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Vergesellschaftung von Kaninchen: Ein Versuch, der nicht immer glückt

201704 Kaninchen1Anamnese

Ursprünglich herrschte Harmonie in der Kaninchengruppe, bestehend aus zwei kastrierten Böckchen und zwei Zibben (Mutter und Tochter). Die Kaninchen lebten frei in Wohn- und Schlafzimmer, benutzten mit Kleintiereinstreu versehene Katzentoiletten und hatten engen Familienkontakt. 2014, nach einem Umzug, wurden die Tiere auf dem Balkon untergebracht, weil eine Wohnungshaltung nicht mehr möglich war. Gewohnte Aktivitäten wie gemeinsames Abendessen oder Fernsehen mit den Tierhaltern entfielen. Ebenso wie die vertrauten Kuschelplätze am Fußende oder an den Seiten der Besitzer. Kurz darauf waren erste Spannungen zwischen den Böckchen Hermann (geb. Ende 2011) und Peppi (geb. Ende 2013) festzustellen. Im Oktober 2014 verstarb Kaninchendame Knusper, was viel Unruhe bei den Hinterbliebenen verursachte. Zunächst wurde Zibbe Keksi nicht mehr akzeptiert und die Böcke schienen enger zusammenzuhalten denn je.

Anfang 2015 kippte diese Stimmung jedoch wieder und es gab heftige Streitereien zwischen Hermann und Peppi. Eine Trennung der beiden erfolgte schließlich nach blutigem Ausgang einer Auseinandersetzung mit einem durchgebissenen Ohr und tagelanger tierärztlicher Behandlung. Da Keksi von beiden Böcken gerne als Gesellschaft angenommen wurde, teilten die Besitzer den Freilauf in einen halbtäglichen Wechsel ein, sodass sich die Männchen nicht mehr in die Quere kommen konnten. Im März 2016 verunglückte Keksi tödlich und hinterließ die zwei inzwischen schon beinahe als verfeindet zu bezeichnenden Böcke. Nach einiger Trauerzeit und der Suche nach den richtigen Partnerinnen für Hermann und Peppi wurden die Widderkaninchen-Schwestern Kick-Start (alias Kiki) und Chaos (beide geb. Dezember 2015) vom Tierschutz übernommen. Der Plan war eine Vergesellschaftung aller vier Kaninchen, um wieder eine funktionierende Gruppe herzustellen. Peppi, Chaos und Kiki waren bereits am ersten Tag begeistert voneinander und ergaben eine zufriedene kleine Truppe. Die Konflikte zwischen Hermann und Peppi blieben jedoch tiefgreifend und standen einer Vergesellschaftung aller vier Kaninchen im Weg.

201704 Kaninchen2Problematik

Der Platz reicht nicht aus, um eine weitere Kaninchengruppe auf dem Balkon unterzubringen. Eine Innenhaltung ist grundsätzlich möglich, allerdings nicht ideal.

Ziel

Die Harmonisierung der Kaninchengruppe und ein glückliches Zusammenleben der vier Tiere auf dem Balkon. Die Auflösung der Konflikte zwischen den zwei Kaninchenböcken, die sich einst sehr gut verstanden hatten. Und die Annäherung der jungen Zibben an den Kastraten Hermann.

Behandlung

ALLGEMEINUNTERSUCHUNG HERMANN:
Zahnprobleme, muss regelmäßig zur Korrektur, ansonsten in gutem Zustand. Geimpft, laut Anamnese anfällig für Harngrieß
ALLGEMEINUNTERSUCHUNG PEPPI, KIKI UND CHAOS: Geimpft und in gutem körperlichen Zustand
BACH-BLÜTEN HERMANN: Cerato (5), Holly (15), Larch (19), Pine (24) und Vine (32)
BACH-BLÜTEN PEPPI: Cerato (5), Pine (24) und Vine (32)
BACH-BLÜTEN KIKI UND CHAOS: Vine (32)
PHYTOTHERAPIE: Frische Zitronenmelisse und getrocknete Melisse (Melissa officinalis)
HOMÖOPATHIE HERMANN: 5 Tage Hyoscyamos C30, 3 x täglich, danach ausschleichen
LASERAKUPUNKTUR: Schwerpunkt der Laserakupunktur lege ich in diesem Fall auf die Harmonisierung des Geisteszustandes und des Wohlbefindens aller Tiere. Um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, werden alle Kaninchen je 3 x täglich für 1 Woche behandelt. Danach erfolgt die Therapie nach Bedarf.
MAGNETFELD: Um Hermann aus dem Ungleichgewicht seines Daseins herauszubefördern und ihm zu mehr innerer Ruhe zu verhelfen, setze ich ihn anfangs täglich für eine halbe Stunde auf die Magnetfelddecke mit der Einstellung „Entspannen“. Folgend sind alle 2 Tage Behandlungen auf der Stufe „Regenerieren“ angedacht. Damit auch Peppi, Kiki und Chaos durch die geplante Vergesellschaftung möglichst wenig Stress erfahren, wird die Magnetfelddecke im Freilauf 2 x täglich für die freiwillige Nutzung zur Verfügung gestellt.

Vergesellschaftungsschritte

TAGE 1 – 5:
Foto: Kumer – FotoliaAm ersten Tag werden lediglich Bach-Blüten verabreicht (2 x 2 Tropfen täglich auf einem gern genommenen Leckerchen, um nicht noch mehr Stress zu erzeugen; die Wahl der Dosierung ist auf der Konservierung durch die Versetzung mit Alkohol gegründet und beugt Durchfall vor) und es wird mit Phytotherapie begonnen. Die Unterbringungen werden gesäubert, ansonsten gibt es keine Veränderungen im Leben der Kaninchen. Auch an Tag 2 verläuft der Kaninchenalltag recht normal. Melisse und Zitronenmelisse werden gern gefressen. Bei getrockneten Kräutern sollte man allerdings wegen des oft hohen Kalziumgehalts Vorsicht bei der Fütterung walten lassen (Blasenschlamm und Harngrieß bis hin zur Steinbildung). Am dritten Tag werden zwei Tierschalen getauscht, damit sich die Kleintiere an den Geruch des neuen Mitglieds bzw. der Gruppe gewöhnen können. Dieser Vergesellschaftungsschritt stammt eigentlich von Vergesellschaftungsversuchen nicht verwandter, fremder Farbmäuse, die sonst oft blutig oder gar tödlich enden können. Doch das Umsetzen oder Wechseln der Streu gibt natürlich keine Garantie für eine gelingende Zusammenführung – weder bei Farbmäusen noch bei Kaninchen. Durch den bestehenden Zwist zwischen Hermann und Peppi wählte ich bewusst diese mühsame und geduldfordernde Methode. Ob sich diese auszahlen wird, ist an Tag 3 noch lange nicht ersichtlich. Festzustellen ist allerdings, dass alle vier Kaninchen sehr interessiert die „fremden“ Unterschalen mit der benutzten Einstreu erkunden.
TAGE 5 – 10:
Die Zibben und Hermann werden in einen neutralen Raum gebracht und gleichzeitig aus ihren Transportkörben gehoben. Die Tiere ignorieren sich zunächst. Nachdem Kiki den Raum „abgecheckt“ hat, äußert sie Interesse an Hermann. Dieser reagiert panisch, rennt im Kreis, springt sogar gegen die Wände. Der Versuch wird zu Hermanns Schutz abgebrochen (Vorbeugung eines Herzversagens/-infarktes durch Stress). Nach dem ersten missglückten Versuch wird die Therapie wie an den ersten fünf Tagen fortgesetzt.
TAGE 10 – 12:
Ein abermaliger Versuch scheitert an Hermanns außerordentlicher Fluchtreaktion. Am nächsten Tag ist eine Ruhephase angedacht (Behandlung wird weitergeführt).
TAGE 12 – 14:
Die ruhigere Chaos und Hermann sollen sich nun zunächst alleine kennenlernen. Nach wenigen Minuten wird klar, dass auch dies von Hermann nicht erwünscht ist. Die Vergesellschaftung ist vorerst auf Eis gelegt.

Fazit

Ein anderes Ergebnis wäre wünschenswert gewesen, doch zunächst wird von der Vergesellschaftung der Tiere abgesehen. Die Behandlungen werden ausgeschlichen. Es gilt zu bedenken, dass auch die Verbesserung der Unterbringung zum Wohlbefinden der Tiere beiträgt. Eine andere Strukturierung und mehr Ruhezonen für Hermann werden empfohlen. Ein trauriger Fall, in dem eine Vergesellschaftung leider nicht funktioniert hat. Es ist angeraten, für den ängstlichen Hermann eine Partnerin zu finden, die genug Ruhe ausstrahlt, um in eine gemeinsame Zukunft zu starten.

201704 Kaninchen5

JANA BARTHJANA BARTH

TIERHEILPRAKTIKERIN

 

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE

  • Laserakupunktur
  • Magnetfeldtherapie
  • Haltungs-, Umgangs- und Fütterungsberatung, spezialisiert auf Kleinsäuger und Pferde

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Foto: © Claire - stock.adobe, Fotolia

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