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Hundeernährung

LEBENSMITTEL, DIE ENTZÜNDLICHEN PROZESSEN ENTGEGENWIRKEN

Chronische Entzündungen gelten nicht nur bei Menschen als Ursache für zahlreiche Erkrankungen, sondern auch bei Hunden. Immer mehr Hunde leiden an Krebs, Autoimmun- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und nicht selten werden für deren Entstehung stille Entzündungen im Körper verantwortlich gemacht. Bei Menschen sollen über 50 Prozent aller Todesfälle auf diese oder andere entzündungsbedingte Erkrankungen zurückzuführen sein, bei Hunden ergibt sich ein ähnliches Bild, da Krebs eine der häufigsten Todesursachen ist.

WAS SIND ENTZÜNDUNGEN?


Entzündungen sind zunächst Schutzreaktionen des Körpers, da sie dazu beitragen, den Schaden zu minimieren und die Heilung anzuregen. Der Körper reagiert mit seinem Abwehrsystem auf einen Reiz, der durch Krankheitserreger oder einen Fremdkörper verursacht wurde. Diese Immunreaktion hilft dem Körper, Gewebeschäden zu reparieren und Infektionen zu eliminieren. Eine akute Entzündung ist für den Körper daher wichtig und zeigt sich durch spezifische Symptome: Die betroffene Stelle wird dick und rot, strahlt Wärme aus und schmerzt. Auch ist die Körperfunktion an dieser Stelle oft eingeschränkt. Eine akute Entzündungsreaktion ist durch eine zeitlich begrenzte Hochregulation der Entzündungsaktivität gekennzeichnet, die abklingt, sobald die Bedrohung verschwunden ist.

Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die das Abklingen normaler Entzündungsreaktionen

verhindern und stattdessen niedriggradige chronische Entzündungsprozesse fördern, die als stille Entzündungen bezeichnet werden. Diese Faktoren können umweltbedingter, biologischer oder psychologischer Natur sein und zu schwerwiegenden Veränderungen aller Gewebe und Organe bei Menschen sowie Hunden führen. Stille Entzündungen können der Gesundheit von Hunden auf Dauer schaden, da sie langfristige Immunreaktionen hervorrufen, die sich über viele Jahre, sogar Jahrzehnte hinziehen können. Dabei „denkt“ das Immunsystem, dass es ständig angegriffen wird, wodurch das Risiko für bestimmte Krankheiten drastisch erhöht wird. Bei Menschen wurden die häufigsten Auslöser für chronische Entzündungen identifiziert, zu denen Bewegungsmangel, Übergewicht, Störungen der Darmflora, eine unausgewogene Ernährung und Stress zählen. Als direkte Folgen wurden u. a. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Autoimmun- sowie neurodegenerative Erkrankungen und Osteoporose festgestellt.
Es ist davon auszugehen, dass diese Ergebnisse überwiegend auch auf Hunde übertragen werden können. Heutzutage sind schätzungsweise 60 Prozent aller Hunde zu dick. Hierzu trägt nicht nur Bewegungsmangel, sondern auch eine unausgewogene und übermäßige Ernährungsweise bei. Ungefähr 90 Prozent der Hundebesitzer setzen auf Fertigfutter, das alles andere als natürlich, frisch und ausgewogen ist und aufgrund des hohen Verarbeitungsgrades kaum mehr wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien bereitstellt, die stark entzündungshemmend wirken können. Auch wenn es den Anschein erwecken mag, dass Nassfutter natürlicher sei als Trockenfutter, besteht hinsichtlich der antientzündlichen Wirkung kaum ein Unterschied: Dosenfutter ist ein hoch verarbeitetes Produkt, das kaum noch sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien enthält, da diese dem Verarbeitungsprozess größtenteils nicht standhalten können.

Ebenso leiden viele Hunde an Allergien, Futtermittelunverträglichkeiten, Verdauungsproblemen, unerklärlichem Juckreiz und chronischen Entzündungen der Augen, Ohren oder Analdrüsen. Mit diesen Symptomen wird oft eine gestörte Darmflora in Verbindung gebracht. Bedenkt man, dass sich bis zu 80 Prozent des Immunsystems im Darm befinden, wird deutlich, wie wichtig eine intakte Darmgesundheit für das allgemeine Wohlbefinden der Hunde ist. Nicht zuletzt nehmen Hunde unseren zum Teil sehr hektischen Alltag und unsere innerliche Unausgeglichenheit wahr und entwickeln zunehmend Stresssymptome, die auf Dauer nicht spurlos an ihnen vorbeigehen. Es wird deutlich, dass Hunde – genauso wie wir Menschen – zahlreichen Auslösern für stille Entzündungen ausgesetzt sind und ebenso an den Folgen leiden (und sterben). Wie können wir stille Entzündungen im Körper unserer Hunde reduzieren und dazu beitragen, dass sie möglichst lang gesund bleiben? Der Schlüssel liegt – wie bei unserer eigenen Gesundheit – zum Großteil in der Ernährung. Die Natur hat ein enormes Angebot an antientzündlichen Lebensmitteln zu bieten, welche die Gesundheit von Hund und Mensch optimal fördern und Krankheiten vorbeugen können. Auch wenn es keine Garantie gibt, dass durch eine entsprechende Ernährungsweise Hund und Mensch vor schwerwiegenden Erkrankungen verschont bleiben, trägt sie auf jeden Fall zur Prävention bei.

ENTZÜNDUNGSFÖRDERNDE VS. ANTIENTZÜNDLICHE LEBENSMITTEL

Es gibt in der Ernährung von Hunden und Menschen einige Lebensmittel, die sich besonders positiv auf die Gesundheit auswirken und Krankheiten vorbeugen können, aber auch einige, die stille Entzündungen ankurbeln und somit im Verdacht stehen, bestimmte Krankheiten zu fördern.

ENTZÜNDUNGSFÖRDERNDE LEBENSMITTEL

Diese ungünstigen Lebensmittelgruppen kennen wir von unserer eigenen Ernährung bereits, denn es handelt sich u. a. um Zucker, einfache Kohlenhydrate und tierische Produkte. Auch wenn zugesetzter Zucker glücklicherweise in den wenigsten Futtermitteln für Hunde enthalten ist, darf nicht vernachlässigt werden, dass sich dennoch oft hohe Mengen an natürlichem Zucker in Form von Getreideerzeugnissen im Fertigfutter befinden. 

Getreide ist nicht per se schlecht, im Gegenteil: Pseudogetreide, wie Quinoa und Buchweizen, aber auch „normale“ Getreidesorten wie Hirse und Haferflocken stecken voller wertvoller Nährstoffe. Selbst der oft verpönte Weizen ist im Allgemeinen ein gesundes und nahrhaftes Lebensmittel. Das Problem liegt jedoch darin, dass das Korn in der Regel hochverarbeitet wird somit alle Bestandteile mit Ausnahme des Mehlkörpers entfernt werden, wodurch die Konzentration vieler wertvoller Inhaltsstoffe drastisch sinkt und ein „gehaltloses“ verdichtetes Kohlenhydratkonzentrat herauskommt, das den Hunden in erster Linie viel Energie liefert und leicht verdaulich ist. Es handelt sich hierbei um das klassische Weißmehlprodukt, das wir auch in unserer Ernährung lieber meiden sollten. Diese Kohlenhydrate unterstützen nicht die Gesundheit und gelten auch bei Hunden als entzündungsfördernd. Vor allem viele Trockenfuttersorten enthalten einen sehr hohen Getreideanteil, der oft nicht konkret deklariert ist und es unklar bleibt, um was für eine Art von Getreide es sich handelt und wie hoch es verarbeitet wurde. Vor allem bei pauschalen Angaben wie „Getreideerzeugnisse“, aber auch bei Weizen und Reis ist stark davon auszugehen, dass es sich um klassische Weißmehlprodukte handelt. Hinzu kommt, dass Fertigfutter im Allgemeinen sehr hoch verarbeitet ist und der Großteil an antientzündlichen Bestandteilen, wie sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien, verlorengegangen sind. Einige tierische Produkte fördern erwiesenermaßen nicht nur im Körper von uns Menschen stille Entzündungen, sondern auch im Hundekörper. Allen voran das „rote Fleisch“ von Rind, Schwein und Lamm. Verarbeitetes Fleisch, das in Trocken- und Dosenfutter enthalten ist, ist entzündungsfördernd. Ein Grund dafür ist die Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, die in den genannten Fleischsorten in hoher Konzentration vorkommt und ab einer gewissen Menge nachweislich für stille Entzündungen verantwortlich ist. Zwar benötigen Hunde eine bestimmte Menge an Arachidonsäure, jedoch wird ihr Bedarf durch die genannten Fleischsorten und den allgemein sehr hohen Fleischanteil von 70 – 80 Prozent, der heutzutage als gesund für Hunde angenommen wird, mehr als gedeckt. Arachidonsäure kommt auch in anderen Fleischsorten, Fisch, Milchprodukten und Eiern vor, jedoch ist in diesen Lebensmitteln die Konzentration etwas geringer, sodass ein maßvoller Einsatz keinen stark entzündungsfördernden Effekt hervorruft. Einige pflanzliche Öle enthalten entzündungsfördernde Arachidonsäure in zu hohem Maße und sollten lieber nicht an Hunde verfüttert werden. Dazu gehören Sonnenblumen-, Traubenkern-, Kürbiskern- und Distelöl.

ANTIENTZÜNDLICHE LEBENSMITTEL

Die Natur hat viele Lebensmittel zu bieten, wovon einige einen stark antientzündlichen Effekt aufweisen und bei regelmäßigem Konsum die Gesundheit positiv beeinflussen können. Auch wenn es einige tierische Lebensmittel gibt, die diese positiven Effekte aufweisen, sind es vor allem pflanzliche Produkte, die antientzündlich wirken. Im Rahmen einer selbst gekochten pflanzenbasierten Ration kann die antientzündliche Wirkung im Vergleich zum fleischbasierten Fertigfutter um ein Vielfaches gesteigert werden, da nicht nur (verarbeitetes) Fleisch entzündungsförderlich wirkt, sondern 

durch den hohen Verarbeitungsgrad des gesamten Futters (unabhängig davon, ob es sich um Trocken- oder um Nassfutter handelt) der antientzündliche Effekt nahezu komplett verloren geht. Hervorzuheben ist außerdem der Nutzen des hohen Ballaststoffanteils in selbstgekochten pflanzenbasierten Rationen: Diese unverdaulichen Pflanzenbestandteile sind eine notwendige Grundlage für eine gesunde Darmflora, da sie z. B. den nützlichen Dickdarmbakterien als Nahrungsquelle dienen. Die Darmmikroben verwerten die Ballaststoffe und stellen dabei darmschützende und immunstärkende Substanzen her.

MUSS AB JETZT NUR NOCH SELBST FÜR DEN HUND GEKOCHT WERDEN?

Tatsächlich ist es so, dass eine selbstgekochte pflanzenbasierte Ration Hunde mit zahlreichen wertvollen antientzündlichen Wirkstoffen versorgt, die Fertigfutter nicht ansatzweise in solch hoher Konzentration aufweisen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass nun jeder Hundesitzer in Stress geraten und selbst für den Hund kochen muss. Wer nicht für seinen Hund kochen kann oder möchte, kann zum einen auf einen reduzierten Fleischanteil in der Ration achten, um die Konzentration der entzündungsfördernden Arachidonsäure zu reduzieren, und zum anderen das Fertigfutter mit besonders antientzündlich wirkenden Lebensmitteln ergänzen. Manchmal lässt es unser hektischer Alltag nicht zu, das Kochen für den Hund zu priorisieren, sodass zumindest kleine, besonders gesunde Toppings positiv auf die Gesundheit des Hundes einwirken können. Wer jedoch einen Hund mit chronischen gesundheitlichen Beschwerden wie Allergien, Unverträglichkeiten, Entzündungen der Augen oder Ohren, Juckreiz, Hotspots und Verdauungsproblemen zu Hause hat, für den wäre es eine Überlegung wert, die Gesundheit des Hundes mit einer individuell berechneten pflanzenbasierten Ration optimal zu unterstützen.

10 GESUNDE LEBENSMITTEL FÜR HUNDE MIT ANTIENTZÜNDLICHER WIRKUNG

BEEREN Wirkstoffe: Anthocyane und andere Antioxidantien wirken entzündungshemmend und schützen die Zellen vor oxidativem Stress.

Hinweis: Wilde Heidelbeeren enthalten im Vergleich zu Kulturheidelbeeren besonders viele antientzündliche Stoffe. Diese aus dem Tiefkühler können Hunden aufgetaut gefüttert werden.
Empfehlung: Ein paar Beeren im Futter sind für Hunde gut verträglich und werden gerne gefressen.

TOMATENMARK Wirkstoff: Lycopin ist eines der effektivsten Antioxidantien und wirkt entzündungshemmend.
Hinweis: Als Topping dient es besonders mäkeligen Hunden als Fressanreiz.
Empfehlung: Da Tomatenmark verhältnismäßig viel natürlichen Zucker enthält, sollte es sparsam verwendet werden. 1 TL für kleine Hunde bzw. 3 EL für große Hunde sind völlig ausreichend.

ALGENÖL Wirkstoffe: Die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA sind nicht nur entzündungshemmend, sondern unterstützen auch die Herz-, Gehirn- und Augengesundheit.
Hinweis: EPA und DHA sind im Fischöl enthalten, allerdings ist Algenöl reiner als Fischöl, da Algen nicht die Umweltgifte und Schwermetalle (wie Quecksilber, PCB und Dioxine) enthalten, die sich in größeren Mengen in Fischen anreichern können.
Empfehlung: Als Ergänzung je nach Größe des Hundes 1 Kapsel täglich bzw. alle 2 Tage füttern. Bitte auf laborgeprüfte Produkte achten, um kein Risiko einer Schwermetallbelastung einzugehen.

KURKUMA Wirkstoff: Curcumin ist ein starkes Antioxidans und wirkt entzündungshemmend. Es kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit fördern.

BUCH-TIPP

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Hinweis: Für bessere Aufnahme des Curcumin sollte wenig Pfeffer und etwas Öl hinzugefügt werden. Empfehlung: Dem Futter untermischen. Bei kleinen Hunden reicht 1 Messerspitze, bei großen Hunden darf es bis zu ½ TL sein.

INGWER Wirkstoff: Gingerol ist ein starkes Antioxidans und besitzt schmerzstillende und entzündungshemmende Eigenschaften. Es blockiert Enzyme, die im Körper Entzündungen fördern.
Hinweis: Getrockneter Ingwer ist besser geeignet, da durch den Trocknungsprozess Gingerol in Shogaol umgewandelt wird und dieser Wirkstoff noch wirksamer gegen Entzündungen ist.
Empfehlung: Dem Futter untermischen. Bei kleinen Hunden reicht 1 Messerspitze, bei großen Hunden darf es bis zu ½ TL sein.

ANANAS Wirkstoff: Das eiweißspaltende Enzym Bromelin wirkt entzündungshemmend und ist Bestandteil vieler Medikamente gegen Entzündungen.
Empfehlung: Sofern Hunde Ananas mögen, können einige kleingeschnittene Stücke dem Futter beigefügt werden.

BROKKOLI Wirkstoffe: Sulforaphan ist ein starkes Antioxidans, das entzündliche Prozesse im Körper reduziert. Brokkoli enthält Vitamin C und Flavonoide, die antioxidativ wirken und die Immunabwehr unterstützen.
Empfehlung: Leicht dampfgegart füttern, damit die Hunde die Nährstoffe gut aufnehmen können.

SPINAT Wirkstoffe: Carotinoide neutralisieren Freie Radikale und reduzieren oxidativen Stress, was entzündliche Prozesse im Körper mindert. Spinat enthält Vitamin E, das entzündungshemmend wirkt und die Zellen vor Schäden schützt.
Empfehlung: Leicht dampfgegart oder fein püriert füttern, damit die Hunde die Nährstoffe gut aufnehmen.

PAPAYA Wirkstoffe: Papain ist ein Enzym, das entzündliche Prozesse reduzieren kann und insbesondere bei Verdauungsproblemen und Entzündungen des Magen-Darm-Traktes helfen kann. Papaya enthält hohe Mengen an Vitamin C, das antioxidativ wirkt und Entzündungsmarker im Körper reduziert.
Empfehlung: Sofern Hunde Papaya mögen, können einige kleine Stücke dem Futter beigefügt werden.

KAROTTEN Wirkstoffe: Beta-Carotin, ein starkes Antioxidans, hilft dabei, Freie Radikale zu neutralisieren, die Entzündungsprozesse auslösen können. Durch die Umwandlung in Vitamin A unterstützt es das Immunsystem und die Zellgesundheit. Karotten enthalten Polyphenole, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Empfehlung: Karotten können weichgekocht oder geraspelt dem Futter untergemengt werden.

ANDREA KLEIST

ERNÄHRUNGSBERATERIN FÜR HUNDE
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Ernährungsberatung für gesunde und kranke Hunde in allen Lebensstadien, Autorin

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