Lehrhöfe der Paracelsus Schule Stuttgart
„Fahren Sie doch mal unseren Infobus!“ So lud mich die Geschäftsleitung der Paracelsus Schulen ein, eine Infotour zu machen.
Zunächst war ich mir unsicher, ob ich dieses große Gefährt wirklich fahren kann, aber dann nahm ich das Angebot gerne an und plante eine Tour durchs „Ländle“. Paracelsus vor Ort – insbesondere war es mir ein Anliegen, über die Tierheilpraktiker-Ausbildung zu informieren. Und was liegt da näher, als unseren tollen Lehrhöfen einen Besuch abzustatten. Als der Bus dann vor meiner Türe stand, musste ich doch wegen der Größe schlucken – und einen Parkplatz in Stuttgart zu finden, war gar nicht so einfach. Als mein Sohn Colin und ich dann aber „on the road“ waren, machte es wirklich Spaß.
Viele interessierte Menschen haben wir auf dem Weg durch Hohenlohe, den Schönbuch, das Schwäbische bis zur Ostalb und wieder zurück durchs Remstal getroffen. Hier berichte ich über zwei Highlights: die Lehrhöfe Müller in Haigerloch und Bauer in Reichenbach/Fils.
Lehrhof Reitbetrieb Müller in Haigerloch
Dieser Lehrhof bietet alles, was sich ein Tierheilpraktikerherz wünschen kann!
Tanja Müller ist Tierheilpraktikerin (sie absolvierte ihre Ausbildung bei uns an der Paracelsus Schule Stuttgart, so lernten wir uns kennen) und Reitpädagogin. Sie führt mit 12 eigenen Pferden einen Reiterhof für Kinder und bietet Therapeutisches Reiten für behinderte Kinder an.
Die Pferde, vom kleinsten Pony bis zum Friesen, werden in einem Offenstall gehalten und arbeiten höchstens zwei Stunden pro Tag. Natürlich darf auch der Hofhund nicht fehlen.
In weiteren Gebäuden befinden sich ihre Praxis, die Igel- und die Wildtierstation.
Bei unserem Besuch empfing sie uns herzlich und führte uns gleich mitten in die Pferdeherde. Ich war besonders neugierig, weil hier seit vier 4 Jahren mein eigenes Pferd steht (aus Zeitgründen wollte ich es in gute Hände abgeben). Es heißt Nanuk, und es geht ihm prächtig. Mit viel Engagement behandelt Frau Müller ihre Tiere naturheilkundlich, sodass Nanuks Leiden (Sommerekzem und Kotwasser) verschwunden sind. Er ist der Liebling aller Kinder, ihm tut die gleichmäßige Auslastung mit Bewegung und mäßiger Belastung sehr gut.
Und so war ich sehr beruhigt zu sehen, dass hier gut für ihn gesorgt wird. Vor Kurzem durfte er auch als Hochzeitspferd die Braut tragen.
Tanja Müller veranstaltet viele Ausflüge mit den Kindern, so gibt es Ausritte schon mit den Kleinsten der Kita und immer auch einen Weihnachtsritt.
Neben dem Reitbetrieb arbeitet sie in ihrer Praxis als Tierheilpraktikerin, ihre Behandlungsschwerpunkte sind Manuelle Therapie, Enzymtherapie, Ernährungs- und Schmerztherapie.
Sie leitet zudem im Nebengebäude die Igelstation. Als wir sie besuchten, waren die Igel kurz davor, wieder ausgesetzt zu werden. Menschen bringen ihr im Herbst die Igel, die im November noch unter 500 g wiegen. Jeder Igel erhält einen eigenen Käfig auf dem Dachboden eines ihrer alten Bauernhäuser und wird über den Winter gefüttert und gepflegt.
Auch kranke Igel pflegt Tanja wieder gesund. Im Mai bekamen die Igelfinder ihren Igel zurück und konnten ihn dort, wo sie ihn gefunden haben, wieder aussetzen. Sollte dies nicht möglich sein, bringt Frau Müller sie in ein Naturschutzgebiet im schönen Schönbuch.
Sie leitet ebenfalls die Wildtierstation. Als wir dort waren, pflegte sie gerade eine Jungfüchsin, die sich durch einen Autounfall ein Bein gebrochen hatte. Dank einer Operation durch den Tierarzt, dessen Kosten Frau Müller aus eigener Tasche und durch Spenden bezahlte, kann die kleine Füchsin inzwischen wieder mit Frauchen im „Gschirrle“ Gassi gehen und bekommt dann ihr eigenes Gehege. Vom Federvieh (Gänse und Enten) über Waschbären bis hin zu Fischen in einem 500-Liter-Aquarium – Tiere sind das Leben der Familie Müller. Von früh bis spät sind sie und ihr Mann für ihre Schützlinge auf den Beinen.
Bald sind wieder die Tierheilpraktiker der Paracelsus Schule Stuttgart mit dem Thema Akupunktur bei ihr zu Gast.
Lehrhof Reiterhof Bauer in Reichenbach/Fils
Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir am Rande des Schurwalds durch die Streuobstwiesen, um zum Reithof Bauer zu gelangen.
Gut erreichbar und dennoch mitten im Grünen findet sich die Reitanlage mit Reitplatz und Stallungen. Uns begrüßte erst einmal der Hofhund und viele Kinder und Eltern, es war gerade Reitunterricht.
Und hier durften bereits die Kleinsten auf den breiten Rücken der Pferde sich bequem hin und her schaukeln lassen oder konnten auf den Ponys unter Anleitung der Reitlehrerin ihre Achter-Bahnen reiten.
Familie Bauer lebt mitten auf dem Hof. Die Pferde haben geräumige Boxen, auch Einstellpferde gibt es. Jeden Tag werden sie auf die grünen Wiesen und Koppeln gebracht.
Ida, das kleinste, fuchsfarbene Fohlen, gerade mal vier Wochen alt, durfte natürlich noch bei ihrer Mama stehen, begrüßte uns aber zutraulich und neugierig und war für meinen Sohn eine wunderbare Erfahrung. Er liebt Pferde und wünscht sich nun natürlich ein eigenes Fohlen.
Die Shetlandponys wurden der Familie Bauer geschenkt, nachdem die Besitzerin sie nicht mehr betreuen konnte. Sie müssen nur wenig arbeiten und führen ein sehr entspanntes Leben. Besonders am Herzen liegen den Bauers die wirklich alten Pferde – Opa und Phil sind 36 Jahre alt! Beide konnten im Winter kaum noch aufstehen und wurden intensiv gepflegt. Jetzt können sie es kaum erwarten, mit den anderen auf die Koppel zu kommen und tänzeln ungeduldig in ihrem Stall. Und auch mit den Hengsten haben die beiden kein Problem. Zwei Hengste stehen mit in ihrem Stall, auch sie integrieren sich in die Herde. Sie können Schlitten ziehen und Reiter tragen.
Dass es sich immer lohnt, für ein Pferd zu kämpfen, zeigt ein Wallach, der nach einem Grünen Star mit Augenabszess nicht eingeschläfert wurde, sondern auf Drängen von Frau Bauer eine Augenoperation bekam. Von der anfänglichen Unsicherheit, weil er nur noch ein Auge besitzt, ist heute nichts mehr zu sehen, er genießt wie alle anderen das saftige Gras.
Viel Arbeit macht so ein Betrieb, das ist sichtbar. Dennoch ist es für Familie Bauer wichtig, genau so ihr Leben selbst gestalten zu können. Die Reitstunden sind ausgebucht – so beliebt ist dieser Hof.
Auch hier wird bald wieder unsere Dozentin Frau Schoeder mit den angehenden Tierheilpraktikern der Paracelsus Schule Stuttgart einen Tag lang Pferde untersuchen und behandeln, insbesondere der alte Phil ist für die Tierheilpraktiker immer ein geduldiger Patient.
Auf der Heimfahrt fühlte ich mich dankbar und bestätigt: Dankbar, dass diese wunderbaren Menschen es in ihrer Zeit und durch ihr Engagement möglich machen, dass die Stuttgarter Schü- ler alles Gelernte auch in der Praxis erleben und erproben können.
Und bestätigt in meiner Einstellung, dass alle Praktika auf Lehrhöfen stattfinden, ebenso die naturheilkundlichen Aufbauunterrichte, denn Praxis kann man nie genug in der Ausbildung zum Tierheilpraktiker haben. Das sind wir unserem Mitgeschöpf Tier schuldig.
UTA SCHIEL
HEILPRAKTIKERIN
STUDIENLEITERIN DER PARACELSUS SCHULE STUTTGART
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
- Homöopathie
- Erlebnispädagogik
- NLP
KONTAKT
Zudem steht THP-Absolventen eine Assistenzzeit in der Praktikumswoche auf dem VDT-Lehrhof Gut Rosenbraken zur Verfügung. Teilnehmer, die sich zur VDT-Zertifizierung anmelden, können am letzten Tag die praktische Prüfung ablegen.