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KInderzimmer: Cricki, der Feldhamster

Autorin: Sophie Ferstl

An einem herrlichen Tag im April erblickte ein neues Lebewesen das Licht der Welt, gemeinsam mit vier weiteren Geschwistern. Seine Mutter, eine Feldhamsterdame, betrachtete ihre noch nackten und blinden Kinder liebevoll und gab allen einen Namen. Den letzten nannte sie Cricki.

Drei Wochen lang säugte sie ihre Kleinen und sorgte dafür, dass es ihnen an nichts fehlte, dann hieß es, Lebewohl zu sagen, und die Mutter verließ den Bau. Cricki und seine Geschwister waren nun auf sich allein gestellt.
Neugierig begann Cricki, die Umgebung rund um den mütterlichen Bau zu erkunden, probierte etwas jungen Klee, der vor dem Eingang wuchs, naschte ein paar Getreidekörner und probierte einen kleinen Wurm. Immer dasselbe zu sehen, war ihm aber schon bald zu langweilig, und so machte er sich auf Wanderschaft, um eine neue Höhle für sich zu finden.

Als er den Rand des Weizenfeldes erreichte, in dem er bisher gelebt hatte, machte er große Augen. Hier war plötzlich eine harte Fläche, die er mit seinen zum Graben bestens geeigneten Pfötchen unmöglich durchbrechen konnte. Plötzlich kam ein riesiges, unglaublich schnelles Ungeheuer auf ihn zugerast, und nur mit einem mutigen Hechtsprung zurück ins Feld konnte er sein Leben retten. Wieso hatte ihm keiner erzählt, dass die Welt solche Bedrohungen bereithalten würde? Zwar hatte seine Mutter ihn vor dem Fuchs gewarnt und ihm gezeigt, wie er auf den Hinterbeinen stehend knurrend und mit weit aufgerissenem Maul bedrohlich wirken kann, doch dass es bei diesem rasenden Monster nur half zu flüchten, hatte er noch nie gehört. Mutig wagte er sich aus seinem Versteck und rannte, ohne lange zu zögern, über die graue Fläche. Hier reckte sich ihm das junge Grün eines Weizenfeldes entgegen, und er beschloss zu bleiben. Schon bald hatte Cricki eine verlassene Höhle unter der Erde gefunden und machte es sich hier gemütlich. Da von dieser Höhle bereits einige Gänge abgingen, zog er los und erkundete sein neues Revier. Da er am liebsten allein war, wollte er sichergehen, hier niemandem zu begegnen. Da es hier – wie überall unter der Erde – sehr dunkel war, halfen ihm seine Tasthaare an der Schnauze und den Handgelenken der Vorderpfoten sehr, sich zu orientieren, und rasch fühlte er sich wohl in seinem neuen Zuhause.

Natürlich hieß es nun auch, Futter zu suchen. Zum einen brauchte er im Sommer regelmäßig etwas zu essen, zum anderen musste für die kalten Wintermonate vorgesorgt werden, wo er zwar lange Phasen schlafend zubringen würde, aber immer wieder kurz wach etwas von seinen Vorräten verputzen wollte. Gut, dass bei ihm als Nagetier seine Zähne lebenslang weiterwachsen würden, denn so musste er sich bei der einen oder anderen harten Wurzelknolle keine Gedanken darüber machen, dass die Beißerchen irgendwann schlapp machen könnten. In seinem ca. 1000 m² großen Revier sammelte er nun Getreidekörner, Reste von Wurzeln und Wildkräutern, die er sich in seine Hamsterbacken steckte, und transportierte diese so in seine Höhle, wo sich seine Vorratskammer nun Tag für Tag weiter füllte.
So verbrachte Cricki seine Nächte bis in den Herbst. Nun wurde es immer kälter und er hatte keine Lust mehr, immer unterwegs zu sein, also zog er sich in seine Wohnhöhle zurück und beschloss, die kalten Monate des Winters einfach zu verschlafen.

Gut, dass er sich über die warmen Sommermonate ordentlich Speck angefressen hatte, so war es kein Problem, wochenlang zu träumen und nur gelegentlich ein wenig Futter aus seinen Vorräten zu verspeisen. Als es wieder wärmer wurde und die ersten Frühlingssonnenstrahlen die Welt in ihr warmes Licht tauchten, krabbelte Cricki gut erholt aus seinem Schlafzimmer an die Erdoberfläche und suchte begeistert und voller neuer Lebensenergie frische Nahrung, um sich dann auf die Suche nach einer Feldhamsterdame zu begeben. Das war gar nicht so einfach, denn auch Feldhamsterdamen leben am liebsten allein, und so viele Feldhamster gab es bei ihm in der Umgebung auch nicht. Doch schon nach wenigen Tagen hatte er den Bau eines Weibchens gefunden. Leider war der Eingang verschlossen, so blieb ihm nichts anderes übrig, als geduldig zu warten, ob seine Angebetete irgendwann ihren Kopf aus dem Hamsterbau strecken würde. Crickis Geduld zahlte sich bald aus und er paarte sich mit seiner Auserwählten. Obwohl er wusste, dass er eigentlich schnell wieder weiterziehen sollte, war er doch neugierig, was nun geschehen würde. Gut, dass er in unmittelbarer Nähe der Hamsterfrau, die inzwischen trächtig war, eine kleine leere Höhle entdeckte. So konnte er nun alles Weitere heimlich beobachten.
Knapp drei Wochen später bekam er mit, wie sieben kleine Feldhamsterbabys zur Welt kamen, so wie er selbst vor einem Jahr. Da seine Neugier nun befriedigt war, konnte Cricki mit frohem Herzen in sein eigenes Zuhause zurückkehren und die herrlichen Nächte mit allerlei Feldhamsterdingen genießen.