Hundesgesundheit - Die Bauchspeicheldrüse Funktionen und Erkrankungen
DIE BAUCHSPEICHELDRÜSE
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein kleines, aber sehr wichtiges Verdauungsorgan. Sie ähnelt mit Pankreaskopf, -körper und -schwanz einem Komma und schmiegt sich in die Schleife des Zwölffingerdarms des Hundes ein.
Das Organ übernimmt viele essenzielle Funktionen, die sich in exokrine (nach außen) und endokrine (ins Blut abgebende) Funktionen unterteilen lassen.
EXOKRINE FUNKTIONEN
Der exokrine Teil der Bauchspeicheldrüse produziert ein Sekret, das den sauren Nahrungsbrei aus dem Magen neutralisiert. Dieser klare, farblose Saft besteht hauptsächlich aus Wasser, Salz, Natriumbicarbonat und Enzymen, die für die Verdauung wichtig sind:
Lipasen zur Spaltung von Fetten Proteasen zur Spaltung von Eiweißen (Trypsin, Chymotrypsin, Elastase)
Amylasen zur Spaltung von Kohlenhydraten
Der Verdauungssaft der Bauchspeicheldrüse gelangt über einen Ausführungsgang (Ductus pancreaticus) in den Dünndarm, wo die Verdauungsenzyme ihre Wirkung entfalten. Bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse werden sie allerdings schon in der Bauchspeicheldrüse aktiv. Dies führt dazu, dass sich die Drüse „selbst verdaut“.
ENDOKRINE FUNKTIONEN
Über die Bauchspeicheldrüse verteilen sich Ansammlungen von endokrinen Zellen, die auch Langerhans-Inseln genannt werden, weil sie wie kleine Inseln über das Gewebe verstreut sind. Diese Inselzellen produzieren Insulin, Glukagon und andere Hormone. Sie sind endokrine Zellen und geben Hormone direkt ins Blut ab. Diese Hormone sorgen dafür, dass der Zuckerspiegel im Blut weder zu hoch noch zu niedrig ist.
Steigt der Zuckerspiegel z. B. nach der Fütterung an, geben diese Inselzellen schnell Insulin ins Blut ab, da dieses Hormon den Transport von Zucker aus dem Blut in die Körperzellen fördert. Außerdem sorgt Insulin dafür, dass Leber und Muskeln Zucker speichern. Gleichzeitig bremst es die Neuproduktion von Zucker in der Leber, sodass der Zuckerspiegel im Blut langsam wieder sinkt.
Ist der Blutzuckerspiegel zu niedrig, gibt die Bauchspeicheldrüse Glukagon ans Blut ab, das als Gegenspieler zu Insulin gewertet werden kann. Glukagon regt die Leberzellen an,
gespeicherten Zucker wieder freizusetzen. Zusätzlich sorgt es dafür, dass Eiweiße in der Leber in Zucker umgewandelt werden und als Energie zur Verfügung stehen. Ist der Zuckerspiegel im Blut wieder angestiegen, wird die Glukagon-Freisetzung gebremst.
ERKRANKUNGEN
Probleme mit der Bauchspeicheldrüse sind bei Hunden sehr häufig. Man unterscheidet zwischen einer akuten Entzündung (Pankreatitis) und der exokrinen Pankreasinsuffizienz, einer Funktionsschwäche des Organs.
BAUCHSPEICHELDRÜSENENTZÜNDUNG (PANKREATITIS)
Die Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die sehr schmerzhaft ist und sofort behandelt werden muss. In einer gesunden Bauchspeicheldrüse werden Verdauungsenzyme erst aktiviert, wenn sie den Dünndarm erreichen. Bei einer entzündlich veränderten Bauchspeicheldrüse werden diese Enzyme zu früh aktiviert, wenn sie sich noch in der Bauchspeicheldrüse befinden. Dies führt zu starken Schmerzen, das Gewebe entzündet sich und es kann zu Schäden an Bauchspeicheldrüse, umliegendem Gewebe und anderen Organen kommen. Die Bauchspeicheldrüse verdaut sich tatsächlich selbst. Die Pankreatitis wird hauptsächlich durch falsche Ernährung und Stress verursacht. Auch Unfälle, Durchblutungsstörungen durch eine Narkose und die Einnahme bestimmter Medikamente begünstigen das Entstehen einer Pankreatitis.
SYMPTOME
Appetitlosigkeit Durchfall und Erbrechen Schmerzen im Bauchbereich Schnelle Atmung Unruhe Gewölbter Rücken („Gebetshaltung“)
Man unterscheidet zwei Formen: die akute und die chronische Pankreatitis. Die akute Form tritt meist plötzlich und ohne Vorgeschichte auf. Die chronische Form entwickelt sich mit der Zeit und die Symptome sind unspezifisch und schwächer. Häufig entwickeln Hunde nach wiederholten akuten Entzündungen eine chronische Pankreatitis.
DIAGNOSE
Besteht der Verdacht auf Vorliegen einer Pankreatitis, sollten unbedingt verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Zum einen ein großes Blutbild, zum anderen ein Ultraschall der Bauchspeicheldrüse und des Bauchraums. Für die Blutabnahme muss der Hund 12 Stunden nüchtern sein. Neben Amylase und Lipase sollten Vitamin B12, Folsäure, TLI (Trypsin-like Immunoreactivity), cTLI (canine Trypsin-like Immunoreactivity) und cPLI (canine Pankreas-Lipase) bestimmt werden, um eine gefestigte Aussage bezüglich der Gesundheit der Bauchspeicheldrüse treffen zu können.
Die canine Pankreas-Lipase ist ein spezifischer Blutmarker für Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, da die Enzyme Amylase und Lipase auch aus anderen Gründen ansteigen können und somit mit diesen zwei Werten allein keine sichere Aussage getroffen werden kann. Vitamin B12 kann bei vielen chronischen Verdauungsstörungen nicht aufgenommen werden (z. B. bei Gastritis, IBD, Darmentzündungen durch Futtermittelallergien). Es ist ein unspezifischer, genereller Wert für Verdauungsprobleme. Wenn es durch Fehlen von Verdauungsenzymen zu Störungen der Darmflora kommt, produzieren diese „schlechten“ Bakterien vermehrt Folsäure, die auch im Blutbild messbar ist. Der canine Trypsin-like Immunoreactivity ist spezifisch für die Funktionstüchtigkeit der Bauchspeicheldrüse. Bei einer untermauerten Diagnose sollte der Hund 2 – 3 Tage lang Infusionen bekommen. Dies dient einerseits der Schmerztherapie und dem Ausgleich von Wasser- und Elektrolytverlust, andererseits dazu, dass das Pankreas ausreichend durchblutet wird und Entzündungsprodukte schneller abtransportiert werden. So kann man Schäden am Organ möglichst gering halten.
THERAPIE
Damit die Bauchspeicheldrüse zur Ruhe kommen kann, lässt man den Hund 24 – 48 Stunden fasten. Er darf in dieser Zeit ausschließlich trinken. Danach kann man beginnen, fettarme Schonkost in mehreren kleinen Mahlzeiten zu geben. Die Fütterung sollte nach der Schonkost weiterhin fettarm und hochverdaulich angelegt sein. 4 – 5 kleine Mahlzeiten am Tag und Verzicht auf Leckereien sind unbedingt notwendig. Auch darf der Hund nicht körperlich abbauen und der Nährstoffbedarf muss gedeckt sein. Man kontrolliert dann in weitmaschigen Untersuchungen, ob die Maßnahmen fruchten und sich die Blutwerte wieder normalisieren. Meistens brauchen erkrankten Hunde sehr lange eine angepasste Fütterung, um die Entwicklung einer chronischen Pankreatitis vermeiden zu können. Als Halter eines betroffenen Hundes lernt man meist rasch die Symptome zu deuten und rechtzeitig zu handeln. So kann man akute Schübe meist gut abfangen, bevor der Hund unter Schmerzen leidet.
EXOKRINE PANKREASINSUFFIZIENZ (EPI)
Ist die exokrine Funktion des Pankreas gestört, produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Verdauungsenzyme. Dadurch kommt es zu Problemen bei der Futterverdauung und die Aufnahme vieler Nährstoffe ist gestört, da diese durch die mangelnden Enzyme nur noch