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Wirklich artgerechte Ernährung: Tiernahrung in Lebensmittelqualität

Der Beruf des TierernährungsberatersHelena A. und ihr Lebensgefährte erfüllen sich ihren Traum. Schon lange suchten sie nach einem Kooiker-Welpen, den sie dann endlich in Holland erwerben konnten. Die nette Züchterin gab ihnen ein Trockenfutter und den guten Rat mit, dem Welpen täglich 150 Gramm zu geben. Mehr nicht, sonst würde er zu dick. Die neuen Hundebesitzer hielten sich an die Anweisung der Züchterin, bis das Futter aufgebraucht war. Danach kauften die beiden ein gutes Dosenfutter im Fachgeschäft und fütterten weiter wie bisher 150 Gramm.

Der Welpe „Jan“ ist anstrengender als gedacht. Er gibt keine Ruhe, schläft kaum, wird zunehmend aggressiver und fängt sogar an, sein Herrchen zu beißen. Zwei Wochen später recherchieren die beiden verzweifelt im Internet nach einem Hundepsychologen, der versuchen soll, das Problem durch Herstellung der Rangordnung zu beheben. Spazieren gehen ist auch ein Problem. Jan versucht alles zu fressen, was er findet und schlingt sogar den Kot von anderen Hunden hinunter. Irgendwann wurde den Besitzern aber klar, dass Jan wohl Hunger haben muss oder an einem Mangel leidet. Via Internet sind die beiden dann auf mich gestoßen. Bereits nach wenigen Sätzen habe ich erahnt, wo das Problem seine Wurzeln hat. Bei dem von der Züchterin mitgegebenen Trockenfutter handelte es sich um ein Konzentrat, dessen Menge nicht einfach auf Nassfutter übertragen werden kann. Via Telefongespräch konnte ich über das Körpergewicht des Kooikers die für ihn notwendige Nassfutter-Ration berechnen und kam auf ca. 400 Gramm täglich, anstatt der gefütterten 150 Gramm. Danach erstellte ich für Jan eine Welpenwachstumskurve, aus der das Defizit deutlich hervorging. Er lag um mehr als ein Kilo unter dem wünschenswerten Welpengewicht.

Dem gekauften Futter waren außerdem synthetische Vitamine und EG-Zusatzstoffe beigesetzt, die ich aus ernährungstechnischer Sicht als kritisch einstufe. Deshalb empfahl ich den Hundebesitzern auf Futtersorten zu wechseln, die derartig chemische Zugaben nicht enthalten. Da beide Hundehalter ganztägig berufstätig sind und mit dem Welpen ohnehin leicht überfordert waren, habe ich auf eine Empfehlung zum Barfen verzichtet. Schon wenige Tage nach der Ernährungsumstellung zeigte sich eine deutliche Besserung. Der Hund war viel ausgeglichener und nicht mehr aggressiv.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig Ernährungsberatung auch bei Tieren ist. Viele Tierbesitzer sind mit der Frage der richtigen Ernährung für ihr Haustier überfordert und konsultieren deshalb gerne einen Tierernährungsberater.

Der Beruf des TierernährungsberatersFür welche Tierarten man sich bei diesem Beruf berufen fühlt, kann jeder selbst entscheiden. Man sollte in dieser Entscheidung aber auch die Gepflogenheiten der Tierbesitzer miteinbeziehen. Ein Ernährungsberater, der selbst kein Pferd besitzt und sich nur mäßig mit Pferden auskennt, wird als Pferdeernährungsberater bei Pferdebesitzern sicherlich nur wenig Gehör finden. Ernährungsberater, die sich auf Kleintiere (Hund und Katze) spezialisieren wollen, sollten sich zusätzlich mit der Ernährung von Meerschweinchen und Kaninchen beschäftigen, denn diese Tiere leiden oft unter erheblichen Mangelerscheinungen und werden gerade bei Haushalten mit Kindern oft zufällig vorgefunden und dann gleich mitbehandelt.

Das wichtigste Attribut für einen guten Ernährungsberater ist das Zuhören.

Gutes Futter zu verkaufen und die Auskunft zu geben, dass Rohfleischfütterung für Hund und Katze artgerecht ist, kann jeder, aber damit ist weder dem Tier noch dem Besitzer geholfen. Wichtig ist, zunächst einen Anamnesebogen zu erstellen, und das funktioniert nur durch das ausführliche Gespräch mit dem Tierbesitzer. Nur so lässt sich das bestehende Problem auch verifizieren und eine Lösung entsprechend der Lebenssituation und den Wünschen des Tierbesitzers finden. Vor allem Hunde und Katzen im Welpenalter sind häufige Patienten von Ernährungsberatern. Im ersten Jahr gemachte Fütterungsfehler sind oft irreversibel. Durch z. B. zu energiereiches Futter wachsen die Welpen zu schnell, was zu extremen Schäden an den Gelenken führen kann. Diese Problematik kann man beim Vergleich mit einer Wachstumskurve gut erkennen. Auch ein schlanker Welpe, bei dem man gut die Rippen fühlt, kann bereits zu groß oder zu schwer sein! Ebenso oft werden Welpen zu einseitig ernährt und entwickeln dadurch einen „sensiblen“ Darm. Züchter lassen sich deshalb immer häufiger von Tierernährungsberatern beraten und geben ihre Welpen dann mit einer professionellen Fütterungsanleitung und einer Welpen-Wachstumskurve ab, um die neuen Tierbesitzer zu unterstützen. Auch übergewichtige Hunde, Katzen, Pferde oder Kaninchen, bei denen jegliche Diätversuche versagten, werden häufig vorgestellt. Bei diesen Fällen sucht der Tierernährungsberater in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt oder einem Tierheilpraktiker nach möglichen krankhaften Ursachen, um dann die Nahrung so umzustellen, dass sich ein Gewichtsverlust ohne großes Hungergefühl einstellt, ohne den Organismus des Tieres dabei zu belasten.

Alte Tiere müssen meist sehr hochwertig ernährt werden, um nicht so schnell an Substanz zu verlieren. Die im Alter häufigsten Erkrankungen, wie chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Pankreasinsuffizienz, Tumorerkrankungen, aber auch EMS, Hufrehe, Kolik etc., kann man mit geeigneten Diäten unterstützen.

Zunehmend sind auch die Anfragen verzweifelter Besitzer hyperaktiver Hunde, die die Futterrationen ihrer Tiere überprüfen lassen wollen. Dabei sind viele Konstellationen möglich: zu viel Energie, zu viel Protein, die „falschen“ Aminosäuren, ein Mangel an Vitalstoffen (Vitaminen, Mineralien) und auch falsch verstandene Tierliebe, also zu wenig Beschäftigung und fehlende Erziehung.

Ansonsten sind Tierernährungsberater Ansprechpartner bei Problemen wie häufigem Durchfall (durch Futterwechsel, Giardienbefall bis hin zu den Symptomen einer Magen-Darm-Erkrankung), Gras/Erde/Kot fressen, Erbrechen, Ekzemen, Unverträglichkeiten etc. Da nicht jede Erkrankung durch richtige Ernährung behoben werden kann oder durch eine falsche Ernährung bedingt ist, stellt eine Tierheilpraktikerund Tierernährungsberater-Ausbildung die Idealkombination für den Beruf des Tierernährungsberaters.

Meine Ausbildungsseminare zum Tierernährungsberater finden an den Paracelsus Schulen München, Karlsruhe, Augsburg und Rosenheim statt. Nähere Informationen auf www.paracelsus.de

Heidi Herrmann Heidi Herrmann
Gelernte Pferdewirtschaftsmeisterin, THP in Ausbildung Inhaberin von G & H artgerechte Tierernährung
Tätigkeitsschwerpunkte: Tierernährungsberatung, Dozentin für Tierernährung und -zucht, Jagdhundezüchterin, -ausbilderin und -leistungsrichterin. Hat für Tierernährungsberater eine Rationsberechnungssoftware entwickelt
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Fotos: © Shutterstock

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