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Pferdegesundheit - Auf den Magen geschlagen

Hartnäckige Rittigkeitsprobleme können ihre Ursache nicht nur in einem sturen Dickschädel des Pferdes oder in reiterlichen Unzulänglichkeiten haben. Oft liegt das Übel nicht im Wesen des Vierbeiners, sondern an schmerzhaften Magenproblemen, die übersehen oder erst sehr spät diagnostiziert werden.

SYMPTOME


Verhaltensprobleme wie Gurtzwang, Bissigkeit, plötzliches Steigen und andere Widersetzlichkeiten haben bei Pferden häufig eine gemeinsame Ursache: einen übersäuerten, gestressten Magen, der ggf. zusätzlich unter Geschwüren der Magenschleimhaut leidet. Beim Menschen würde man von einem „Reizmagen“ sprechen. Wenn ich sage, dass ein problematisches Verhalten bei Pferden häufig eine gemeinsame Ursache hat, ist das fast wörtlich zu nehmen, denn laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben geschätzt drei Viertel aller Pferde in großen Ställen Probleme mit dem Magen. Die Ursachen dafür sind genauso vielfältig wie die Symptome.

EMPFINDLICHES ORGAN


Als reine Pflanzenfresser haben Pferde einen überraschend einfach aufgebauten Magen. Während Schafe, Ziegen und andere Wiederkäuer für die Verdauung ihrer per se schon wenig inhaltsreichen Kost mit einem hochkomplexen, vierfach gekammerten Magensystem (Labmagen, Netzmagen, Blättermagen, Pansen) aufwarten, begnügen sich Pferde mit einem einfachen, sackförmigen Magen ohne gesonderte Kammern. Dieser Magen ist auch nicht besonders groß. Das muss er auch nicht sein, denn in ihrer natürlichen Umwelt, den riesigen Steppengebieten Asiens und Nordamerikas, wächst Pferden das Futter quasi unter den Hufen und ist beständig verfügbar. Auf Futtermangel sind Pferde also gar nicht eingestellt.

Etwa 16 Stunden am Tag, langsam grasend, gelangen permanent kleine Mengen Futter in den Magen, die schnell vorverdaut und ans Darmsystem weitergeleitet werden. Ein kleiner Magen ist für ein Pferd als Fluchttier auch insofern sinnvoll, da er beim Davongaloppieren vor einem Feind weniger schwer und somit weniger belastend ist als ein vollgestopfter großer Magen.
Allerdings hat dieses einfache Magensystem den Nachteil, auf Abweichungen seiner gewohnten Fütterungsnorm hinsichtlich Dauer der Futteraufnahme und Futterzusammensetzung nicht ausgleichend reagieren zu können. Man benötigt kein Biologie-Diplom, um verstehen zu 

Richtige Fütterung und ein entspanntes Pferdeleben sind die besten Mittel gegen Magenprobleme

können, dass die modernen Haltungsgegebenheiten unserer Sport- sowie Freizeitpferde, zumindest im Hinblick auf den Pferdemagen, alles andere als naturgemäß sind, was vielen unserer Vierbeiner folglich gehörig auf denselben schlägt.

URSACHE FÜR VERHALTENSPROBLEME


Bereitet ein Pferd unter seinem Reiter Probleme, wird häufig in die verkehrte Richtung gedacht. Tierarzt und Physiotherapeut suchen meist zunächst im Stütz- und im Bewegungsapparat nach den Ursachen: Ist ein Wirbel verkantet? Hat das Pferd Blockaden im Kreuzdarmbeingelenk (die „berühmte“ ISG-Blockade)? Hat es ein Problem mit einem Gelenk seiner Gliedmaßen? Insofern wird völlig unterschätzt, dass auch diverse andere Ursachen vorliegen könnten.
Schwierige Haltungsbedingungen wie Bewegungsmangel, weit auseinanderliegende Fütterungszeiten mit langen Stunden ohne Futterbeschäftigung sowie -aufnahme, beständige Unruhe im Stall, zu wenig Kontakt mit Artgenossen sowie viele andere Faktoren können bei Pferden schnell zu einem gestressten Magen und nachfolgend zu schmerzhaften Magengeschwüren führen. Um sich gegen den Schmerz im Magen zu wehren, entwickeln Pferde dann je nach Temperament und

Veranlagung unterschiedlichste Strategien, z. B. plötzliches Steigen, sobald beim Angaloppieren die Bauchdecke angespannt werden muss, oder Beißen beim (Nach-)Gurten.
Vielfach ist zu beobachten, dass ein Pferd seine Futterration hastig hinunterschlingt, anstatt das Heu und Kraftfutter genüsslich und langsam zu kauen. Das belastet den Magen doppelt, denn zum einen wird das Futter nicht ausreichend zerkaut und eingespeichelt, was zu mechanischen Reizungen der Magenschleimhaut führen kann, zum anderen wird der Magen schnell überlastet, wenn zu viel Futter auf einmal in ihn hineingeschaufelt wird. Die wohlmeinende Begründung des Reiters, dass das Pferd sehr verfressen ist, verkennt das Problem, dass lange Fresspausen seinem Tier Magenschmerzen bereiten. Kommt hinzu, dass seitens des Stallbetreibers die tägliche Heuration aus Kostengründen schmal bemessen ist. So sind Magenprobleme fast schon vorprogrammiert.

VORBEUGEN STATT HEILEN


Um es nicht so weit kommen zu lassen, ist ein pferdegerechtes Futtermanagement mit ausreichend frei verfügbarem Heu, verbunden mit viel Bewegung und Abwechslung im Pferdealltag die „magenschonendste“ Art der Pferdehaltung. Für Pferde mit empfindlichem Magen gibt es im Fachhandel viele verschiedene Kraftfuttermittel, die speziell für Probleme des Magen-Darm-Traktes zusammengestellt sind. Was genau im Futtertrog landet, richtet sich auch nach den jeweiligen (sportlichen) Anforderungen, die das Pferd zu meistern hat. Eine Situationsanalyse mit anschließender Fachberatung durch einen Tierheilpraktiker kann helfen, Licht ins Dickicht der vielen unterschiedlichen Futterangebote und Herstellermarken zu bringen.

TIERHEILPRAKTIKER

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Stallhygienisierung bei Atemwegserkrankungen, Lichtinduzierte Behandlung von Sehnen-, Bänder- und Muskelschädigungen, Magnetfeldtherapie, Fachjournalist für Tierheilkunde, Experte für Pferde

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