Flöhe, Zecken und Konsorten: Auf der Flucht vor fiesen Schädlingen
Flöhe – kleine Parasiten mit großer Sprungkraft
Man trifft sie überall auf der Welt, diese kleinen rötlich-braun schimmernden Tierchen mit den kräftigen Hinterbeinen und der gewaltigen Sprungkraft. Mit einer Größe von nur maximal 4 Millimetern kann der Floh bis zu 35 Zentimeter hoch und 20 Zentimeter weit springen. Um da mithalten zu können, müsste ein Mensch etwa 400 Meter hoch und 270 Meter weit springen. Diese enorme Sprungkraft der Flöhe resultiert aus der Anatomie ihrer Hinterbeine. Diese besitzen ein elastisches Proteinpolster, das sog. Resillinpolster, das sich beim Sprung wie ein Bogen spannen und den Floh wie durch ein Katapult hinausgeschleudert durch die Luft fliegen lässt.
Dass sich Flöhe im Haarkleid unserer Haustiere so gut bewegen können, liegt jedoch nicht an ihrer Sprungkraft, sondern an ihrem abgeflachten Körper und den langen, nach hinten gerichteten Borsten an den Hinterbeinen. Damit können sie sich an den Haaren ihrer Wirtstiere festhalten und nur schwer ausgebürstet werden.
Der Katzenfloh ist nicht besonders wählerisch
Weltweit gibt es etwa 2.400 verschiedene Floharten. Hierzulande ist es aber insbesondere der Katzenfloh, der unseren Haustieren – und manchmal auch uns Menschen – Probleme bereitet. Auch wenn der Name „Katzenfloh“ darauf schließen lässt, dass dieser Floh ausschließlich auf Katzen vorkommt, ist er relativ wirtsunspezifisch und befällt ebenso häufig Hunde und zum Teil auch den Menschen. Allerdings ist der Mensch ein Fehlwirt, sodass Haustierflöhe den Menschen in der Regel schnell wieder verlassen und auf ein Haustier zurückspringen. Stehen jedoch keine anderen Wirtstiere zur Verfügung, kann der Floh auch wiederholt den Menschen für seine Blutmahlzeit aufsuchen.
Massenpopulation in nur wenigen Tagen
Flöhe vermehren und entwickeln sich sehr schnell. Ein einzelnes Flohweibchen kann bis zu 50 Eier pro Tag und bis zu 600 Eier im Laufe seines Lebens legen. Die Eier fallen vom Hund oder der Katze dann ab und entwickeln sich in unseren warmen Wohnungen in geschützten Teppich- oder Polstermöbelritzen zu Larven. Die lichtscheuen Flohlarven verpuppen sich und warten in ihrem Kokon auf einen vorbeikommenden Wirt. Dabei reagieren sie empfindlich auf Vibrationen, die z.B. durch das Vorbeilaufen eines Hundes oder einer Katze entstehen. Durch diese Vibrationen animiert, schlüpfen die Jungflöhe aus ihrem Kokon und springen auf Hund oder Katze über. Unter günstigen Bedingungen erfordert eine ganze Generationsfolge insgesamt nur zwei Wochen. Der Entwicklungszyklus kann sich jedoch auch über einige Monate hinziehen, wenn keine geeigneten „Blutspender“ zur Verfügung stehen. Solange verbleibt der Floh dann in der Puppe. Am besten entwickeln sich Flöhe bei Temperaturen um 20 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter 5 Grad wird die Entwicklung vorübergehend eingestellt. Da Flöhe in warmen Wohnräumen ideale Lebensbedingungen vorfinden, ist ein Flohbefall nicht saisonabhängig und auch im Winter nichts Außergewöhnliches.
Blutsaugende Krankheitsüberträger
Flöhe gehören zu den blutsaugenden Parasiten und nehmen über ihren gut ausgebildeten Stech- und Saugrüssel pro Tag das 10- bis 20-fache ihres Magenvolumens an Blut auf. Während der Jungfloh in seinem Kokon mehrere Monate ohne Nahrung auskommen kann, muss der frisch geschlüpfte Floh sofort mit dem Blutsaugakt beginnen. Dabei sondern Flöhe Speichel ab, der bei Hunden und Katzen starken Juckreiz und schwerwiegende Allergien auslösen kann (sog. Flohspeichelallergie). Außerdem können Gurkenkernbandwürmer von Flöhen auf Hunde und Katzen übertragen werden, wenn die Tiere den mit einer Finne des Bandwurms befallenen Floh in ihrem Fell schnappen, zerbeißen und anschließend herunterschlucken.
Zecken – gefährliche Krankheitsüberträger
Zecken werden der Klasse der Spinnentiere zugeordnet. Wenn die Temperaturen über 7 Grad Celsius steigen, verlassen sie ihr Winterrevier und lauern in Büschen, Gräsern und Sträuchern auf ihre Wirte. In der warmen Jahreszeit, von März bis Oktober, sind sie besonders aktiv. Wie Flöhe gehören Zecken zu den blutsaugenden Parasiten. Zur Aufnahme von Blut und Lymphflüssigkeit bohrt sich der mit Widerhaken besetzte Stechapparat am Mund der Zecke (Mundwerkzeuge) in die obersten Hautschichten des Wirtes ein. Nach einer ausgedehnten Blutmahlzeit können Zecken eine Körpergröße von bis zu 3 Zentimetern erreichen. Gefährlich kann dabei der von der Zecke abgesonderte Speichel werden, denn über diesen können gefährliche Krankheiten wie Borreliose, Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiose oder die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) auf den Wirt übertragen werden.
Ein einziger Stich kann schlimme Folgen haben
Ob eine Krankheitsübertragung stattfindet, ist einerseits davon abhängig, ob die Zecke selbst infiziert ist, und andererseits, wie lange die Zecke auf ihrem Wirt saugt. Je länger die Zecke Blut saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung. Weltweit gibt es etwa 900 Zeckenarten, wobei der Gemeine Holzbock (lateinisch: Ixodes ricinus) in Europa am häufigsten vorkommt. Wissenschaftlichen Studien zufolge ist etwa jeder dritte Holzbock (Ixodes ricinus) mit Borrelien, den Erregern der Lyme-Borreliose, infiziert. Dabei kann ein einziger Stich zur Übertragung ausreichen. Lyme-Borreliose ist eine sich schleichend entwickelnde und schwer zu therapierende Infektionserkrankung, die beim Menschen und auch beim Hund vorkommt. Bei Katzen wird eine Krankheitsübertragung zwar vermutet, konnte aber bislang noch nicht sicher nachgewiesen werden. Hauptsymptom einer Borreliose sind schmerzhafte Gelenkentzündungen gefolgt von Fieberschüben, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit. In seltenen Fällen kann eine Borreliose auch tödlich verlaufen.
Milben – die Auslöser der Räude
Milben sind mikroskopisch kleine Parasiten, die bei unseren Haustieren und auch bei uns selbst mehr oder weniger schwere Hautkrankheiten auslösen können. Bei Tieren werden diese Hautkrankheiten Räude genannt.
Bei Hund und Katze zählen zwei verschiedene Milbenarten zu den Hauptauslösern einer Räude: Die Demodex-Milbe (Haarbalgmilbe) und die Sarcoptes-Milbe (Grabmilbe). Demodex-Milben rufen die sog. Demodex-Räude (Demodikose) hervor, Sarcoptes-Milben die sog. Sarkoptes-Räude, vergleichbar mit der Krätze beim Menschen. Demodex-Milben leben und vermehren sich in den Haarfollikeln der Haut und lösen nur dann eine Erkrankung aus, wenn das Immunsystem des Tieres nicht mehr richtig funktioniert. Da dieses gerade bei Jungtieren oft noch unausgereift ist, tritt die Demodikose insbesondere bei Tieren im Alter von 12 bis 18 Monaten auf. Tiere, die von einer Demodex-Räude betroffen sind, zeigen nur geringen Juckreiz, aber deutlichen Haarausfall, der sich z.B. im Gesicht in Brillenform um die Augen zeigt.
Sarcoptes-Milben, auch Grabmilben genannt, ernähren sich von Hautmaterial, indem sie bis zu 1 cm lange Grabgänge unter die Hautoberfläche bohren. Sie lösen damit einen schweren Juckreiz aus, sodass sich befallene Tiere ständig beißen und kratzen. Dies führt zu starkem Haarausfall, borkigen Hautveränderungen und Pigmentierung der Haut, insbesondere am Bauch und an den Beinen. Die Sarcoptes-Räude ist hoch ansteckend und kann auch vom Tier auf den Menschen übertragen werden (Zoonose!). Beim Menschen lösen die Milben dann die Krätze (med.: Scabies) aus. Allerdings können sich die Milben nicht auf dem Menschen vermehren, sodass die Erkrankung nach wenigen Tagen spontan wieder abheilt (Pseudoskabies).
Eine weitere, aber mild verlaufende Räude ist die sog. Cheyletiellose, ausgelöst durch Raubmilben (Cheyletiellen). Diese Milben sehen aus wie kleine Hautschuppen und können dadurch leicht übersehen werden. Deutliche „Schuppen“ zeigen sich bei Befall in der Regel am Rücken der Tiere, zum Teil verbunden mit Juckreiz. Auch die Cheyletiellose ist hoch ansteckend und kann bei Körperkontakt auf den Menschen übertragen werden. Allerdings ist der Mensch ein Fehlwirt, sodass eine Ansteckung nur kurzzeitig stattfindet und keine langandauernden, gravierenden Symptome zu erwarten sind.
Mit Lupe und Hautgeschapsel den Parasiten auf der Spur
Flöhe und Zecken lassen sich zum Teil bereits mit bloßem Auge erkennen, insbesondere wenn die Zecken längere Zeit Blut gesaugt und dadurch eine gewisse Größe erreicht haben. Flöhe setzen nach ihrem Blutsaugakt große Mengen bluthaltigen Kot ab, der in Form kleiner schwarzer Krümel auf der Haut befallener Tiere erkannt werden kann. Der Nachweis eines Flohbefalles erfolgt dann durch den Taschentuchtest. Dabei werden die Krü- mel im Fell auf ein feuchtes Taschentuch aufgebracht. Bildet sich ein roter Bluthof um das schwarze Pünktchen, dann handelt es sich sicher um Flohkot.
Zum Nachweis von Milben können Haut und Haarkleid mit einer Lupe abgesucht und vom Tierarzt oder Tierheilpraktiker ein Hautgeschabsel genommen werden. Dazu wird mit einem Skalpell etwas an der Hautoberfläche geschabt, um die Milben und ihre Eier aus ihren Gängen oder den Haarbälgen zu lösen. Unterm Mikroskop kommen die Milben dann zum Vorschein. Ein Hautgeschabsel zu entnehmen ist für befallene Tiere nicht besonders schmerzhaft; den meisten Tieren tut das Kratzen mit dem Skalpell auf der Haut sogar gut, weil dadurch das eigene Kratzen ersetzt wird.
Einfache Behandlung mit großer Wirkung
Zur Behandlung von Flöhen und Zecken gibt es von verschiedenen Herstellern sog. Antiparasitika, die auch bei Milbenbefall helfen. Das sind Insektizide und Akarizide, die gegen Flöhe, Milben und Zecken eine abtötende Wirkung haben. Die meisten Präparate sind als Spot-on-Präparate zum Auftropfen auf die Haut im Nacken der Tiere erhältlich und haben den Vorteil, dass nur kleine Mengen aufgetragen werden müssen, um eine schnelle und effektive Behandlung zu gewährleisten. Zusätzlich haben diese Prä- parate bei monatlicher Anwendung eine vorbeugende Wirkung, sodass ein Floh-, Zecken- oder Milbenbefall zwar kurzfristig auftreten kann, die Parasiten aber bereits nach wenigen Stunden absterben. Zu diesen oft verschreibungspflichtigen Mitteln gibt es aber natürlich auch Alternativen, wie z.B. Bernsteinketten, die durch leichte elektrische Aufladung des Fells dazu führen können, dass die Parasiten sich wieder abfallen lassen, bevor sie beißen, stechen oder sich vermehren.
DR. ISA FOLTIN
TIERÄRZTIN, RADIOLOGIN, DIPLOM-JOURNALISTIN
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