Territorialverhalten von Hunden

und was Dies für mich als Therapeut bedeuten kann.
Laut einer Marktforschung, die durch das Institut Skopos durchgeführt wurde, lebten im Jahr 2022 über 10 Millionen Hunde in deutschen Haushalten. Der Hund ist nach der Katze das zweitbeliebteste Haustier der Deutschen, aber in meiner Praxis die am häufigsten vorgestellte Tierart. Als Therapeutin und Hundetrainerin bin ich nicht nur mit den Erkrankungen des Hundes, sondern auch mit seinen vom Besitzer suggerierten „Verhaltensauffälligkeiten“ konfrontiert. Doch im Gespräch mit Herrchen/Frauchen wird dann oft klar, dass es sich nicht um ein auffälliges Verhalten, sondern um ein genetisch bedingtes Problem handelt. Die Genetik in der Welt der Hunde ist für mich eines der spannendsten und für die Besitzer häufig eines der unleidigsten Themen.
MISSVERSTÄNDNISSE
Es gibt zahllose Beispiele missverstandener Hunde. Der Herdenschutzhund, der keine Fremden duldet. Der Border Collie, der dem Kind in die Hinterseite des Beines beißt, als wäre es ein zu treibendes Schaf. Der Jagdhund, der die Kaninchen der Kinder interessanter findet, als es einem lieb ist. Der Deutsche Schäferhund, dessen ausgeprägter Beschützerinstinkt und Wachsamkeit einem oft zu viel ist. Die Palette ließe sich ewig weiterführen. An vielen Hunden verschiedenster Rassen wird heute etwas bemängelt, was der Mensch ihnen angezüchtet hat. Ich möchte nicht sagen, dass es unmöglich ist, einem Jagdhund über die Umlenkung seines Jagdinstinktes und Impulskontrolle sein unkontrolliertes Jagdverhalten abzugewöhnen, aber es wird immer in ihm fest verankert bleiben. Meine Einstellung ist immer Pro-Hund, da wir als ihre Besitzer in der Verantwortung für sie sind. Es sind unsere bewussten und noch öfter unbewussten Entscheidungen, die den Alltag mit unseren tierischen Freunden prägen. Wenn man sich für einen Hund vom Züchter entscheidet, wählt man eine bestimmte Rasse mit ihrer jeweiligen Abstammung und Veranlagung. Ich glaube, dass es viele Mensch Hund-Teams massiv beeinträchtigen kann, wenn man eine im Hund verwurzelte Veranlagung zu „beseitigen“ versucht.
TERRITORIALVERHALTEN
Aufgrund persönlicher Erfahrungen ist eine meiner liebsten genetischen Dispositionen das Territorialverhalten. Dies kann bei vielen Rassen auftauchen, allerdings gibt es Hunde wie den Bernhardiner, bei dem diese Eigenschaft besonders häufig vorkommt. Territorialverhalten kann sich in verschiedenen Facetten und Ausprägungen zeigen. So gibt es Hunde, die Besuch erst gar nicht zur Tür hereinlassen, oder Hunde, bei denen Besucher sich nicht frei vom Tisch erheben und durch den Raum gehen dürfen. Einige kennen bestimmt einen Hund im Nachbarschafts- oder Bekanntenkreis, der vom Garten aus Fußgänger am Zaun entlang verfolgt. Kommt es mit einem territorialmotivierten Hund zu einem Vorfall, handelt es sich häufig (nicht immer!) um leichtes Schnappen. Ihre Absicht ist in aller Regel nicht ein boshaftes Verletzen des „Eindringlings“, sondern ein Zurechtweisen und einen Hinweis zu setzen, dass sich der Besuch wieder zu verabschieden hat. Ein solches Verhalten ist in unserer heutigen Welt absolut indiskutabel. Doch ich möchte auch aufzeigen, dass der Mensch, ob gewollt oder ungewollt, diese Genetik ein großes Stück weit herbeigeführt bzw. angezüchtet hat. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, das Territorialverhalten des Hundes in geregelte Bahnen zu lenken, ohne es ihm vollkommen abzusprechen. Bei manchen Hunden reicht es aus, das strategisch falsch platzierte Hundebettchen aus der Sichtweite der Tür zu nehmen. Die Lösungen für dieses oft ungeeignete Verhalten unterscheidet sich allerdings von Individuum zu Individuum und kann nicht für alle vereinheitlicht werden. Ich bin ein Fan davon, den Hund in kontrollierten Bahnen seine Aufgabe erfüllen zu lassen. Hunde als soziale Wesen möchten häufig in ihrem Familienkonstrukt einen Platz und auch einen Job haben. Eine gut angenommene Möglichkeit kann es z. B. sein, dass der Hund den Besuch vor der Tür zwar nicht mehr verscheuchen, aber sehr wohl mit Bellen anzeigen darf, dass sich vor der Haustür jemand befindet. Ab dieser Kundgabe des Hundes übernimmt dann der Mensch das weitere Geschehen. Eine klare Struktur mit geregelter Rollenaufteilung kann hier ein sehr zentraler Punkt sein.
Territorialmotivierte Hunde fallen einem selten beim Besuch in der Praxis auf. Meistens ergeben sich die Probleme für den Behandler im gewohnten Umfeld des Hundes. Um eine ungewollte Situation zu vermeiden, gibt es einige Tipps: Fragen Sie bereits bei der Terminvergabe den Besitzer, ob der Hund ein territoriales Verhalten zeigt. Auch wenn das verneint wird, sollte man trotzdem darauf gefasst sein. Vielen Haltern ist das Verhalten ihres Hundes nicht ganz klar, und sie haben dieses zuvor auch nicht entsprechend hinterfragt.
Sollte Ihnen der Hund dann schon vor der Haustür den Weg versperren, sollten Sie dem Besitzer dieses Verhalten erläutern. Hierbei kommt es immer wieder zum „Aha“-Effekt, weil das Verhalten zuvor nicht eingeschätzt werden konnte. Da der Hund Ihr späterer Patient sein soll, sollten Sie sich ihm gegenüber höflich verhalten. Sich einfach am Hund vorbeizudrücken, während der Halter ihn festhält, mag zwar mechanisch funktionieren, aber schafft selten eine vertrauensvolle Grundbasis zwischen Therapeut und Tier. Eine bessere Möglichkeit wäre: Sie warten draußen, bis der Besitzer den Hund in Ruhe ins Wohnzimmer gebracht hat und dieser von seinem Erregungslevel ablässt. Ohne Klingeln oder anderweitige Reize holt Sie der Halter dann vor der Tür ab und begleitet Sie in die Küche. Sie setzen sich, bevor der Hund vom Wohnzimmer zu Ihnen kommen darf. Stehende Personen wirken oft eindrucksvoller und bedrohlicher auf die Tiere, weshalb eine sitzende Position hilfreich sein kann. Lassen Sie sich beschnüffeln. Wenn nötig, schauen Sie gekonnt vom Hund weg. Lassen Sie sich auf ein freundliches Kennenlernen mit dem Hund ein, auch wenn dies Zeit benötigt. Der Hundepatient wird einem aus Hundesicht höflichen Menschen mehr trauen als jemandem, der seiner Weltanschauung nach einfach in dessen Wirkungskreis eindringt. Die folgende Behandlung kann so viel einfacher und zielführender vonstattengehen, als sie vielleicht mit Festhalten, am Halsband rucken und einem viel zu hohen Energielevel stattgefunden hätte.
WAS HAT DAS FÜR MICH ALS THERAPEUT ZU BEDEUTEN?
Ein Hundebesitzer ruft in Ihrer Praxis an. Sie freuen sich über den neuen Kunden und vereinbaren mit ihm einen Behandlungstermin, der als Hausbesuch abgehalten werden soll.
VERENA BAUER TIERHEILPRAKTIKERIN HUNDETRAINERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Bioresonanztherapie, Ernährungsberatung, Craniosacrale Therapie, alternative Behandlungsmethoden in der Landwirtschaft, Tierkommunikation KONTAKT