Schmerzbehandlung: Methoden und Möglichkeiten
Der Schmerz ist eine komplexe subjektive Sinneswahrnehmung, die als akutes Geschehen den Charakter eines Warn- und Leitsignals aufweist und in der Intensität von unangenehm bis unerträglich reichen kann. Als chronischer Schmerz hat er den Charakter des Warnsignals verloren und wird heute als eigenständiges Krankheitsbild (Chronisches Schmerzsyndrom) gesehen und behandelt. Die „International Association for the study of pain“ definiert Schmerz folgendermaßen:
Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche die Ursache.
Die Empfindung „Schmerz“ wird als komplexe Wechselwirkung zwischen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren angenommen (biopsychosoziales Schmerzkonzept). Der Schmerz ist also eine subjektive Wahrnehmung, die nicht allein durch neuronale Signale der Schmerznervenfasern bestimmt wird. Vielmehr ist es eine Empfindung, die über komplexe Vorgänge stark reguliert wird.
Schmerzbekämpfung ist eine der Hauptindikationen in der Physikalischen Therapie. In der Schmerzphysiologie spielen die Schmerzrezeptoren (Nozizeption), die Schmerzwahrnehmung und die Modulation im Sinne einer Abschwä- chung der Schmerzimpulse, Freischüttung körpereigener Endorphine (Modulation), die verschiedenen Reflexe, die Botenstoffe für die Impulsübertragung oder Weiterleitungshemmung (Neurotransmitter) sowie die Sensibilisierung (vor allem bei chronischem Schmerz) eine bedeutende Rolle. Je nach Lokalisation des Schmerzes wird dieser als somatisch (auf den Körper bezogen) oder viszeral (auf die Eingeweide bezogen) bezeichnet. Ferner wird je nach Dauer zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden. Der Oberflächenschmerz kann stechend und gut lokalisierbar oder brennend und schlecht lokalisierbar sein. Tiefenschmerz ist in der Regel dumpf, ziehend und bohrend und kann schwer lokalisiert werden. Der Eingeweideschmerz geht häufig mit Krämpfen einher und kann auch nicht immer gut lokalisiert werden. Aufgrund schlechter Lokalisation kann es zum übertragenen Schmerz kommen. Dabei erscheinen bestimmte Hautareale schmerzhaft.
Bei unseren Haustieren ist Schmerz nur schwer beurteilbar, da auch hier eine große subjektive Komponente vorliegt. Die Antwort auf Schmerz ist individuell sehr unterschiedlich und rasseabhängig. Schmerzanzeichen können u.a. sein: Jammern, Zittern, erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, erweiterte Pupillen, abnorme Körperhaltung, Verhaltensveränderungen, Abwehrreaktionen bei Berührungen oder Inappetenz.
Schmerz sollte sofort und in genügendem Ausmaß behandelt werden, um einer Sensibilisierung oder einem chronischen Schmerzsyndrom vorzubeugen.
Eine Schmerzbehandlung ist auf verschiedenen Wegen möglich. Neben physiotherapeutischen Methoden sollte auf die Einnahme systemischer Schmerzmittel (z.B. Opiate, Kortison, nichtsteroidale Entzündungshemmer) nicht verzichtet werden. Sollte die Erkrankung chirurgisch therapiert werden müssen (z.B. Kreuzbandriss, andere Bänderrisse, Knochenbrüche), so kann die Physikalische Medizin in der Ersten Hilfe zur Schmerzlinderung und in der Rehabilitation nach der OP angewendet werden.
Schmerzlindernde Methoden der Physikalischen Therapie
THERMOTHERAPIE zur Durchblutungsförderung bzw. Abkühlung der Oberfläche zur Entlastung der Schmerzrezeptoren (z.B. warme Umschläge bei Eingeweideschmerz, Kühlung bei akuten Schmerzen der Halswirbelsäule durch Aufbringen von Pfefferminzöl auf die Haut des Halses, wechselwarme Bäder bei entzündlich geschwollenen Gliedmaßen, kalte Umschläge bei Hämatomen).
ELEKTROTHERAPIE zur Durchblutungsförderung und Mikromassage der Muskulatur (bei chronischen Schmerzpatienten, bei Arthrose, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen). Vorsicht ist bei schlaff gelähmten Tieren geboten und wenn Metallimplantate operativ in den Körper eingebracht wurden.
MAGNETFELDTHERAPIE, auch kombiniert mit LASERTHERAPIE – durch Felder bzw. Laserstrahlen wird das Gewebe energetisiert und die Durchblutung gefördert. Einsetzbar bei allen Verletzungen, bei akuten und chronischen Schmerzzuständen sowie bei älteren Tieren.
THERAPEUTISCHER ULTRASCHALL – Tiefenerwärmung des Gewebes. Führt zur Durchblutungsförderung und zum schnelleren Abtransport von Schmerzbotenstoffen. Bei Sehnen- und Bandverletzungen, Muskelverspannnungen, chronischen und akuten Schmerzen.
MASSAGEN dienen der Durchblutungsförderung. Sollen bei Schmerzpatienten detonisierend (entspannend) wirken. Einsatzgebiete: Akute Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, begleitend zur Arthrosebehandlung, Bauchschmerzen und Verstopfungen.
HYDROTHERAPIE – Training auf dem Unterwasserlaufband zum Aufbau von Muskulatur, ohne dass eine starke Gelenkbelastung stattfindet. Bei chronischen und degenerativen Gelenkerkrankungen, zur Stabilisierung von Muskelund Bindegewebe, Entlastung schmerzhafter Gelenke. Es kommt durch den Wasserwiderstand zum Mikromassageeffekt des Wassers.
Alternative Behandlungsmethoden
AKUPUNKTUR
LASERAKUPUNKTUR – Stimulation von Akupunkturpunkten mit einem Softlaser
EXTRAKORPORALE STOSSWELLENBEHANDLUNG – Wirkung durch Druckunterschiede und Radikalbildung bzw. -bindung). Wird bei akuten und chronischen Schmerzen im Skelettsystem eingesetzt, in der Humanmedizin auch bei Gallen- und Blasenbeschwerden.
RÖNTGENREIZBESTRAHLUNG – bei degenerativen Gelenkerkrankungen
RADIOSYNOVIORTHESE – Behandlung eines schmerzhaften, arthrotisch veränderten Gelenkes durch Injektion eines Radionuklids direkt in die Gelenkhöhle
OSTEOPATHIE – vor allem bei chronischen Erkrankungen
CHIROPRAKTIK
NEURALTHERAPIE – Injektion von Lokalanästhetika in die Akupunktur- und Triggerpunkte
INTRAARTIKULÄRE INJEKTION – von körpereigenen Thrombozyten bei Arthrosepatienten zur Regeneration und Erhaltung des Knorpelgewebes und damit Erhöhung der Mobilität
GOLDDRAHTAKUPUNKTUR – bei degenerativen Gelenkerkrankungen
DR. INES HOLZ
FACHTIERÄRZTIN FÜR KLEINTIERE
EIGENE PRAXIS IN MÜNCHEN-BOGENHAUSEN
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