Eine haarige Sache - Gedanken vom tier-menschlichen Diwan
Hundepflege auf den Punkt gebracht
Neulich wurde ich zu einem Nackthundemischling gerufen, der womöglich unter Flohbefall litt. Ich dachte mir: „Naja, das kann ja nicht so schwer sein.“ Entgegen kam mir ein kleiner, wuseliger Hund, der eigentlich ein Fell wie ein Pudel hatte und irgendwie auch so aussah. Dieses Hunde-Ergebnis war Zufall. Der Züchter kreuzte zwei Rassen: Eine ohne Fell, also ein Nackthund, und die andere mit Fell, ein Pudel, da diese wie Spanische oder Russische Wasserhunde nicht haaren und sich so perfekt für Kunden eignen, die keine Haare auf dem Teppich haben wollen.
Der Floh – es war nur einer – war schnell gefunden, sodass wir Zeit hatten, uns über intensive Fellpflege, die ja gerade bei diesen nichthaarenden Tieren angebracht ist, zu unterhalten. Trimmt man diese Hunde nicht regelmäßig und stutzt das Fell auch nicht, hat man irgendwann einen großen, unbeweglichen Fellhaufen, da das Fell kontinuierlich weiterwächst und verfilzt. Demgegen- über verlieren andere Hunde so viel Fell, wenn sie nicht regelmäßig gebürstet werden, dass der Staubsauger im Dauereinsatz ist.
Das Fell der meisten Hunde ist in zwei Schichten aufgebaut: Eine dichte Unterwolle, je nach Rasse mehr oder weniger ausgeprägt, aus der das lange, festere Deckhaar hervorgeht. Dieses ist von einer fettigen Schicht überzogen, die vor Nässe bewahrt, während die Unterwolle einerseits isoliert, andererseits Hitze abhält und vor Kälte schützt. Zweimal im Jahr wechseln Hunde ihr Fell. Zusätzlich wird ganzjährig die Unterwolle erneuert, ähnlich wie die Haut beim Menschen, die ebenfalls ständig neue Hautschichten bildet und die abgestorbenen Hautzellen abstößt.
Manche Hundebesitzer rupfen, zupfen und bürsten ihren Hunden die Unterwolle aus, bevorzugt auf Spielwiesen und Hundespazierwegen, was ich persönlich ein wenig unangemessen der Umwelt und anderen Menschen gegenüber finde. Denn wo haufenweise Fell an Wegesrändern und Gebüschen liegt, lässt sich die Flohpopulation nicht gerade eindämmen.
Andererseits: Geschieht das nicht, verfilzt und verknotet die ganze Unterwolle, bis die Haut kaum noch Luft bekommt. Verknoten und verfilzen dann auch noch die Haare zwischen Zehen und Ballen, kann der Hund kaum noch laufen und entwickelt langfristig eine Vorstufe zur Arthrose in den kleinen Zehengelenken.
Ich habe schon das völlig verfilzte Fell eines Berner Sennenhundes gesehen, das für starke Schmerzen an der Haut sorgte, da die Filzklumpen diese so stark irritierten, dass sich an den Rändern blutige Geschwüre bildeten.
Hier dann zu agieren und das Fell zu pflegen, ohne die sensible Haut zu verletzen, ist eine Kunst.
Nun steht der Winter vor der Tür – Streusalz, Matsch und Schlamm sind angesagt. Hochsaison also für Hundefriseure! Die Pudelfrisur mit Haube und Schleifchen im Haar ist out, heutzutage ist Fachwissen in puncto Schur gefragt.
Der ganzheitliche Hundefriseur bietet fachgerechte, regelmäßige Hilfe und gibt Tipps wie z.B.:
- Schon im Welpenalter mit der Fellpflege beginnen
- Nicht mit Zuspruch und Leckerlis sparen
- Massagehandschuh und Bürsten mit weichen Borsten verwenden
- Zeit und Ruhe für ein angenehmes Wellnessritual
- Pflegeequipment sorgfältig auf Fell und Rasse des Hundes abstimmen
Mag Ihr Hund sich nicht bürsten lassen, kann es auch daran liegen, dass die Zinken ziepen oder zu hart sind (auch hier kann der ganzheitliche Hundefriseur beratend tätig sein). Für eine ausgeglichene Wellnesszeit den Hund am besten vorher toben und spielen lassen. Regelmäßig nach dem Spaziergang die Pfoten mit einem weichen Frotteehandtuch auch zwischen den Zehen abtupfen (Auch wenn es draußen trocken ist, können Sand und kleine Steinchen zwischen den Zehen Verletzungen oder Schrunden verursachen). Übrigens entwickeln Hunde bei Regen einen extremen Körpergeruch, weil die Haut schnell viel Fett und Talg bildet, um das Fell nachzufetten. Dasselbe geschieht, wenn der Hund zu häufig mit entfettenden Shampoos gewaschen wird. Besser ist es, den Hund ab und zu in einen See springen zu lassen oder mit Wasser kurz abzuspülen. Liebe Tierheilpraktiker und Tiertherapeuten, die Fachfortbildung zum ganzheitlichen Hundefriseur erweitert Ihr Spektrum in der Arbeit mit Hunden und Hundebesitzern enorm und erspart so manch einem Hund das Leid mit verfilztem Fell. Es ist sicher positiv, die Tätigkeit des Hundefriseurs in der eigenen Praxis mit anzubieten.
Bis zum nächsten tiermenschlichen Gedanken!
Ihre Monika Heike Schmalstieg
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