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Zoonosen - Sind Parasiten bei unseren Haustieren auch eine Gefahr für den Menschen?

EINE ANALYSE DER DATEN VON HUNDEN, KATZEN UND PFERDEN (2021)

Immer mehr Haushalte schaffen sich Tiere an. Das beliebteste Haustier ist der Hund, auf Platz 2 rangiert die Katze. Als unser treuer Wegbegleiter und Familienmitglied darf der Hund bei vielen Besitzern mit auf die Couch oder sogar ins Bett. Unsere Kinder haben oft eine sehr innige Beziehung zu ihrem besten Freund, dem Hund, dadurch auch viel Körperkontakt, sodass Krankheitsübertragungen durchaus möglich sind. Katzen haben heutzutage einen ähnlichen Stellenwert wie Hunde erreicht und tragen damit ebenfalls das Potenzial einer Krankheitsübertragung. Ein inniges Miteinander ist also nicht immer ungefährlich und kann beide Parteien gefährden.

Der Kontakt zu Tieren ist in vielerlei Hinsicht ein Segen für uns Menschen. Aber die Gefahr durch Zoonosen muss trotzdem beachtet werden

ZOONOSEN DURCH SPULWÜRMER UND HAKENWÜRMER


Unter Zoonosen werden Infektionskrankheiten verstanden, die von Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten wechselseitig zwischen Mensch und Tier übertragen werden können. Die häufigsten parasitären Zoonosen, die von Hund oder Katze auf den Menschen gelangen, sind der Hundespulwurm Toxocara canis und der Katzenspulwurm Toxocara cati. Diese Erreger können bei Menschen eine Toxokarose auslösen, die mit Symptomen wie Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Sehstörungen einhergehen, die bis zum Sehverlust führen können. Hundewelpen und Kitten können sich bereits pränatal mit den Spulwurmlarven infizieren, die nach der Geburt über die Muttermilch übertragen werden. Dieser Spulwurmbefall kann bei Hunde- und Katzenbabys zu Durchfall, Erbrechen und einer schlechten Nährstoffverwertung führen. Folgen wie Wachstumsstörungen, stumpfes Fell, ein schmerzhafter „Wurmbauch“ und Blutverlust (bei sehr hohem Befall) können daraus entstehen. Im Rahmen einer altersabhängigen Studie, die das Labor Vetscreen durchführte, war es Toxocara spp. bei Hund und Katze, der am häufigsten, bis ins hohe Alter, identifiziert wurde. Besonders in der Altersgruppe bis zu 6 Monaten konnte die höchste Häufigkeit von Toxocara spp. festgestellt werden. Diese Ergebnisse können durch eine Studie von Barutzki et al. aus dem Jahr 2013, die über Parasiteninfektionen bei jungen Hunden und Katzen bis zu einem Alter von 1 Jahr durchgeführt wurde, untermauert werden. Entsprechend kann von einer Gefährdung öffentlicher Plätze wie Parkanlagen, Gärten und Sandkästen auf Spielplätzen gesprochen werden. Es gibt mehrere Studien über parasitäre Kontaminationen, insbesondere auf Spielplätzen (z. B. Fakhri et al., 2018), die das Vorkommen von Toxocara spp. und Hakenwurmeiern in Sandkästen bestätigen. Dies stellt vor allem für Kinder ein hohes Infektionsrisiko dar. Der Hakenwurm wurde in unserer Studie als der zweithäufigste Parasit identifiziert. Die Übertragung von Hakenwürmern erfolgt über die Haut, meistens während man barfuß über den kontaminierten Sand oder Boden läuft. Bei Befall der Lunge äußert sich die Hakenwurmkrankheit durch Atemnot oder Husten, bei Befall des Darms nicht selten durch Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bei starkem Befall kann dies besonders bei Kindern mit 

noch nicht ausgereiftem Immunsystem sogar zu Blutarmut (Anämie) führen.

ZOONOSEN DURCH EINZELLER


Neben diesen Helminthen (Würmern) können auch Protozoen (Einzeller) wie Giardien und Kokzidien zu Zoonosen führen. Eine Giardiose, die durch Giardien übertragen wird, äußert sich bei Menschen mit Magenkrämpfen, Erbrechen und Durchfall. Aber nicht alle Giardien von Hund und Katze stellen für uns Menschen ein Gesundheitsrisiko dar. Einige

der bei Hund und Katze nachgewiesenen Giardien gehören jedoch zu den Biovaren (Mikroorganismen), die auch den Menschen infizieren können. Ähnlich den Symptomen beim Menschen sind auch beim Tier blutig-schleimiger Durchfall, Fieber und Erbrechen die Folge, was zu Gewichtsverlust und Dehydration führen kann. Bei starkem Befall sind vor allem Welpen und Jungtiere gefährdet, wobei nur eine rasche Behandlung zur Vermeidung gravierender Entwicklungsstörungen führt. Dasselbe gilt für Kokzidien. Bei starken Symptomen kann eine unbehandelte Kokzidiose für Welpen und Kitten lebensgefährlich sein.

FADENWÜRMER BEIM PFERD


Neben Hunden und Katzen wurden in die Vetscreen-Studie auch Pferde integriert und ausgewertet. Bei Pferden sind es überwiegend Strongyliden (Fadenwürmer), die das größte Gefahrenpotenzial darstellen. Ein Befall kann zu weitreichenden Organschäden bis hin zu Todesfällen führen.

AUSWERTUNG


Im Rahmen der Studie wurden Kotproben von Hunden, Katzen und Pferden parasitologisch untersucht und die Ergebnisse nach parasitärem Vorkommen altersabhängig dargestellt (Diagramme 2 – 5). Die parasitologische Untersuchung nutzt das Flotationsverfahren und ein weiteres Sedimentationsverfahren zum direkten Nachweis von Parasiteneiern und Protozoen (Einzellern). Zudem wurde eine Jahresübersicht erstellt, die die gesamten Infektionen der jeweiligen Tierart altersunabhängig darstellt (Diagramm 1).

INFEKTIONSRISIKO BEI ALLEN TIERARTEN


Der Jahresdurchschnittswert der positiv getesteten Pferde im Jahr 2021 lag bei 39,0 Prozent, also fast 40,0 Prozent der eingesendeten Proben wurden positiv auf Parasiten getestet (Diagramm 1). Bei Hunden (14,1 Prozent) und Katzen (14,0 Prozent) lag die Befallsrate deutlich niedriger (Diagramm 1).

PROTOZOEN-AUSWERTUNG


Bei Protozoen wurden ähnliche Tendenzen wie bei den Helminthen festgestellt. Die höchsten Infektionshäufigkeiten mit Giardien und Kokzidien gab es bei Welpen unter 1 Jahr. Die Infektionen mit Protozoen haben sich auch im Erwachsenenalter wiedergefunden, doch im Vergleich zu Welpen mit deutlich niedriger Tendenz. Bei Senioren (über 10 Jahren) ließ sich kein Unterschied zu adulten Hunden feststellen (Diagramm 3). Auch hier lässt sich sagen, dass parasitäre Infektionen ein Leben lang vorkommen. Um das Risiko für Mensch und Tier zu minimieren, sollte eine regelmäßige Parasitenkontrolle bis ins hohe Alter erfolgen.

GEFÄHRDETE ALTERSGRUPPEN BEI KATZEN


Bei Katzen sind es die Katzenbabys unter 6 Monaten, bei denen die höchsten Infektionshäufigkeiten mit Endoparasiten festgestellt wurden. Der Spulwurm Toxocara cati und die beiden Protozoen wiesen in dieser Altersgruppe ein deutlich höheres Ergebnis im Vergleich zu den restlichen Altersgruppen auf. Ab einem Alter von über 6 Monaten gingen die Häufigkeiten deutlich zurück und blieben ab über 2 Jahren bis ins hohe Alter relativ konstant. Auch hier ist es wichtig, Kontrolluntersuchungen, vor allem bei Jungtieren, durchzuführen, denn die Zoonose-Gefahr ist zwar bei adulten und älteren Katzen niedriger als bei Jungtieren, darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden.

INFEKTIONSHÄUFIGKEITEN BEI PFERDEN


Bei Pferden sind es die Strongyliden (Fadenwürmer), die die größte Gefahr darstellen. Im Rahmen der Studie ließ sich in allen Altersgruppen eine hohe Infektionsgefahr für ande

re Pferde auf der Weide erkennen. Fohlen und junge Pferde bis zu einem Alter von 6 Jahren waren besonders gefährdet, doch einen signifikanten Unterschied zwischen den Altersgruppen wiesen die ausgewerteten Daten nicht auf. Die ständige Reinfektion mit dem Erreger bei jährlichen Weidengängen ist hier sehr deutlich sichtbar. Ein auffällig hohes Ergebnis bei Fohlen (über 2 Jahren) lag für den Spulwurm Parascaris equorum (8,3 Prozent) vor. Die Larven wandern auf dem Blut- und Lymphweg über die Leber in die Lunge und können bei massivem Parasitenbefall, vor allem bei Fohlen und Jährlingen, Husten, Fieber und sogar Wachstumsstörungen verursachen. Bei noch nicht ausgereiftem Immunsystem wird die durch den Parasiten geschädigte Lunge anfälliger für andere bakterielle oder virale Infektionen. Eine Kontamination mit dem Bandwurm Anoplocephala wurde nicht in allen Altersgruppen nachgewiesen und lag bei weniger als 1 Prozent. Ein negativer Befund schließt jedoch nicht aus, dass das Tier Bandwürmer hat, denn speziell diese Spezies und deren Eier oder Anteile sind besonders schwierig zu diagnostizieren.

FAZIT


Die Frage, ob die Parasiten unserer Haustiere auch eine Gefahr für uns Menschen darstellen, kann mithilfe dieser Vetscreen-Studie folgendermaßen beantwortet werden: Parasiten wurden in jeder Altersgruppe und bei jeder Tierart bis ins hohe Alter identifiziert, sodass die Wahrscheinlichkeit, an einer Zoonose zu erkranken, durchaus gegeben ist. Eine regelmäßige Kotuntersuchung und die damit eventuell verbundene Entwurmung ist daher für alle Tierarten in jeder Altersgruppe zu empfehlen, denn die Infektionsgefahr durch ausscheidende Hunde und Katzen stellt für uns Menschen ein Gesundheitsrisiko dar. Kinder sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Sie können sich täglich, z. B. auf Spielplätzen, infizieren.
Auch die Frage, ob alle Infektionen in allen Altersgruppen auftreten können und es deshalb eine Untersuchungs- und 

Entwurmungsempfehlung unabhängig vom Alter gibt, ist positiv zu beantworten. Bei Hundewelpen und Kitten konnten die höchsten Infektionshäufigkeiten für Toxocara spp, die beim Menschen die Toxokarose auslösen kann, festgestellt werden. Diese Ergebnisse waren zu erwarten und wurden durch zahlreiche andere Studien belegt. Der Toxocara-Erreger kann schon pränatal die Plazenta durchdringen und nach der Geburt an Säuglinge über die Muttermilch weitergegeben werden. Auch andere Helminthen und Protozoen konnten bis ins hohe Alter identifiziert werden. Bei Senioren zeigte sich zwar eine niedrige Infektionshäufigkeit, trotzdem muss auch diese Altersgruppe Beachtung finden, da ihr altersbedingt geschwächtes Immunsystem bei einer parasitären Infektion das Tier krankheitsanfälliger für andere Erreger machen kann (Diagramme 2 – 4). Bei Pferden zeigt sich die Gefahr einer ständigen Reinfektion mit Strongyliden auf Weiden. Hier ist auch die Infektionshäufigkeit mit 33,2 Prozent bei Senioren immer noch sehr hoch, wenn auch im Vergleich zu Fohlen und Heranwachsenden um mehr als 20 Prozent niedriger. Diese Diskrepanz könnte damit erklärt werden, dass aufgrund altersbedingter Erkrankungen oder Schwäche alte Pferde mehr und mehr im Stall bleiben. Auch der Versuch, die Pferde in diesem Alter nicht unnötig einer Infektionsgefahr auf Weiden auszusetzen, könnte eine Rolle spielen.

Bei Fohlen konnte vermehrt der Spulwurm Parascaris equorum (8,3 Prozent) identifiziert werden (Diagramm 5). Dieser Erreger ist sehr widerstandsfähig und kann nur mit täglicher Kotentfernung und intensiver Stallreinigung bekämpft werden. Insgesamt gesehen minimiert eine Kotuntersuchung das Infektionsrisiko für Mensch und Tier, da sie die Parasiten zum Vorschein bringt und diese identifiziert. Selbst ein negatives Untersuchungsergebnis schließt das Vorhandensein von Parasiten nicht aus. Um ein aussagekräftiges Ergebnis einer parasitologischen Untersuchung erzielen zu können, muss eine Sammelprobe, bestehend aus drei Kotabsätzen, durchgeführt werden. Das ist wichtig, da die Erreger nicht konstant ausgeschieden werden. Ob und wie oft eine Entwurmung notwendig ist, kann durch regelmäßige Kotuntersuchungen abgeklärt werden. Bei positivem Ergebnis sollte bei Pferden nach der parasitologischen Untersuchung das McMaster-Verfahren in Betracht gezogen werden, bei dem eine genauere Menge an Strongylideneiern (Eier pro Gramm Kot) ermittelt werden kann. Bei mehr als 200 Strongylideneier pro Gramm Kot sollte eine Entwurmung in Betracht gezogen werden, bei einer Menge von weniger als 200 Strongylideneier kann auf eine chemische Entwurmung verzichtet werden, was einer Bildung von Resistenzen entgegenwirkt.

www.vetscreen.de