Tierwissen für Kids: Die Blattlaus
EIN INSEKT MIT VIELEN ÜBERRASCHUNGEN
IST DIE BLATTLAUS TATSÄCHLICH EINE LAUS?
Ja, nur dass es sich bei der Blattlaus nicht um eine Menschen- oder Tierlaus handelt, sondern um eine Pflanzenlaus. Wie die anderen Lausarten auch, gehören Blattläuse zur Klasse der Insekten und sind mit einem Stechrüssel ausgestattet.
GIBT ES BLATTLÄUSE ÜBERALL AUF DER WELT?
Zumindest kommen Blattläuse auf allen Kontinenten der Erde vor und zählen zu den weltweit bekanntesten Pflanzenschädlingen. Sie existieren seit fast 300 Millionen Jahren und umfassen etwa 3.000 Arten, wovon in Europa über 800 heimisch sind. Bei uns in Deutschland sind es vor allem die Große Rosenblattlaus, die Schwarze Bohnenlaus und die Grüne Apfelblatt- und Pfirsichblattlaus, die an unseren Pflanzen Schaden anrichten.
FRESSEN BLATTLÄUSE BLÄTTER?
Das könnte man bei ihrem Namen vermuten, ist aber nicht ganz richtig. Blattläuse ernähren sich vom Saft der Pflanzen. Sie sitzen auf der Unterseite von Blättern und saugen über ihren Stechrüssel den zuckerhaltigen Pflanzensaft auf. Die Blätter und Knospen der Pflanzen rollen sich dadurch ein und gehen kaputt. Der eingesaugte kohlenhydratreiche Pflanzensaft wird verdaut und die nichtverwertbare zuckerhaltige Lösung als Honigtau ausgeschieden.
HABEN BLATTLÄUSE AUCH FEINDE?
Obwohl Blattläuse nur 2 – 3 Millimeter groß und damit kaum sichtbar sind, haben sie dennoch Feinde. Zu ihnen zählen der Marienkäfer, die Flor- und Schwebfliege, die Gallmücke, Spinnenlarven, einige Vogelarten und andere Insekten.
WAS IST NUN SO BESONDERS AN BLATTLÄUSEN?
Da gibt es einiges! So haben Blattläuse z.B. eine ganz besondere Art, sich zu vermehren, um schnell riesige Kolonien bilden zu können. Zunächst vermehren sie sich „normal sexuell“, also männliche und weibliche Blattläuse paaren sich. Daraufhin legen die weiblichen Tiere Eier, aus denen im Frühjahr „Stammmütter“ krabbeln. Man nennt sie so, da diese sich nun ungeschlechtlich vermehren, wobei sie täglich 5 Klone von sich selbst lebend gebären. In dieser Reihenfolge wechseln die Generationen ihre Fortpflanzung und sorgen so für wahre Schadensepidemien an unseren Pflanzen.
Im Falle einer Nahrungsknappheit können die Jungtiere der eigentlich flügellosen Blattläuse sogar Flügel ausbilden, um schnell zu einer anderen Pflanze zu gelangen und sich weiter ernähren und entwickeln zu können.
Eine weitere Besonderheit ist ihre Beziehung zu Ameisen, denn sie lassen sich von Ameisen quasi als Haustiere halten. Hintergrund dieser engen Beziehung ist ein gegenseitiger Nutzen, denn Ameisen dient der von Blattläusen ausgeschiedene Honigtau als Nahrungsquelle, wofür sie den Blattläusen Schutz vor Fressfeinden bieten. Diese Beziehung geht soweit, dass Ameisen ihre Blattläuse abends und bei drohendem Unwetter in ihren Bau tragen und morgens oder bei überstandenem Unwetter wieder auf die Blätter setzen.
BEKOMMT MAN BLATTLÄUSE AUCH WIEDER LOS?
Leider nur sehr schwer, weshalb immer wieder schwere Schäden an Ernten entstehen. Es gibt aber ein paar Dinge, die tatsächlich helfen, die kleinen Pflanzenparasiten zu bekämpfen.
Hierzu hat die Industrie jede Menge Pflanzenschutzmittel auf den Markt gebracht, deren Einsatz jedoch auch für andere, zum Teil nützliche Insekten, nicht ungefährlich ist. Auch können diese Mittel unser Obst und Gemüse für lange Zeit ungenießbar machen und für uns gesundheitsschädlich sein. Es gibt aber auch andere, für uns harmlose Mittel, die effektiv gegen Blattläuse wirken, z.B. Knoblauch, wenn die Pflanze nur einen geringen Blattlausbefall aufweist. Einfach eine halbe Knoblauchzehe in den Boden stecken und die Öle des Knoblauchs entfalten sich in der Pflanze und vergiften die Läuse. Bei stärkerem Befall kann die gesamte Pflanze mit Knoblauchsud besprüht werden, um die Lästlinge zu eliminieren.
Milch ist ein probates Mittel gegen Blattläuse. Dazu einfach Milch und Wasser in einem 1 :2 Gemisch auf die befallene Pflanze sprühen. Ebenso raffen Zwiebelsud und kalter schwarzer Tee Blattläuse dahin.
Für größere Pflanzenplantagen werden gerne Marienkäfer als Schädlingvernichter eingesetzt. Als natürlicher Feind frisst ein Marienkäfer bis zu 40.000 Blattläuse im Laufe seines Lebens. Das macht sich der Mensch zunutze und züchtet Marienkäfer daher mittlerweile weltweit gezielt als natürliches Pflanzenschutzmittel. Festgestellt wurde dabei, dass der asiatische Marienkäfer am gefräßigsten ist, und man hat ihn deshalb als Blattlauswaffe auch in andere Länder und nach Deutschland importiert. Leider wurde dabei vergessen, dass das auch Gefahren birgt, denn in seiner Körperflüssigkeit schlummern jede Menge fiese pilzartige Erreger, die ihn nicht belasten, wohl aber seinen deutschen Verwandten. So ist nun zu befürchten, dass der vielgepunktete asiatische Marienkäfer – langfristig betrachtet – den bei uns heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer verdrängen wird.
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