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Probleme mit der Wirbelsäule

BANDSCHEIBENVORFALL

DISCUSPROLAPS BEIM HUND

Der Discusprolaps ist eine neurologische Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanalraum vortreten. Hier wird der an der betroffenen Stelle austretende Spinalnerv, der u. a. zu den Gliedmaßen führt, abgeklemmt. Es kommt zu Schmerzen und Lahmheiten bis zu Lähmungen jener Gliedmaßen.

VORKOMMEN


In der Vergangenheit waren vor allem Dackel (Dackellähme) und kleinere Terrierrassen prädisponiert für einen Bandscheibenvorfall. Heute kann diese Krankheit bei jeder Hunderasse vorkommen. Mir wurde einmal eine Molosserhündin mit einem Gewicht von 50 kg vorgestellt, die sich einen Bandscheibenvorfall nur durch Wälzen auf dem Rasen zugezogen hatte. Bandscheibenvorfälle können aber auch durch Beißereien zwischen Hunden entstehen oder die Folge von Verschleißerscheinungen sein. Bandscheibenvorfälle können in allen Bereichen der Wirbelsäule auftreten, sowohl in der Hals- und Brustwirbelsäule als auch in der Lendenwirbelsäule.

SYMPTOME


Lahmheiten, Bewegungseinschränkungen, nervale/neurologische Ausfälle, Schmerzen, Verspannungen der peripheren Muskulatur und Harn-/Kot-Inkontinenz gehören zu den Symptomen, die nach einem Bandscheibenvorfall auftreten.

THERAPIE


Beim Hund wird ein Bandscheibenvorfall in der Regel konservativ behandelt. Schmerzlindernde Medikamente sowie 

Physiotherapie (erst ab dem 7. – 10. Tag nach dem Vorfall) sind entscheidend für eine erfolgreiche Therapie, die gute Heilungschancen verspricht, unabhängig davon, ob der Bandscheibenvorfall konservativ oder operativ behandelt wird und die Physiotherapie postoperativ erfolgt.
Das therapeutische Ziel sollte immer sein, die Schmerzen zu lindern, das Bewegungsausmaß wiederherzustellen und Muskelblockaden zu lösen.
Mögliche physiotherapeutische Maßnahmen sind die vorsichtige passive oder aktive Bewegungstherapie, manuelle Therapie in Form von Massagen, TENS (Übertragung elektrischer Impulse auf das Nervensystem), Lasertherapie, Ultraschalltherapie, Cavaletti-Training, oder als Alternative die Unterwasserlaufbandtherapie, Magnetfeldtherapie, propriozeptives Training und isometrisches Training.

FALLSTUDIE


Ich heiße Harleen und bin eine 7-jährige Dackeldame. Ich hatte im Jahr 2021 meinen ersten Bandscheibenvorfall im Bereich des 12. und 13. Brustwirbels. Ich hatte gespielt und mich falsch bewegt, plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Meine menschlichen Partner sind mit mir umgehend zur Tierklinik gefahren, sodass ich einen Tag später operiert werden konnte. Sowohl meine Familie als auch die Veterinärmediziner nahmen deutliche neurologische Ausfälle auf der linken, hinteren Seite wahr. Mein linkes Bein nahm keine Anweisungen mehr über die Nervenbahnen an. Ungefähr 10 Tage nach der Operation lernte ich meinen Tierphysiotherapeuten Peter kennen. Auch bei Peter musste ich eine Eingangsuntersuchung über mich ergehen lassen. Weiterhin wurden ihm meine Röntgen- und CT-Bilder zugespielt, sodass er sich ein genaues Bild über meine Problematik machen konnte. Peter schaute sich mein Gangbild an. Ich kam mir vor wie beim Schaulaufen, doch sowohl meine menschliche Partnerin als auch Peter waren sich einig, dass meine neurologischen Ausfälle linksseitig immer deutlich vorhanden waren, eine Lahmheit vorlag und ich wie Kapitän Ahab mit seinem Holzbein ging. Meine Lähmung hatte sich zwar in eine Lahmheit gewandelt, sie war aber trotzdem therapiewürdig. Und neben dieser Lahmheit blieb eine Harninkontinenz zurück. Im Rahmen der Therapiebesprechung wurde Folgendes festgelegt: Meine Muskulatur sollte wieder-

Dackeldame Harleen wird mit therapeutischem Ultraschall (l) und einem Laserfeldgerät (r) behandelt
© P. Bomas

aufgebaut werden, die Schmerzen mir genommen und das richtige Laufen wieder beigebracht werden. Es begann eine spannende Zeit mit einem umfangreichen wöchentlichen Training. Die Physiotherapie begann zunächst mit manueller Therapie in Form von Massagen und einer Laserfeldtherapie. Durch diese Maßnahmen sollen die Zellen aktiviert, die Gefäße erweitert und eine bessere Durchblutung ermöglicht werden. Die äußeren Nervenschädigungen wurden ebenfalls behoben. Die Harninkontinenz hatte sich nach 14 Tagen komplett zurückentwickelt. Einige Wochen später wurden diese Maßnahmen durch passive Bewegungen meiner hinteren Extremitäten ergänzt. Meine Muskulatur wurde wiederaufgebaut und die Belastungen meiner Gelenke ließen nach. Durch die passiven Bewegungen wurde aufgrund des langsamen Beugens und Streckens der Extremitäten die natürliche Bewegung simuliert. Nach 3 Monaten dieser wöchentlichen Therapie wurde es für mich richtig spannend. Ich sollte wieder richtig laufen lernen, indem die Koordination meiner Wirbelsäule so optimiert wurde, dass ich schmerzfrei werden und nicht in Schonhaltung verfallen sollte. Meine Muskulatur sollte weiter aufgebaut und die neurologischen Defizite aufgehoben werden. Klassischerweise ist hierfür das Unterwasserlaufband sehr gut geeignet. Da mein Tierphysiotherapeut Peter jedoch mobil tätig ist und kein Unterwasserlaufband transportieren kann, nutzte er das Cavaletti-Training. Cavaletti kommt aus der Pferdetherapie und dem Reitsport, wo es schon seit Jahrzehnten bei Verletzungen oder postoperativ angewendet wird. Beim Cavaletti werden niedrige Hürden aufgebaut, über die man gehen muss. Durch die langsamen Bewegungen, das bewusste hohe Abfußen und tiefe Auffußen, lernte ich, meinen Körper wieder bewusster wahrzunehmen und ihn bes

ser zu koordinieren. So wurde meine Muskulatur wiederaufgebaut und meine Bewegungen anatomisch optimiert. Meine Wirbelsäule wurde beweglicher und meine neurologischen Auffälligkeiten gemindert. Nach 9 Monaten war ich austherapiert. Zur Kontrolle und Übersicht wurden die Intervalle der Physiotherapie zunächst auf ein Training alle 14 Tage und später alle 4 Wochen erweitert.
Dann hatte ich im Februar 2024 ein Déjà-vu. Ich rannte durch den heimischen Garten, bewegte mich falsch und konnte mich plötzlich wieder nicht mehr bewegen. Dieses Mal waren die neurologischen Ausfälle hinten rechts. Ich hatte starke Schmerzen und mein rechtes Bein gehorchte mir nicht mehr. Natürlich passierte es an einem Sonntag. Nachdem meine menschliche Partnerin Peter eine WhatsApp geschickt hatte, kam er sofort und führte wieder eine Untersuchung und eine erste vorsichtige Behandlung durch. Danach rief er die Tierklinik an, woraufhin diese die notwendigen Untersuchungen – Röntgen und CT – notfallmäßig durchführten. Die Diagnose hieß Bandscheibenvorfall auf Höhe 6./7. Lendenwirbel. Die Ärzte der Tierklinik hatten von Anfang an eine Operation ausgeschlossen, da das Risiko einer beidseitigen Lähmung der hinteren Gliedmaßen zu groß war. Entsprechend wurde dieser Bandscheibenvorfall konservativ durch schmerz- und entzündungshemmende Medikamente und wöchentliche Physiotherapie behandelt. Die Therapie ähnelte der vorherigen, wobei nun im wöchentlichen Wechsel noch die Laserfeldtherapie und ein therapeutischer Ultraschall hinzukam.

Natürlich stimmte sich mein Physiotherapeut eng mit den behandelnden Tierärzten ab, insbesondere weil es sich hier um einen sehr sensiblen Bereich handelte.
Heute geht es mir schon viel besser, und ich hoffe, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert.

PETER BOMAS

TIERHEILPRAKTIKER TIERPHYSIOTHERAPEUT

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Physiotherapie, Bach-Blütentherapie, Schüßler-Salze, Blutegeltherapie, Phytotherapie, Homöopathie, Dozent an den Paracelsus Gesundheitsakademien

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