Schnecken: Lästige „Schleimer“ oder eine interessante Tiergattung?
Mit dem feucht-kaltem Wetter kommen sie wieder aus ihren Verstecken: Schnecken in vielen Variationen, große und kleine, mit und ohne Häuser. Schnecken gehören mit weltweit über 100.000 Arten zu den erfolgreichsten Tiergruppen. Sie sind vorwiegend nachtaktiv und feuchtigkeitsabhängig. In heißen und trockenen Zeiten verkriechen sie sich im Erdreich oder ziehen sich in ihre Schneckenhäuser zum Schutz vor Austrocknung zurück.
Bunte Vielfalt
In unseren Gärten finden wir recht häufig die mit auffälligen Spiralmustern und unterschiedlichen Grundfarben ausgestatteten Bänderschnecken als die wohl verbreitetsten Gehäuseschnecken. Die Färbung der Gehäuse ist von ihrem jeweiligen Lebensraum und der möglichen Tarnung vor Fressfeinden abhängig. Diese hübschen Tiere machen sich keineswegs über unsere Salatpflanzen her, sie fressen überwiegend abgestorbene Pflanzenteile und erfüllen somit ihre Aufgabe als Abfallverwerter. Die mit bis zu 5 Zentimeter großen Gehäusen ausgestatteten Weinbergschnecken zählen sogar zu den „Gärtnergehilfen“, sie fressen nämlich die Gelege der Nacktschnecken.
Schneckenhaus mit Nutzen
Normalerweise sitzt das Gewinde des Schneckenhauses in Kriechrichtung rechts, in seltenen Fällen ist die Windung auf der linken Seite. Bei diesen Schnecken handelt es sich um sog. Schneckenkönige. In meiner Kindheit wurden die leeren Gehäuse dieser „Majestäten“ gesammelt und wie kleine Schätze behandelt. Der biologische Nutzwert der Schneckenhäuser liegt u. a. in ihrem Gehalt an Kalzium. Viele Singvögel benötigen den Baustoff zum Eierschalen- und Knochenaufbau. Vielleicht ist Ihnen bereits eine Ansammlung von zerbrochenen Schneckenhäusern an einem größeren Stein aufgefallen, dann standen Sie vor einer „Drosselschmiede“. Wenn die Singdrossel einen geeigneten Platz zum Zertrümmern der Schneckenschalen gefunden hat, dann wird dieser über lange Zeit als Wirkungsstätte genutzt.
Nacktschnecke ist nicht gleich Nacktschnecke
Der Tigerschnegel z. B. erreicht eine Größe von bis zu 20 Zentimeter und gehört zu den Raubschnecken; d. h., er kann andere Nacktschnecken überwältigen und verzehren. Die wohl häufigste Nacktschnecke ist die spanische Wegschnecke. Sie kann in unterschiedlichen Brauntönen daherkommen, stammt jedoch keineswegs aus Spanien, wie lange Zeit angenommen wurde. Sie trägt wie viele andere Schnecken dazu bei, Pilzsporen zu verteilen. Als Vertilger von Aas und Hundehinterlassenschaften erfüllt sie eine wichtige Aufgabe in Gärten und Parks.
Schneckenkorn und Bierfalle ist keine Allgemeinlösung
Wer aber dennoch keine Schnecken in seinen Beeten dulden möchte, braucht nicht gleich zu Schneckenkorn und Bierfalle zu greifen. Oft hilft es bereits, eine Barriere aus Kaffeesatz auszulegen. Dieser wird zwar mit dem Regen wieder abgespült, ist aber sehr viel umweltverträglicher. Alternativ kann ein Kupferdraht in mehreren Lagen um die schneckengefährdeten Pflanzgefäße gewunden werden, da Schnecken weder Kaffeesatz noch Kupfer berühren möchten.
Die Schnecke als Haustier
Als Haustiere haben sich mittlerweile die Achatschnecke oder auch ostafrikanische Riesenschnecken, sog. Achatina, etabliert. Mit einer Gehäuselänge von bis zu 20 Zentimeter und einer Körperlänge von bis zu 30 Zentimeter gehört sie wahrhaft zu den „Riesen“. Gehalten werden diese imposanten Weichtiere in der Größe der Tiere entsprechenden Terrarien. Der Bodengrund sollte locker und leicht feucht sein, Kalkvorräte in Form von Sepiaschalen oder leeren Schneckenhäusern sollten angeboten werden. Die Ernährung erfolgt über Obst und Gemüse, wobei von Zitrusfrüchten abzuraten ist, da die enthaltene Säure die Kalkschale angreifen kann. Eine Wasserschale, die der Tiergröße angepasst ist, vervollständigt die Einrichtung. Eine Beleuchtung ist für das Wohlbefinden der Tiere nicht nötig, allenfalls für den Betrachter. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Beleuchtungsquelle keine große Wärme abstrahlt, da sonst eine Trockenperiode im Terrarium simuliert werden könnte.
Lebenszyklus
Da einige Arten als sehr vermehrungsfreudig angesehen werden, ist der Bodengrund regelmäßig nach Gelegen abzusuchen. Diese dürfen keinesfalls in der Natur entsorgt werden, sondern sind bei der Entscheidung gegen Nachwuchs durch Tiefgefrieren abzutöten. Ein Gelege kann leicht bis zu 500 Eier enthalten und diese Flut von Jungschnecken dürfte schwer zu vermitteln sein. Da Achatschnecken ein Lebensalter von 10 Jahren erreichen können, ist vor der Anschaffung zu überlegen, ob das Interesse an diesen Tieren so lange bestehen bleibt. Wenn Se diese Frage bejahen können, dann haben Sie ein interessantes, genügsames und durchaus exotisches Haustier in Ihrer Obhut.
SABINE WASSMANN
TIERHEILPRAKTIKERIN IN AUSBILDUNG
INTERESSENSCHWERPUNKT:
- Haltung von Phasmiden, Schauinsekten, Wirbellosen und Reptilien