Trinkverhalten der Katze: Ein häufiges Problem: Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme
Betrachten wir unsere Hauskatzen historisch, so stammen sie von der Falbkatze ab, die im Nahen Osten heimisch war und zur Gattung Felis (Katzenartige) zählte. Die Gattung Felis umfasst neun Arten, wovon die Falbkatze und damit unsere Hauskatzen eine darstellt.
Angepasst
Ursprünglich lebte die Falbkatze in der Wüste, sodass sie an ein Leben mit wenig Wasser angepasst war und dies auch an unsere Hauskatzen weitergab. Somit kann auch unsere Hauskatze als „Wüstentier“ bezeichnet werden, was ihr ungewöhnliches Trinkverhalten rechtfertigt. Denn bei Katzen passiert es immer wieder, dass sie viel zu wenig trinken. Sie vergessen es schlichtweg oder verweigern den Wassernapf, weil dieser zu nah am Fressnapf steht. Schließlich liegen in der Natur Beute und Wasser in der Regel nicht nah beieinander, sodass Katzen den Wassernapf als verunreinigt empfinden, wenn er dicht am Futternapf steht.
Wasser ist lebensnotwendig
Mensch und auch Katze bestehen zu 70 Prozent aus Wasser. Pro Kilogramm Körpergewicht sollte eine Katze 45 ml Wasser trinken. Zum Teil kann der Wasserbedarf durch die Verabreichung von Feuchtfutter gedeckt werden, denn Feuchtfutter weist einen Flüssigkeitsanteil von 85 Prozent auf. Bei Trockenfutter ist der Feuchtigkeitsanteil nur gering, sodass hierüber keine Flüssigkeitsaufnahme erfolgen kann. Insofern muss eine Katze bei reiner Trockenfütterung wesentlich mehr trinken als bei Nass- oder Gemischtfütterung. Eine Rolle spielen aber auch die Temperaturen, sodass im Sommer der Flüssigkeitsbedarf höher liegt als z. B. im Winter.
Trinkverhalten steigern
Um sicherzustellen, dass der Flüssigkeitsbedarf der Katze gedeckt wird, können Katzenbesitzer auf verschiedene Tricks zurückgreifen. So können Wassernäpfe an verschiedenen Stellen im Haus oder in der Wohnung aufgestellt werden, sodass die Katze öfter mal ans Trinken erinnert wird. Die meisten Katzen bevorzugen wie wir selbst frisches Wasser, sodass das Wasser in den Näpfen regelmäßig erneuert werden sollte. Auch das Material des Napfes kann bei der Frage „Trinken ja oder nein“ für Katzen eine Rolle spielen, da es Materialen gibt, die ihren Eigengeschmack auf das Wasser übertragen. Bewährt haben sich z. B. Keramiknäpfe, da diese ausgesprochen geschmacksneutral bleiben. Viele Katzen lieben es, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken, sodass sich diese Katzen sehr leicht durch fließendes Wasser aus dem Wasserhahn zum Trinken animieren lassen. Es gibt aber auch Katzen, denen Wasser aus dem Wasserhahn aufgrund des zugesetzten Chlors gar nicht schmeckt und die dann lieber ein leicht abgestandenes Wasser oder Wasser mit einem Schuss Milch bevorzugen. Trinkt die Katze gerne abgestandenes Wasser z. B. aus der Gießkanne, sollte unbedingt vermieden werden, das Wasser in der Gießkanne mit Düngechemikalien zu mischen, da dies zu schweren Vergiftungen führen kann. Oft lassen sich Katzen auch mit Trinkbrunnen sehr gut zum Trinken animieren, da das Plätschern des Wassers die meisten Katzen zum Spielen anregt und dabei das Trinken ein schöner Nebeneffekt wird.
Flüssigkeitsmangel macht krank
In Stresssituationen, wenn sich z. B. Handwerker im Haus befinden, neigen Katzen schnell dazu, gar nicht zu trinken. Ein längerfristiger Flüssigkeitsmangel kann jedoch zu Austrocknung und schweren Schäden an den Nieren führen. Im Urin bilden sich Steine und die Nieren büßen einen Großteil oder vollständig ihre Funktion ein. Deshalb ist das Trinkverhalten bei Katzen ein wichtiges Thema und sollte unbedingt im Auge behalten werden.
Das richtige Maß
Aufgrund der bekannten Trinkproblematik und damit verbundenen hohen Zahl an Katzen, die an Nierenerkrankungen sterben, verfallen viele Katzenbesitzer dem Trugschluss, dass eine außergewöhnlich hohe Wasseraufnahme seiner Katze ein gutes Zeichen sei und Krankheit vermeide. Dem ist aber leider nicht so, denn Katzen, die augenscheinlich viel trinken, leiden oft an Diabetes. Daher sollte ein reduziertes, aber auch ein erhöhtes Trinkverhalten unbedingt von einem Tierarzt oder Tierheilpraktiker abgeklärt werden, denn Nierenerkrankungen führen in der Regel langfristig zum Tod und auch ein Diabetes kann unbehandelt lebensbedrohend werden.
MONIKA WESSELING
TIERHEILPRAKTIKERIN, KATZENPSYCHOLOGIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Behandlung von Katzen
- Verhaltenstherapie
- Sterbebegleitung
- Bach-Blütentherapie
- Homöopathie
Fotos: © Urheberrecht: Lars Christensen – Shutterstock, CTE Consulting Services – Shutterstock, Igor Zakowski – Shutterstock