Teebaumöl gegen Malassezia: Die alternative Hefepilzbehandlung
Hautpilzerkrankungen kommen bei Mensch und Tier gleichermaßen vor. Pilzinfektionen führen aber meist nur dann zu einer manifesten Erkrankung, wenn das natürliche Gleichgewicht der Haut gestört bzw. das Immunsystem geschwächt ist. Malassezia ist ein Hefepilz, der zur Gattung Deuteromycetes gehört. Molekularbiologisch lassen sich zwölf Spezies unterscheiden, wobei Malassezia pachydermis die wichtigste Spezies bei Hund und Katze darstellt. Bei gesunden Tieren kommt Malassezia pachydermis vor allem auf den Schleimhäuten, im Gehörgang und im Zwischenzehenbereich vor. Hat sich eine Erkrankung manifestiert, ist diese am typisch faulig- ranzigen Geruch zu erkennen.
Nicht jede Rasse ist gleich häufig betroffen
Katzen sind im Vergleich zu Hunden wesentlich seltener von einer Malassezia- Infektion betroffen. Aber auch bei Hunden gibt es prädisponierte Rassen, auf deren Hautoberfläche sich von vorne herein eine höhere Malassezia- Population feststellen lässt als bei anderen Rassen. Insbesondere Bassets, Cocker Spaniel, Westhighland White Terrier, Labrador Retriever und Neufundländer zählen zu den prädisponierten Rassen, da sie zu fettiger Haut und/oder Hautfaltenbildung neigen und daher ein optimales Hautmilieu für Malassezien bilden. Die Proliferation der Hefen wird durch erhöhte Feuchtigkeit, erhöhte Umgebungstemperatur, erhöhte Hautfettproduktion und Vorliegen anderweitiger Hauterkrankungen begünstigt. Auch Hunde mit Schlappohren, die gerne schwimmen, bilden in ihren äußeren Gehörgängen entsprechend optimale Vermehrungsbedingungen für Malassezien.
Unvergleichlicher Gestank
Hat man den Geruch von Malassezia einmal wahrgenommen, wird man diese Hautinfektion auch ohne großartige Diagnostik immer wieder sofort am Geruch erkennen. Malassezien oxidieren die ungesättigten Fettsäuren der Haut, sodass über die Einwirkung von Proteasen und Lipasen vor allem kurzkettige Fettsäuren entstehen, die einen typischen „ranzigen“ Geruch aufweisen.
Symptome einer Malassezien-Dermatitis
Aufgrund des für Malassezien gut geeigneten Milieus stellt gerade der äußere Gehörgang eine bevorzugte Lokalisation für eine Malassezien-Infektion dar. Die Hefen führen zu starkem Juckreiz, sodass die Tiere sich vermehrt kratzen und bei einem Befall der Ohren auch häufig den Kopf schütteln. Durch das Kratzen können die Hefen auf andere Hautbezirke, wie z. B. auf den Kopf oder die Zehen, übertragen werden. Ein Befall am Kopf führt dann oft zu einer sogenannten Brillenbildung mit Haarausfall und verdickter, dunkel pigmentierter Haut oder zu Lefzen- oder Krallenbettentzündung. Schwerwiegend verlaufen zum Teil chronische Formen der Malassezien-Dermatitis, die sich über die gesamte Körperoberfläche ausdehnen kann. Diese Formen treten allerdings nur selten auf.
Die zytologische Untersuchung bringt schnell Gewissheit
Außer am Gestank kann man Malassezien z. B. im äußeren Gehörgang via Otoskop an den dicken dunkelbraunen Belägen erkennen. Zum sicheren Nachweis von Malassezia pachydermatis haben sich unter Praxisbedingungen zytologische Untersuchungen bewährt, da diese einfach, schnell, zuverlässig und kostengünstig durchgeführt werden können. Die Probennahme erfolgt per Klebeband, Tupfer oder Hautgeschabsel und wird auf einen Objektträger aufgebracht und mit Methylenblau angefärbt. Unter dem Mikroskop können dann die typischen erdnussartigen Gebilde sichtbar gemacht werden.
Herkömmliche Therapie
Da es sich bei Malassezien um Hefepilze handelt, ist die empfohlene Therapie eine Behandlung mit einem geeigneten Antimykotikum. Für einen Befall der äußeren Gehörgänge gibt es dafür im Handel zahlreiche Ohrentropfen, für einen Befall an anderen Hautbezirken Ketokonazol-Tabletten oder Ketokonazol-Shampoos. Die Behandlung sollte mindestens über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen erfolgen und vom behandelnden Tierarzt überwacht werden. Ketokonazol kann zu Leberschäden führen, sodass ein Check der Leberwerte im Blut während der Behandlung unbedingt empfohlen wird.
Teebaumöl als Alternative
In Studien konnte nun eine gute Wirkung von Teebaumöl (ätherisches Öl von Melaleuca aternifolia) gegen Malassezien nachgewiesen werden, die eine Therapie der Malassezien-Dermatitis auch in der Tierheilpraxis möglich macht. Im Rahmen dieser Studien wurde die Wirkung von Teebaumöl im Vergleich zu Ketokonalzo-Shampoos bei der Therapie einer Malassezien-Dermatitis durch Malassezia pachydermatis überprüft. Hierzu wurde die minimale fungistatische und die minimale fungizide Konzentration des Teebaumöls im Vergleich zum Antimykotikum bestimmt. Getestet wurde nach einer modifizierten in vitro-Mikroverdünnungsmethode an fünf von klinisch erkrankten Hunden isolierten Malassezia pachydermatis-Stämmen sowie vier weiteren caninen Laborstämmen. Die parallelen Ansätze wurden mit geometrischen Lösungen von 0,03–2 Prozent Teebaumöl oder 0,01–25 g/ml Antimykotikum versetzt. Nach einer Inkubationszeit von 72 Stunden bei 37° Celsius wurden die als weiße „Pellets“ sichtbaren Pilzkulturen ausgezählt. Alle getesteten Stämme zeigten eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Teebaumöl. Bereits bei einer Konzentration von 0,06–0,13 Prozent Teebaumöl wurde eine deutliche fungistatische und fungizide Wirkung beobachtet. Hieraus ergibt sich, dass die Anwendung von Teebaumöl tatsächlich eine Alternative zur herkömmlichen Therapie bei verschiedenen Hauterkrankungen, insbesondere der Malassezien-Dermatitis beim Hund, darstellt. Eingesetzt werden können vor allem Salben und Gele mit einem Gehalt von fünf bis zehn Prozent Teebaumöl.
Text: Dr. Isa Foltin
Fotos: © Shutterstock (2) Terra Canis