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Fallstudie: Hündin Lia - Probleme während der Läufigkeit

Anfang 2021 besuchte mich Lia, ein 3 Jahre alter Labrador-OEB (Old English Bulldog)-Mischling, zum ersten Mal. Die Besitzerin berichtete von massiven Problemen während der Läufigkeit und der anschließenden Scheinträchtigkeit. Die größten waren das sehr territoriale Verhalten und der Nestbau, verbunden mit viel Nervosität und Aggression – auch gegen die eigenen Familienmitglieder. Tierärztlich wurde eine Kastration empfohlen, die die Besitzerin aber aus verschiedenen Gründen zu vermeiden versuchte.

Ich möchte erwähnen, dass Scheinträchtigkeiten bei Hündinnen physiologisch bedingt sind und kein Krankheitssymptom darstellen, das man wegoperieren muss. Die Natur hat es so eingerichtet, dass in Rudeln zusammenlebende Hündinnen oftmals ihre Läufigkeit synchronisieren, sodass sich nicht nur tragende und später werfende Hündinnen um den Nachwuchs kümmern, sondern auch Tanten einspringen können, falls der Mutterhündin etwas passiert, da diese Tanten den gleichen hormonellen Zyklus durchlaufen haben und somit auch Milch produzieren, ohne selbst tragend gewesen zu sein.

Durch die Anamnese erfuhr ich, dass bereits einiges bei Lia ausprobiert wurde. Bei vorherigen Läufigkeiten kamen Pulsatilla, Lachesis (wegen Aggression, auch gegen entgegenkommende Spaziergänger), Präparate mit Mönchspfeffer, Passionsblume und eine Bach-Blütenmischung zum Einsatz, alle leider ohne durchschlagenden Erfolg. Nun stand Lia rechnerisch kurz vor der nächsten Läufigkeit, sodass Handlungsbedarf bestand.
Mir gegenüber zeigte sich die Hündin äußerst misstrauisch (die Besitzerin hatte ihr in weiser Voraussicht einen Maulkorb aufgesetzt). Bei der ersten Berührung erstarrte sie sofort und ich wurde mit einem Knurren verwarnt, sodass eine körperliche Untersuchung nicht möglich war und ich sie zunächst in Ruhe ließ.

Ich empfahl den Vitalpilz Cordyceps in Kombination mit CBD-Öl. Cordyceps wird u.a. eine hormonell ausgleichende Wirkung attestiert, und ich hoffte, dass er in das hormonelle Durcheinander von Lia etwas Ruhe bringen könnte. Wir starteten mit 2 x 300 mg Cordyceps-Extrakt pro Tag.

Vom CBD-Öl versprach ich mir eine beruhigende, stressreduzierende und entspannende Wirkung. Die Dosierung des CBD-Öls ist sehr individuell und nicht übertragbar. Je nach Anzahl der Rezeptoren auf den Zellen des Organismus wirkt es stärker oder schwächer, unabhängig vom Gewicht des Hundes. An die richtige Dosierung für eine gewünschte Wirkung muss man sich herantasten, auch weil es sehr unterschiedliche Qualitäten des Öls auf dem Markt gibt. Da muss man für sich und seine Therapie den geeigneten Weg finden. Des Weiteren empfahl ich der Besitzerin eine Reduktion des Futters. Aber nicht, weil Lia zu dick war, sondern weil es von der Natur so vorgesehen ist, dass Hündinnen, die Futter nicht ad libitum zur Verfügung haben, eher seltener eine ausgeprägte Scheinträchtigkeit entwickeln als gut genährte Hündinnen. Heißt, dass Hündinnen mit etwas Hunger ihre Energie mehr für sich selbst behalten. Natürlich wurde Lia weiterhin gut und ausreichend ernährt, bekam aber etwas weniger als früher.

Einige Tage nach Verabreichung der Präparate berichtete mir die Besitzerin von einer spürbaren Entspannung bei Lia. Beim Einsetzen der Läufigkeit gingen wir mit der Dosierung des CBD-Öls noch etwas nach oben, sodass sie die Läufigkeit gut überstand und es auch keine aggressiven Attacken mehr gegenüber Familienmitgliedern gab.

Beim nächsten Besuch übten wir „Anfassen“. Auch das gelang sehr gut, sodass nun die körperliche Untersuchung möglich war. Beim dritten Besuch freute sich Lia, mich zu sehen, ein Maulkorb war nicht mehr notwendig.

Das ist nun 2 Jahre her, und Lia ist immer noch unkastriert. Sie erhält vor jeder angehenden Läufigkeit die verordneten Pilze und das CBD-Öl, und kam damit die letzten Male gut durch die hormonell für eine Hündin so anstrengende Zeit. Ganz besonders freue ich mich über die Berichte der Besitzerin, dass Lia nach jeder Läufigkeit einen charakterlichen Entwicklungsschub durchmacht. Sie wird souveräner, anhänglicher und sicherer im Umgang mit Alltagsreizen.

Erwähnen möchte ich auch, dass ohne die sehr gute Compliance der Besitzerin das alles so nicht möglich gewesen und Lia sicherlich schon längst kastriert worden wäre. Mit der Compliance steht und fällt eine Therapie. Wenn die Besitzerin nicht so hartnäckig geblieben wäre, sowohl bei der Reduktion des Futters als auch bei der Gabe der Pilze und des CBD-Öls, hätte das alles nicht den entsprechenden Erfolg gehabt.

HEIKE KAISER
TIERHEILPRAKTIKERIN

HUNDEPHYSIOTHERAPEUTIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Hundephysiotherapie, Mykotherapie, Bach-Blütentherapie, Phytotherapie, Akupunktur, TCVM

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Fotos © H. Kaiser,  © Openrangestock– Adobe