Autonosoden: Herstellung und Anwendung
Der Gedanke, Krankheitserreger als Heilmittel zu verwenden, ist bereits uralt. „Similia similibus curentur“ – „Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt“ – so lautet der Grundgedanke der Homöopathie. Stoffe, die am gesunden Menschen und auch bei Tieren Krankheitssymptome hervorrufen, werden in homöopathischer Dosierung eingesetzt, um Krankheiten mit eben diesen Symptomen zu heilen. Dabei ist die Reaktion des Körpers auf den durch das homöopathische Mittel gesetzten Reiz bzw. die Information für den Heilungsprozess entscheidend. Das dahinterstehende Prinzip ist die Anregung zur Selbsthilfe bzw. Selbstheilung. „Aequalia aequalibus curentur“ – „Gleiches möge mit Gleichem geheilt werden“.
Definitionen
Nosoden sind Arzneimittel, die nach Vorschrift des homöopathischen Arzneibuches (HAB) aus Krankheits- oder Stoffwechselprodukten von Menschen, Tieren, Mikroorganismen oder Viren hergestellt werden können. Auch Fertig-Nosoden (Heteronosoden) sind auf dem Markt erhält lich und können in Apotheken erworben werden. Nosodentherapie, Isotherapie und Autovakzinierung fallen begrifflich zusammen. Die Bezeichnung „Autonosode“ besagt, dass das Ausgangsmaterial für die Nosode vom Patienten selbst stammt. Dabei wird gewährleistet, dass das individuelle Krankheitsgeschehen erfasst wird. Die Wirkung der Autonosode wird als die eines Katalysators angesehen, der einen reaktionsschwachen Organismus aktivieren und seine Abwehrkräfte mobilisieren kann. Autonosoden sind in der Tierheilkunde vielfältig und individuell einsetzbar. Besonders gut geeignet ist diese Therapieform bei rezidivierenden Infekten, Hauterkrankungen, gastroenterologischen Beschwerden, chronischem Schnupfen, Tumorerkrankungen, Mykosen, Futtermittelallergien und Intoxikationen. Besonders in der Behandlung vieler Krankheitsbilder in der heutigen Zeit werden durch Autonosoden Detoxifikations- und Immunmodulations-Reaktionen ausgelöst und damit eine erfolgreiche Therapie ermöglicht.
Indikationen
Die Krankheitsbilder, die im weitesten Sinne mit einem gestörten Immunsystem einhergehen, kommen in der täglichen Praxis am häufigsten vor. Als Beispiel wäre hier der Katzenschnupfen zu nennen. Nach einer Inkubationszeit von 1 - 5 Tagen treten die ersten Symptome auf: Trägheit, Depression, Fieber, Niesen, gerötete Augen mit vermehrtem Tränenfluss, Nasenausfluss und Schluckbeschwerden, die zur Futterverweigerung führen. In der Regel wird die Erkrankung durch das Feline Rhinotracheitis- Virus (FRV) – auch Felines Herpesvirus-1 (FHV-1) genannt – oder durch das Feline Calici-Virus (FCV) ausgelöst. Die Viren führen zu einer Schädigung der Schleimhäute, was wiederum dazu führt, dass Erreger wie Chlamydien, Bordetellen, Schimmel- und Hefepilze sich ansiedeln, vermehren und zu einer Sekundärinfektion führen können. Je nach Abwehrkraft des Tieres, den vorliegenden Umweltbedingungen und der Art des Erregers kann es nach einer überstandenen Akutinfektion zu Spätfolgen kommen, die mit einer chronischen Sinusitis, Beeinträchtigungen des Sehvermögens und einer dauerhaften Schleimhautschädigung bis zur Tumorbildung einhergehen können. Die beiden Virenarten FHV-1 und FCV verbleiben in 80 % der Fälle auch nach überstandener Erkrankung im Körper des Tieres und können z. B. in Stresssituationen zu einer erneuten Krankheitsphase, zur Erregerausscheidung und so zur potenziellen Ansteckungsgefahr für andere Katzen führen. Im Falle einer akuten Erkrankung kann die begleitende Therapie mit Autonosoden aus Augenund Nasensekret die Abwehrreaktion des Tieres verbessern.
Herstellung von Autonosoden
Ausgangsmaterial für die Herstellung von Autonosoden können sein: Kulturen von Mikroorganismen, Stuhl, Sputum, Abstrich von Schleimhäuten, Urin, Haut, Schuppen, Haare und Gewebe/ Punktat. Der Therapeut entnimmt das Ausgangsmaterial und sendet es an ein pharmazeutisches Unternehmen, welches auf die Herstellung von Nosoden spezialisiert ist. Dabei gibt er an, welche Potenzen angefertigt und ob diese als Dilution (Tropfen) oder Globuli (Streukügelchen) verwendet werden sollen. Diese werden dann im Labor hergestellt und an Tierärzte oder Apotheken ausgeliefert.
Die Rolle das Darms
Die herkömmliche Eigenbluttherapie wird parenteral, d. h. per Injektion verabreicht. Etwas parenteral zu applizieren bedeutet, dass der Verdauungstrakt und damit der Darm bzw. die Darmschleimhaut als wichtiges Organ des Immunsystems umgangen wird. Versteht man den Darm jedoch als denjenigen Ort, an dem die Mehrzahl aller Antigenkontakte (Nahrungsmittel, Umweltgifte, Erreger etc.) stattfindet und immunologisch beantwortet wird, so wird klar, warum eine erfolgreiche Immuntherapie nur durch orale Applikation (über den Mund direkt zur Darmschleimhaut) erfolgen kann. Das erklärt sich, da das Tier über den Darm mit seiner großen Oberfläche Umweltbedingungen noch stärker ausgesetzt ist als über die Körperoberfläche. An der Darmschleimhaut kommt es zum intensiven Kontakt zwischen Organismus und Futterbestandteilen, Bakterien, Mykosen, Viren und Giften. Umso mehr spielt eine intakte Darmflora auch eine entscheidende Rolle für die Immunabwehr, denn zum Immunsystem gehört außer Milz, Thymusdrüse (bei ganz jungen Tieren), Knochenmark und Lymphknoten auch das lymphatische Gewebe im Ileum (Krummdarm). Diese kleinsten Lymphfollikel in der Darmschleimhaut, die sog. Peyer‘schen Platten, übernehmen etwa 80% der Immunabwehr. Bereits Pfarrer Kneipp hatte die Wichtigkeit des Darms erkannt und sagte: „Der Tod liegt im Darm.“ Entsprechend sollte nicht nur der Mensch gesunde natürliche Nahrung bekommen, sondern auch das Tier.
Das Problem mit Candida albicans
Pilzinfektionen des Darms (Darmmykosen) werden v. a. von Candida albicans verursacht und treten bei Tieren immer häufiger auf. Candida ist eine Hefe-Gattung der Familie Cryptococcaceae, die auch unter dem Namen „Soorpilz“ bekannt ist.
Candida albicans ist imstande, nicht nur Sprosszellen und eine Pseudomyzel zu bilden, sondern auch ein septiertes Myzel. Das bedeutet, dass sich der Pilz überall dorthin vorarbeitet, wo er gerne hinkommen möchte und dabei noch nicht einmal vor Knochen Halt macht. Insofern kann jede Pilzinfektion mit Candida albicans als hartnäckig eingestuft werden. Am häufigsten ist eine derartige Pilzinfektion nach einer Antibiotikatherapie bei Hunden, Katzen, Pferden oder anderen Tieren, aber auch beim Menschen anzutreffen. Untersuchungen dazu belegen, dass Antibiotika das Pilzwachstum fördern.
Häufig siedelt sich der Pilz im Darm an. Ist die körpereigene Abwehrkraft aktiviert, wird das Myzel wieder ausgeschieden, ohne Schäden anzurichten. Bleibt Candida albicans bei einer Magen-Darm-Infektion allerdings unbeachtet und wird nicht durch die körpereigenen Abwehrkräfte bekämpft, so können die Hefezellen Epitheldefekte (Epithel = oberste Zellschicht von Haut/Schleimhaut) nutzen und mit dem Lymph- und Blutstrom in die Netzhaut des Auges oder ins Gehirn gelangen. Ein Nachweis dafür konnte durch Tests bei Kaninchen und Untersuchungen am Menschen erbracht werden. Auch kann Candida albicans zu Stoffwechselstörungen führen und z. B. die Leber schädigen, weil er u. a. Alkohol bildet, der über die Leber verstoffwechselt wird. Auch führt ein Pilzbefall zur Änderung des pH-Wertes und eventuell zur Überbelastung der Nieren durch Entgiftungsprozesse des Körpers.
Sind die Nieren selbst auch von Candida albicans befallen, können sie den Körper nicht mehr richtig entgiften und sollten deshalb im Rahmen der Therapie unbedingt mitbehandelt werden. Auch das Knochenmark und andere innere Organe, wie z. B. das Herz, können befallen werden.
Man spricht dann von einer viszeralen (Eingeweide) Infektion und im Falle des Herzbefalles von einer Candida Pilzendokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut), die leider oft tödlich endet.
Örtliche auftretende Infektionen der Haut und/oder Schleimhaut können sehr schmerzhaft und langwierig sein. Krankmachende Hefepilze bilden u. a. das sog. Canditoxin. Japanische Forscher fanden heraus, dass dieses Toxin den Körper daran hindert, spezielle Immunzellen herzustellen, sodass die Immunantwort über T-Lymphozyten lahmgelegt ist und der Pilz sich ungehindert weiter ausbreiten kann. Dadurch können sich auch andere Erreger wie Bakterien und Viren ansiedeln und zu einer Sekundärinfektion führen.
Wichtig ist es, darauf zu achten, dass im Futter oder in Futterzusätzen möglichst wenige Farb- und Konservierungsstoffe enthalten sind, denn nicht nur Antibiotika können die Darmflora schädigen, sondern auch diese Stoffe. Eine zusätzliche Organentgiftung (phytotherapeutisch oder homöopathisch) und v. a. eine Darmsanierung ist bei Schädigung der Darmschleimhaut dringend anzuraten.
Potenzen
Autonosoden kann man nicht nur in Dezimalpotenzen herstellen lassen, sondern auch in Centesimalpotenzen. Meist werden diese ab D6 oder C6 bis zu D200 oder C200 hergestellt. Vorteilhaft ist es, wenn man selbst mit einer bioinformativen Testmethode prüfen kann, welche Potenz bei seinem Patienten am besten wirkt. Ansonsten kann man auch mit ausreichend Erfahrung eine erfolgreiche Therapie mit den Autonosoden durchführen.
Ähnlich wie in der Homöopathie werden niedrige Potenzen, wie z. B. D4, D6, D8, D10, bei akuten Erkrankungen bzw. Belastungen eingesetzt. Die Potenzen D12, D20, D30 sowie D100 und D200 eher bei chronischen Erkrankungen bzw. Belastungen. Handelt es sich um Zubereitungen aus Keimen, so können die niedrigen Potenzen als direkte patientenspezifische Stimulationen angesehen werden. Die Autonosoden-Therapie unterscheidet sich hier nicht von der Therapie mit Autovakzinen. Die Einnahmemenge und -dauer kann dem jeweiligen Therapieverlauf angepasst werden.
Autonosoden, die von erfahrenen Therapeuten eingesetzt werden, stellen einen wichtigen Therapieeinsatz im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung dar.
SYLVIA ESCH-VÖLKEL
TIERHEILPRAKTIKERIN SEIT 1991 IN DELBRÜCK
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Bioninformative Diagnosen und Therapien
- Homöopathie
- Phytotherapie
- Nosodentherapie
- Autorin mehrerer Bücher und Fachartikel
- Dozentin an den Paracelsus Schulen