Physiotherapie bei der Katze - Mit Feingefühl zum Ziel
Katzen sind als Physiopatienten oft nicht so gerne gesehen. Die meisten sind undankbare Patienten, weil sie sich, anders als Hunde, nicht gern von Fremden anfassen lassen, und man auch weniger Möglichkeiten hat, dieses Verhalten über Gehorsamkeit und Futter zu verbessern.
TIPPS & TRICKS
Nichtsdestotrotzbenötigen auch Katzen oft eine Physiotherapie, um schmerzfrei ihren Alltag bewältigen zu können. Deshalb hier ein paar Tipps & Tricks, wie man durch ein paar Kniffe bei Katzen zum Ziel gelangt. Vorweg: Damit die Behandlung erfolgreich sein kann, darf bei Katzen niemals mit Zwang gearbeitetwerden. Die Katzemuss die Behandlung ohne Gegenwehr ertragen können, um
Diese Katze genießt die therapeutische Kopfmassage
sich damit zu arrangieren oder im besten Falle entspannen zu können. Um das zur erreichen, sollte immer schmerzfern undangenehm gearbeitet werden, damit die Katze nicht zu Beginn schon verweigert.
TYPUS ERKENNEN
Um eine Katze erfolgreich behandeln zu können, muss man sich bewusst machen, dass die Mitarbeit der Katze unerlässlich ist, denn ohne diese wird es meist schnell unangenehm für alle Beteiligten. Dazu muss ich als Therapeut wissen, mit welchem Typus ich es zu tun habe. Im Grunde gibt es 4 Grundtypen von Katzen, die einem in der Physiotherapie begegnen. Kann man diese Typen unterscheiden, wird die erste Kontaktaufnahme und die Chance, eine komplette Behandlung durchführen zu können, erleichtert.
1. DIE ÄNGSTLICHE KATZE Verlässt schlagartig bei Betreten den Raum oder verkriecht sich an unerreichbare Plätze
Lässt sich vom Besitzer nicht auf dem Arm halten, sondern ergreift in unbändiger Panik die Flucht
Diese Katzen sind ungeeignet, um beim ersten Termin eine Behandlung durchzuführen. Mit Glück und ausreichend Katzenerfahrung lässt sich diese Katze nach einer ausgiebigen Kennenlernphase zumindest einmal anfassen. Man sollte jedoch aufgrund des erhöhten Stressfaktors bei diesem Typus besser auf andere Therapiemaßnahmen ausweichen.
2. DIE DOMINANTE KATZE Begutachtet den Besuch und stellt sich dreist vor (auf den Tisch springen, um die Beine streichen etc.) Der Besitzer kann die Katze auf dem Arm halten, aber sie wehrt sich gegen den Eingriff in ihre Privatsphäre Lässt sich trotz der Nähe ungern von der fremden Person anfassen und weicht der Berührung schnippisch aus, reagiert sogar mit Abwehrgesten
Diese Katzen sind bedingt geeignet für die Behandlung. Schafft man es, die Katze zu überzeugen, dass man ihr etwas Gutes tun will, wird sie eine Behandlung für eine bestimmte Zeit tolerieren. Man muss jedoch jederzeit mit (teils heftigen) Abwehrgesten rechnen.
3. DIE NEUGIERIGE KATZE Begrüßt den Besuch freudig und neugierig, untersucht Kleidung und Taschen
Lässt sich vom Besitzer auf dem Arm halten, man darf sie auch anfassen
Sucht die Nähe der fremden Person bzw. bleibt bei vorsichtiger Annäherung da und lässt sich problemlos oder etwas scheu anfassen
Diese Katzen sind für eine Behandlung gut geeignet. Da Berührungen toleriert werden, stehen die Chancen gut, dass man ein Wohlfühlgefühl erzeugen kann und die Katze die Behandlung akzeptiert.
4. DIE ALTE ODER TRÄGE KATZE Liegt auf ihrem Platz und ist am Besuch nicht interessiert
Lässt sich problemlos vom Besitzer tragen und ergibt sich ihrem Schicksal
Bei vorsichtiger Annäherung wird Berührung ohne Probleme toleriert
Diese Katzen sind für eine Behandlung bestens geeignet. Bedingt durch das Alter oder die Trägheit toleriert die Katze jede Berührung stillschweigend, und man kann schnell ein Wohlfühlgefühl erzeugen.
5. SONDERTYPUS: DIE VERLETZTE ODER GEHANDICAPTE KATZE
Hierzu zählen postoperative Patienten ebenso wie gehbehinderte oder frisch verletzte, die aufgrund ihres körperlichen Zustandes nicht wehrhaft sein können.
Trotz der mangelnden Gegenwehr sollte auch hier der Typus betrachtet werden:
Die ängstliche Katze durchlebt während der Behandlung eine schlimme Panik
Die alte oder träge Katze wird es einfach ertragen Die dominante Katze wird sich nachtragend revanchieren
Die neugierige Katze benötigt Zeit, sich unter der Zwangsbehandlung zu lösen
In Abhängigkeit vom Typus muss entschieden werden, ob eine Behandlung sinnvoll ist oder man besser über andere Therapieformen nachdenkt.
DAS WOHLGEFÜHL STEIGERN
Trotz der schwierigen Situation mit Katzen gibt es einige Punkte, wie man die Behandlungsbereitschaft durch Wohlgefühl steigern kann. Durch eine ruhige Stimme, ein angepasstes Verhalten, einen angenehmen Geruch, beliebtes Futter und den geeigneten Ort wird es deutlich leichter, die Katze zu erreichen.
STIMME Freundliche Betonung Ruhige Stimmlage Angemessene Lautstärke
VERHALTEN Den Raum ohne Hektik und in einer normalen Lautstärke betreten
Die Situation des Besuches als selbstverständlich signalisieren
Scheue Katzen ignorieren, um dadurch deren Interesse zu wecken
Kleidung und Taschen dürfen in Ruhe begutachtet werden, ohne Kontaktaufnahme zu erzwingen Zugängliche Katzen in devoter Haltung und ohne Druck mit gebührendem Abstand für Fluchtmöglichkeiten begrüßen
Beginn mit der Anamneseerhebung, um die Situation zu entspannen und die Katze an die Anwesenheit zu gewöhnen
Ist die Katze bereit, sich anfassen zu lassen, wird mit sanftem Streicheln begonnen und daraus eine Palpation entwickelt
GERUCH Um das Vertrauen sehr ängstlicher Katzen zu stärken, hat sich die Benutzung entspannender Aromatherapiegerüche (Lavendel, Melisse, Rose, Ylang-Ylang) oder industriell gefertigter Sprays (Feliway, Felisept) bewährt
Entgegen der weitverbreiteten Meinung finden Katzen den Geruch von Hunden oder einem Stall interessant, das fördert die Kontaktaufnahme
Hingegen sind starkes Parfüm, Handcreme, Deo etc. verpönte Gerüche und sollten gemieden werden
FUTTER Manche Katzen können kurzweilig über Futter abgelenkt werden; um Unverträglichkeiten zu vermeiden, sollten nur die gewohnten Futtermittel benutzt werden
Sticks und Leckerli mit Aromastoffen, Lockmitteln und Zucker sind beliebter und in dieser Situation klar von Vorteil
Hier ist die Stimmung bereits „gekippt“, eine therapeutische Behandlung ist erst wieder nach einer Pause möglich
© Lilli – Adobe
Auch Vitamin- oder Fleischpasten können zur Ablenkung eingesetzt werden
ÖRTLICHKEIT Hausbesuche sind fast immer zu bevorzugen Man sollte einen Raumwählen, in dem die Katze sich auskennt und gerne aufhält
Versteckmöglichkeiten sind im Voraus (am besten einige Tag zuvor) vom Besitzer zu beseitigen Manche Katzen flüchten gern unter/hinter Tische/ Stühle/Sofas; wenn es dem Therapeuten körperlich möglich ist, ist eine Behandlung an diesem „sicheren Platz“ denkbar, denn der Höhlencharakter vermittelt der Katze eine zusätzliche Sicherheit – die Katze darf dabei aber nie eingeengt werden
TECHNIK WÄHLEN
In der Regel gilt, dass Katzen keinerlei invasiven Techniken mögen. Zwar bestätigen auch hier Ausnahmen die bekannte Regel, doch der überwiegende Teil bevorzugt softere
Therapievarianten. Petrissage, Friktion oder Tapotements führen meist dazu, dass die Katze sofort verschwindet. Hingegen werden Effleurage, Vibrationen, BGM-Techniken und Lymphdrainagen gern toleriert. Auch unterstützende Therapiemethoden wie Magnetfeld, Laser, Frequenzfeld und Matrix-Rhythmus sind bei den meisten Katzen kein Problem. Muss im Sinne der Therapienotwendigkeit eine handfestere Methode zum Einsatz kommen, sollte diese besser zum Schluss der Behandlung erfolgen. Und man sollte sich bewusst sein, dass Katzen oft nachtragend sind und man unter Umständen beim nächsten Termin mit den Konsequenzen rechnen muss.
Patricia Trömer
Heilpraktikerin
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Physiotherapie, Ernährungsberatung, Chiropraktik, Akupunktur
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