Fälle aus der THP-Praxis für die Praxis
VON MONIKA HEIKE SCHMALSTIEG
MEIN HUND GEHORCHT MIR NICHT
Ich greife das Thema des Editorials nochmal auf. Immer wieder erlebe ich, dass wenn das Problem am Ende der Leine hängt, die Lösung im Tierbesitzer steckt. Die gut gemeinten Ideen und Ratschläge, die mir spontan in den Kopf kommen, sind erstmal nicht gefragt. In den meisten Fällen verwende ich die „Wunder-Frage“, um herauszufinden, was sich der Tierbesitzer wünscht. So können wir die Problematiken und die Wünsche gegenüberstellen und gemeinsam einen Weg erarbeiten. Das ist ein hochsensibles und komplexes Thema, hier einige Tipps dazu.
WENN MORGEN ALLES BESSER WÄRE, WIE SÄHE IHR TAG MIT DEM TIER AUS?
Ein Verhaltensberater für Tiere baut ein empathisches Gespräch auf, wobei er, eine vertrauensvolle Beziehung zum Tierhalter herstellte und Verständnis für die Bedürfnisse des Tieres sowie für die Herausforderungen des Besitzers zeigte. Hier einige Schritte, die ein Verhaltensberater im empathischen Gespräch durchführen kann:
EINFÜHRUNG UND BEGRÜSSUNG: Der Berater beginnt das Gespräch mit einer freundlichen Begrüßung und stellt sich kurz vor, um eine persönliche Verbindung herzustellen.
ZUHÖREN: Der Berater ermöglicht dem Tierhalter, seine Gedanken, Sorgen und Erfahrungen mit dem Tier zu teilen, ohne ihn zu unterbrechen oder zu urteilen. Aktives Zuhören, indem man nonverbale Signale verwendet und Verständnis bekundet, ist entscheidend.
VALIDIERUNG DER GEFÜHLE: Der Berater zeigt Verständnis für die Gefühle des Tierbesitzers, insbesondere wenn es um Herausforderungen oder Frustrationen bei der Erziehung geht. Dies beinhaltet, dass man anerkennt, wie schwierig es sein kann, ein Haustier zu erziehen oder wie belastend bestimmte Verhaltensprobleme sein können.
AUFBAU VON VERTRAUEN: Durch einfühlsames und unterstützendes Verhalten baut der Berater Vertrauen zum Tierhalter auf. Dies sorgt dafür, dass dieser sich wohlfühlt, offener spricht und bereit ist, Ratschläge anzunehmen.
KLÄRUNG UND ZUSAMMENFASSUNG: Der Berater stellt sicher, dass er die Situation des Tierbesitzers richtig verstanden hat, indem er Fragen stellt, um Missverständnisse zu klären, und die Hauptpunkte des Gesprächs zusammenfasst. Dadurch fühlt sich der Tierbesitzer verstanden.
EMPATHISCHE REAKTION UND UNTERSTÜTZUNG: Der Berater reagiert empathisch auf die Erfahrungen des Tierhalters und bietet Unterstützung an, um Lösungen für die Probleme zu finden. Dies kann die Empfehlung von Trainingsmethoden, Verhaltensänderungen oder andere Ressourcen umfassen. Ein empathisches Gespräch baut auf einem respektvollen Austausch auf, der darauf abzielt, eine positive Veränderung im Verhalten des Tieres sowie im Umgang des Besitzers mit dem Tier herbeizuführen.
Um den Hund zu einem echten Freund und treuen Begleiter zu machen, ist es wichtig, ihn als Familienmitglied zu betrachten, nicht nur als Haustier. Hier einige Tipps, wie Sie eine noch engere Bindung zu Ihrem Hund aufbauen können, ohne ausschließlich auf Leckerli als Belohnung zurückgreifen zu müssen:
ZEIT UND AUFMERKSAMKEIT: Verbringen Sie viel Zeit mit Ihrem Hund, spielen Sie mit ihm, gehen Sie spazieren und schaffen Sie positive gemeinsame Erfahrungen. Schenken Sie ihm Ihre volle Aufmerksamkeit und zeigen ihm, dass Sie ihn schätzen. Bauen Sie Ruhephasen für den Hund ein, mindestens 18 Stunden am Tag .
KOMMUNIKATION: Lernen Sie, die Körpersprache des Hundes zu verstehen, und kommunizieren Sie auf eine respektvolle, einfühlsame Weise mit ihm. Achten Sie auf seine Bedürfnisse und reagieren Sie angemessen auf seine Signale.
TRAINING MIT POSITIVER VERSTÄRKUNG: Verwenden Sie beim Training positive Verstärkungstechniken wie Lob, Spielzeug oder andere Belohnungen, um gutes Verhalten zu fördern. Die Belohnungen sollten nicht ausschließlich aus Leckerli bestehen, sondern auch aus anderen Formen der Anerkennung und Bestätigung.
GEMEINSAME AKTIVITÄTEN: Planen Sie Aktivitäten, die sowohl Ihnen als auch Ihrem Hund Spaß machen, z.B. gemeinsame Spaziergänge, Wanderungen oder Spielzeiten im Freien. Die Erlebnisse stärken Ihre Bindung und fördern das Vertrauen Ihres Hundes in Sie.
RESPEKT UND GRENZEN: Achten Sie darauf, die Bedürfnisse und Grenzen Ihres Hundes zu respektieren, und behandeln Sie ihn mit Würde und Respekt. Vermeiden Sie es, ihn zu überfordern oder zu bestrafen für ein Verhalten, welches für den Hund normal ist, schaffen Sie stattdessen eine liebevolle, unterstützende Umgebung für ihn.
SOZIALE KONTAKTE: Der Hund benötigt regen Kontakt zu Artgenossen. Organisieren Sie sich in Hundegruppen zum gemeinsamen Gassigehen.
Indem Sie Ihren Hund als Familienmitglied behandeln und eine enge Beziehung zu ihm aufbauen, können Sie sicherstellen, dass er nicht nur ein gehorsames Haustier ist, sondern auch ein treuer, liebevoller Begleiter, der Sie durch Dick und Dünn begleitet.