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Fälle aus der THP-Praxis

VON MONIKA HEIKE SCHMALSTIEG

Gerade wir Tierheilpraktiker erleben oft, dass es nicht immer die einfachen Dinge sind, die uns begegnen. Deshalb werde ich ab dieser Ausgabe gemeinsam mit Ihnen einen Blick auf die kuriosesten und interessantesten Fallbeispiele in den letzten 20 Jahren richten.

Mitte Dezember 2003: Ich werde zu einem Einfamilienhaus bestellt. Hier lebt eine Katze, die sich von niemandem anfassen lässt, allein.
Als ich ankomme, empfängt mich eine Frau, die offensichtlich auch gerade erst eingetroffen ist. Als sie die Haustür öffnet, fällt mir sofort ein leicht muffiger Geruch auf. Wie ich dann erfahre, lebt eine Katze allein in dem Haus, da ihr Besitzer gestorben war. Wohl der Onkel der Dame, die mir die Tür öffnete, und die seither die Aufgabe übernommen hat, sie zu versorgen, bis sich die Gemeinschaft über das Erbe und dessen Verteilung einig wird.
Die Katze ist zunächst nicht zu sehen, kommt dann langsam hervor, als wir einige Zeit neben den Näpfen mit dem frisch duftenden Futter warten. Es handelt sich um eine schwarz-weiße Kätzin, laut Papieren 14 Jahre alt und kastriert. Anfassen kann ich sie nicht. Aufgrund ihrer Fellfarbe nenne ich sie Felix. Um die Katze nicht zu verschrecken und mit meiner Anwesenheit zu überfordern, vereinbare ich mit der netten Dame mehrere Termine, um der Katze die Gelegenheit zu geben, sich an uns bzw. an mich zu gewöhnen. Zusätzlich verteile ich Katzenpheromon-Vaporisatoren in den Steckdosen, damit die Katzen-Wohlfühlhormone sich überall im Haus ausbreiten. Auch behandle ich sie mit Bach-Blüten und Globuli, die ich ihrem Futter zusetze, damit sie die Trauer und den Verlust besser verarbeiten kann. Nach fünf Terminen ist es dann so weit: Sie lässt sich berühren und sogar in den Korb heben. Da ich sie mitnehmen muss und sie durch die Autofahrt nicht in Stress versetzen möchte, gebe ich ihr Aconitum D200, und tatsächlich übersteht sie die Fahrtstrecke (40 km) völlig ruhig. Als wir den Gnadenhof einer Tierheilpraktiker-Kollegin erreichen, die geriatrische Tiere bei sich aufnimmt, kann ich ihr eine völlig entspannte Katze übergeben.

Nach ein paar Tagen fasst Felix Vertrauen zur restlichen Katzengruppe, und lebte dort glücklich weiter, bis sie im Sommer 2004 verstarb. Die Erbgemeinschaft kam für alle Kosten sowie die monatlichen Pensions- und Versorgungsaufwendungen vollumfänglich auf.