Therapeut sein - Ansprüche und Erwartungen
„Ein guter Therapeut ist der, der an sich selbst arbeitet!“ Ich denke, die meisten meiner Therapeuten-Kollegen werden mir zustimmen, wenn ich sage: Irgendwann kommt dieser Patient, der einen auf eine Art fordert (und zeitgleich fördert) wie nie zuvor. Man hat seine Methoden, die von Akupunktur über Energetik weitreichend sein können. Man ist von seiner Arbeitsweise überzeugt und hat erfreuliche Ergebnisse zu verbuchen. Es könnte nicht besser sein, bis der „Unheilbare“ deine Praxis betritt. Der Patientenbesitzer berichtet von einer langen Odyssee einiger Tierärzte und Tierkliniken, und keiner konnte helfen. Es wird dir direkt oder indirekt der Druck der „Du bist unsere letzte Rettung“ auferlegt. Vielen dieser Kandidaten konnte in der Tat geholfen werden. Was macht allerdings die Erwartungshaltung der Besitzer mit uns? In meiner Praxis erlebe ich häufig, dass der Tierheilpraktiker der letzte in einer Kette Therapeuten ist, der zurate gezogen wird. Dieser Standpunkt ist zugegeben nicht immer der angenehmste. Sollte man dem Leiden allerdings ein Ende oder zumindest Linderung bescheren, „hat man´s geschafft“, sich zu beweisen.
Eine weise Psychologin sagte einmal zu mir: „Ein guter Therapeut ist der, der an sich selbst arbeitet!“ Mit gerade einmal 19 Jahren versteht man die Tragweite dieses Satzes vermutlich noch nicht in seiner ganzen Fülle. Einige Jahre später kann ich unterstreichen: „Sie hatte Recht!“ Unser Berufsstand bringt täglich schöne Erlebnisse und Glücksmomente mit sich. Wenn lahme Pferde wieder sorgenfrei laufen, die Anzahl der Anfälle von Epileptikern zurückgehen oder eine Allergie deutlich weniger einschränkt, erleben wir mit den Besitzern gemeinsam ein Hoch der Gefühle. Doch was ist mit den Fällen, wo man nicht helfen konnte? Was ist mit all denjenigen, denen Linderung verschafft werden konnte, aber der Besitzer den Therapieerfolg nicht ausreichend empfindet? Oder ihm eine Behandlung über Monate zu langwierig ist? In unserer Praxis begegnet uns neben Freudestrahlen auch ein gewisses Misstrauen. Immer mehr Menschen ziehen zur klassischen Schulmedizin mittlerweile die Komplementärmedizin in Erwägung. Die Zweifel in die eigenen Behandlungsmethoden werden mal mehr oder weniger trotzdem deutlich vom Besitzer an den Therapeuten vermittelt. Ich weiß, dass der Bedarf an Tierheilpraktikern groß ist. Die Nachfrage steigt. Das Arbeitspensum dementsprechend auch. Ein Mittelmaß zwischen dem Arbeitsleben und dem Privatleben zu finden, scheint oft eine schwierige Gratwanderung zu sein.
Es handelt sich um einen wirklich schönen Beruf, den ich nicht mehr missen möchte. Aber selten wird über die „Schattenseiten“ berichtet. Eine Sache, die alle noch so verschiedenen Berufsstände an sich haben: Es gibt nicht nur Gutes, aber ebenso auch nicht nur Schlechtes.
Meiner Meinung nach kann eine Praxis auf Dauer nur durch einen Therapeuten Erfolg haben, wenn dieser sich mit sich selbst auseinandersetzt. „Was macht diese Situation oder dieser Fall gerade bei mir?“ Ich denke, unsere Berufsgilde neigt häufig dazu, sich voll und ganz auf seine Patienten zu konzentrieren. Dies ist bestimmt auch lobenswert. Häufig bleiben hier allerdings die Gesundheit und die „Work-LifeBalance“ des THP auf der Strecke. Leider kenne ich für diesen Sachverhalt ein paar Beispiele im Kollegenkreis. Wenn ich mich ausgeglichen fühle und in meiner Mitte stehe, kann ich dem aufgewühlten Patientenbesitzer mit Ruhe begegnen und ihm dabei helfen, ein Stück seiner Sorgen loslassen zu können. Wir müssen vor allem in Bezug auf Tiere einkalkulieren, dass wir es mit hochempathischen Wesen zu tun haben. Sie merken unsere innere Anspannung auch dann, wenn es das Herrchen/Frauchen vielleicht nicht spürt. Eine Berufung ist etwas Tolles. Das gefunden zu haben, für das man brennt. Etwas im Leben zu haben, das man aus ganzen Herzen gerne macht. Aber vergesst bitte nicht euch selbst.
Gesundheit ist der größte Reichtum, Liebe ist der kostbarste Schatz und Lachen die beste Medizin! – Albert Einstein
VERENA BAUER
TIERHEILPRAKTIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Bioresonanztherapie, Ernährungsberatung, Craniosacrale Therapie, Tierkommunikation
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