Endoparasiten: Wurmbefall bei Hund und Katze
Weltweit gibt es mehr als 100 Wurmarten, doch bei uns in Deutschland sind es v. a. Spulwürmer, Hakenwürmer und Bandwürmer, die bei Hunden und Katzen häufig auftreten. Von Spulwürmern betroffen sind hauptsächlich jüngere Tiere. Insbesondere bei Welpen kann ein Spulwurmbefall lebensbedrohlich werden, wenn die Anzahl der im Darm parasitierenden Würmer so massiv ist, dass der Darm verstopft. Aber auch bei älteren Tieren und sogar beim Menschen kann es hin und wieder zu einem Spulwurmbefall kommen. Weitere wichtige und immer häufiger auftretende Endoparasiten sind Herzwürmer, da diese durch die zunehmenden Tierimporte aus dem Ausland nun auch vermehrt bei uns anzutreffen sind. Zudem hat die Klimaerwärmung dazu geführt, dass sich die Insekten, die diese Würmer übertragen, stärker vermehren konnten, was wiederum zu einem vermehrten Herzwurmvorkommen führte.
Ansteckung
Bei Welpen erfolgt eine Übertragung von Würmern oft schon im Mutterleib oder über die Muttermilch. Deshalb ist es wichtig, Elterntiere, die für die Zucht eingesetzt werden, regelmäßig zu entwurmen und Welpen nach der Geburt vom Tierarzt auf Wurmbefall untersuchen zu lassen. Junge und erwachsene Tiere stecken sich mit Spulwürmern (Toxocara canis, Toxocara cati) und/oder Hakenwürmern (Uncinaria stenocephala, Ancylostoma caninum, Ancylostoma tubaeforme) oftmals über den Kot anderer Tiere an, indem die ausgeschiedenen Wurmeier aufgenommen werden. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier reifen innerhalb von wenigen Tagen zu infektiösen Eiern heran, die extrem widerstandsfähig sind und deshalb in der Umwelt Monate bis Jahre infektiös bleiben können. Die Eier werden über natürliche Umwelteinflüsse verbreitet, sodass eine Eiaufnahme nicht nur über den Kot anderer Tiere, sondern v. a. über die Erde erfolgt. Bei Bandwürmern (Zestoden) liegt hingegen eine Vektorenübertragung vor, d. h., eine Ansteckung kann nur durch Aufnahme anderer Wirtstiere (Zwischenwirte: Mäuse, Kaninchen etc.) erfolgen. In den Zwischenwirten reifen die Entwicklungsstadien (Larven) der Würmer heran, die dann beim Verzehr des Zwischenwirtes auf den Hund oder die Katze übertragen werden und sich in diesen zu adulten Würmern entwickeln. Auch Flöhe spielen bei der Übertragung von Bandwürmern eine Rolle, da sie zu den Überträgern des Gurkenkernbandwurms (Dipylidium caninum) zählen. Betroffen sind v. a. Hunde, gelegentlich aber auch Katzen. Die Übertragung erfolgt durch Herunterschlucken des Flohs, dessen Bandwurmstadien dann im Hunde- oder Katzendarm freigesetzt werden und sich dort innerhalb von 20 Tagen zum 10 bis 70 Zentimeter langen adulten Wurm entwickeln.
Ähnlich verhält es sich bei Herzwürmern (Dirofilaria immitis), die allerdings nicht durch Beutetiere oder Flöhe, sondern durch Stechmücken übertragen werden. Die Wurmlarven gelangen mit dem Stich der Mücke in das Tier, wandern dann Wochen bis Monate durch den Körper, bis sie Herz und Lunge erreichen und entwickeln sich bis zu 30 Zentimeter langen adulten Würmern weiter.
Ansteckungsrisiko
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Hund oder eine Katze mit Würmern infiziert, hängt von verschiedenen Faktoren wie Haltung, Ernährung und Alter des Tieres ab. So haben z. B. Hunde, die zur Jagd genutzt werden, oder Katzen, die Freigang haben, ein deutlich höheres Risiko als normale Familienhunde oder reine Wohnungskatzen. Auch ist das Risiko bei Hunden und Katzen in Tierheimen oder Mehrtierhaltung wesentlich höher als bei Tieren, die alleine gehalten werden. Mittlerweile zählt auch Barfen zu den Risikofaktoren, insbesondere dann, wenn das rohe Fleisch verfüttert wird, ohne dass man sicher weiß, wo es herkommt und es nicht zuvor bei mindestens minus 18 Grad Celsius für eine Woche eingefroren wurde. Für Herzwürmer besteht eine Ansteckungsgefahr besonders dann, wenn der Hund (oder auch die Katze) mit in den Urlaub genommen wird. Speziell die Mittelmeerländer gelten als problematisch.
Eine Ansteckungsgefahr besteht aber nicht nur für Haustiere, denn auch Menschen können sich mit Würmern infizieren. So können z. B. Spulwurmeier, die im Fell von infizierten Hunden oder Katzen hängengeblieben sind, abfallen, in die direkte Umgebung des Menschen gelangen und zu einer Infektion beim Menschen führen. Studien zeigen, dass tatsächlich sehr viele Menschen Antikörper gegen Spulwürmer aufweisen und diese Zahlen mit zunehmendem Alter je Region bis zu 50 Prozent erreichen. Das bedeutet zwar nicht, dass alle diese Infektionen zu Erkrankungen führten, aber immerhin, dass alle diese Menschen bereits Kontakt mit Spulwürmern hatten.
Gesundheitliche Folgen eines Wurmbefalls
Leider werden die gesundheitlichen Folgen, die mit Wurmbefall assoziiert sind, von vielen Tierbesitzern unterschätzt, sodass regelmäßiges Entwurmen nicht immer auf der Agenda steht. Doch jeder Wurmbefall birgt Risiken und schwächt das Immunsystem. So führt ein Spulwurmbefall nicht nur zu Magen-Darm-Problemen, sondern auch zu Blutbildveränderungen und Erhöhung von Leberenzymen. Spul-, Haken- und Bandwürmer schädigen die Darmschleimhaut und können Erbrechen, Durchfall und Stoffwechselstörungen auslösen. Bei Welpen kann es durch einen wurmbedingten Darmverschluss sogar zum Tod kommen.
Ein Herzwurmbefall kann ebenfalls tödlich enden, wenn der Hund oder die Katze unbehandelt bleibt. Ansonsten lösen Herzwürmer auch Leber- und Nierenprobleme aus, führen zu Blutarmut und Herzrhythmusstörungen.
Einige Würmer wie z. B. Toxocara canis zählen zu den Zoonose-Erregern, d. h., sie können vom Tier auf den Menschen übertragen werden und so auch beim Menschen zu erheblichen Krankheiten wie z. B. Larva migrans visceralis führen. Dahinter verbirgt sich eine Infektion verschiedener Organsysteme, bedingt durch Larven, die durch den Körper wandern und sich dann in inneren Organen oder im Auge ansiedeln und erhebliche Schäden verursachen.
Werden Bandwürmer vom Tier auf den Menschen übertragen, bilden sich in der Leber oder auch im Gehirn gefährliche Zysten, die bis zum Tod führen können.
Erkennen einer Wurmerkrankung
Am einfachsten lässt sich Wurmbefall bei Welpen erkennen, weil diese schnell durch einen deutlich aufgetriebenen Bauch (Wurmbauch) auffallen. Ansonsten lassen sich Spulwürmer gut im Kot nachweisen, da betroffene Tiere nicht nur Eier, sondern auch reifere Wurmstadien ausscheiden, die oft mehrere Zentimeter lang sind und dadurch gut mit bloßem Auge erkannt werden können. Das A und O einer Wurmkontrolle ist aber die Kotuntersuchung, weil dabei Wurmeier, die sich von der Größe her der Erkennbarkeit mit dem Auge entziehen, festgestellt werden können. Dazu muss Kot von mindestens drei Tagen gesammelt (Sammelkotprobe) und zum Tierarzt gebracht oder an ein darauf spezialisiertes Labor geschickt werden, das dann den Kot auf alle gängigen Wurmarten (Eier, Larven, Zysten, Würmer) und Einzeller untersucht. Da jedoch nicht alle Wurmarten mit der Kotuntersuchung erfasst werden können, empfiehlt es sich, bei Hunden oder Katzen aus dem Ausland oder nach Urlauben im Mittelmeerraum zusätzlich eine Blutuntersuchung durchführen zu lassen, wo die Larvenstadien von Herz- oder Hautwürmern direkt im Blut nachgewiesen werden können.
Schutz vor Würmern
Sicher kann eine Ansteckung mit Würmern nicht verhindert werden, doch es gibt effektive Prophylaxemaßnahmen, die das Risiko zumindest minimieren. Dazu zählt zum einen die regelmäßige Kotuntersuchung, insbesondere auch bei den Tieren, die ohnehin schon ein erhöhtes Risiko aufweisen, und die regelmäßige Entwurmung. Wichtig ist auch, dass Hundebesitzer den Kot des Hundes bei jedem Spaziergang entfernen, der Anusbereich von Hunden und Freigängerkatzen öfter mal gesäubert wird und Barfer ganz genau darauf achten, was sie verfüttern und/oder das Fleisch vor der Verfütterung bei minus 18 Grad Celsius für eine Woche einfrieren.
Präparate zur Entwurmung werden vom Tierarzt verordnet und individuell auf das Risiko des Tieres abgestimmt eingesetzt. Es gibt Präparate, die nur gegen Bandwürmer wirken, und es gibt Kombinationspräparate, die zusätzlich auch gegen Rundwürmer wirken. Dann gibt es noch Präparate, die ausschließlich auf Rundwürmer abzielen. Je nach Gefährdungsgruppe wird der Tierarzt deshalb zusammen mit dem Tierbesitzer abstimmen, ob für das Tier eher eine breitflächige oder eher eine spezielle Entwurmung sinnvoll erscheint.
Dann gibt es aber auch Hunde, die gegenüber bestimmten Wurmmitteln Unverträglichkeiten aufweisen. Dies kommt vermehrt z. B. bei Whippets, Schäferhunden, Collies und Bobtails vor. Diese Hunde können einen MDRI- Gendefekt aufweisen, der dazu führt, dass bei ihnen der Wirkstoff, nicht wie bei anderen Tieren, daran gehindert wird, ins Gehirn überzutreten. Bei diesen Hunderassen muss deshalb abgewogen werden, was gegeben werden kann und was nicht, da ansonsten zentralnervöse Symptome ausgelöst werden könnten. Passieren kann dies auch, wenn Hunde Pferdekot fressen und die Pferde vorher mit einem dieser Wirkstoffe behandelt wurden. Deshalb ist Tierbesitzern auch dringend anzuraten, ein Fressen von Pferdekot bei ihren Hunden zu verhindern. Ob ein Hund dieser betroffenen Rassen einen MDR-I-Defekt aufweist, kann mittels Blutuntersuchung festgestellt werden.
Bei der Entwurmung zu berücksichtigen ist auch das Alter des Hundes oder der Katze, denn nicht jedes Wurmpräparat ist für jede Altersgruppe zugelassen.
Eine Empfehlung zur Entwurmung von Haustieren und zur Parasitenbekämpfung allgemein gibt die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites), die alle wichtigen Informationen für Tierbesitzer unter www.esccap.de zusammengestellt hat und sogar einen Test zur individuellen Entwurmungsempfehlung anbietet.
DR. ISA FOLTIN
TIERÄRZTIN, RADIOLOGIN, DIPLOM-JOURNALISTIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Medizinjournalismus für Pharmafirmen, Wissenschafts- und Publikumsmedien
- Vergleichende Radiologie bei Mensch und Tier
- Spezialgebiet Kernspintomographie (MRT)
- Dozentin an den Paracelsus Schulen