangs- und Fütterungsberatung, spezialisiert auf Kleinsäuger und Pferde
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