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Barfen für Katzen: Was Sie wissen müssen

Foto: von QuillfeldtROHFÜTTERUNG IM TREND

Mehr als 8 Millionen Katzen leben in deutschen Haushalten. Die Zahl steigt stetig an. Auf der Beliebtheitsskala der Haustiere hat die Katze schon längst den ersten Platz eingenommen und damit den Hund abgelöst.

Die Katze – ein Fleischfresser

Mit der Anzahl der in unseren Haushalten lebenden Katzen steigt auch der Anteil der Tiere, die durch Ernährungsfehler krank werden. Niereninsuffizienz, Allergien und Magen-Darm-Erkrankungen stehen dabei an vorderster Stelle. Dennoch und vielleicht auch gerade deshalb steigt die Zahl der Katzenhalter, die sich mit der Ernährung ihrer Katzen intensiv beschäftigen, erfreulicherweise stetig an. Das Bewusstsein, dass die Versprechen der Tierfuttermittelindustrie vorrangig dem Marketing und damit der Gewinnmaximierung und meist nicht in gleichem Maße der Gesundheit unserer Tiere dienen, nimmt zu.

Die Tierfuttermittelindustrie verspricht uns eine gesunde Ernährung mit viel Abwechslung, ausreichender Vitamin- und Mineralstoffversorgung und eine einfache Handhabung: Dose auf, Inhalt in den Napf – fertig. Für Katzen gibt es eine große Vielfalt von unterschiedlichen Angeboten für die verschiedenen (vermeintlichen) Bedürfnisse auf dem Markt. Da findet sich Futter für Senioren, Kitten, Adulte, Futter für Nierenkranke, Steinkranke, Magenkranke, Futter für Über- und Untergewichtige und vieles mehr. Ständig fallen der Futtermittelindustrie neue Zielgruppen ein, wie Trockenfutter mit Zusätzen zur Zahnreinigung oder Crunchies für den „Spaß“ beim Fressen. In der Natur gibt es das nicht, ebenso wenig wie Zivilisationskrankheiten á la Übergewicht oder Diabetes. Denn schon eine Maus und andere kleine Beutetiere in der für die Katze idealen Nährstoffzusammensetzung genügen als Garant für eine ausgewogene Ernährung – und das in allen Lebenslagen.

Die Maus – das Futtertier der Katze

201505 Barfen2Wir können keine Maus „nachbauen“. Wir können aber zumindest die Ernährung unserer Katzen so weit verbessern, dass wir sie naturnah, d. h. roh und abwechslungsreich, mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt, füttern. Unsere Tiere danken es uns mit Vitalität, Gesundheit, glänzendem Fell und nicht zuletzt mit einem langen Leben.

BARFen – Rohfütterung für Katzen

Bei dem Begriff „BARF“, auch „B.A.R.F.“ geschrieben, ging es zunächst um die Rohfütterung von Hunden. Nachdem in den 1960er-Jahren die industrielle Herstellung der Tiernahrung ihren Siegeszug antrat, gingen immer mehr Tierhalter dazu über, von der bis dahin üblichen Fütterungspraxis – rohes und gekochtes Fleisch, Knochen, Innereien, Gemüse und Tischabfälle – zur Fütterung von Dosen- und Trockenfutter überzugehen. Die Folge davon war schon nach wenigen Jahrzehnten, dass die Tiere an verschiedenen chronischen Zivilisationskrankheiten litten, wie Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht.
Anfang der 1990er-Jahre beschäftigte sich ein australischer Tierarzt mit diesem Phänomen und veröffentlichte 1993 das bis heute erfolgreiche Buch „Give your dog a bone“. Es basiert auf dem Konzept, dass eine natürliche Rohfütterung das Beste für die Gesundheit des Hundes ist.

201505 Barfen32006 hat die Kanadierin Debbie Tripp den Begriff „BARF“ verwendet, um sowohl Hundebesitzer, die ihren Hund nach dieser Methode ernähren, als auch das Futter selbst so zu bezeichnen. In den folgenden Jahren machte der Begriff einen Bedeutungswandel durch. Zunächst stand er für „Born- Again Raw Feeders“ (Wiedergeborene Rohfütterer), dann für „Bones And Raw Food“ (Knochen und rohes Futter) oder auch Biologically Appropriate Raw Food (Biologisch angemessenes rohes Futter). Eingedeutscht wurde es mit der Übersetzung „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“.

Bereits 2008 kam das erste Buch zur natürlichen Rohfütterung der Katze auf den Markt. Diese Ernährungsform erfreut sich seither einer zunehmend größer werdenden Nachfrage durch die Katzenbesitzer. Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein reiner Carnivor (Fleischfresser) geblieben, ernährt sich also natürlicherweise ausschließlich von Fleisch mit sehr wenig vorfermentierten pflanzlichen Bestandteilen aus dem Verdauungstrakt der Beutetiere.

Eine gesunde Rohmahlzeit mit viel frischem Fleisch, Fett und etwas rohem Gemüse

BARF für Katzen ist eine Ernährungsform, bei der versucht wird, die natürliche Nahrung für Katzen so weit wie möglich mit rohem Fleisch, rohen pflanzlichen Bestandteilen und möglichst natürlichen Zutaten „nachzubauen“, um eine vollwertige und gesunde Ernährung zu gewährleisten. Immer mehr Katzenhalter stellen das Futter ihrer Tiere erfolgreich auf diese Art der Rohfütterung um.

Vorteile der Ernährung nach der BARF-Methode

Foto: von QuillfeldtWir ermöglichen unserem Tier mit der Fütterung von rohem Fleisch eine Ernährung, die der nahe kommt, wie sie es natürlicherweise durch das Fressen von Mäusen und anderen Kleintieren gewohnt ist. Die Beutetiere sind in der Natur weder gekocht noch in Einzelteile zerlegt und aussortiert. Sie werden mit „Haut und Haar“ gefressen. Es stellt sich natürlich die Frage, ob wir Katzenhalter denn wirklich in der Lage sind, eine Ernährung zu gewährleisten, die dem natürlichen Futter der Katzen zumindest weitgehend gleichwertig ist. Die Katze mit ihren Besonderheiten im Stoffwechsel, in der Vitaminaufnahme und -verwertung und in der Futteraufnahme an sich stellt schon einige Anforderungen an eine ausgewogene und gesunde Ernährung.

Mit Fetten unterschiedlicher Herkunft wird eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Aminosäuren gewährleistet

Gleichwohl ist es nicht unmöglich: Nachdem man sich mit den Bedürfnissen und Besonderheiten der Katze auseinandergesetzt hat und zumindest im Großen und Ganzen die Zusammenhänge versteht, auf die man bei der Rohfütterung zu achten hat, wird man nach einiger Zeit die Zubereitung der BARF-Mahlzeit wie selbstverständlich in den Tagesplan integriert haben. Und es gibt einen unschätzbaren Vorteil: Der Tierhalter weiß genau, was er seinem Tier zu Fressen gibt. Je nachdem, wie die persönliche Einstellung dazu ist, kann Bio-Fleisch bezogen oder das Fleisch beim Metzger nebenan gekauft werden. Mit dem Füttern unterschiedlicher Fleischsorten kann sehr gut auf Allergiker und chronisch kranke Katzen Rücksicht genommen werden.

201505 Barfen4Mit einer Ernährung nach der BARF-Methode bekommen unsere Tiere ein stabiles Magen- und Darmmilieu, das für ein starkes, gesundes Immunsystem wichtig ist. Alle Organe werden optimal mit natürlichen Substanzen versorgt und können somit für einen gesunden Stoffwechsel und eine natürliche Entgiftung sorgen. Die Tiere haben selten Übergewicht, Haut und Fell sind gesünder, Allergien können häufig vermieden, verbessert oder auch beseitigt werden.

Wir können durch die Rohfütterung selbst sicherstellen, dass unsere Tiere ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind. Die Futtermenge nimmt durch den hohen Gehalt an Fleisch und tierischen Bestandteilen gegenüber dem industriellen Futter deutlich ab. Der Organismus wird dadurch weniger belastet, das Tier benötigt schon bei der Verdauung weniger Energie. Die Kotmenge wird ebenfalls deutlich reduziert und bekommt einen Geruch, der nicht oder kaum mehr wahrnehmbar ist. Wer eine Hauskatze hält und auf BARF umstellt, wird dies sehr bald wohltuend bemerken. Die Tiere können die Rohmahlzeit einfach viel besser verdauen und vollständiger verwerten.

Mit der Rohfütterung wird außerdem konsequent eine Dehydration der Katze mit allen gesundheitlichen Folgen vermieden. Die Nieren, die von Natur aus bei der Katze sehr störungsanfällig sind, werden gut durchgespült und entlastet. Durch die Supplementierung von natürlichen Zutaten können unsere Tiere die Nahrung sehr gut verwerten und dem Organismus optimal zur Verfügung stellen.
Ernährungsbedingte Krankheiten treten bei Katzen, die nach der BARFMethode gefüttert werden, wesentlich seltener auf. Lebensmittelallergiker sind bei dieser Fütterungsmethode besonders gut beraten. Mit der BARF-Methode ist es einfach, eine Ausschlussdiät zu füttern und anschließend die Fleischsorten und Zusatzstoffe wegzulassen, die Allergien auslösen. Bei vielen Tieren entsteht durch die industriell gefertigte Nahrung – v. a. durch übermäßige Zufuhr von Kohlenhydraten – Diabetes. BARF-Mahlzeiten enthalten keine oder sehr wenige Kohlenhydrate, dadurch wird dieser chronischen Erkrankung vorgebeugt. Magen-Darm-Erkrankungen kommen nur noch selten vor, denn das innere Milieu ist so stabil, wie es von Natur aus sein soll, und somit stark in der Abwehr von Parasiten, Bakterien und Viren.

Katzen, die roh gefüttert werden, verändern ihren Körpergeruch. Parasiten, die von außen an den Körper kommen, werden damit natürlich abgewehrt. Durch das gestärkte Immunsystem funktioniert auch die innere Abwehr von Würmern und anderen Parasiten besser. Freigänger müssen aber selbstverständlich nach wie vor auf Parasiten untersucht werden, um einen Befall auszuschließen. In der Praxis zeigt es sich jedoch, dass eine Behandlung in den seltensten Fällen notwendig ist, denn meist werden keine Parasiten nachgewiesen.

Foto: von QuillfeldtRohfütterung ist außerdem ein wichtiger Aspekt zur Gesunderhaltung des Katzengebisses. Entgegen den Aussagen von Futtermittelherstellern, die dafür werben, dass Trockenfutter (zum Teil noch mit speziellen Zusätzen) gut für die Zahnreinigung ist, führt es in vielen Fällen durch den hohen Gehalt an Kohlenhydraten zu Zahnbelag, Zahnstein und daraus folgend zu Zahnfleischentzündungen bis hin zur Parodontose.

Ganz anders dagegen bei der Rohfütterung: Katzen, die bei der Nahrungsaufnahme große Fleischstücke zerkleinern müssen, reinigen hierbei auf natürlichste Weise ihr Gebiss, es entstehen keine Zahnbeläge oder Zahnstein, das Zahnfleisch wird gut durchblutet und bleibt gesund.

Nachteile der Rohfütterung?

Die Fütterung mit der gekauften Dose Nassfutter oder der Tüte Trockenfutter ist denkbar einfach: Dose oder Tüte öffnen, Inhalt in den Napf, fertig.

So einfach ist die Fütterung nach der BARF-Methode bei der Katze nicht. Zunächst muss man sich mit der Thematik beschäftigen, um zu vermeiden, einfach mal die eine oder andere Zutat wegzulassen oder gar nur reines Fleisch zu füttern. Man sollte ein Bewusstsein für die Zusammenhänge der Nahrungsbestandteile mit dem Stoffwechsel und einer gesunden Organfunktion bekommen, um eine artgerechte Ernährung zu gewährleisten. Wenn diese Dinge alle geklärt sind, dann geht es an unsere eigene Motivation. Die Zubereitung der Mahlzeiten liegt in unserer Hand und wir müssen die dafür notwendige Zeit aufbringen wollen. Für eine Katze benötigt man zur Herstellung eines 4-Wochen-Vorrates etwa drei Stunden. Die Beschaffung der Zusatzstoffe und des Fleisches sowie der weiteren notwendigen Zutaten ist hierbei noch nicht mit eingerechnet. Zu Beginn erscheint einem der Aufwand groß, mit der Zeit und mit zunehmender Erfahrung geht das aber ganz leicht von der Hand und man freut sich an der Freude der Tiere am Fressen. Und – das ist die gute Nachricht dabei – die Mühe lohnt sich auf jeden Fall!

Abwiegen einer fertigen BARF-Mahlzeit

201505 Barfen7Es gibt immer wieder Stimmen, die laut werden, wenn es um Bakterien und Parasiten im rohen Fleisch geht. Wichtig ist, zunächst zu wissen, dass bei Rohfütterung nach der BARF-Methode kein Schweinefleisch gefüttert werden sollte, denn es kann das Aujeszky- Virus enthalten, das die gleichnamige Krankheit auslöst, die auch Pseudowut genannt wird und bei Hunden und Katzen zum Tode führt. Im nach deutschen Lebensmittelrecht kontrollierten Fleisch kommt bei uns schon lange kein Virus dieser Art mehr vor, aber bei frei lebenden Wildschweinen wird es hin und wieder immer noch nachgewiesen, sodass vorsichtshalber auf die Verfütterung von rohem Schweinefleisch ganz verzichtet werden sollte.

Bakterien und Parasiten kommen natürlich vermehrt im Futter, das mit Rohfleisch zubereitet wird, vor. Deshalb ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Kühlung und hygienische Verarbeitung zu achten. Diese Vorsichtsmaßnahmen dienen aber eher zu unserem eigenen Schutz, denn die Katze „sterilisiert“ in der Natur ihre Beute auch nicht. Es ist vielmehr so, dass sie mit den Belastungen durch Bakterien und Parasiten bestens zurechtkommt. Ihr Organismus ist darauf ausgerichtet, diese zu vernichten. Im Magen der Katze herrscht ein sehr saures Milieu mit niedrigen pH-Werten von 1 bis 2, sodass alles Schädliche abgetötet wird. Die Aufrechterhaltung dieses pH-Wertes wird gewährleistet, indem die Ernährung konsequent auf Rohfleisch umgestellt und keine Kohlenhydrate gefüttert werden, denn dadurch würde der pH-Wert im Magen wieder steigen und die körpereigene Abwehr wäre dann nicht mehr sichergestellt. Hinzu kommt, dass die Katze nur einwandfreies, frisches Fleisch frisst und sich somit ein Stück weit selbst schützt, denn sobald ein deutlicher Verwesungsprozess eingetreten ist, lässt die Katze das Futter liegen.

Supplemente in der BARF-Mahlzeit

Um eine ausgewogene und gesunde Ernährung der Katze zu gewährleisten, ist es nicht ausreichend, nur rohes Fleisch zu füttern. Damit diesen Anforderungen des auf Mäuse spezialisierten Fleischfressers Rechnung getragen werden kann, müssen regelmäßig folgende Nährstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente zum rohen Fleisch hinzugefügt werden:

  • 201505 Barfen8Vitamin A in Form von roher Leber
  • Vitamin B in Form von Bierhefe
  • Vitamin D in Form von Lachs oder Forelle
  • Vitamin E in Form von Weizenkeimöl
  • Eisen in Form von Blut
  • Jod in Form von Seealgenmehl
  • Natrium in Form von Meer- oder Himalayasalz
  • Kalzium in Form von Eierschale

Supplemente, die in einer BARF-Mahlzeit nicht fehlen dürfen

Zu diesen Zusatzstoffen kommt noch die essenzielle Aminosäure Taurin in Form von Grünlippmuschel-Extrakt. Je höher der Anteil an Hühner- und Putenherzen sowie Putenfleisch in der Mahlzeit ist, desto weniger Taurin muss hinzugefügt werden, denn diese Fleischsorten sind besonders taurinreich.
Eine Besonderheit bei der Herstellung der BARF-Mahlzeit nimmt die Zugabe von Kalzium ein. Das Kalzium-Phosphor-Verhältnis einer Rohmahlzeit sollte im Idealfall 1,15 : 1 betragen. Der Anteil an notwendigem Phosphor ist in der Regel durch den Fleischanteil sichergestellt. Deshalb wird regelmäßig Eierschale als Pulver zur Ergänzung verwendet. Nur mit diesem Verhältnis ist ein guter Knochenstoffwechsel sichergestellt.

Alle oben aufgeführten natürlichen Supplemente einer BARF-Mahlzeit können auch durch alternative Präparate aus der Apotheke oder dem Zoofachhandel ersetzt werden. Die Verwendung von z. B. künstlich hergestellten Vitaminen wird nur empfohlen, wenn eine Allergie oder sonstige Unverträglichkeit vorhanden ist. Inhaltsstoffe auf natürlicher Basis werden vom Organismus unserer Tiere besser aufgenommen und verwertet.

Zusammenstellung einer vollständigen Rohmahlzeit

Die Berechnung von Energiebedarf und Zusammensetzung der Mahlzeit aus unterschiedlichen Fleischsorten und -arten, Fetten und der notwendigen Nährstoffe erfordert ein individuelles Vorgehen. Dabei werden Essgewohnheiten mit Vorlieben und Abneigungen ebenso berücksichtigt wie Haltungsbedingungen, Alter der Tiere, Gesundheitszustand oder Übergewicht.

Lesen Sie eine Fallbeschreibung zum Thema BARFen für Katzen in der nächsten Ausgabe.

PETRA VON QUILLFELDT PETRA VON QUILLFELDT
TIERHEILPRAKTIKERIN MIT MOBILER PRAXIS

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