Pflanzliche Ernährung von Hunden und Katzen
Meine Erkenntnisse aus dem Interview mit Prof. Dr. Andrew Knight
Als Tierpsychologe, Ernährungsberater und Diätetiker beschäftige ich mich intensiv mit den Auswirkungen verschiedener Fütterungsformen auf die Gesundheit unserer Haustiere. Ein besonders kontroverses Thema ist die pflanzliche Ernährung von Hunden und Katzen. Während viele Tierhalter und Fachleute an der traditionellen Fleischfütterung festhalten, zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien, dass eine gut durchdachte pflanzliche Ernährung für Hunde (und unter bestimmten Bedingungen auch für Katzen) möglich ist. Um dieses Thema näher zu beleuchten, habe ich zusammen mit meinem Podcast-Kollegen, dem Greenologen Klaus Wagner, ein Interview mit Prof. Dr. Andrew Knight geführt, einem der weltweit gefragtesten Experten auf diesem Gebiet.
Ist eine pflanzliche Ernährung für Hunde und auch Katzen möglich?
Dr. Knight erläuterte, dass Hunde als Omnivoren von Natur aus eine große Bandbreite an Nahrungsmitteln verdauen können. Sie haben sich über Jahrtausende an die Ernährung des Menschen angepasst, was sie zu flexiblen Allesfressern macht. Katzen hingegen sind obligate Karnivoren, was bedeutet, dass sie bestimmte Nährstoffe benötigen, die natürlicherweise in tierischen Produkten vorkommen. Dennoch gibt es inzwischen vegane Katzennahrungen, die synthetische Taurin- und Vitamin-D3-Quellen enthalten, um diese Ernährungsbedürfnisse zu decken.
Gibt es genetische Unterschiede zwischen Hunden und Katzen, die erklären, warum Hunde sich leichter an eine pflanzliche Ernährung anpassen können?
Laut Dr. Knight ist hierbei das AMYL2-Gen ein entscheidender Faktor, das für die Stärkeverdauung verantwortlich ist. Während Wölfe nur zwei Kopien dieses Gens besitzen, haben Hunde durch ihre Anpassung an menschliche Nahrung etwa 30 Kopien davon entwickelt. Hunde können Stärke aus pflanzlichen Quellen viel effizienter verdauen als ihre wilden Vorfahren.
Warum können Katzen als Karnivoren pflanzliche Nahrung verdauen?
Oft wird angenommen, dass Katzen ausschließlich tierische Nahrung benötigen. Aber sie müssen auch bestimmte essenzielle Nährstoffe wie Taurin, Arachidonsäure und Vitamin A direkt aus tierischen Quellen aufnehmen, da sie diese nicht selbst synthetisieren. Allerdings können diese Nährstoffe synthetisch hergestellt und pflanzlichen Futtermitteln zugesetzt werden.
Können Katzen langfristig ohne tierische Produkte gesund leben?
Laut Dr. Knight ja, vorausgesetzt, dass die Nahrung alle essenziellen Nährstoffe in der richtigen Menge enthält. Es gibt inzwischen vegane Katzennahrung, die diese Nährstoffe aus nichttierischen Quellen bezieht. Studien zeigen, dass Katzen, die mit solchen Produkten gefüttert werden, gesundheitlich genauso gut abschneiden wie konventionell ernährte. Dies belegt, dass Katzen zwar von Natur aus Karnivoren sind, aber durch moderne Ernährungswissenschaft eine ausgewogene, pflanzliche Ernährung möglich ist, wenn sie korrekt formuliert wird. Dazu gehört zwingend, dass sich die Hersteller dieser Nahrung um höchste Qualität der Rohstoffe bemühen und sich ohne Spielraum an die Vorgaben der FEDIAF halten.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Umweltvorteile
Während unseres Gesprächs berichtete mir Dr. Knight von einer seiner meistdiskutierten Studien, welche die Gesundheitswerte von Hunden untersuchte, die entweder fleischbasiert oder pflanzlich ernährt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass pflanzlich ernährte Hunde eine ebenso gute, wenn nicht sogar bessere Gesundheit aufwiesen. Typische Indikatoren wie
Haut- und Fellgesundheit, Allergien, Verdauung und Lebensdauer unterschieden sich nicht signifikant oder waren bei pflanzlicher Ernährung sogar verbessert.
Welche langfristigen Effekte konnten bei pflanzlich ernährten Hunden genau festgestellt werden?
Viele chronische Krankheiten wie Übergewicht, Herzerkrankungen oder Allergien können durch eine ausgewogene pflanzliche Ernährung positiv beeinflusst werden. Zusätzlich betonte Dr. Knight die enormen Umweltvorteile einer pflanzlichen Hundeernährung. Laut seiner Forschung würde eine weltweite Umstellung von Hunden auf eine gesunde vegane Ernährung mehr Treibhausgase einsparen, als das gesamte Vereinigte Königreich produziert. Zudem würde so viel Nahrungsenergie eingespart, um 449 Millionen zusätzliche Menschen zu ernähren, mehr als die gesamte Bevölkerung der Europäischen Union.
Was müssen Tierhalter beachten?
Wer seinen Hund oder seine Katze pflanzlich ernähren möchte, sollte einige essenzielle Faktoren beachten:
1. Nährstoffbilanz: Eine vegane Ernährung muss sorgfältig geplant werden, um alle essenziellen Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe bereitzustellen. Besonders wichtig sind Taurin, L-Carnitin, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren.
2. Fertigfutter vs. Selbstgekocht: Kommerzielle pflanzliche Futtermittel, die speziell für Hunde oder Katzen entwickelt wurden, sind oft sicherer als selbst zusammengestellte Rationen, da sie eine ausgewogene Zusammensetzung garantieren.
3. Regelmäßige Gesundheitschecks: Eine Umstellung sollte immer mit tierärztlicher oder tierheilkundlicher Begleitung erfolgen, um sicherzustellen, dass das Tier alle notwendigen Nährstoffe erhält.
Ethische, ökologische und wirtschaftliche Aspekte
Neben den gesundheitlichen Vorteilen sprach Dr. Knight über die ethischen und ökologischen Implikationen einer pflanzlichen Ernährung. Die Massentierhaltung verursacht erhebliche Umweltauswirkungen und ethische Probleme. Pflanzliche Ernährung kann helfen, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und die Gesundheit der Tiere zu erhalten.
Wie könnte eine politische Veränderung dazu beitragen, pflanzliche Tiernahrung stärker zu etablieren?
Um die Herausforderungen des Klimawandels und der Umweltzerstörung realistisch anzugehen, ist eine umfassende Veränderung unserer Ernährungssysteme notwendig. Das betrifft sowohl die menschliche Ernährung als auch die unserer Haustiere. Denn Hunde und Katzen tragen einen erheblichen Teil zu diesen Problemen bei. Unternehmen, die umweltschädliche tierische Produkte herstellen, sollten stärker besteuert werden, um die tatsächlichen Kosten ihrer Produktion widerzuspiegeln. Gleichzeitig sollten Subventionen für nachhaltige pflanzliche Alternativen erhöht werden, so Dr. Knight. Zudem unterstrich er, dass eine vegane Ernährung für Hunde und Katzen langfristig auch wirtschaftliche Vorteile haben kann: Wenn Haustiere gesünder sind, benötigen sie weniger Medikamente und Tierarztbesuche, was zu Einsparungen für die Tierhalter führt.
Katzen sind von Natur aus Karnivoren, trotzdem kann auf Basis der modernen Ernährungswissenschaft eine ausgewogene pflanzliche Ernährung möglich sein
Mein Fazit
Als Ernährungsberater und Diätetiker sehe ich die pflanzliche Ernährung für Hunde als eine ernstzunehmende Alternative mit erheblichen gesundheitlichen und ökologischen Vorteilen. Mein Gespräch mit Prof. Dr. Andrew Knight hat mir noch einmal verdeutlicht, dass es nicht nur möglich ist, sondern in vielen Fällen sogar vorteilhaft sein kann, Hunde (und unter den richtigen Bedingungen auch Katzen) pflanzlich zu ernähren. Besonders beeindruckt hat mich die Rolle des AMYL2-Gens bei Hunden, das zeigt, wie gut sie sich an eine pflanzliche Ernährung anpassen können. Die Möglichkeit, essenzielle Nährstoffe für Katzen synthetisch bereitzustellen, ermöglicht es, dass auch sie von einer pflanzlichen Ernährung profitieren können. Entscheidend ist eine fundierte Planung und die Auswahl hochwertiger Futtermittel. Wissenschaftliche Studien zeigen deutlich, dass eine pflanzliche Ernährung eine nachhaltige Option für die Zukunft sein kann, sowohl aus gesundheitlicher als auch aus ethischer und ökologischer Perspektive.
PODCAST MIT JOE RAHN UND KLAUS WAGNER
GREENOLOGEN PETPANEL
Auf allen bekannten Podcast-Kanälen zu hören
JOE RAHN
Ernährungsberater
Ernährungsberatung, psychosomatische Erkrankungen von Hund und Katze, Hundeverhaltenstherapie