Skip to main content

Pferdephysiotherapie - Praktische Übungen

PASSIVE

MOBILISATION/

DEHNUNGEN

PASSIVE VS. AKTIVE MOBILISATION

Passive Mobilisation wird statisch gehalten, aktive Mobilisation findet in der Bewegung statt. Die passive Mobilisation geht über die aktive hinaus, und der Bewegungsapparat wird geschmeidiger und bleibt gesund. Zur Gesunderhaltung eines jeden Pferdes gehören gezielte Bewegung, Training und eine gute Zusammenarbeit zwischen Pferdebesitzer, Reitlehrer, gegebenenfalls Mitreiter/Reitbeteiligung, Tierarzt/Tiertherapeut, Schmied, Pferdephysiotherapeut sowie Futtermittelberater.
Neben der artgerechten Haltung und den sozialen Kontakten zu Artgenossen kann man die Gesunderhaltung der Pferde durch passive Mobilisation fördern.

Um den Reiter gesund tragen zu können und leistungsfähig zu bleiben, sollte jedes Pferd auch stabil, also im körperlichen Gleichgewicht, sein.

Zivilisationskrankheiten, Exterieur und Reitweise können Hindernisse in der körperlichen Stabilität eines Pferdes sein, auch die Zucht und die damit verbundene Hypermobilität gehen auf Kosten des Gleichgewichts eines Pferderückens. Ein Pferderücken ist von Natur aus weniger beweglich, dafür stabil. Um diese Stabilität gesund zu halten, helfen Muskeln und Faszien. Die tiefen Muskeln nahe Gelenken und Wirbelsäule, die Bauchmuskeln, Hüftbeuger, Schulter- und Beckengürtelmuskulatur stützen den Rumpf. Sie stabilisieren einerseits und führen Bewegungen andererseits kontrolliert durch. Diese Muskelpartien können durch passive Mobilisation verbessert werden. In einer Studie aus den USA zeigten Pferde, die über mehrere Monate passiv mobilisiert und gedehnt wurden, erstaunliche Resultate. Schon nach ein paar Wochen hatten sie eine bessere Körperhaltung und mehr Leistungsbereitschaft. Die tiefe, stabilisierende Muskulatur hat an Umfang und, damit verbunden, an Kraft zugenommen.

DEHNUNGEN


Auch Dehnungen sind als Rehabilitationsprogramm (nach Absprache mit dem behandelnden Tierarzt) von unschätzbarem Wert. Übungen vom Boden aus zu machen lohnt sich! Jede Übung sollte nur in dem Grad angewandt werden, das Ihr Pferd für diese Bewegung selbst zulässt. Schauen Sie immer auf die Körpersprache Ihres Pferdes. Pferde zeigen uns, was ihnen guttut! Achten Sie auf eine sichere Umgebung, Störungsvermeidung und einen geeigneten Untergrund. Die Übungen sollten 10 – 20 Sekunden lang gehalten werden und nie länger als jeweils 45 Sekunden dauern. Jede Übung bedarf einer 3-maligen Wiederholung und sollte mindestens 3-mal wöchentlich regelmäßig gemacht werden.

Retraktion der Vorhand
© S. Mayer

Retraktion der Hinterhand
© S. Mayer

Protraktion der Hinterhand
© S. Mayer

Protraktion der Vorhand
© S. Mayer

 

RETRAKTION DER VORHAND


Das Vorderbein wird aufgehoben und am M. exentsorii (Zehenstrecker) gefasst. Mit leichtem Zug rückwärts/abwärts wird nun eine dezente Spannung aufgebaut.

FOLGENDE MUSKELN PROFITIEREN M. pectoralis (vorderer Teil des Brustmuskels)
M. brachiocephalicus (Arm-Kopf-Muskel) M. supraspinatus (Obergrätenmuskel) M. extensor carpi radialis (Karpalgelenksstrecker)

PROTRAKTION DER VORHAND


Das Vorderbein oberhalb des Fesselgelenks aufnehmen und langsam nach vorwärts/aufwärts dehnen.

FOLGENDE MUSKELN PROFITIEREN M. pectoralis profundus (unterer Teil des Brustmuskels)

M. trapezius (Brust, Halsportion) M. infraspinatus (Untergrätenmuskel) M. serratus ventralis thoracis (zum Bauch hin gelegener Sägemuskel)
M. extensor carpi ulinaris (ulnarer Karpalgelenksbeuger)

RETRAKTION DER HINTERHAND


Das Hinterbein wird aufgehoben und langsam nach rückwärts gedehnt. Für diese Übung bedarf es Kenntnisse über das Pferd. Achten Sie auf Ihre Sicherheit, die Hinterhand eines Pferdes kann sehr schnell sein.

FOLGENDE MUSKELN PROFITIEREN M. iliacus (Darmbeinmuskel) M. tensor fascie latae (Spanner der Oberschenkelbinde)

Denken Sie daran, das Bein nach der Dehnung wieder langsam auf den Boden zu stellen.

PROTRAKTION DER HINTERHAND


Das Hinterbein wird aufgehoben und langsam nach vorwärts/aufwärts gedehnt. Für diese Übung bedarf es Kenntnisse über das Pferd. Achten Sie auf Ihre Sicherheit, die Hinterhand eines Pferdes kann sehr schnell sein.

FOLGENDE MUSKELN PROFITIEREN M. biceps femoris (Oberschenkelmuskel)

M. semimembranosus (halbhäutiger Muskel) M. semitendinosus (halbsehniger Muskel) M. gastrocnemius (Wadenmuskel)

KONTRAINDIKATIONEN


Akute Verletzungen Fieber Nervenentzündungen Verdacht auf Thrombose Ataktische Pferde Unkoordinierte Pferde Überbeweglichkeit des gesamten Pferdes oder einzelner Gelenke Unklare Lahmheit

Aus Sicherheitsgründen stelle ich Abduktion und Adduktion im Rahmen dieses Artikels nicht vor, hierfür bedarf es eines Pferdephysiotherapeuten.

Simone Mayer

TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Pferdephysiotherapie, Manuelle Verfahren nach Dorn/Breuß, Stresspunktmassage nach Meagher, TCVM, Pferdewirtin

KONTAKT
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!