Zum Hauptinhalt springen

Kolumne Gassitalk - Hundegeschichten aus dem Park

Prägungs- und Sozialisierungsphase bis zur 12. Woche

Ab der 18. Woche beginnt der Übergang vom Welpen zum Junghund

Die Pubertät hängt von der Rasse und Größe des Hundes ab

Erwachsen ist der Hund erst mit

DER BESTE FREUND DES MENSCHEN – WARUM ES JEDER VERDIENT HAT, EIN BUDDY ZU SEIN


Mal wieder Zeit für eine schöne Geschichte. Komm mit mir und Buddy in den Park und bewundere die Entwicklung vom verspielten Junghund zum gestandenen Familienkumpel. Dafür musst du erstmal ein bisschen was über mich wissen. Seit Sommer 2023 arbeite ich mit einer Dogsitting-Agentur zusammen und habe regelmäßig Gäste zu Besuch. Die meisten begleiten meinen Partner und mich übers Jahr hinweg. Gerade bei Hunden, die wir nur alle paar Wochen oder Monate treffen, fallen Veränderungen stark auf. Wenn sie bei der ersten Begegnung noch im Junghundealter sind, gleich tausendmal mehr.

Als ich Buddy das erste Mal begegnet bin, war er gerade 9 Monate alt. Ein stattlicher Junghund mit wachem Blick, freundlicher Ausstrahlung und einer Menge Energie, aber mindestens genauso viel Willen zu gefallen und alles richtig zu machen. Wer den letzten GassiTalk gelesen hat, erinnert sich an Aris und sein schönes Zuhause. Buddy hat ein ähnliches Glück, zusätzlich einen einfacheren Start ins Leben. Er ist aus einer guten Labradorzucht, war von Anfang an bestens versorgt und wurde von einer netten Familie adoptiert. Bereits im jungen Alter beherrschte er seine Kommandos einwandfrei und lief ohne Leine voran, als wäre er bereits ein alter Hase. Warum schreibe ich über Buddy? Einen braunen Familienlabrador, der mit den Kindern spielt, Mama und Papa viel Freude und manchmal bestimmt auch Kopfzerbrechen schenkt. Ist doch ein Hund wie jeder andere, oder? 

Schön wäre es, aber leider sieht die Realität oft anders aus. Da werden mir Hunde als „schwierig“, böse“, „überängstlich“ oder „störrisch“ beschrieben. Wenn ich diese Monsterhunde dann kennenlerne, stelle ich in den meisten Fällen schnell fest, dass es einfach ein Problem in der Kommunikation oder den gemeinsamen Lebensumständen gibt. Genau deswegen ist es wichtig, über Hunde wie Buddy zu schreiben. Und Aris. Die Hunde, um die sich gesorgt wird, für welche die Zugehörigkeit zur Familie selbstverständlich ist und die trotzdem als Individuen ihrer Art verstanden und geliebt werden. Es sind vorbildliche Beispiele dafür, wie es laufen kann und meiner Meinung nach laufen soll, auch wenn es überall Höhen und Tiefen gibt. Zurück zu Buddy und seinem ersten Aufenthalt bei uns: Da war er schon 1 Monat älter als bei unserer ersten Begegnung, und man hat ihm die Hormone deutlich angemerkt. Immer noch darauf bedacht, alles so perfekt wie möglich zu machen, kam ihm manchmal sein Kopf in die Quere. Das fiel gerade im Spiel mit einer unserer Stammhundedamen auf. Eine damals ca. 2-jährige Hündin Dudu, die auch heute noch nicht genau weiß, wo ihr der Kopf steht. Da wurde aus der theoretisch schon voll erwachsenen Dame und dem Pubertier ein rasender Knäuel übergroßer Welpen, die kaum zu bändigen waren. Wurde der eine langsam müde, hat der andere erst richtig aufgedreht und andersrum – da war es auch egal, wie lang die Gassirunden waren. Buddy ist ein sehr großrahmiger Rüde, der seine Kraft damals noch schwer einschätzen konnte. Das führte dazu, dass er die kleineren Hunde wie Dudu ab und zu aus Versehen über den Haufen rannte und dann ganz bestürzt über den schrecklichen Unfall war, während das Opfer schon längst wieder weiterspielte. Einer der Gründe, warum man ihn einfach liebhaben muss. Aber da gibt es viele, z. B. dass er uns von Anfang an genau mitgeteilt hat, wie sein Tagesablauf auszusehen hat, also wann es Essen gibt, wann es Zeit ist, Gassi zu gehen etc. So weit, so normal. Wir haben ihn im Sommer ab und an gesehen und jedes Mal gestaunt,

wie schnell sich ein Hund in nur wenigen Wochen verändern kann. Wenn du selbst mal einen Welpen hattest, wirst du dich wahrscheinlich irgendwann gewundert haben, wann er denn nur plötzlich so groß geworden ist. Kleines Geheimnis: So plötzlich war’s gar nicht. Du kannst die Veränderungen nur nicht wahrnehmen, weil ihr jeden Tag zusammen seid. Außenstehende, wie Dogsitter, Tierärzte oder Tierheilpraktiker, haben einen ganz anderen Blick auf und für dein Tier. An dieser Stelle ist es wichtig, zu erwähnen, dass eine jährliche Kontrolluntersuchung angemessen ist. Aus diesem einfachen Grund: Egal, wie viel Mühe du dir gibst, manche Veränderungen bleiben für dich im Verborgenen, weil du zu nah dran bist und vielleicht nicht so früh reagieren kannst, wie der Therapeut das hätte tun können. Aus Buddys süßem Welpengesicht formten sich langsam die Züge eines bulligen Rüden mit breiter Schädelplatte und majestätischem Ausdruck. Der Schelm in den Augen ist ihm glücklicherweise erhalten geblieben, denn der macht ihn besonders süß und unterstreicht sein lustiges und tollpatschiges Wesen. Mit jedem Besuch merkte man ihm an, dass er an Selbstbewusstsein und -vertrauen zugenommen hatte. Gewachsen ist er ebenfalls noch ein bisschen und seine Muskulatur bildete sich aus. Die Pubertät schien ihm manchmal etwas zu schaffen zu machen, doch er meisterte seinen Alltag ohne nennenswerte Vorkommnisse und es gab nie einen Grund zur Beanstandung, was sein Verhalten anging. Kommen wir zum spannenden Teil, der Hundegeschichte aus dem Park. Der Herbst war gerade angebrochen und das erste Laub zierte den Kurpark. Dudu war die letzten Wochen mit sich und der Welt auf dem Kriegspfad. Sie ist knapp 3 Jahre alt und mein absoluter Herzenshund. Um sie geht es hier jetzt aber nicht, sie ist in dieser Geschichte nur die Statistin. Dafür wird sie uns hoffentlich noch durch viele Storys begleiten. Halten wir nochmal fest: Buddy ist ein fast 2 Jahre alter Labradorrüde, Dudu eine beinahe 3-jährige Mischlingshündin. Die Hunde kennen sich seit Monaten und spielen gewöhnlich gerne miteinander. So hat Buddy natürlich auch diesen Tag wieder eine Aufforderung gestartet. Dudu hat daraufhin allerdings sehr zickig reagiert und ihn unwirsch zurückgewiesen. Buddy war verwirrt, und erstmal ein wenig verständnislos hat einen sanfteren Versuch unternommen und ist wieder auf Eis gelaufen. Nach kurzer Überlegung hat er beschlossen, die Sache gut sein zu lassen und einfach wieder buddymäßig gelassen den Spaziergang zu genießen. Werfen wir einen genauen Blick auf die Fakten: Vor wenigen Monaten hätte Buddys Verhalten noch völlig anders ausgesehen. Er hätte Dudus Verhalten nicht einfach respektieren können, weil er selbst noch zu sehr mit sich beschäftigt war. Er hätte immer wieder versucht, ihre Laune zu verbessern und sie mit Spiel und Kuscheln wieder in die zu verwandeln, die er kennt. Damit hätte er sie erst richtig wütend gemacht. Er hat innerhalb sehr kurzer Zeit gelernt, Verhalten zu deuten und richtig darauf zu reagieren, seine Impulse zu kontrollieren und sozial angepasst am Leben teilzunehmen. Dudu hingegen tut sich mit 1 Jahr mehr Lebenserfahrung damit manchmal schwerer. Das ist ihr nicht anzulasten, denn sie hat auch ihre Gründe, dazu vielleicht ein andermal mehr. Ich bitte dich, deine Augen weit zu öffnen, wenn du draußen unterwegs bist, und zu gucken, wie viele Mensch-Hunde-Beziehungen funktionieren und wie viele Hunde überhaupt die Chance bekommen, natürliches Verhalten zu zeigen. Warum kann Buddy so cool reagieren, auch wenn Dudu ungerechtfertigtes Verhalten ihm gegenüber an den Tag gelegt hat? Wie hat er es geschafft, obwohl er 1 Jahr jünger ist, erwachsener und besonnener zu reagieren? Er hat ein konstantes Zuhause, in dem er geliebt und gefördert wird. Er hat seine Aufgaben und ist zu jeder Zeit bestens versorgt. Er wird bewegt und man merkt ihm an, dass ein guter Umgangston herrscht und Regeln konsequent befolgt werden. Er ist das perfekte Beispiel dafür, dass ein Hund eine große Bereicherung für eine Familie mit Kindern sein kann, wenn man alle Bedürfnisse berücksichtigt. Zudem ist er aus einer guten Zucht und hatte einen sauberen Start ins Leben mit Sozialisierung. Es ist nichts vorgefallen, dass ihn in irgendeiner Weise geschädigt hat. Das ist großartig. Danke an die Familie von Buddy. Für sein Zuhause. Für die Liebe. Für das wunderbare Beispiel, wie ein Hund aufwachsen sollte. Ist es immer einfach mit Buddy? Sicher nicht, jeder hat so seine Macken. Aber wenn man sich darauf nicht einlassen kann, ist man mit einem Kuscheltier besser beraten. Deswegen lautet die Botschaft: Wenn du ein Haustier an deiner Seite hast, behandle es wie deinen Buddy!

JANA BARTH

TIERHEILPRAKTIKERIN

TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE Dogsitting, Verhaltens- Fütterungsund Haltungsberatung

KONTAKT
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!