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Elektrosmog: Die unsichtbare Gefahr

Zeichnung: Brigitte DubbickElektrosmog ist nicht zu sehen, zu hören oder zu fühlen, aber trotzdem in unserer hochtechnisierten Welt überall in unserer Umwelt vorhanden. Selbst auf der Pferdekoppel kann man ihn finden. So leiden nicht nur wir Menschen unter „Zivilisationskrankheiten", sondern auch Pferde bleiben davon nicht verschont.

Elektrosmog

Aus der Kombination der englischen Begriffe „smoke“ (Rauch) und „fog“ (Nebel) bildete sich der Begriff „smog“. Elektrosmog beschreibt damit eine überhöhte Konzentration aus elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern, die z. B. durch elektrische Geräte, Stromleitungen und Sendemasten hervorgerufen werden. (Quelle: Wikipedia)

Der Fall Altenweger

Mit dem im oberbayerischen Schnaitsee gelegenen Gut Altenweger ist einer der ersten aufsehenerregenden und weithin bekannten Elektrosmog-Fälle in Deutschland verbunden. Es begann mit einem Fernsehturm, der zu Beginn der 1980er Jahre in unmittelbarer Nähe des Bauernhofs der Familie Altenweger errichtet wurde. Der Fernsehturm wurde im Laufe der Jahre mit weiteren Antennen ausgestattet. Unter anderem kamen auch das C-, D- und E-Plus-Netz hinzu. Schon bald litten die Familienmitglieder unter extrem starken Kopf- und Herzschmerzen. Sie mussten sogar aus ihrem Anwesen ausziehen, betrieben den landwirtschaftlichen Hof aber weiter. Dann aber erkrankten die Kühe: „Angefangen hat alles mit einer Kuh. Die Tiere waren auf der Weide und plötzlich hat die Kuh durchgedreht“, erinnert sich Erna Altenweger. Zuerst wurde Tollwut vermutet, dann stellte man Schwellungen im Gehirn fest. In der Folge erkrankten mehrere Kühe. Das Veterinäramt listete die Krankheitserscheinungen auf dem Hof der Altenwegers in Schnaitsee auf: Vermehrtes Verwerfen, drastische Fruchtbarkeitsstörungen, Missbildungen und Verkrüppelungen, entzündete Augen, hängende Köpfe, die Tiere magerten ab.
Der Amtstierarzt stellte auch auffällige Verhaltensweisen der Tiere fest. So drückten manche Tiere mit dem Kopf gegen den unteren Brustbereich, andere zogen beim Stehen immer wieder einen Fuß an, als hätten sie Schmerzen. Wieder andere wogen den Kopf hin und her. Nach zahlreichen Untersuchungen kam der Amtstierarzt zu dem Ergebnis, dass die Erkrankungen bei den Tieren auf den in nächster Nähe befindlichen Funkturm zurückzuführen sind.
Das war Ende der 1990er Jahre. Im Jahre 2013 telefonierten 63 Millionen Deutsche mobil, das sind gut 2 Millionen mehr als 2011. Der Trend zum Smartphone bewirkt neben der Telefonie auch permanente Internetverbindungen. Sowohl die Anzahl als auch die Leistungen der Sendemasten müssen dementsprechend angepasst werden.
Nicht nur wir, sondern auch unsere Tiere befinden sich mittendrin im Frequenzwellensalat. In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme von Headshaking und anderen Verhaltensauffälligkeiten, Allergien, Unfruchtbarkeit usw. bei Pferden festzustellen. Laut einer Elektrosmog-Studie von Professor Ulrich Warnke an der Universität Saarland sind die Einflüsse von Mobilfunk, Wi-Fi-Systemen und ähnlichen Quellen elektromagnetischer Strahlung auf die Tierwelt enorm. Die WHO stuft hochfrequente elektromagnetische Felder, die z. B. bei der Nutzung von Mobiltelefonen entstehen, als „potenziell krebserregend“ ein. Dabei steht die Handystrahlung bei der WHO auf derselben Stufe wie Blei, Motorenabgase und Chloroform.
Neben den Funkanklagen auf den Sendemasten erzeugen auch Elektrogeräte (mit ihren elektrischen und magnetischen Wechselfeldern) und Radiostrahlung Elektrosmog. Schon die nur schwache elektromagnetische Strahlung von haushaltsüblichen Geräten sowie die Radiostrahlung können ganze Sinnesorgane lahmlegen – und zwar den Magnetsinn der Zugvögel, wie eine Studie der Universität Oldenburg von Biologe Mouritsen aufgezeigt hat. „Wir haben damit einen eindeutigen und reproduzierbaren Effekt menschengemachter elektromagnetischer Felder auf ein Wirbeltier dokumentiert", sagt Mouritsen. „Die Auswirkungen der schwachen elektromagnetischen Felder sind bemerkenswert: Sie stören die Funktion eines gesamten sensorischen Systems bei einem gesunden höheren Wirbeltier. Die gewonnenen Erkenntnisse stellen den bisherigen Stand der Forschung infrage: „Bisher galt, dass elektromagnetische Strahlung unterhalb bestimmter Grenzwerte keine Auswirkung auf biologische Prozesse hat", sagt Mouritsen.

Wir unterscheiden mehrere Arten von Elektrosmog

  • ELEKTRISCHE WECHSELFELDER
    entstehen durch die dauernd anliegende Spannung in elektrischen Leitungen, Steckdosen, Schaltern und Verteilerdosen. Sie sind auch dann vorhanden, wenn kein Strom fließt.

  • MAGNETISCHE WECHSELFELDER
    entstehen überall dort, wo elektrischer Strom fließt. Fließt Strom durch die Leitungen oder sind die Geräte eingeschaltet, so entstehen magnetische Wechselfelder. Sie durchdringen Baustoffe und den menschlichen Körper nahezu ungehindert und lassen sich nicht so leicht abschirmen wie elektrische Wechselfelder.

  • ELEKTROMAGNETISCHE WELLEN
    Diese hochfrequenten Felder werden überwiegend durch drahtlose Kommunikationstechniken wie WLAN, schnurloses DECT-Telefon oder auch von Mobilfunkmasten erzeugt.

Die Verursacher von Elektrosmog im Pferdestall und auf der Koppel

MOBILFUNKMASTEN
Ein Sendemast sendet pausenlos elektromagnetische Strahlung (Hochfrequenz) in seine Umgebung. Wie schon eingangs erwähnt, steigt die Anzahl der Sendemasten stetig. Viele Sendemasten werden jetzt mit LTE (LongTermEvolution) aufgerüstet. LTE stellt nach UMTS die vierte Mobilfunkgeneration dar und lässt einen „turboschnellen Internetzugang" zu. Durch diese Erweiterung erhöhen sich die Funkwellen mit Folge einer noch stärkeren Strahlenbelastung.

BAHNLINIEN
201406 Elektro3Die Stromversorgung der Bahn verläuft über die Fahrleitung. Für den Rückweg des Stroms stehen die Schienen sowie das Erdreich zur Verfügung. Schätzungsweise 30 Prozent des Rückstroms fließen nicht geordnet über die Schiene zurück, sondern über das Erdreich. Dort sucht sich der Rückstrom den Weg des geringsten Widerstandes. Meist sind das die metallischen Rohre der Wasser- und Gasversorgung oder leitende Kabel. Dadurch können sich die niederfrequenten elektrischen und magnetischen Wechselfelder über Kilometer hinweg ausbreiten und gelangen somit auch in manchen Pferdestall, der sich in der Nähe einer Bahnlinie befindet.

HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN
Foto: Jirous - FotoliaOft befinden sich Hochspannungsleitungen in der Nähe von Pferdekoppeln oder Pferdeställen. Hochspannungsleitungen erzeugen infolge des durchfließenden Stroms magnetische Wechselfelder. Nicht zu unterschätzen ist auch der leitende Effekt von Wasser, metallenen und metallhaltigen Trink- und Futterbehältern, z. B. Wasserfässern, die in der unmittelbaren Nähe von Hochspannungsleitungen stehen. Die von den Hochspannungsleitungen erzeugten Felder können durch die Metallwände der Behälter eine Verstärkung bzw. Konzentration erfahren und dadurch die Pferde bei der Nahrungs- und Wasseraufnahme beeinträchtigen. Die Größe des Magnetfeldes hängt von der Stromstärke ab – je mehr Strom an Verbraucher in einer Region geliefert werden muss, desto größer sind die Felder. Da der Stromverbrauch über den Tag verteilt nicht immer gleich ist, ändern sich auch die Feldstärken. Morgens, zur Mittagszeit und am Abend, wenn elektrisches Licht benötigt, gekocht, gewaschen wird und der Fernseher läuft, besteht in Privatwohnungen mehr Strombedarf als zu anderen Tageszeiten. In vorwiegend gewerblichen Gebieten kann es sich je nach dem Produktionsablauf anders verhalten. Insofern ist es möglich, dass Pferde nur zu bestimmten Tageszeiten ein auffälliges Verhalten zeigen, je nachdem, wie die Auslastungen der jeweiligen Hochspannungsleitung gestaltet sind und welche Feldstärken entstehen.

ELEKTROINSTALLATIONEN UND ELEKTRISCHE GERÄTE
Im Innenbereich des Stalles kann die vorhandene Elektroinstallation Elektrosmog verursachen und damit eine Belastung für das Pferd darstellen. Die Belastung ist auch davon abhängig, wie weit der Stellplatz von den elektrischen Leitungen entfernt ist, so kann die Belastung für das Pferd stärker oder schwächer sein. Wie oben dargestellt verursachen Elektrogeräte – selbst wenn sie nur an der Steckdose eingesteckt sind – elektrische Wechselfelder. Schaltet man die Geräte ein und fließt Strom, entstehen dann auch noch magnetische Wechselfelder.

PHOTOVOLTAIKANLAGEN
Foto: SchnabelDiese können durch den Wechselrichter und durch die Verbindungsleitungen Elektrosmog verursachen. Der Wechselrichter wird benötigt, um den von der Photovoltaikanlage erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln. Vor allem der Wechselrichter erzeugt erhebliche magnetische Wechselfelder, allerdings nur solange die Sonne scheint. Die Stärke der magnetischen Wechselfelder ist also abhängig von der jeweiligen Sonneneinstrahlung. Wechselrichter sollten daher in einem größeren Abstand zu Pferdeboxen montiert werden, wenn sich die Pferde auch tagsüber in der Box aufhalten.

Grenzwerte

Natürlich haben Politik und Wirtschaft die aufkommenden Sorgen der Bevölkerung erkannt und Grenzwerte festgelegt.
Aus diesem Grund wurde 1997 in Deutschland die Verordnung über elektromagnetische Felder auf der Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (26. BImSchV) festgelegt. Die Verordnung über elektromagnetische Felder legt sowohl Grenzwerte für ortsfeste Sendefunkanlagen (z. B. des Mobilfunks) als auch für Stromversorgungsanlagen (Hochspannungsleitungen, Stromnetz der Bahn etc.) fest. Diese Verordnung wurde zum Schutz der Bevölkerung erlassen.
Allerdings zielen im Bereich der hochfrequenten elektromagnetischen Felder die Grenzwerte (wie sie bei Mobilfunkmasten vorkommen) nur darauf ab, gesundheitsrelevante Wärmebelastungen des ganzen Körpers und übermäßige lokale Gewebeerwärmungen zu vermeiden. Alle anderen biologischen Wirkungen auf den Körper werden völlig außer Acht gelassen. Oder anders ausgedrückt: Die Grenzwerte für hochfrequente elektromagnetische Felder sorgen nur dafür, dass durch die Strahlung Haut und Gewebe des Menschen nicht übermäßig erwärmt werden. Andere biologische Effekte werden dabei nicht berücksichtigt.
„Doch diese anderen Effekte – z. B. Reaktionen des Nervensystems – treten bei sehr viel tieferen Pegeln auf, als die Wärmeeffekte“ so Prof. Günter Käs von der Bundeswehrhochschule. In allen Bereichen zeigen sich aber schon weit unterhalb dieser Grenzwerte negative biologische Wirkungen durch Mobilfunkstrahlung, die nichts mit einer thermischen Wirkung (also Erwärmung des menschlichen Gewebes) zu tun haben: Schäden an der Erbsubstanz, Erzeugung von freien Sauerstoff- und Stickoxidradikalen, Veränderungen der Hirnströme, Beeinflussung des Hormonsystems, verschlechterte Durchblutung, Absterben von Nervenzellen usw.
Selbst das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt: „Um wissenschaftlichen Unsicherheiten Rechnung zu tragen, sind die Grenzwerte durch geeignete Vorsorgemaßnahmen zu ergänzen.“

Biologische Wirkung

Ähnlich wie der Mensch besteht auch das Pferd zu ca. 70 Prozent aus Wasser. Durch den hohen Wasseranteil ist der Körper des Pferdes elektrisch leitfähig. Der Körper reagiert wie eine Antenne auf die elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Felder um sich herum. Über die Nervenbahnen werden elektrische Signale geschickt, welche die verschiedensten Prozesse steuern.
Wenn von außen elektromagnetische Felder auf den Körper einwirken, können Nervenbahnen in ihrer Signalübertragung gestört oder der Stoffwechsel der Körperzellen negativ beeinflusst werden.

Die Auswirkungen von Elektrosmog sind sehr unterschiedlich

Mögliche Symptome sind:

  • Verhaltensauffälligkeiten wie Kopfschütteln, Apathie, Schreckhaftigkeit
  • Hormonveränderungen
  • Schwächung des Immunsystems, Lähmungserscheinungen
  • Abmagerung
  • Nervenstörungen
  • Elektromagnetische Felder greifen in Zellabläufe ein und beeinflussen Gene.

KARIN STAHL KARIN STAHL
DOZENTIN, AUTORIN, BAUBIOLOGIN IBN IN NÜRNBERG

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TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE:

  • Messung von Elektrosmog
  • Analyse von Schadstoffen
  • Auffinden von Schimmel- und Hefepilzen
  • Identifizieren von Störzonen

Fotos ©: Poendl - Fotolia, Mueller-Zitzke - Fotolia

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