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Epilepsie bei der Katze

THP 1 20 final Page20 Image1Stellen Sie sich vor, Ihre Katze kommt zu Ihnen ins Wohnzimmer, fällt mit einem Mal um, zuckt und strampelt mit den Beinen. Wer an Epilepsie denkt, hat meist Bilder eines sich am Boden win denden Menschen im Kopf. Der Körper der betroffenen Person leidet unter heftigen, unkontrollierbaren Muskelkrämpfen und es bildet sich Schaum vor seinem Mund. Was viele nicht wissen: Epilepsie kommt nicht nur beim Menschen, sondern auch bei vielen Tierarten vor! Ein epileptischer Anfall ist eine Funktionsstörung im Gehirn, bei der es zu einer unkontrollierten elektrischen Entladung kommt. Dies führt zum Cluster, einem sog. Gewitter im Kopf. Um sich das bildlich vorstellen zu können, kann man das Gehirn mit einem dicken Knäul schlecht isolierter Kabel vergleichen. In so einem Knäul kommt es, über den Tag verteilt, immer wieder zu Funken und Kurzschlüssen. Bei einem gesunden Gehirn ist das kein Problem. Bei einem Epileptiker löst unter Umständen ein Kurzschluss einen weiteren aus. Aus zwei werden vier und so weiter, bis einzelne Teile oder das ganze Gehirn betroffen ist.

THP 1 20 final Page21 Image7Die Epilepsie wird unterschieden in 

  • Fokale oder partielle Epilepsie 
  • Grand Mal oder Iktus
  • Status epilepticus

Bei einem fokalen/partiellen Anfall sind nur einzelne Gehirnregionen betroffen, während es beim Grand Mal/Iktus zum generalisierten Anfall kommt. Hier ist das gesamte Gehirn betroffen. Beide können zu einem Status epilepticus führen. Während ein fokaler oder ein Grand-Mal-Anfall nur Sekunden oder wenige Minuten anhält, kann ein Status epilepticus über 5 Minuten andauern. Ist dies der Fall oder folgen die Krampfanfälle schnell aufeinander, sodass das Tier zwischendurch nicht mehr das volle Bewusstsein erlangt, ist dies ein lebensbedrohlicher Zustand, der zum Tod führen kann. Hier braucht das Tier unverzügliche tiermedizinische Hilfe!
Epilepsie bei der Katze ist die häufigste chronische Erkrankung des Zentralnervensystems, aber nicht jeder Krampfanfall ist automatisch ein epileptischer.

Auch außerhalb des Zentralnervensystems gibt es Ursachen für einen Krampfanfall 

  • Vergiftungen
  • Leberschäden
  • Nierenschäden
  • Elektrolytverschiebung
  • Unterzuckerung
  • Sauerstoffunterversorgung
  • Herz- und Lebererkrankungen

THP 1 20 final Page22 Image1Bei einer Vergiftung denken viele zuerst an Rattengift oder ein Frostschutzmittel. So dramatisch muss es nicht immer sein. Oft ist es ein falsches Mittel gegen Endo- oder Ektoparasiten, das der Katze verabreicht wurde. Arzneimittel mit dem Wirkstoff Permethrin, die bei Hunden und Pferden gegen Ektoparasiten angewendet werden, dürfen bei Katzen nicht zum Einsatz kommen. Verschiedene Pflanzen in der Wohnung oder am Haus (z. B. Weihnachtsstern, Buchsbaum) können ebenfalls zur Vergiftung führen. Ein weiterer wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden sollte, sind Belastungen mit Schwermetallen. Vor diesem Hintergrund begünstigen häufige Impfungen mit Adjuvantien (Trägerstoff Aluminium) das Auftreten von Krampfanfällen. Ebenso kann ein mangelhaftes Futter durch hohe Quecksilberbelastung zur Epilepsie führen.
Während bei Hunden die idiopathische, also genetische Epilepsie mit 75 Prozent vertreten ist, kommt bei der Katze die symptomatische oder erworbene Epilepsie mit 80 Prozent vor. Durch Inzuchtzüchtungen gibt es bei Hunden und Katzen einige rassebedingte Häufungen der genetischen Epilepsie. Je reiner die Zucht ist, desto größer ist das Risiko eines Gendefekts. Die genetisch bedingte Epilepsie trifft in der Regel Tiere mit 1 bis 5 Jahren, aber auch bei älteren Tieren kann ein epileptischer Anfall vorkommen. Hier liegt der Verdacht einer symptomatischen Epilepsie nahe.
Der erste Anfall kommt ohne Vorwarnung und tritt wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Ein Tier, das bis dahin völlig gesund erschien, fällt mit einem Mal um und krampft heftig. Nicht immer sind die Symptome eindeutig. Bei einem fokalen/partiellen epileptischen Anfall kann es nur zu Zuckungen der Gesichtsmuskulatur oder einzelner Gliedmaßen kommen.

Symptome für einen epileptischen Anfall sind

  • Schaumbildung vorm Maul (Achtung Vergiftung!) 
  • Schwanzbeißen 
  • Rennanfälle 
  • Aggressivität 
  • Angstzustände 
  • Glasiger Blick 
  • Sehstörungen 
  • Augenrollen 
  • Kopfschütteln 
  • Starkes Speicheln 
  • Imaginäres Fliegenschnappen 
  • Muskelzuckungen und -krämpfe 
  • Verlust von Harn oder Kot 
  • Bewusstlosigkeit

Sollten diese Symptome bei der Katze beobachtet werden, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren. Grelles Licht und laute Geräusche können einen Anfall begünstigen.
Ein epileptischer Anfall kündigt sich mit einer Aura an. Wird diese – irgendetwas ist an der Katze anders, komisches Gefühl, Ahnung – bemerkt, soll man sie in einen Raum einsperren, in dem sie sicher ist. In diesem Raum dürfen sich keine spitzen oder gefährlichen Gegenstände befinden. Dies ist besonders ratsam, wenn die Katze einen Rennanfall bekommt. Da die Tiere während eines Anfalls kaum mehr ihre Umgebung wahrnehmen, muss auf Anfassen und Streicheln verzichtet werden. Es könnte zu einer unbeabsichtigten Beißattacke kommen.
Nach dem Anfall können Verhaltensstörungen wie Übererregbarkeit, unkontrolliertes Beißen, Blindheit oder schwere Bewegungsstörungen über Stunden anhalten.

Wodurch kommt es zu einer symptomatischen Epilepsie?

Bei einer symptomatischen/erworbenen Epilepsie liegt oft ein Absterben (Nekrosen) der Zellen durch eine Schädigung der Gehirnstruktur vor. Das Ammonshorn (Cornu ammonis) ist für die Verhaltenssteuerung zuständig. Hier handelt es sich anatomisch gesehen um eine Gehirnwindung im Großhirn (Telencephalons). Die Nekrosen der Zellen des Ammonshorns sind die häufigste Ursache für epileptische Anfälle bei Katzen. Eine Nekrose entsteht durch eine toxi sche, entzündliche, tumor- oder stoffwechselbedingte Erkrankung des Gehirns.

Durch folgende Erkrankungen wird häufig eine erworbene Epilepsie ausgelöst

  • FIP (Feline infektiöse Peritonitis) 
  • FIV (Felines Immundefizienz-Virus/Katzenaids) 
  • Schilddrüsenüberfunktion 
  • Wandernde Wurmlarven 
  • Infektionen (Toxoplasmose) 
  • Bakterien 
  • Gehirnentzündung (Enzephalitis) 
  • Hirntumore 
  • Schädel-Hirn-Trauma (auch älteren Datums) 
  • Hydrocephalus (Wasserkopf) 
  • Zuchtbedingte Deformierung des Kopfes

In der Tierarztpraxis wird durch eine gründliche Anamnese nach der Ursache für die Epilepsie geforscht, um sie dementsprechend behandeln zu können. Hierfür stehen verschiedene diagnostische Möglichkeiten wie z. B. die Blutuntersuchung (wichtig für die Ermittlung einer erworbenen Epilepsie), Untersuchung der Hirnflüssigkeit (Liquor), Elektroenzephalografie (EEG) und die Magnetresonaztomographie (MRT) zur Verfügung. Bei der Liquoruntersuchung wird dem Tier Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) entnommen und auf krankhafte Veränderungen untersucht. Bei einem EEG werden die Gehirnströme gemessen und abnorme Aktivitäten aufgezeichnet und lokalisiert. Mit Hilfe der MRT-Bilder lassen sich die verschiedenen Gewebetypen gut voneinander abgrenzen, zum Beispiel gesundes von verändertem Gewebe. In der Regel werden in der Tiermedizin ein Antiepileptika verschrieben. Bei der Katze kommen vor allem Phenobarbital, Kaliumbromid und im Akutfall Diazepam zum Einsatz. Vorsicht! Diese Mittel haben schwere Nebenwirkungen, die vor allem die Leber belasten. Ein gesicherter Auslauf ist bei Freigänger-Katzen dringend anzuraten, da sonst eine regelmäßige Gabe der Medikamente nicht gewährleistet werden kann.

In der Homöopathie kommen bei einer Epilepsie u. a. diese Mittel zum Einsatz

FLOR DE PIEDRA 

  • Leber- und Pankreasbeschwerden 
  • Schilddrüse 
  • Herz-Kreislauf-System 
  • Hypophysen-Hypothalamus-System 
  • Diabetes mellitus

CARDUUS MARIANUS 

  • Lebererkrankungen 
  • Gallenkoliken, -steinleiden und -blasenentzündung

ARNICA D6 

  • Beschwerden nach großer Anstrengung 
  • Kopfschmerzen
  • Bluthochdruck

ARGENTUM NITRICUM C30 

  • Heftige, stechende, splitterartige Schmerzen, oft blitzartig 
  • Kopfschmerzen
  • Zittrigkeit

CAUSTICUM C30 

  • Epilepsie
  • Rheumatische Beschwerden
  • Zittern, wie gelähmt
  • Schlaganfall 
  • Neuralgie (Nervenschmerzen)

HYOSCYAMUS D6 

  • Krämpfe der willkürlichen und unwillkürlichen Muskulatur
  • Epileptische Krampfanfälle 
  • Ruhelosigkeit

LYCOPODIUM 

  • Blasen-, Nieren-, Gallen- und Leberbeschwerden

Dies sind nur einige Beispiele für den Einsatz homöopathischer Mittel. Ihre Anwendung sollte unbedingt mit einem Tierheilpraktiker oder Tierarzt mit homöopathischer Erfahrung besprochen werden. Die Antiepileptika bitte weiter verabreichen. Durch die homöopathischen Mittel können die Medikamente langsam reduziert werden, somit minimiert sich das Risiko der krankmachenden Nebenwirkungen.
Für den Besitzer eines betroffenen Tieres ist es wichtig, ein Epilepsie-Tagebuch zu führen. Hier werden alle Parameter rund um einen Anfall aufgezeichnet, um eventuelle Auslöser zu ermitteln. Das Tierfutter muss getreidefrei sein, da das im Getreide enthaltene Gluten die Blut-Hirnschranke überwinden kann. Getreide steht im Verdacht, entzündliche Prozesse auszulösen. Genauso kann Zucker zu einem Anfall führen, da er den Stoffwechsel erheblich stört. Das Futter sollte also keinen Reis, Mais, Weizen, keine Kartoffeln oder Erbsen enthalten, da die darin enthaltene Stärke zu Zucker umgebaut wird. Achten Sie bei einer Katze mit Epilepsie auf möglichst naturnahe und ausgewogene Fütterung mit Fleisch ohne synthetische Zusätze. Die Umgebung einer an Epilepsie erkrankten Katze sollte strukturiert und reizarm sein, denn Katzen sind Gewohnheitstiere, jede Veränderung bereitet ihnen Stress. Ebenso sollte auf den Einsatz parfümierter Raumsprays oder Kerzen verzichtet werden. Viele für den Menschen angenehme Stoffe und Gerüche können von Katzen nur schwer verstoffwechselt werden und belasten unnötig Leber und Nieren.

Fazit

Eine Katze und ihr Besitzer können bei entsprechender Medikation, angepasster Umgebung und richtigem Futter gut mit dieser Krankheit leben!

MONIKA SPRINGERMONIKA SPRINGER

TIERHEILPRAKTIKERIN


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