Skip to main content

Serie: Tierisch Weise - Das strahlende Licht des Gepardenjungen

FABELN ÜBER LIEBE, LICHT UND HERZENSKRAFT

THP 4 21 Page40 Image1Es war einmal ein wunderschönes Land. Durch dieses Land floss ein breiter Fluss, durch den Tiere und Pflanzen immer frisches Wasser hatten. Die Bewohner hatten hier ein prächtiges Leben, es fehlte ihnen an nichts.
Nur die Gepardenmama war traurig, denn sie wünschte sich so sehr noch ein viertes Kind, und zwar einen Jungen. Jeden Abend betete sie zu den Lichtern am Himmel, dass eines davon zu ihr kommen möge. Sie glaubte fest daran, dass jedes lebende Wesen eine Seele besaß und diese ein Licht am Himmel sei. Und wie sie wieder eines Abends hoffend nach oben schaute, bemerkte sie, dass eines der Lichter sich bewegte. Erst flog es am Himmel nur nach rechts und links, danach folgte ein Kreis. Was dann geschah, ließ das Herz der Gepardenmama höher schlagen: Aus dem Kreis formte sich nach und nach ein Herz. Dieses Herz sauste direkt auf die Erde hinunter, genau auf die Gepardenmama zu. Diese fiel in diesem Moment in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wusste sie: Ich bekomme ein Baby!
Ein paar Monate später erblickte ein niedliches Gepardenbaby das Licht der Welt: Es war ein Junge! Nun war die Gepardenfamilie vollzählig. Der kleine Gepardenjunge war ein zufriedenes Kind. Er wirkte bei allem sehr glücklich und auch andere Tiere spürten dies in seiner Nähe. Alle erfreuten sich an seinem strahlenden Licht.

THP 4 21 Page41 Image1Doch der kleine Gepardenjunge wurde älter, und mit dem Älterwerden kamen, wie dunkle Wolken am Himmel, die Zweifel an sich selbst. Er fing an, sich mit anderen zu vergleichen, und urteilte über sich selbst nur noch schlecht. Natürlich versuchte die Familie immer wieder, ihm gut zuzureden, aber ihre Worte erreichten den kleinen Gepardenjungen nicht.
Es war Sommer geworden und das alljährliche Berglauffest rückte näher. Dieses Fest war für alle Tierkinder des Landes das Highlight des Jahres. Gewinner wurde, wer die Bergspitze als erstes erklommen hatte. Der Gewinner wurde danach im Tal bejubelt und gefeiert.
Der Gepardenjunge war schon zweimal als Sieger dieses Festes heimgegangen, er konnte unglaublich schnell den Berg erklimmen. Doch trotz der Erfolge ging es ihm immer schlechter, je näher das Fest rückte. Denn auch in diesem Fall sagte er sich nur negative Dinge: „Ich bin zu schlecht, die anderen Tiere laufen viel schneller als ich, ich bin nicht gut genug, ich werde sowieso nicht gewinnen.“
Das Fest rückte näher und näher. Nach langem Einreden auf ihr jüngstes Familienmitglied hatten es die Eltern und Geschwister endlich geschafft: Der Gepardenjunge meldete sich zum Berglauffest an. Dann war es soweit, der große Tag war da. Punkt 11 Uhr sollte der Lauf beginnen. Alle Tiere liefen schon aufgeregt umher. Die Stimmung war großartig. Nur einem Teilnehmer sah man die Freude nicht an. Der Gepardenjunge lag mit gesenktem Kopf im Schatten eines Steins. Dies bemerkte sein Freund, ein Antilopenjunge. Er fragte: „Warum liegst du hier im Schatten? Das Rennen beginnt gleich!“ Der Gepardenjunge sagte nur: „Ich werde nicht mitlaufen.“ Sein Freund erinnerte ihn daran, dass er doch der Beste sei. Aber der Gepardenjunge blieb dabei: „Nein, das war ich mal, jetzt ist das anders.“ Da hatte der Antilopenjunge die Nase voll: „Hör auf, so zu reden! Du denkst ja genauso dunkel wie der Schatten, in dem du liegst! Spüre einmal in die Dunkelheit, dann spüre deine schlechten Gedanken.“ Das tat der Gepardenjunge und stellte fest, dass es sich wirklich um ihn und in ihm ganz düster anfühlte. Und er stellte noch etwas fest: Das Düstere machte ihn ganz schwach. Er fragte seinen Freund: „Was kann ich dagegen tun?“ Der Antilopenjunge antwortete voller Zuversicht: „Trete aus dem Schatten heraus ins Sonnenlicht. Dann spüre, wie die Sonne dich durchflutet und wärmt, wie sich das Licht in deinem Körper ausbreitet, bis es jede Zelle erreicht hat. Dann fühle die Wirkung des Lichtes. Im Licht ist alles fröhlich, gut, voller Hoffnung und Vertrauen. Dann erinnere dich an dein Licht, mit dem du auf die Welt gekommen bist. Wie stark und hell es in dir schien. So stark, dass alle um dich herum es spüren konnten. Schließe die Augen und spüre tief in dich hinein, bis du dein Licht wiedergefunden hast. Jetzt habe gute Gedanken über dich selbst: Ich schaffe den Lauf, ich bin schnell, ich bin gut.“
All dies nahm sich der Gepardenjunge zu Herzen. Und wirklich: Nachdem er tief in sich hineingespürt und sich wieder mit dem Licht verbunden hatte, war es, als ob sich ein schwerer, dunkler Vorhang beiseite schieben würde. Er fühlte sich leichter, freier und kraftvoller. Dies genoss er zutiefst, bis ihm einfiel, was heute für ein Tag war und warum er hier war. Der Gepardenjunge schoss los und machte sich bereit. Punkt 11 Uhr ertönte der Startschuss. Alle gaben ihr Bestes. Wer sich in der Nähe des Gepardenjungen aufhielt, hörte sein Gemurmel: „Ich schaffe es, ich schaffe es!“ Ja, und wer stürmte wenig später als Erster ins Ziel? Der strahlendste Gepardenjunge der Welt!
Und so ist die Weisheit der Geschicht: Nur gute Gedanken bringen dir Licht!

THP 4 20 aktualisiert 24820 Page54 Image7THP 4 20 aktualisiert 24820 Page54 Image6
TIERISCH WEISE 1 & 2
ANITA BALCKE-KÜSTER
EINKLANG VERLAG
ISBN 978-3981709216 & ISBN 978-3946315001

ANITA BALCKE-KÜSTER
HEILPRAKTIKERIN FÜR PHYSIOTHERAPIE UND STUDIENLEITERIN DER PARACELSUS SCHULE BREMEN

KONTAKT
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Zeichnung/Fotos: © J. Päper, madiwaso – Adobe, D. Ernst – Adobe, madiwaso – Adobe, A. Bambina – Adobe