Skip to main content

Fälle aus der THP-Praxis

VON MONIKA HEIKE SCHMALSTIEG

Gerade als Tierheilpraktiker werden Sie erleben, dass es nicht immer die 08/15-Fälle sind, die Ihnen begegnen. Deshalb richten wir gemeinsam den Blick auf die kuriosesten und interessantesten Fallstudien der letzten 20 Jahre.

ANAMNESE

Klara, eine 11 Jahre alte Katze, sitzt laut Angabe der Besitzer seit einem halben Jahr in einer merkwürdigen Stellung und geht nur sehr langsam die Treppen hinauf. Obwohl Klara als Freigängerin gehalten wird, verlässt sie das Haus nicht, sondern schaut nur noch aus dem Fenster in den Garten hinaus. Die vom Tierarzt gespritzten Schmerzmittel wirken nur temporär. Klara frisst normalerweise Mäuse, die sie draußen fängt, sonst nur Trockenfutter, sodass es dem Besitzer nicht möglich ist, ihr eine Tablette oder Globuli zu verabreichen.

UNTERSUCHUNG

Schon mit bloßem Auge fällt auf, dass Klaras Schwanz nach links geneigt ist. sie beim Treppensteigen den Kopf hochhält und hinten rechts eine Lahmheit aufweist. Palpatorisch lassen sich im Bereich der Wirbelsäule keine deutlichen Schmerzpunkte nachweisen. Auffällig ist, dass das Fell im Bereich des Rückens ungepflegt und leicht verfilzt ist. Der Verdacht auf Vorliegen von Spondylosen kann durch ein Röntgenbild bestätigt werden.

THERAPIE

Klara erhält ein schmackhaftes Ergänzungsfuttermittelöl mit Omega- 3-Fettsäuren, Vitamin E, Grünlippmuschel, Hagebutte, Chondroitin und Glucosamin zur Unterstützung der Gelenke, das über das Trockenfutter verabreicht wird. Zusätzlich sorgt eine Physiotherapie für Muskelaufbau sowie den Erhalt der Elastizität von Sehnen und Bändern.
Homöopathisch wird die Therapie mit Ruta sowie Harpagophytum dreimal täglich, ebenfalls verabreicht über das Trockenfutter, unterstützt. Das ist möglich, da der Besitzer Zahntechniker ist und die Möglichkeit sieht, dass er die Trockenfutterbrocken im Labor anbohrt und die Globuli darin einpackt. Den entstehenden Bohrfutterstaub feuchtet er mit Wasser an und füllt das Loch mit dem Brei auf, sodass die Globuli nicht rausfallen können.

FAZIT

Bei schwierig erscheinenden Therapien, bei denen die Mithilfe des Besitzers gefragt ist, ist es wichtig, alle Hintergründe und Möglichkeiten mit den Tierbesitzern zu erörtern, denn meistens findet sich dann eine Lösung. In Klaras Fall hat die Idee mit dem angebohrten Trockenfutter funktioniert. Der Besitzer führt seither dieses Prozedere durch, wenn bei Klara erneut Probleme dieser Art auftreten.