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Schmeißfliegenbefall beim Kaninchen

Allgemein:
Die Anamnese und Behandlung basiert auf telefonischem Kontakt, das Tier wurde uns nicht vorgestellt. In der Regel führen wir keine telefonischen Beratungen durch, der Zustand des Tieres wurde uns aber als Notfall geschildert. Wir weisen den Besitzer darauf hin, dass in diesem Fall eine erfolgreiche Behandlung von dessen Detail-Beobachtung abhängt.

Die schon erfolgte Konsultation eines Veterinärs sowie die telefonische Anfrage bei einem Zweiten ergab als einzige Lösung das Einschläfern des Tieres, da der Zustand extrem weit fortgeschritten sei. Der Befall von Schmeißfliegen sei in heißen Sommern nicht ungewöhnlich und trete vor allem bei übergewichtigen Tieren auf (Anmerkung: durch das Übergewicht und einhergehender Bewegungsunlust können sich diese nicht mehr richtig putzen!).

Telefonische Anamnese im Frühsommer 2003:
Patient ist ein ca. 1,5-jähriges Kaninchen. Über den Winter wird es im Haus gehalten, vom Frühjahr an als "Freigänger" im Garten. Im Frühsommer, der in diesem Jahr sehr heiß war, entdeckte der Besitzer teilweise schuppige, linsengroße Quaddeln, besonders gehäuft in Afternähe. Wenige eitrige Absonderungen sind zu finden.
Auffällig wurde der Patient durch Inappetenz, Gewichtsabnahme und Mattigkeit.

Anmerkung:
Nicht ausreichendes Putzen und besonders Durchfall können im Sommer zu Fliegenbefall führen. Schmeiß- sowie Fleischfliegen legen ihre Eier in Wunden oder – bei Durchfall – in Afternähe ab. Massenbefall kann hier zum Tode führen.

Signalement:
Tierart: Kaninchen
Rasse: Teutoburger Zwergkaninchen
Farbe: weiß
Geschlecht: männlich
Kastriert: nein
Alter: 1,5 Jahre
Gewicht: 3 kg (geschätzt)
Vorerkrankung: unbekannt

Anamnese vor Ort (2001)
nicht möglich

Akute Symptome:
- Inappetent, keine Wasseraufnahme
- abgeschlafft
- Schuppige Quaddeln am ganzen Körper, vor allem aber in Afternähe

Therapie:

a) Generell:
Da der Patient uns nicht vorgestellt wurde, verlassen wir uns auf die Diagnose des Veterinärs und den Bericht des Besitzers. Um die Erscheinungen flächig abzudecken, suchen wir ein Passendes unter den großen Mitteln. Zur Auswahl stehen uns Sulfur und Silicea, wobei wir uns aufgrund der beginnenden eitrigen Absonderungen für Sulfur entscheiden.

b) Behandlung:

  1. Sulfur D6 alle 2 Stunden für 3 Tage, wir weisen darauf hin, dass es nach der Gabe von Sulfur zu vermehrter Absonderung von Sekret kommen kann
  2. Offene Stellen sind sauber zu halten, das Sekret zu entfernen, vorsichtiges Baden des Tieres
  3. Es ist besonders auf gute Stallhygiene zu achten. Bis zum Abklingen der Hautirritationen sollte das Kaninchen im Haus gehalten werden und vor zuviel Hitze geschützt sein.
  4. Zur Stärkung der Abwehrkräfte sollte das Kaninchen über 3-4 Wochen – nicht länger - ein Vitaminfutter zugefüttert werden.
  5. Bereits nach 2 Tagen bessert sich der Allgemeinzustand des Kaninchens, es frisst wieder und hat Bewegungsdrang. Die Quaddeln öffnen sich teilweise, eitriges Sekret wird abgegeben.
  6. Wir empfehlen über eine etwaige Futterumstellung mit Verzicht auf die Gabe hochkonzentrierter Fertigfutter nachzudenken, die meist zellulosearm, aber stärkereich sind (daher sollte das Vitaminfutter nur begrenzt gefüttert werden). Diese führen neben Übergewicht zu Durchfällen mit Verschmutzung im Analbereich, was hervorragende Vorraussetzungen für Fliegenbefall und Eiablage bietet.

Weiterer Verlauf (erneut telefonischer Kontakt):
Im Herbst 2003, nach erneutem Umzug des Kaninchens aus dem Garten ins Haus, kommt es zu starkem Juckreiz mit Haarausfall, welcher kahle Stellen hinterläßt. Wir empfehlen eine erneute Gabe von Sulfur D6 für 1 Woche, 3 Gaben täglich. Da wir Milbenbefall vermuten, empfehlen wir Bäder mit Thymiantee (Anmerkung: es ist zu beachten, dass das Kaninchen frei von Kälte und Zug gebadet und getrocknet wird), weiterhin besondere Hygiene für den Käfig und die Näpfe (tägliches Säubern und vor allem Trocknen, täglich frisches Futter und Wasser!).
Wir empfehlen, über eine generelle Stärkung des Immunsystems, z. B. mit Echinacea, nachzudenken.

Im Sommer 2004 sind bei gleichen Haltungsbedingungen wie im Jahr des Befalls keine Besonderheiten aufgetreten. Eine Behandlung mit Echinacea ist nicht erfolgt, am Gewicht des Patienten hat sich nichts geändert.

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