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Pferdegesundheit - Eindecken Vorteile vs. Nachteile

Nachdem sich die spätsommerlich warmen und herbstlichen Tage nun verabschiedet haben, stellt sich vielen von uns wieder die Frage nach dem Eindecken der Pferde. Soll man oder soll man nicht? Leider gibt es darauf keine eindeutige Antwort. Das liegt zum einen daran, dass jedes Pferd anders gut mit nasskaltem Herbstwetter zurechtkommt, zum anderen, dass sich der Herbst je nach Region ganz unterschiedlich anfühlen kann. Versinken z. B. die ersten Hochtäler der Alpen im Schnee, hat es in der Westhälfte Deutschlands tagsüber noch immer 13 Grad. Und während es in den Höhenlagen von Eifel und Westerwald abends schon empfindlich kalt ist, braucht sich im Rheintal noch niemand vor Nachtfrost zu fürchten.

EINDECKEN GUT ÜBERLEGEN


So viele Vorteile das Eindecken auch hat, so gibt es auch Gründe, es damit nicht zu übertreiben. Wer jedoch sein Pferd auch im Herbst und Winter weiterhin sportlich ambitioniert reiten möchte, kommt ab jetzt um das dauerhafte Eindecken kaum herum. Mit dem Eindecken bekommt das Pferd bildlich gesprochen einen „Fellersatz“ aufgelegt, was zur Folge hat, dass sein eigenes Fellkleid nicht so stark wächst. Das hat den Vorteil, dass das Tier während der Arbeit weniger schwitzt und nach dem Training schneller trocken ist. Allerdings ist bei solchen Sportcracks regelmäßiges Eindecken bis in das Frühjahr Pflicht. Werden die Nächte sehr kalt, sollte es nicht bei nur einer Decke bleiben. Beständiges Eindecken bedeutet auch, beständige und gründliche Fellpflege zu betreiben, um unangenehmen oder sogar schmerzhaften Scheuerstellen vorzubeugen, die sich an verschmutzten Fellstellen bilden können.

Wem es dagegen lästig ist, vor dem Putzen immer erst die Decke herunterzunehmen, um sie nach dem Training sofort wieder aufzuziehen, sollte sein Pferd nur nach Bedarf eindecken. Das Blöde daran ist nur, dass man die Floskel „bei Bedarf“ bei Pferden nicht genau definieren kann. Ist dem Pferd kalt oder urteilen wir eher nach dem eigenen Kälteempfinden? Denn als ursprüngliche Steppenbewohner kommen Pferde, erst recht die meisten Ponyrassen, mit Wind und Kälte sehr gut zurecht. Allerdings nur, solange es sich dabei um trockene Kälte handelt und nicht um deutsches „Herbstnieselnasskaltwetter“. Bleibt es bei Regen, braucht ein gesundes Pferd nicht unbedingt gleich eine Regendecke, sofern es auf der Weide einen zuverlässigen Wetterschutz gibt. Gesellt sich zum Nass von oben noch Wind, sieht die Sache anders aus. Merke: Wind kühlt den regennassen Pferdekörper schnell aus, was bei kleinen Tieren noch schneller passiert als bei großen.

ANGEPASST HANDELN


Das Gemeine am Wetter ist, dass man nie abschätzen kann, wie es sich gerade in der Gegend um den Stall entwickeln wird. Scheint am Morgen die Sonne, bedeutet das nicht automatisch, dass es den ganzen Tag trocken bleibt. Ein nasser Tagesbeginn kann durchaus trockenes Wetter nach sich ziehen. Sich bei der Frage „Decke oder nicht?“ nur auf den Wetterbericht im Radio oder 

eine Wetter-App zu verlassen, kann gründlichst danebengehen. Um sein Pferd angepasst eingedeckt auf die Weide zu schicken, kann es hilfreich sein, innerhalb der Stallgemeinschaft etwa eine „Eindeck-WhatsApp-Gruppe“ einzurichten und sich gegenseitig zu helfen. Ändert sich das Wetter tagsüber, können diejenigen, die gerade im Stall sind, den Pferden zu einem angepassten Wetterschutz verhelfen (Decke aufziehen oder abnehmen). Natürlich gilt dabei, dass Pferde nicht aus Zucker sind und den einen oder anderen Schauer durchaus gut ohne Regendecke überstehen.

ROBUSTPFERDE EINDECKEN?


Sämtliche Pferderassen, die ursprünglich aus Gegenden mit kalten Wetterbedingungen stammen, kommen sehr gut mit unserem mitteleuropäischen herbstlichen „Mischmaschwetter“ zurecht, auch wenn sie es ebenfalls blöd finden, im Herbstregen nass zu werden. Durch ihr sehr, manchmal sogar zu dichtes Winterfell macht es einem gesunden „Robusten“ nichts aus, das Wetter zu nehmen, wie es kommt. Im Gegenteil besteht die Gefahr, dass ein eingedecktes Robustpferd unter seiner Decke unbemerkt zu schwitzen beginnt. Kühlt die schützende Hülle bei Regen ab, wird es dem Pferd darunter schnell kalt und es beginnt zu frieren, obwohl es eingedeckt ist.

 

VERANTWORTUNGSVOLL ABPFLEGEN


Werden die Nächte richtig kalt, ist es für die Pferdegesundheit besonders wichtig, dass die Tiere nach der Arbeit am Abend trocken in den Stall kommen. Denn während der Nachtzeiten in der Box ist es einem frierenden Pferd nicht möglich, sich mit ausreichender Bewegung warmzuhalten. Dummerweise gibt es Pferde, die dazu neigen, erst lange nach der Arbeit nachzuschwitzen. Wer sich nach der abendlichen Reitstunde nicht sicher ist, ob sein Pferd nachschwitzt, obwohl es trocken in die Box gekommen ist, kann ihm mit einer leichten Abschwitzdecke einen großen Gefallen tun. Denn diese verhindert, dass das Tier beim Nachschwitzen auskühlt und die ganze Nacht in der Box frieren muss.

 

FAZIT


Die Frage, ob ein Pferd einzudecken ist oder nicht, ist also immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Und was für das eine Pferd richtig ist, muss für ein anderes noch lange nicht passen. Auch bei uns Zweibeinern gibt es bekanntermaßen solche, die als „Naturburschen“ weder Wind noch Wetter scheuen und jede Minute ihrer Freizeit draußen verbringen, während andere bei den ersten Regentropfen sofort einen Schirm aufspannen oder schnell nach drinnen flüchten.

KARSTEN KULMS

TIERHEILPRAKTIKER
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Stallhygienisierung bei Atemwegserkrankungen, lichtinduzierte Behandlung von Sehnen-, Bänder- und Muskelschädigungen, Magnetfeldtherapie, Fachjournalist für Tierheilkunde, Experte für Pferde

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Das Islandpferd ist eine sehr robuste Pferderasse. Ihr dichtes Winterfell schützt sie vor Wind und Wetter wie ein Overall. So bleiben sie auch bei Minustemperaturen gesund und munter
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