Hundebellen im Garten: Wenn sich der Nachbar gestört fühlt…
WIE LANGE DARF EIN HUND IM GARTEN BEIM SPIELEN BELLEN?
Es ist sehr traurig, dass man sich als Hundehalter mit so einer Frage auseinandersetzen muss – aber es ist leider notwendig, wenn man in Harmonie und Frieden mit seinen Nachbarn leben möchte.
BELLEN IST KOMMUNIKATION
Da Hunde nicht wie wir Menschen sprechen können, bleibt ihnen neben ihrer Körpersprache zur Kommunikation nur das Bellen übrig, um auszudrücken, was ihnen gerade wichtig erscheint. Freude, Warnung, Langeweile, Hunger, Durst, die Aufforderung zum Spielen sowie die Lust zur Gassi-Runde werden mit Bellen kommuniziert. Mitunter wird warnend einmal geknurrt, wenn ihnen etwas suspekt erscheint oder sie eine Situation noch nicht gut genug einschätzen können, aber auch das gehört zur Kommunikation dazu.
Hinter dem Bellen unserer Hunde, weil ihnen etwas Spaß macht oder weil sie uns etwas mitteilen möchten, steht also ein Grund. Kein Hund bellt zum Spaß, weil er so gerne seine Stimme hört oder jemanden ärgern möchte. Jedes Bellen hat einen Auslöser, und wenn es nur der Postbote ist, der durch Bellen angekündigt wird. Unser Hund möchte uns damit sagen, dass jemand auf dem Grundstück ist, der dort nicht hingehört. Dann liegt es an uns, die Situation einzuordnen. Ich z.B. setze mich stets zügig in Bewegung, wenn unsere Hunde anschlagen, um dem Grund auf die Spur zu gehen.
NACHBARSCHAFTLICHER STREITPUNKT
Unsere Kira ist ein Hovawart-Schäferhund-Mix – sie wird 6 Jahre alt und trägt die Gene zweier Wachhunde in sich. Selbstverständlich passt sie auf und schlägt an, sobald sie im Eingangsbereich etwas hört. Das muss sie melden, so sagt es ihr Instinkt. Jedes Mal, wenn Kira bellt, gehe ich also zur Tür und schaue nach, ob jemand draußen auf dem Grundstück ist. Anschließend schicke ich Kira auf ihr Kissen. Meilo, unser Junghund, bellt hingegen meist aus Freude und das überwiegend im Garten. Er ist immer so begeistert, wenn wir mit ihm üben oder spielen und ihn sein Bällchen apportieren lassen, dass er seine Freude gerne auch durch Bellen kundtut. Es ist kein Dauerbellen, sondern eher ein freudiges „Wuff, Wuff“, weil er in diesem Moment so glücklich ist und das auch zum Ausdruck bringen möchte. Dennoch hat sich unser Nachbar, dessen Garten an unseren grenzt, aber von einer hohen Wand umzäunt ist, bitterböse und daher recht unhöflich darüber beschwert, dass unsere Hunde, vor allem Meilo, bellen. Wäre ich in jenem Moment anwesend gewesen, hätte ich ihm freundlich gesagt, dass das nichts als Kommunikation ist, so wie er ja auch spricht, wenn er das Gefühl hat, etwas sagen zu müssen, nur dass Hunde eben nicht sprechen, sondern bellen.
Doch mein Mann war zu dieser Zeit gerade mit den Hunden draußen und über die Art und Weise der nachbarschaftlichen Kommunikation nicht gerade begeistert. Vor allem hatte er schon einmal ein Gespräch über das Thema „Bellende Hunde“ mit dem Nachbarn geführt, das freundlich und ruhig verlaufen war. Doch diesen Nachbarn stört leider alles, auch das Spielen der Kinder eines anderen Nachbarn, sodass jegliche Erklärungsversuche im Sande verlaufen.
WAS SAGT DER GESETZGEBER?
Also haben wir uns mit dem Thema „Bellender Hund“ beschäftigt und uns explizit beim Ordnungsamt sowie beim Tierschutzbund erkundigt, ob und wie lange ein Hund im Garten bellen darf. Die Antwort war erfreulich, denn Hunde haben tatsächlich und zum Glück einige Rechte: Ein Hund darf sogar 30 Minuten nonstop pro Tag bellen, wenn es ihm Spaß macht. Eine Ausnahme stellt die Mittagszeit zwischen 13 und 15 Uhr dar, auch abends sollte ab 20:30 Uhr Ruhe einkehren. Allerdings sind das nur Richtlinien, keine Gesetze. Festgeschrieben ist aber eine generelle Ruhezeit zwischen 22 und 6 Uhr.
HUNDE BRAUCHEN AUFGABEN
Sicher gibt es Hunde, die von Natur aus sehr bellfreudig sind, aber Hunde, die ständig bellen, haben in der Regel auch einen Grund dafür. Entweder sind sie unterfordert und langweilen sich, was großen Frust in ihnen auslösen kann, den sie durch Bellen dann mitteilen. Denn Hunde benötigen eine Beschäftigung, die ihrem Wesen entspricht. Das ist für sie ebenso wichtig wie für uns unser Beruf und andere Tätigkeiten, die wir in unserer Freizeit ausüben. Daher beschweren sie sich durch Bellen bei uns, wenn sie nichts zu tun haben und sich unterfordert fühlen. Das Bellen dient der Aufforderung, sich mit ihnen zu beschäftigen. Auch Hunde, die viele Stunden am Tag allein sind, weil ihre Besitzer arbeiten müssen, schlagen an, wenn sie etwas hören, das ihnen nicht in Ordnung erscheint. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, aufzupassen und das Haus bzw. die Wohnung zu bewachen. Hinzu kommt, dass sie über sehr feine Instinkte verfügen und eine drohende Gefahr förmlich im Vorfeld spüren. Es hat schon einige Hunde gegeben, die ein nahendes Feuer oder ein schweres Unwetter instinktiv wahrnahmen, lange bevor die Menschen die Gefahr erkannt haben. Oft sind unsere Hunde sogar in der Lage, Krankheiten zu erspüren oder zu erschnüffeln, bevor wir sie diagnostiziert bekommen.
VERSCHIEDENE ARTEN DER KOMMUNIKATION
Da ein Hund nur wenige Möglichkeiten hat, sich mitzuteilen, muss er sich etwas einfallen lassen. Und darin sind Hunde unschlagbar. Jeder Hund entwickelt seine persönliche Art, mit uns zu kommunizieren. Der eine kommt zu uns und legt uns seine Pfote oder seine Schnauze auf Arm oder Bein, oder er stupst uns immer wieder an. Ein anderer beobachtet uns ununterbrochen und folgt uns auf Schritt und Tritt, während ein anderer bellt oder winselt. Egal, was sich ein Hund auch einfallen lässt, um sich mitzuteilen, wir sollten uns immer darüber bewusst sein, dass es seine Art ist, mit uns zu kommunizieren, und er für sich keine andere Option zur Verfügung hat.
ANDREA LIPPERT
HEILPRAKTIKERIN
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE
Zhineng Qigong, Facial Harmony, Dorn/Breuß-Therapie, TCM, Yoga, Dozentin an den Paracelsus Schulen
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